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Fr, 12:50 Uhr
24.11.2017
Abschlussbericht zum "Werther-Mobil"

Mobilität neu denken

Vier Jahre lang war die Gemeinde Werther mit ihren acht Ortsteilen Testobjekt für die Fachhochschule Erfurt. Im Feldversuch sollte erprobt werden, wie dörfliche Strukturen erhalten werden können. Das "Werther-Mobil" war dabei eigentlich nur eine kleine Ergänzung die zum Hauptaugenmerk wurde. Heute zog man Bilanz...

Vier Jahre Werther Mobil (Foto: Angelo Glashagel) Vier Jahre Werther Mobil (Foto: Angelo Glashagel)

Ein multifunktionaler Dorfladen der die Gemeindeteile mit dem nötigsten versorgen könnte, das war die ursprüngliche Idee der Erfurter Forscher um Professor Heinrich Kill. Die "Stabilisierung der Nahbereichsversorgung" im ländlichen Raum sollte untersucht werden, so die Vorgabe des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz. Anders ausgedrückt: wie schafft man es das die Menschen auch heute auf dem Land noch gut leben können.

Von dem Dorfladen ist nicht viel geblieben, die Landfrauen nutzen das Haus als zentralen Versammlungsort der Gemeinde inzwischen. Geblieben ist hingegen das "Werther Mobil". Das Fahrzeug war eigentlich dazu bestimmt die Waren des Ladens über die verstreuten Teile Werthers zu verteilen. Gleichzeitig sollte die Tauglichkeit von Elektromobilität in ländlichen Gegenden getestet werden. Auch das eigentlich nur wissenschaftlicher Beifang.

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Das es ganz anders gekommen ist, das legten die Forscher heute mit vielen Zahlen und Statistiken dar. Statt des Lieferservice erfreute sich der Fahrdienst zunehmender Beliebtheit. In der letzten Projektphase zwischen Januar 2016 und Septmeber 2017 wurden:
  • 482 Fahrten durchgeführt
  • und rund 15.300 Kilometer zurückgelegt
  • davon entfielen bei 360 Fahrten rund 10.000 km auf den Fahrdienst
  • das Fahrzeug 74 mal von der Gemeindeverwaltung genutzt, die knapp 2000 km fuhr
  • das Auto 48 mal von Privatpersonen oder Vereinen gemietet
  • häufigstes Ziel war Nordhausen
Im Schnitt lege der Fahrdienst Strecken von etwa 30 km zurück, bei privater Nutzung sehe man deutlich längere Strecken, erklärte Forscher Jörn Bending. Während der Ferien und der Wintermonate werde das Angebot allgemein weniger genutzt.

Befördert wurden insgesamt 574 Fahrgäste, mit 89% stellten die über 80jährigen dabei die größte Gruppe, gefolgt von den über 60jährigen mit gerade noch 7%. In 59% der Fälle wurde nur ein Fahrgast befördert, immerhin fast ein Viertel der Fahrten wurde von zwei Personen genutzt.

In Werther wurde heute der Abschlussbericht des Projektes vorgestellt (Foto: Angelo Glashagel) In Werther wurde heute der Abschlussbericht des Projektes vorgestellt (Foto: Angelo Glashagel)

Möglich wurde das alles auch weil man sich in Werther um ehrenamtliche Fahrer bemüht hat. Zwischen acht und zehn Personen sind jede Woche zu unterschiedlichen Zeiten als Fahrer eingeteilt. In Werther ist man sichtlich stolz auf das Engagement der Bürger, viele waren auch zur Präsentation des Zwischenberichtes gekommen.

Und auch die Forschung nahm die Damen und Herren in den Blick. Nach ihrer Motivation gefragt gaben die meisten Ehrenamtler an sich aus Solidarität für ihre Mitmenschen als Fahrer zu engagieren. Viele wollten außerdem speziell den älteren Mitbürgern helfen oder auch soziale Kontakte knüpfen und erhalten.

Auf Seiten der Nutzer konstatieren die Forscher eine große
Dankbarkeit für die Arbeit der Fahrer, eine verbesserte Mobilität sowie ein Gefühl gestiegener Freiheit. Einzelne Nutzer hätten zudem angegeben das der Fahrdienst inzwischen von essentieller Bedeutung für ihren Verbleib am Ort sei.

"Wir haben in vier Jahren richtig was geschafft", sagte Werthers Bürgermeister Hans-Jürgen Weidt. Man habe das Projekt immer auf Basis der aktuellen Erkenntnisse weiterentwickeln können. Zum Elektrofahrzeug kam eine eigene Ladestation, zur Ladestation ein Solarmodul, zur Sonnenenergie ein Speicher der inzwischen auch die Gemeindeverwaltung versorgt und schließlich ein zweites Fahrzeug.

Das wurde vor allem auch deswegen angeschafft weil das erste Auto unter der Woche mit dem Fahrdienst ausgelastet war. Der kleinere Pkw sollte als Leihauto dienen und die Carsharing-Komponente des Projektes abdecken.

Das zweite Fahrzeug wurde in einem knappen Jahr:
  • für 255 Fahrten genutzt
  • legte 9.992 Kilometer zurück
  • wurde zu 71% von der Gemeindeverwaltung
  • und zu 24% von Privatpersonen genutzt
  • wobei aber mehr als die Hälfte der gefahrenen Kilometer auf die private Nutzung entfiel


Voll des Lobes war denn auch Staatssekretär Olaf Möller. Das sich jeder ein Elektrofahrzeug kauft, das sei nicht der Weg. Man müsse Mobilität heute anders denken. Zentral seien drei Erkenntnisse:

1. man stellt keine Konkurrenz zum öffentlichen Personennahverkehr dar, sonder eine Ergänzung. Das wurde von Seiten der Justiz bestätigt, mehrere Taxiunternehmen hatten gegen das Werther Mobil geklagt und vor Gericht verloren.
2. das Projekt habe gezeigt das Elektromobilität auf dem Land praktikabel sei
3. das sie sich sinnvoll mit regenerativer Enerige vebinden lasse.

