eic kyf msh nnz uhz tv nt
Do, 15:00 Uhr
16.08.2018
Ausstellung im Humboldt-Gymnasium

Mythos DDR

Ausstellungen zur Zeitgeschichte sind ein schwieriges Pflaster. Was die wissenschaftliche Betrachtung zu Tage fördert mag im Blick auf die Faktenlage stimmen, muss sich aber nicht mit der individuellen Lebenserfahrung decken. Gerade am Thema DDR scheiden sich hier gerne die Geister. Eine Ausstellung am Humboldt-Gymnasium zum "Mythos DDR" will gerade diese Diskussion befeuern und zur Diskussion anregen...

Mythos DDR - Ausstellung will zu Diskussionen anregen (Foto: Angelo Glashagel) Mythos DDR - Ausstellung will zu Diskussionen anregen (Foto: Angelo Glashagel)

Vor gut 70 Jahren wurde auf dem Schulhof des heutigen Humboldt-Gymnasiumein in der Domstraße, wie schon so oft, ein Klassenfoto geschossen. Für Dr. Manfred Schröter ist das Bild heute ein Memento an eine andere Welt und ihre Realitäten. Gut die Hälfte seiner Mitschüler und ihre Familien hatten wenige Jahre nachdem das Foto aufgenommen worden war, das Land in dem sie bis dahin gelebt hatten verlassen, waren "nach dem Westen gegangen".

Anzeige symplr
Diesen "Aderlass" spüre man bis heute, erzählte der ehemalige Oberbürgermeister heute in der Aula das Humboldt-Gymnasium, eine halbe Generation und deren Kinder, hunderttausende Menschen, fehlten dem Osten des Landes bis heute.

Das Wie und Warum dieses Exodus und der weiteren Geschichte des 20. Jahrhunderts zu klären, dafür sind im Geschichtsunterricht der Gymnasien in der zehnten Klasse zwei Stunden in der Woche vorgesehen, vier wenn man im Kurssystem den Geschichtsunterricht vertiefen will. Nicht viel Zeit sich mit der komplexen Geschichte eines ganzen Landes und seiner Gesellschaft auseinanderzusetzen. Vor rund einem Jahr hatte deswegen die Landesschülervertretung gefordert, dem Thema mehr Zeit zu widmen. Das Humboldty-Gymnasium habe dem Ansinnen entsprechen wollen, erläuterte heute der stellvertretende Schulleiter Volker Vogt, dabei sei man auf die Ausstellung "Mythos DDR" der Konrad-Adnauer-Stiftung gestoßen.

Die Schau der CDU-nahen Stiftung ist nicht aus der hohlen Hand entstanden, erzählt Daniel Braun von der Konrad Adenauer Stiftung. In langen Gesprächen mit Zeitzeugen und unter der Begleitung eines wissenschaftlichen Beirates hat man verschiedene Themen des DDR-Alltagas herausgestellt, von der Nationalen Volksarmee über den Umweltschutz bis zum Wirtschaftssystem, dem Unterhaltungbetrieb, Rechtsstaatlichkeit, Sport und Bildung.


Frei von Lücken ist die Ausstellung nicht, das geben auch die Macher freimütig zu, die Thematik ist zu vielschichtig als das sie adäquat mit ein paar Bildern und Textbausteinen dargestellt werden könnte. Dennoch habe man sich Mühe gegeben hier nicht in "schwarz und weiß" zu malen, meint Schulleiter Vogt, sondern eine Ausstellung aufgebaut, die den Lebensalltag kritisch hinterfragen soll. "Die Einschränkung von Freiheit war ein zentrales Element der DDR, auch wenn sie individuell unterschiedlich wahrgenommen werden konnte", sagte Vogt, Themen die auch heute wieder aktueller Gesprächsstoff sind.

