eic kyf msh nnz uhz tv nt
Mi, 09:01 Uhr
01.08.2018
Nachgefragt

Boomt jetzt bald der Tourismus im Südharz?

Seit diesem Jahr kümmert sich Thomas Knorr um den Tourismus im Südharz-Revier und rund um den Kyffhäuser. Qualitätsmanager nennt der Diplom-Betriebswirt sich. Und der ist so was von optimistisch. Noch. Wir haben mit ihm gesprochen...

Fitnesstag in Neustadt - wenig Interessen bei Urlaubern (Foto: nnz/Sandra Witzel) Fitnesstag in Neustadt - wenig Interessen bei Urlaubern (Foto: nnz/Sandra Witzel)
Ganz klar, das Wort "Qualität" kommt in nahezu jedem dritten Satz während unserer Gespräches vor: Qualitätsregion hier, Qualitätsoffensive da. Oh Mann, die Qualitätscoaches (Q-Coach) hätte ich dabei fast noch vergessen.

Anzeige symplr
Es geht also um die Qualität, aber um welche eigentlich? "Ich bin fest davon überzeugt, dass mehr Gäste für die Region um Südharz und Kyffhäuser durch die Erhöhung der Qualität der Angebote und des Service angesprochen werden können", sagt Knorr und verweist auf erste Erfolge seines Wirkens, das am 22. März dieses Jahres offiziell an den Start ging. Unterhalb des Kyffhäusers. Mittlerweile habe man 28 Q-Coaches in 21 touristischen Betrieben ausbilden können. Die Seminare dazu fanden in Bad Frankenhausen und in Sondershausen statt.

Und genau da beginnt das eigentliche Dilemma des geeinten Tourismusverbandes Südharz Kyffhäuser. Im Kyffhäuser-Revier läuft es, im Südharz eben nicht. Warum wurde mit der Ausbildung der "Qualitätstrainer" nicht dort angefangen hat, wo es mit der Qualität nicht so gut bestellt ist? Könnte es darin begründet liegen, dass auch Thomas Knorr unter Erfolgsdruck steht? Und lassen sich statistische Erfolge rund um das kaiserliche Denkmal eher nachweisen als zwischen Tierzucht van Asten und den Abbaugebieten der drei "Gipser"? Mitnichten, antwortet der Qualitätsmanager: "Der Grund, dass wir in Bad Frankenhausen und Sondershausen mit der Q-Coach-Ausbildung angefangen haben und nicht in Nordhausen, war: das hier die Termine eher zustande kamen und weniger Gründe waren: der Erfolgsdruck oder die Region Südharz weniger touristisch oder die Qualität hier schlechter ist."

Also wird Knorr nicht aufgeben und so plant der Mann mit Hilfe aus dem Nordhäuser Rathaus das Ausbildungs-Seminar in Nordhausen im September. Auch einen Tourismusstammtisch soll es in Nordhausen geben und den bereits Ende August.

Nun ist der Südharz, also der Landkreis Nordhausen, nicht ein gänzlich weißer Fleck auf der Landkarte, schließlich gibt es da das Vorzeigeprojekt "Pneumokur" im Vorzeigekurort Neustadt, das um eine Schlafkur ergänzt werden soll. Es ist die seit Jahren propagierte Initiative eines Arztes, der eine Nische entdeckt haben könnte. Menschen mit Lungenerkrankungen ein menschenwerteres Leben zu ermöglichen. Kur, das bedeutet einen Aufenthalt über mehrere Tage, was übrigens für die desaströse Südharz-Statistik geradezu ein Segen wäre.

Doch hier tut sich das nächste Problem für die Region auf. Wo soll übernachtet werden? Und: welche Ansprüche stellen diejenigen, die in Neustadt kuren wollen an die Etablissement. Der Autor dieses Beitrages kann von sich behaupten, dass er sich in der deutschen Übernachtungslandschaft auskennt und Preis gegen Leistung abwägen kann.

Was aus dem touristischen Vorzeigeobjekt, dem einstigen Vier-Sterne-Haus in Neustadt, dem Neustädter Hof inzwischen geworden ist, lässt ein Blick in die Hotel-Portale im Internet erahnen: Ein Doppelzimmer (2 Personen) für 80 Euro bietet HRS an, inklusive Frühstück. So wundert es nicht, wenn man sich die Bewertungen für den Neustädter Hof ansieht. Qualität muss auch ihren Preis haben und ist im Discount nicht zu haben.

