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Mo, 15:30 Uhr
22.01.2018
Nordhausen auf der Grünen Woche

Pressen ohne Stress

Zur Internationalen Grünen Woche in Berlin präsentieren sich dieser Tage neben Branchengrößen auch kleine und Kleinstunternehmen aus der Region, darunter Enthusiasten, Traditionalisten, alte Hasen und Anfänger. Die nnz wird die Nordhäuser auf der Grünen Woche in loser Reihenfolge vorstellen. Heute geht es um eine Familienidee, ein blaues Schaf und leckeren Saft...

Lecker Saft aus dem Südharz: auf der Grünen Woche in Berlin präsentierte sich auch die Hofmosterei Ibe (Foto: Angelo Glashagel) Lecker Saft aus dem Südharz: auf der Grünen Woche in Berlin präsentierte sich auch die Hofmosterei Ibe (Foto: Angelo Glashagel)

Angefangen hat alles mit ein paar Schafen. Die Familie von Alexander Ibe und Kathleen Hahnemann liebt die Tiere, sowohl auf der Wiese wie auch auf dem Teller. Man hat eine eigene, kleine Herde und genug Platz für die zotteligen Grünvertilger: alte Streuobstwiesen, seit langen im Familienbesitz.

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Zwischen August und November versorgt die Natur nicht nur die Tiere mit reichlich Obst, auch für den Menschen fällt noch reichlich ab. Soviel das Ibe und Hahnemann irgendwann angefangen haben ihre Ernte selber zu verarbeiten. Zehn Jahre lang hat man sich mit mobilen Saftpressen gemüht, letztes Jahr ging man schließlich einen Schritt weiter.

"Apfelsaft gibt's für 99 Cent im Supermarkt, wer etwas tiefer in die Tasche greift, dem wird Bioqualität versprochen", sagt Kathleen Hahnemann, in den billigen Produkten fänden sich häufig noch Pestizidrückstände, bei den Bio-Säften Schimmelpilzkulturen. Also lieber selbstgemacht: im vergangenen Jahr hat sich das Paar eine feste Obstpresse österreichischer Bauart besorgt und kann seitdem im großen Stil aus ihrem Obst Saft machen.

500 Liter schafft die Anlage in der Stunde, dafür braucht man rund 300 Kilogramm Äpfel. Bei 78 Grad Celsius wird der Saft pasteurisiert und hält sich je nach Lagerung zwei Jahre und länger, erklärt Alexander Ibe. "Wir pflücken und sortieren von Hand und reinigen unsere Anlage nach jedem Durchgang", sagt Ibe, der eigene Saft sei damit "der beste und qualitativ hochwertigste im ganzen Landkreis".

Der kann inzwischen auch käuflich erworben werden. Aus dem Hobby ist ein buchstäblicher "Familienbetrieb" geworden. Die Kinder haben das Logo entworfen und gemalt das auch in Berlin die Flaschen ziert: ein blaues Schaf. Ibe bildet sich nach und nach in "Pomologie", der Wissenschaft der Apfelkunde. Man wolle auch dazu beitragen altes Wissen zu erhalten, die wirklichen Profis würden hierzulande langsam aussterben. Denn Apfel ist nicht gleich Apfel. Auf der Messe haben Hahnemann und Ibe Säfte aus Boskopp, Kaiser Wilhelm, Ontario und Reinette-Äpfeln dabei. Und auch einen eigenen Baum hat man mitgebracht, die Sorte: "Schöner von Nordhausen", sehr alt, sehr selten.

Verkauft wird der gold-glänzende Trunk in Pappboxen, nach Absprache auch in der Flasche. Gepresst wird entweder Sortenrein oder in Streuobstmischung aber immer nur saisonal, lange Lieferketten gibt es nicht: regional, natürlich und umweltschonend soll die Saftgewinnung vonstatten gehen. Wer will kann auch die eigene Ernte bei der Hofmosterei "versaften" lassen, Lohmost nennt sich das eigentlich, für Kathleen Hahnemann ist es vor allem "pressen ohne Stress". Im Gesamtpaket mit pressen, pasteurisieren und abfüllen schlägt das mit 1,20 Euro pro Liter zu Buche. Rohsaft, etwa zur Essig- oder Weinherstellung, bekommt man für 60 Cent pro Liter, dann allerdings ohne Verpackung.

Alexander Ibe und Kathleen Hahnemann: saisonal, natürlich und lecker soll es sein (Foto: Angelo Glashagel) Alexander Ibe und Kathleen Hahnemann: saisonal, natürlich und lecker soll es sein (Foto: Angelo Glashagel)

Die Unternehmung ist noch jung, man hat viel bürokratischen Aufwand auf sich genommen um die Idee Wirklichkeit werden zu lassen, hat viele Anträge geschrieben und sich durch den europäischen Förderdschungel gekämpft, erzählt Hahnemann. Das ganz große Geschäft wittern die beiden indes nicht, ihre "Hofmosterei Ibe" betreibt das Paar nebenberuflich und das soll auch so bleiben. Die Messe sieht man vor allem als Chance andere Betriebe kennenzulernen und vielleicht die eine oder andere Kooperation innerhalb der Region auf den Weg zu bringen.

Im Internet ist die Hofmosterei noch nicht zu finden, wohl aber in der realen Welt, genauer in der Dorfstraße in Harzungen. Wer Saft vom "blauen Schaf" kann sich hier, via Telefon unter 0170/8010234 oder per E-Mail an hof.ibe.projekt@gmail.com melden. Wohl bekomms.
Angelo Glashagel
Autor: red

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