Für die Schülerinnen und Schüler ist die DDR heute tatsächlich "Geschichte", in dem Sinne wie es auch das Kaiserreich oder der Dreißigjährige Krieg ist, erzählt Geschichtslehrerin Frau Bode. Eine ferne Vergangenheit, die mit dem Jetzt scheinbar nichts mehr zu tun hat. Insofern ist für die Schüler ein Besuch der Ausstellung vor allem erst einmal Unterricht, kann aber auch den Anstoß geben, in der eigenen Familie einmal nachzufragen, wie die eigenen Erfahrungen mit der Geschichte waren.

Die Menschen waren damals nicht anders als heute, meint Manfred Schröter, trotz der Entbehrungen der Nachkriegszeit seien er und seine Mitschüler damals Jugendliche gewesen, die mit Lust und Freude gelebt haben. Die Unterschiede lagen außerhalb des eigenen Seins. Für eine spitze Frage nach dem Hitler-Stalin Pakt, erinnert sich Schröter, erhielt er damals erst einen Verweis und durfte sich danach zwei Jahre lang "in der Produktion beweisen", bevor er zum Studium zugelassen wurde. Seine Frau kam erst durch außerordentliche sportliche Leistungen zu ihrem Studium, der Beruf des Vaters als freischaffender Akamdemiker, nicht ihre eigene Befähigung, hatten ihr den geraden Weg in die Zukunft bis dahin verbaut.

Es sind Geschichten wie diese, erzählt von Zeitzeugen, welche die Lebenswirklichkeit heute mit der Vergangenheit verknüpfen und der Geschichte einen Sinn für die Gegenwart der Schülerinnen und Schüler geben kann, einen Referenzpunkt in der Einordnung des eigenen Alltags. Der "Mythos DDR" kann zwischen wissenschaftlicher Methode und der Erinnerung derer, die ihre Geschichte in diesem Land gelebt haben, so vielleicht ein wenig entzaubert und einer realistischeren Betrachtung der Vergangenheit nahe gebracht werden.

Bis zum 30.08. kann die Ausstellung "Mythos DDR" in der Aula des Humboldt-Gymnasiums in der Domstraße während der Schulöffnungszeiten von Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr besichtigt werden, die Schule bittet lediglich um Anmeldung im Sekretariat.
Angelo Glashagel
Mythos DDR - Ausstellung will zu Diskussionen anregen (Foto: Angelo Glashagel)
Mythos DDR - Ausstellung will zu Diskussionen anregen (Foto: Angelo Glashagel)
Mythos DDR - Ausstellung will zu Diskussionen anregen (Foto: Angelo Glashagel)
Mythos DDR - Ausstellung will zu Diskussionen anregen (Foto: Angelo Glashagel)
Autor: red

Kommentare
henry12
16.08.2018, 15.48 Uhr
Mythos DDR?
Da gibt es keinen Mythos. Die einen haben die DDR erlebt und vielleicht wie auch heute gute oder schlechte Lebenserfahrungen gemacht. Die anderen kennen die DDR nur aus dem Geschichtsunterricht und sind auf diese Schröters dieser Welt angewiesen, um etwas darüber zu erfahren.
Der Text ist unaufgeregt und sachlich, bis auf das ewige Gejammer von Schröter. Dieses ewige Selbstmitleid ist unerträglich.
Leser X
16.08.2018, 17.23 Uhr
Henry 12
Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Die einen haben die DDR geliebt, die anderen schon immer gehasst. Mit der "Aufarbeitung" dürfen sich leider heute öffentlich fast ausschließlich die letzteren befassen. Da muss man nicht raten, was dabei rauskommt...
DDR-Facharbeiter
16.08.2018, 20.43 Uhr
Henry 12 zum DDR-Mythos:
DDR-Facharbeiter: Sachliche Kommentare von Diskussionsteilnehmern wie Henry'12 am 16.8.2018 zum Artikel "DDR-Mythos" "Der Text ist unaufgeregt und sachlich," finde ich subjektiv sachdienlich.
Nicht sachdienlich, Henry 12, finde ich den Nachsatz:
"..bis auf das ewige Gejammer von Schröter" und "ewiges Selbstmitleid". Was soll das?
In meiner betrieblichen Praxis bin ich den Leuten gern aus dem Weg gegangen, die andere Leute herabsetzen.
Solche selbst ernannten " Reiter auf einem hohen Ross" haben oft wenig vorzuweisen.
Ich will natürlich nicht sagen, daß Sie, henry12, zu diesen Leuten gehören. Ich weiß ja nichts über Sie und Ihr Leben.
Ich erinnere mich an einen unbeliebten Jugendfreund aus meiner Berufsschulklasse.
Er wurde, angeblich wegen Unproduktivität,
an die ABF (für Nicht-DDR-Bürger: Arbeiter- und Bauern - Fakultät) in Jena delegiert.
Später wurde er - angeblich von seinem Kollektiv - zum Studium an die Humboldt-Universität delegiert.
Er soll dann einen Einzel -Posten in einer demokratischen Organisation bekommen haben.
Zitat Manfred Schröter:
"Die Menschen waren damals nicht anders als heute, meint Manfred Schröter,
trotz der Entbehrungen der Nachkriegszeit seien er und seine Mitschüler damals Jugendliche gewesen,
die mit Lust und Freude gelebt haben."
Diesem Satz von Manfred Schröter stimme ich aus vollem Herzen zu.
Wo sehen Sie da Selbstmitleid, wenn Manfred Schröter Fakten aus dem Leben seiner Frau erwähnt?
tannhäuser
17.08.2018, 07.01 Uhr
Das ist kein Mythos!
Dazu war der Übergang in die Realität Gesamtdeutschland viel zu real.