Viel Arbeit also für den Südharzer Tourismusmanager, der darum wirbt, die Attraktivität der Gästezimmer zu erhöhen, Angebote wie Sauna und Wellness mit aufzunehmen, mit Baumhäusern die Übernachtungskapazitäten zu erhöhen. Dafür kann Knorr nicht nur gute Ratschläge anbieten, sondern auch auf Finanzierungsprojekte, zum Beispiel der Thüringer Aufbaubank verweisen. "Wir begleiten aktuell 18 investive Projekte im Rahmen der Qualitätsoffensive, darunter auch in Neustadt", wirft der Mann mit der Herkules-Aufgabe ein.

Im August werden Mystery-Checks starten, zwölf Betriebe lassen sich derzeit auf diese Art und Weise überprüfen. Dabei werden die Hotels, Restaurants, Sehenswürdigkeiten, aber auch Museen von einem Tester auf ihre Angebots- und Servicequalität überprüft. So unterschiedlich die Ergebnisse vielleicht auch sein werden - alle Beteiligten eint ein Ziel, es müssen mehr Gäste in den Südharz kommen und die müssen auch noch länger als bisher hier bleiben. Nur dann kann der Tourismus auch tatsächlich ein ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor werden. Nicht einmal mehr 18 Monate hat Thomas Knorr noch Zeit, um anzuschieben und anzuregen.
Peter-Stefan Greiner
Autor: nnz

Kommentare
Liane Enzinger
01.08.2018, 19.42 Uhr
Tourismus in NDH empfiehlt sich mit ...
1. Besuch des Tagebaus am Kohnstein
2. Besuch des neuen Tagebaus bei Niedersachswerfen
3. Besuch des ehemaligen schönen Ortes Rüdigsdorf (dann auch schon Tagebau. Somit geeignete Stelle für mystery Übernachtung)
4. Besuch der mystery Stempelstelle am touristischen hotspot Kulturbibliothek mit Entgegennahme des mystery Stempels für die Wandernadel mit Pflichtausleihe des entsprechenden Harzromans
6. “Adventure irrigation“ des Parks Hohenrode mit Wasser aus dem Krebsverpesteten Kiesteich
7. “Horror meal“ mit selbstgegrillten und kontaminierten Wasservögeln aus eben diesem Teich an einer großen Feuerstelle im Park Hohenrode (inzwischen ja ausreichend bewässert)
8. Gemeinsames Bad zur Abkühlung im größten, schönsten und besten Erdfall der ganzen Welt auf dem Katastrophenschutzgelände in Salza
9. Robuste Übernachtung in Zelten auf dem herrlichen, großzügigen Areal des Industriegebiets “Goldene Aue“. Für “all inklusive plus“ Gäste am nächsten Morgen: Begrüßungs“encounter“ mit den dort ganztags erscheinenden Investoren aus China, NordAmerika und Südostasien sowie Kuba und Dubai.

Finale: Auszeichnung der Reiseteilnehmer mit dem Q-Zertifikat: I survived tourism in NDH

