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Mo, 11:51 Uhr
21.05.2018
Dichterstätte Sarah Kirsch

"Mein Leben ist ein dunkles Lied"

Am kommenden Wochenende werden die Schüler des Kurses Darstellen und Gestalten der Klassenstufe 9 Texte Edeltraut Eckerts im Rahmen einer szenischen Lesung in der Aula der Staatlichen Regelschule „Hainleite“ in Wolkramshausen vorstellen. Die Präsentation ist ein Ergebnis der seit Jahren gepflegten Zusammenarbeit mit der Dichterstätte Sarah Kirsch in Limlingerode...


Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht die nahezu unbekannte Dichterin Edeltraut Eckert. Die 1930 in Schlesien geborene Autorin flieht in den Wirren des Zweiten Weltkrieges gemeinsam mit ihrer Familie nach Brandenburg. Nach dem Abitur beginnt sie ein Pädagogikstudium an der Berliner Humboldtuniversität.

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Darin sieht sie eine Chance, sich aktiv am Aufbau einer friedlich – demokratischen Nachkriegsordnung zu beteiligen; „Erziehung zur uneingeschränkten Entfaltung und freien Meinungsäußerung des jungen Menschen“ (E.Eckert). Allerdings muss sie bald spüren, dass ihre Ideale nicht mit denen der politischen Machthaber übereinstimmen. Im Mai 1950 wird sie wegen Besitzes kritischer Flugblätter verhaftet und zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt.

Der Aufenthalt in verschiedenen Gefängnissen und deren katastrophale, menschenverachtende Zustände setzen ihr physisch und psychisch zu. Sie beginnt, ihr Leid in Texten zu verarbeiten. In der Strafvollzugsanstalt Waldheim wird ihr wegen guter Führung und Arbeitsleistungen die Erlaubnis erteilt, ein Schreibheft für ihre Gedichte zu nutzen. „Die Strafgefangene Eckert, Edeltraut, 5.Kolonne, erhält die Genehmigung, dieses Buch zum Zwecke ihrer Dichtung und Komponierung bei sich zu führen. Es enthält 136 Seiten.“ 136 Seiten, sich die Sorgen von der Seele zu schreiben.

So entstehen 101 Gedichte, die ihre Situation zwischen Angst und Auflehnung, zwischen Hoffnung und Resignation eindrucksvoll spiegeln. „Ich weiß nicht mehr, was ich einst war/Und weiß noch nicht, was aus mir wird,/Und manchmal ist es sonderbar,/Dass man noch Leben in sich spürt.“ (E.E.) Im Januar 1955 kommt es im Frauenzuchthaus Hoheneck zu einem schweren Arbeitsunfall. Edeltraut Eckert ist als Mechanikerin in der Schneiderei eingesetzt. Die Maschinen sind veraltet, sie laufen Schicht für Schicht. Plötzlich – eine abgelegte Spule gerät in die Maschine.

Edeltraut Eckert will den Schaden beheben. Bei dem Versuch, das Hindernis zu entfernen, geraten ihre Haare in die Maschine. Die Kopfhaut wird großflächig eingerissen. Aufgrund der mangelnden sanitären Bedingungen in der Haftanstalt kann sie nicht ausreichend medizinisch versorgt werden. Es folgt ein Martyrium. Im April 1955 stirbt Edeltraut Eckert in der Chirurgischen Universitätsklinik Leipzig. Sie wird eingeäschert, ihre Urne in einem geheim gehaltenen Massengrab beigesetzt.

„Mein Leben ist ein dunkles Lied,/Das an der Sehnsucht bangem Klange reift -/Ein weher Ton, wenn leis und müd,/Das Schicksal in die Saiten greift.“ (E.E.). Alle Interessierten sind herzlichst eingeladen.

26.05.2018, 14:30 Uhr, Aula der Regelschule Wolkramshausen
Autor: red

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