Für viele mit negativen Folgen. Für andere butterweich.

Wäre ja schön, bei einigen der schon damals für die DDR handelnden und heute sich immer noch oder wieder in hohen Positionen befindlichen Personen handele es sich um mythische Wesen wie Einhörner.

Dann könnte man sie einfach mittels Gedankenkraft verschwinden lassen und müsste nicht (leider meist vergeblich) auf Wahlen warten.

Vielleicht klappt's nächstes Jahr erst mal auf natürlich-demokratischem Wege, Pan Bodo und seine Elben loszuwerden.
Jäger53
17.08.2018, 07.59 Uhr
Mythos DDR
Ich würde mich freuen ,wenn nur Menschen über die DDR diskutieren würden, die in diesem
Land aufgewachsen sind. Und nicht Personen die Ihr Wissen über die DDR aus der Bild Zeitung
oder in der Schule nach der Wiedervereinigung gelehrt bekommen haben. In den Schulen durften
die Lehrer nur das schlechte aus der DDR Zeit weitergeben. Das gute durfte nicht erwähnt
werden.
henry12
17.08.2018, 08.08 Uhr
"Facharbeiter"
Tja, es soll sie geben, die anderen Meinungen. Die muss man nicht teilen, aber sie existieren trotzdem . Das Problem ist, das nach der Meinungsallmacht der SED heute neue Meinungs-
und Deutungsdiktatoren am Werk sind und alles niederwalzen, was von der Linie abweicht.
Für den einen ist das Glas halb leer und den anderen halb voll, das sollte man respektieren.
Herr Oberlehrer.
Leser 3421
17.08.2018, 08.46 Uhr
Erstaunlich,
wie man mit solchen Themen immer wieder die selben Personen triggern kann. Nicht wahr, Jäger und Henry?

@Jäger53:
Es mag an Ihrer Vergangenheit liegen, dass Sie gerne Diskussionsteilnehmer mundtot machen möchten.
Wie sonst ist erklärbar, dass Sie das Diskussionsrecht nur Zeitzeugen zusprechen wollen?
Geht es nach Ihrer Einstellung, sind wir ja glücklicherweise bald Themen wie den 2. Weltkrieg und die damit verbundene Schande los. Also alles kein Problem: Sind alle erst einmal weggestorben, hat sich die Diskussion damit erledigt. Geschichte? Was ist das? Kann weg!

Zugegeben: Die Idee hat im Bezug auf die Schergen des damaligen Unrechtsregimes schon seinen Reiz. Aber nicht, um darüber nicht mehr diskutieren zu dürfen, sondern weil man dann endlich das dumme, ewig gestrige Geseier los ist.