Liane Enzinger, M.A.
Linnert
05.08.2018, 00.05 Uhr
WARUM in den Südharz
Sicherlich haben alle schlauen (und teuren) Auswertungen und Berichte irgendwo ihre Richtigkeit und Berechtigung.
Als "alter" Südharzer frage ich mich aber schon lange, WARUM sollte denn überhaupt jemand hier übernachten wollen.
Ja, es gibt eine tolle Natur und Historie, die unbedingt erhalten werden muss.
Aber WAS haben wir denn sonst noch zu bieten?
Allein in Neustadt hatten wir zur "Wende" ca. 13 (!) gastronomische Einrichtungen:
- Ratskeller
- Cafe Kilian
- Herrenwiese
- Kegelbahn
- Reicher Winkel
- Jugendclub
- Neustädter Hof (Zur Sonne)
- Hotel Hohnstein
- Burg Hohnstein
- Zittertal
- Burgblick
- Eiscafe
- Am Saal
Okay, einige wenige davon gibt es noch oder wieder. ABER versucht doch mal abends etwas schönes Essen zu gehen oder einfach nur ein Bierchen in gepflegter Runde zu schlürfen! Selbst Geschäftsreisende möchten nicht einfach "nur" für 80 Euro schlafen, sondern vielleicht am Abend noch etwas unternehmen. Ein kleiner Absacker gefällig - no way! Die wenigen Lokalitäten haben leider nur "ausgesuchte" Öffnungstage- oder Zeiten. Ja - die Gastronomie hat in ganz Deutschland schwere Zeiten. In anderen Tourismus-Orten (z.B. Thüringer Wald, oder im Nordharz) finden wir aber wenigstens zur Saison das eine oder andre geöffnete (!) Restaurant.
Für eine funktionierende Gastronomie müssen natürlich auch zahlende Gäste an den Tisch.
Aber auch hier stellt sich die Frage: WARUM in den Südharz fahren? Was gibt es denn für Familien dort? Bei schönem Wetter gibt es die Freibäder - aber sonst? Abenteuerspielplatz, Sommerrodelbahn. Segway, Spaßbad, Baumwipfelpfad, Kletterpark, Action wie an der Rappodetalsperre, (echter) Tierpark, Ski-, Eislauf- oder Rodelerlebnisse (falls mal wieder Schnee liegt) - Fehlanzeige!!!
Nur mit der Natur, der Harzquerbahn, einer (für Familien hoch interessanten) Langen Wand, der Tauchbasis in NDH und den (sehr) wenigen (!) anderen Attraktionen ist keine Medaille zu gewinnen!
Wo bleibt denn da die viel gepriesene Tourismusförderung aus Erfurt? Besteht Thüringen denn wirklich nur aus dem Thüringer Wald und dem Eichsfeld?
Nur die wenigen, sehr lobenswerten Einzelaktivitäten wie dem Harzer-Sagen-Pfad in Ilfeld, einem kleinen Spielplatz am Neustädter Gondelteich mit Trimm-Dich Pfad (sowas gab es schon zu DDR-Zeiten etwas weiter oben im Wald!) dürften sicher auf Dauer das Überleben des traditionsreichen Tourismus im Südharz leider nicht ausreichen. Auch die tollen überregionalen Aktionen wie das Harzunger MZ-Treffen dürften den Tourismus insgesamt nicht beflügeln.
Bitte nehmt mir nicht übel, wenn ich die eine oder andere tolle Initiative übersehen haben sollte.
Aber wenn ich mir andere Gegenden der alten Bezirke anschaue, dann sehe ich doch: Guck mal - geht doch! (z.B. sommerrodelbahn-altenberg, Karls Erlebnis-Dorf , "Adrenalin an der Rappodetalsperre" oder andere bekannte Leuchtturmprojekte ).
Sicher kann nicht alles durch die Politik in NDH, EF oder Berlin erledigt werden. Aber die Grundlagen und Voraussetzungen zu schaffen, dafür sollte dort schon gesorgt werden. Thüringen besteht nicht nur aus Weimar, Erfurt und Eisenach, wie es die Medien alleweil darstellen!
Wenn der Tourismus weiter stirbt, darf sich niemand wundern, wenn die Industrie weitere Flächen in kahle Bergbauregionen verwandelt.
So - das lag mir schon lange auf der Seele. Deswegen ist der Text auch "etwas" länger geraten, was man mir aber bitte nachsehen möge.
Viele Südharz-Grüße
Linnert
Andreas Dittmar
05.08.2018, 10.45 Uhr
Das anbieten, was man hat und gut is.......
Wir sollten uns über die Leute freuen, welche uns besuchen. Saubere Zimmer, gute Gastronomie und das was wir haben in Schuß halten. Das reicht aus. Tourismus als Haupteinnahmequelle oder gar als Industriezweig gibt es auch aber ob das wirklich jemand haben möchte, bezweifle ich. Hier mal die Zugspitze als Beispiel. Wer dort nach Flora und Fauna sucht, findet diese vielleicht zu gepfefferten Preisen totgebraten in Deutschlands höchsten Biergarten.
https://youtu.be/8tztlrIzlyU
120 Personen pro Fahrt oder 580 Personen pro Stunde, a 46 € sind eine schöne Stange Geld aber eben auf Kosten der Natur. Für Technikfreaks einmal sehenswert aber dann war es das auch. Vielerorts wurden auch Flächen jenseits von gut und böse als Parklfläche zubetoniert. Wer da jetzt an das neue Gewerbegebiet denkt, wird enttäuscht sein weil da ja nichts in der Nähe ist weder zum Bespaßen noch zum Anschauen. Auch ein Biosphärenreservat bringt keine Verbesserung. Das zieht natürlich Gäste an. Da "wohnt" sogar der Bergdoktor. Nur die harten Standortfaktoren haben wir leider nicht vor der Haustür. https://www.kaiserreich.at und unsere Seite zum direkten Vergleich https://www.region-suedharz-kyffhaeuser.de/
Andreas Dittmar
05.08.2018, 11.24 Uhr
Kleine Ergänzung
Das Hotelzimmer für 80 € kann ich locker toppen. Auch in einer Tourismusregion ist eine 4 Sterne Ferienwohnung für zwei Personen mit Schwimmbad, Sauna und kostenlosem WLAN im Haus für 61 Euro pro Tag in der Hauptsaison zu haben. Das ist auch kein Discount. Vielleicht sollten sich Tourismusmanager oder besser gesagt, welche es noch werden möchten, mal in anderen Regionen schlau machen, was es da so alles gibt. Der Preis ist kein Maßstab sondern die Qualität.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr