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Do, 09:00 Uhr
22.03.2018
Manfred Baumann schreibt Theaterstücke

Der Alte Mann und die Bühne

Er war Psychologe und Musiker, hat akademischen Ehren erworben, gelehrt, publiziert und musiziert. Was bleibt wenn einmal der Ruhestand ruft? Manfred Baumann hat seine Antwort gefunden: die Bühne und die spitze Feder. Mit 83 Jahren hat er als Schauspieler und Schriftsteller neue Wege eingeschlagen, in seinem Repertoire finden sich Komödien, Dramen, Adaptionen und lokalhistorische Stoffe. Die nnz hat ihn gesprochen...

Manfred Baumann hat die Muse noch einmal geküsst (Foto: Angelo Glashagel) Manfred Baumann hat die Muse noch einmal geküsst (Foto: Angelo Glashagel)

Nordhausen, 1852. Eine neue Idee sorgt für Furore am Fuße des Harzes. Ein Pfarrer rüttelt an den Grundfesten christlicher Tradition und will seinen Schäfchen eine freireligiöse Alternative zu Konfirmation und Taufe anbieten. In „Mordanschlag zur Jugendweihe“ sorgt der Bruch mit der Tradition für Ärger bis in das Herz einer Nordhäuser Familie hinein, die jüngeren zeigen sich aufgeschlossen, der alte Herr des Hauses wittert Ketzerei. Am großen Tag eskaliert die Situation. Ein Krimi mit historischem Hintergrund.

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Aus der Idee hat Manfred Baumann ein Schauspiel in vier Akten gemacht. Ein Generationen- und Kulturkonflikt, transportiert in eine belebte Epoche der Nordhäuser Geschichte. Kreativ gearbeitet habe er schon immer gerne, erzählt der 83jährige, das habe ihm im Blut gelegen, er war pädagogischer Psychologe, studierte und lehrte Musik, publizierte Fachliteratur. Im hohen Alter nun hat ihn die Muse noch einmal geküsst. Mit den „Silberdisteln“, der Seniorenschauspieltruppe, steht er seit fünf Jahren auf der Bühne, die nächste Rolle steht schon fest: den „alte Klapprodt“ aus „Pension Schöller“ wird Baumann in dieser Spielzeit geben.

Eigentlich hätte er wie früher gerne singen wollen, doch das macht die Stimme nicht mehr so recht mit, erzählt Baumann. Stattdessen hat es ihn auf die Bühne und zum Schreibtisch gezogen. Ein gutes Dutzend Stücke sowie ein Kinderbuch hat Baumann in den letzten Jahren zu Papier gebracht, darunter Komödien, Dramen, für die Bühne aufgearbeitete alte Märchen aus aller Welt und Roman-Adaptionen.

Der frisch gebackene Literat scheut sich auch nicht den schweren Weg zu gehen. „Komödien sind nicht ganz leicht zu schreiben“, sagt der Schauspieler, aber Freude mache es trotzdem. Noch schwieriger wird es, wenn man sein Werk wie der Dichterfürst komplett in Versen verfasst. Mit seinem „Faust III“ hat Baumann genau das getan, wenn auch nicht in durchgängigen Hexametern, so aber doch in enger Anlehnung an Goethe. Die faustische Komödie, gewürzt mit einer Prise Frankenstein, dreht sich um den alternden Gelehrten der nicht mehr von seiner Wissenschaft ablassen will, egal was ihm der Teufel oder der Herr höchstselbst an Ablenkungen und Verzückungen vorlegen. Der Spagat zwischen Jung und Alt, dem traditionellen und dem modernen, zwischen Forscherdrang und Lebenslust sind zentrale Themen Baumanns. In „Kammerflimmern“ etwa findet sich ein Professor mittleren Alters in einer Zweckgemeinschaft mit einer jungen Studentin wider, der Konflikt ist vorprogrammiert, es folgen allerlei Irrungen und Wirrungen. Hinzu kommt historisches, wie ein Stück zur Entstehung des Roten Kreuzes, oder Erheiterndes für jüngere Zuschauer, wie Baumanns Interpretation von „Das Rote U“.

Fünf seiner Stücke sind bisher von den Verlagen "Plausus- Theaterverlag" und "Mein Theaterverlag" angenommen worden, eine Anerkennung für sein Spätwerk, aber nicht das, was er sich eigentlich wünscht. „Ich bin nicht aufs Geld verdienen aus, es wäre einfach schön wenn sich noch Truppen finden würden, die sich für eines meiner Stücke interessieren. Ich würde das gerne einmal auf der Bühne sehen“. Aber seine Wünsche gehen weiter. "Es wäre schön", sagt Baumann.
Angelo Glashagel
Autor: red

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