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Mi, 10:30 Uhr
25.04.2018
Ein Jahr Elektro-Car-Sharing in Nordhausen

Elektro-Start Up will weiter wachsen

Im Frühjahr 2017 starteten ein paar junge Leute ein ambitioniertes Projekt: ihre Firma "Intrasol" sollte Elektromobilität nach Nordhausen bringen und die Idee des "Carsharing" in der Stadt populär machen. Nach einem Jahr kann eine erste Bilanz gezogen werden und die sieht nicht schlecht aus. Die Firma will weiter wachsen...

Vor einem Jahr rollten die ersten Elektro-Carsharing-Autos durch Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel) Vor einem Jahr rollten die ersten Elektro-Carsharing-Autos durch Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)

Vor gut zwei Jahren saßen Eric Benkenstein und Sebastian Kupfer noch im "CoDeck" über dem Lutherplatz, ihre Idee von einer elektrifizierten Region war noch nicht viel mehr als ein paar Seiten beschriebenen Papiers. Elektromobilität und Carsharing, frei buchbare Mietwagen an festen Standorten mit Ladestationen in einer vergleichsweise kleinen Stadt wie Nordhausen, das war eine frische aber auch eine riskante Idee. Vor einem Jahr rollte der erste Carsharing-Mietwagen dann durch die Stadt.

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Innovation heißt das Modewort für derlei Pioniergeist dieser Tage und der zahlt sich nicht immer aus. Das "CoDeck", auch so eine "innovative" Idee, fand keinen Anklang am Südharzrand und wurde in der Zwischenzeit in aller Stille zu Grabe getragen.

Elektro-Expertise aus dem Südharz

An "Intrasol" ist der Kelch des Scheiterns vorübergegangen. Das Team um Kupfer und Benkenstein ist von vier auf 10 Mitarbeiter angewachsen und nach eigener Aussage schwer beschäftigt. Neben Nordhausen ist man inzwischen auch im Nachbarkreis tätig. Am Fuße des Kyffhäusers bietet man Shuttlebusse an, die Touristen hinauf zum Denkmal bringen. Rein elektrisch versteht sich. Allein zum Eröffnungstag am Ostermontag habe man 90 Fahrten verbuchen können, freut sich Intrasol Mitbegründer Sebastian Kupfer. Auch der Landkreis selbst und einige Unternehmen interessierten sich für die Expertise der Nordhäuser wenn es um Ladenetze für Elektrofahrzeuge und den eigenen Fuhrpark geht.

Mit der Ein-Harz-Initiative arbeitet man an der touristischen Nutzung elektrischer Mobilität und mit der alten "Alma mater", der Nordhäuser Hochschule, verbindet die Firma heute ein Forschungsprojekt zur Nutzung von Wasserstoff als Energiespeicher. Im Ilm-Kreis befasst man sich derzeit mit dem Aufbau eines kommunalen Carsharings für Verwaltungsmitarbeiter und Privatpersonen und auch in Schweinfurt arbeite man an einem Elektromobilitätskonzept, berichtet Kupfer.

Blaupause für den Bund

Der Heimat am Harzrand will man aber nicht den Rücken kehren, im Gegenteil. Geht es nach Kupfer und Benkenstein soll Nordhausen eine Art Blaupause für den Rest des Landes werden. In Zusammenarbeit mit der Firma "Enercon", einem der der größten deutschen Hersteller von Windkraftanlagen, will das Nordhäuser Start-Up am Stadtrand die bundesweit erste Hochleistungsladestation installieren. "Das kann man sich ähnlich einer normalen Tankstelle vorstellen. Je nach Auto können Fahrzeuge an vier Säulen mit bis zu 350 kw in weniger als zehn Minuten geladen werden." Theoretisch könnten hier auch Lkw oder Busse frischen Strom tanken. Nordhausen biete sich als Testregion an, für eine ländliche Region sei der Markt hier vergleichsweise fortschrittlich. "In zwei Jahren wird das der Stand der Technik sein, und zwar für die nächsten 20 Jahre", prophezeit Kupfer.