Liebe Grüße
Peter Ungeman, Baujahr 1951
henry12
17.08.2018, 09.05 Uhr
@Leser 3421
O.K., ich frage beim nächsten mal vorher an,
zu welchem Thema ich schreiben darf.
Jawoll, Genosse !
Teja
17.08.2018, 09.39 Uhr
Leser 3421
Interessant,wie Sie mit dem so genannten ewig gestrigen Geseiere in Bezug auf die DDR umgehen.Was davor lag,ist davon nicht inbegriffen?Jede Epoche hat ihre Geschichte,darüber zu reden und daraus zu lernen ist wichtig,jeder Mensch hat andere Erfahrungen gemacht.Jeder hat die Wahl Revoluzzer oder integriertes Mitglied der Gesellschaft zu sein.Was das Wort Schergen betrifft,lässt vermuten,das Sie in der DDR gewisse Probleme hatten.
Auch hier sei Ihre Meinung basierend auf realen eigenen Erlebnissen Ihnen gegönnt.Kann aber nicht zu Pauschalverurteilungen führen.
Aber egal was heute an geschichtlichen Darstellungen erarbeitet wird,bitte immer dran denken,das der Zeitzeuge ein Greuel für den Geschichtswissenschaftler ist.Warum
wohl???????
Real Human
17.08.2018, 10.02 Uhr
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“
„Bei diesem Satz handelt es sich um eine Sentenz des deutschen Philosophen Theodor W. Adorno aus dessen Minima Moralia. Das geflügelte Wort gilt heute als sein berühmtester Satz, als sprichwörtlich gewordene Wendung.“ (Wikipedia)

Ich betrachte diesen in der „DDR“ völlig unbekannten Satz als eine rhetorische Übertreibung, ähnlich der vielzitierten Sentenz von Sokrates: „Ich weiß, dass ich nichts weiß!“ Angemessener wäre zu sagen: Ich bin mir bewusst, dass ich mir immer nur ein subjektives MODELL von der REALEN WELT mache.

So war das Leben in der „Deutschen volksherrschaftlichen Volksherrschaft“ nicht immer nur ein falsches. Ich war selbst Schüler an der damaligen Humboldt Oberschule („EOS“) und auch wir stellten uns z.B. Fragen zum Hitler-Stalin-Pakt. Aber aus meiner Klasse erhielt keiner deswegen einen Verweis. Vielmehr gab ein Lehrer (Fräulein Ritschel?) die durchaus passende Antwort: „Die Sowjetunion wollte Zeit gewinnen.“

Sehr viel heikler wäre schon die Frage gewesen, warum es der Wehrmacht gelang, in den ersten Monaten Millionen Soldaten der Roten Armee einzukesseln und warum man nicht die Strategie von Kutusow angewandt hatte. (Wer um ein paar Ecken weiter denkt ... Ist Hitler Stalin mit einem Angriff nur zuvorgekommen?)

Heute kann man solche Fragen offen diskutieren. Es scharren aber schon Demagogen in ihren Startlöchern, die sich autokratische Zeiten zurückwünschen. Den gegenwärtigen herrschenden Eliten geht es anscheinend zu wohl. In Wirklichkeit haben sie auf die Herausforderungen der Zukunft keine Antwort. Hauptsache, noch mal im Bundestag sitzen und seine Eitelkeiten und fetten „Diäten“–) pflegen.

So dreht sich das Rad der Regierungsformen (Polybios) immer weiter. Unsere Demokratie befindet sich – nach meinem bescheidenen Urteilsvermögen – im Stadium der Dekadenz (der lupenreine Schröder, Ätschi-Bätschi, unser Merkelchen, Seehofer und sein „Mautkasper“...)
...und die Vogelschiss-Partei nähert sich den Fleischtöpfen.

Solche Mechanismen hatte am Beispiel des Alten Ägyptens aber schon unser Geschichtslehrer Herr Jochmann auf meine Nachfrage hin angedeutet.

Nebenbei: Wir hatten auch Sadisten als Lehrer („Atze B.“).

Jörg Birkefeld, Baujahr 1950
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr