In den jährlichen Veranstaltungsplanungen des Ost Klassiker Klubs Wolkramshausen sind seit einigen Jahren auch Reisen ins benachbarte Ausland so zum Beispiel nach Tschechien, in die Schweiz und nach Schweden verzeichnet. Das Hobby Oldtimer ist heute ein leidenschaftliches Freizeitthema allerdings auch ein Spekulationsgebiet in vielen Ländern der Erde geworden...


Somit liegt es auf der Hand, dass nicht nur in der eigenen Suppenschüssel gerührt wird, sondern der Blick auch übern den Rand hinaus geht.

Dabei sind für Liebhaber von historischen Fahrzeugen die Länder besonders interessant, die wie Deutschland auch über eine bedeutende Geschichte im Fahrzeugbau verfügen. Für das laufende Jahr wurde daher eine Reise in den Süden von England geplant. Dieses Land, in dem die technische Revolution ihren Ursprung hatte, die Dampfkraft der englischen Industrie eine hohe Dynamik verlieh und in Folge auch das Transportwesen, die Mobilität der Menschen und der Motorsport durch die Entwicklung von Fahrzeugen befördert wurde, ist daher für technisch interessierte Menschen ein lohnendes Reiseziel.

Der Ausgangspunkt der diesjährigen Auslandsreise bildete für einige Klubmitglieder die südenglische Hafenstadt Southampton, gelegen in der Grafschaft Hampshire. Das Ziel war die in südwestlicher Richtung von Southampton gelegene malerische Ortschaft Beaulieu, in der König Johann Ohneland 1203 eine Zisterzienserabtei mit der heutigen Bezeichnung Beaulieu Abbey errichtete. Auf dem Weg in den idyllischen Ort, durchfährt man den sog. New Forest (Neuer Wald), ein Gebiet von 571 ha in dem knapp 13000 Nutztiere (Pferde, Esel, Rinder, Schweine) ohne Zäune frei leben können. Hier sollte jeder Fahrer wissen, dass es bei Verkehrsdelikten mit den Nutztieren durch eine eigene Gerichtsbarkeit in dieser Region, zu empfindlichen Strafen kommen kann.

Bereits 1538, nach der Auflösung des Klosters, kaufte ein Vorfahre der heutigen Adelsfamilie Montagu of Beaulieu, die gesamte Anlage mit einem Umfang von 32 ha. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts und den gesellschaftlichen Veränderungen in vielen Ländern Europas, suchten zunehmend viele Besitzer von Herrenhäusern und Schlossanlagen nach neuen Einnahmequellen für sich und für den Erhalt ihrer historischen Bauwerke einschließlich der dazu gehörigen Park-und Gartenanlagen. Der aufkommende Tourismus bot dazu eine Lösung an und somit öffneten viele Adlige bzw. Großgrundbesitzer ihre Anwesen für die Öffentlichkeit.

Vor der gleichen Situation stand sicher auch der damalige 3. Baron Edward von Montagu. Er öffnete sein aus dem 14. Jahrhundert stammendes Palace House, welches ursprünglich der Beaulieu Abbey als repräsentatives Torhaus diente, 1952 der Öffentlichkeit. Da sein Vater bereits ausgeprägte Erfahrungen mit Kraftfahrzeugen hatte und ein kleiner Bestand von 5 historischen Fahrzeugen zum damaligen Zeitpunkt vorhanden war, stellte der Baron diese Fahrzeuge zur Besichtigung mit aus und legte damit auch den Grundstein für ein Nationales Motor Museum in England.

Da die Überlegungen des Edward von Montagu, die museale öffentliche Darstellung von Kirchenarchitektur und Klosterleben, Lebenskultur und Gartenkunst der herrschenden Adligen und der modernen Fahrzeugentwicklung auch von wirtschaftlichen Erfolg gekrönt war, konnte eine kontinuierliche Entwicklung zu einem modernen Museum erfolgen. Bereits 1972 wurde ein moderner Museumsbau eröffnet, der ca. 250 Oldtimer überwiegend aus der englischen Produktion aber auch einige Deutsche Fabrikate, nach heutigen musealen Ansprüchen repräsentiert. Die Ausstellung beinhaltet Kräder, Seitenwagengespanne, PKW`s, Nutzfahrzeuge, Sport-und Hochgeschwindigkeitsfahrzeugen.

Auch über einige der fahrbaren Untersätze des obersten Geheimagenten seiner Majestät namens James Bond aus verschiedenen Filmen kann der Besucher sich erfreuen. Verzichtet wurde auch nicht auf die Darstellung von Werkstätten.

Ergänzt wird das gesamte Anwesen auch durch ein gutes Gastronomieangebot, durch eine Einschienenhochbahn und durch Fahrten in der weitläufigen Parkanlage mit einem historischen Bus.
Das gesamte Anwesen befindet sich in einem äußerst gepflegten Zustand, bietet neben viel technischem Wissen auch ein breites Unterhaltungsangebot und ist der Austragungsort des jährlichen Beaulieu Autojumble, eines auch international bekannten Oldtimermarktes.
Für die teilnehmenden Mitglieder des Ost Klassiker Klub`s Wolkramshausen war der Besuch des National Motor Museum in Südengland ein lohnende Reise.
Hubert W. Rein, Ost Klassiker Klub Wolkramshausen