v.l.: Sebastian Kupfer und Eric Benkenstein (Foto: Angelo Glashagel) v.l.: Sebastian Kupfer und Eric Benkenstein (Foto: Angelo Glashagel)

Flatrate für das Auto

Zweites Standbein des Unternehmens ist "Mobeno", das Carsharing-Projekt in Nordhausen. Rund 31.000 Kilometer haben die sechs Fahrzeuge zusammen in den letzten zwölf Monaten zurückgelegt. "Gefahren werden vor allem Kurzstrecken, rund 80% der Fahrten liegen unter 20 Kilometern", sagt Kupfer. An Wochentagen würden die Autos vor allem zwischen 7 und 9 Uhr stark genutzt, am Wochenende seien zwar tendentiell weniger Nutzer mit den Elektrofahrzeugen unterwegs, würden dann aber länger fahren und weitere Strecken zurücklegen.

Mit jeweils rund 1000 Stunden Fahrzeit wurden die Fahrzeuge am Kino und am Bochumer Hof am häufigsten frequentiert. Die beiden Standorte sollen demnächst durch neue Fahrzeuge verstärkt werden. Außerdem wolle man perspektivisch in Nordhausen-Nord, in Salza, am August-Bebel-Platz und am Bahnhof weitere Ausleihstationen einrichten. Das Interesse an dem Angebot sei nach wie vor hoch, zwischen 10 und 20 Neuanmeldungen habe man im Schnitt pro Monat, berichtet der Firmengründer.

Zudem plant man eine Art "Flatrate" für die Fahrzeugnutzung anzubieten, wie man sie aus dem Mobilfunkbereich kennt. Wer viel fährt bucht einen der Tarife mit höherer Nutzungsdauer, wer nur kurze Wege zurücklegt und das Carsharing eher sporadisch nutzt, bucht einen günstigeren Tarif. Gewechselt werden kann flexibel, je nach aktuellem Bedarf. "Heute ist es noch so das die Kunden zu Beginn des Monats nicht wirklich abschätzen können wieviel sie die Fahrzeugnutzung am Ende kosten wird. Die Flatrate soll das ändern und die Nutzung des Carsharings flexibler und planbarer machen." An der genauen Ausgestaltung der Tarife arbeite man zwar noch, Preise und Zeiten stehen noch nicht endgültig fest, gegenüber dem regulären Autobesitz mit Tank-, und Reparaturkosten, Abgaben und Versicherungssorgen soll die "Mobilitätsflat" aber deutlich günstiger ausfallen.

Und auch ins klassische Mietwagengeschäft will man einsteigen. Sieben verschiedene E-Modelle in unterschiedlichen Größen will man am Standort in der Rothenburgstraße vorhalten.

Grundsätzlich wolle man sich vom Start-Up Charakter der CoDeck-Tage verabschieden und festere Unternehmensstrukturen schaffen, "Strategie 2020" nennt Kupfer das. Einer Stadt, die historisch betrachtet bei Zug, Straßenbahn und Motor immer auch ein Treiber für technische Innovation im Thüringer Norden war, wäre ein Erfolg der Strategie zu wünschen. Es wäre nicht das erste mal das sich Pioniergeist in Nordhausen bezahlt macht.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
grappa22
25.04.2018, 13.44 Uhr
Ungehörig
So schön das Start Up Unternehmen" Intrasol" auch gestartet ist, würde es sich trotzdem gehören, dass man als Stellenausschreiber auf eingehende Bewerbungen eingeht. Ich hatte, nachdem 4 Wochen verstrichen waren und die ersten Stellen besetzt waren, persönlich im Unternehmen nach dem Stand der Bearbeitung der Bewerbungen nachgefragt und es wurde mir versichert, dass diese Nachfrage an den Geschäftsführer, Herr Benkenstein, weitergeleitet werden würde.
Es sind weitere 3 Wochen vergangen und heute lese ich wieder von der Expansion des Unternehmens.
Unerklärlich, aber wahrscheinlich will es keiner offen sagen, aber Deutschland hat, trotz Fachkräftemangel, ein großes Problem mit älteren Arbeitsuchenden!!
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