"Das ist ein Modell, das funktionieren kann", sagte Möller und in die Breite getragen werden müsse. Dazu haben die Wissenschaftler eine detaillierte Handlungsanleitung verfasst mit der man auch anderswo die Werther'schen Schritte nachvollziehen kann.

Das Projektende soll in Werther derweil nicht das aus für das Werther Mobil sein. Man werde das Modell so lange wie möglich halten, versprach Bürgermeister Weidt, und zeigte sich angesichts der engagierten ehrenamtlichen Fahrer zuversichtlich das dies auch gelingen werde.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Herr Taft
24.11.2017, 19.33 Uhr
Hab irgendwo folgendes gelesen:
Die 5 größten Schiffe der Welt schmeißen genauso viel Gift in die Atmosphäre wie alle PKWs der Welt zusammen. Während sich der Schadstoffausstoß der PKWs in den letzten 20 Jahren um 2 Drittel reduziert hat, ist der der Schiffe nicht gesunken.

Wenn wir den Schadstoffausstoß der PKW tatsächlich auf Null reduzieren hat das nicht mal einen Anteil von 4%...an den gesamten klimaschädlichen Emissionen...

So oder ähnlich aus dem Netz gefischt. Weiß leider nicht mehr wo, daher ohne Gewähr....
Andreas Dittmar
25.11.2017, 01.54 Uhr
Ein paar Gedanken von mir zur e-Mobilität
Jeden Morgen komme ich auf dem Weg zur Arbeit an dem BMW i3 vorbei, der in der Grimmelalle vor dem ehemaligen RFT-Gebäude steht. Da das Fahrzeug mich doch irgendwie neugierig machte, habe ich mal bei BMW nach den technischen Daten geschaut.
Reichweite : elektrisch 220km, mit Extender (Benzinunterstützung) 330 km
Ladezeit : 3-Phasen 2 h, 1 Phase 7:30 h, Schnelladesäule 50 kW ?: 40 min Zum Laden bietet BMW eine sogenannte Wallbox an. Diese stellt dann 3,7 bzw. 11 kW aus dem Hausnetz bereit. Ohne geht auch mit 2,7 kW dauert aber dann länger.
Zuladung : 380 kg od. 425 kg
Leistung 170 PS od. 183 PS
Akku: 27,2 Kwh
v max : 150 od. 160 km/h
Preise aber 40000 €
Das ist dann natürlich wirklich nur was fürs Carsharing.
Rein interressehalber habe ich mich mal dran versucht, Infos über das e-car-sharing in Nordhausen im Web zu finden. Bei Werther-mobil geht das problemlos. Die Konditionen und das Angebot an Fahrzeugen ist sehr schnell im Web zu finden. Daumen hoch !!!! Der Fahrdienst ist sogar kostenlos mit Option zum Spenden. Für die Pilotphase ist das aus meiner Sicht ok. Im Wirkbetrieb würde ich aber versuchen das Projekt kostendeckend zu betreiben. Die Arbeit und die Fahrzeuge kosten ja auch Geld und es wäre Schade wenn es eingestampft wird, weil es sich nach Auslauf der Förderung finanziell nicht trägt. Das sollte vielleicht ein cleverer Finanzer mal richtig durchrechnen. Man könnte als Gemeinde die Fahrzeuge leasen und dann weitervermieten.

Wenn man die Preise bei der individuellen Miete mit handelsüblichen Autovermietungen vergleicht, kann man definitiv nicht meckern. Denkbar wäre es auch, professionelle Autovermietungen mit in solche Projekte einzubeziehen. Zur Auswahl standen in Werther nur die beiden Renault-Fahrzeuge. Mich interressierte allerdings der BMW etwas näher, auch wegen der technischen Daten. Also hab ich weitergesucht in Nordhausen.

Über meinestadt.de/nordhausen, die SWG-Seite und auch auf der Homepage des Tourismusverband fand ich keine Infos zum eCarsharing. Die EVN bietet Informationen zum Ladesäulennetz und zu Preisen für die Aufladung. Werbung für das e-Carsharing selbst bzw. Links zu einem Anbieter finde ich dort auch nicht. Als Partner von Intrasol sollte man auch Werbung machen. Über die Webseite von Inrasol kommt man zum Portal von mobeno. Man muß allerdings erstmal auf mobeno kommen, wenn es um e-Carsharing geht. Die Preisliste findet man leider nur unter der Rubrik registrieren. Ich wollte mich ja erstmal nur informieren bevor ich mich registriere und auch nicht alles durchprobieren. Die Stunde kostet 11 € . Ab 5 Stunden lohnt sich rein rechnerisch schon der Tagestarif von 49 €. Dieses Model ist nur für die sporadische Nutzung relevant, da bei den Minutenpreisen die monatliche Nutzung zugrunde gelegt wird. Ab 15h monatlicher Nutzung zahlt man 9 ct./min. Wenn man an jeden Wochentag für 2h einen fahrbaren Untersatz braucht ist man mit 216 € im Monat dabei. Auf der Webseite der EVN kann man nachlesen, das für einen Ladevorgang 7 € an der AC-Säule berechnet werden. Bei dem BMW wären das dann 7 € für 200 km. Bei meinem A3 TDI bräuchte ich 13 l Diesel für die selbe Strecke. An der Tanke kostet das etwa 15 €. Bedenkt man, dass man Wege zur Arbeitsstelle steuerlich absetzen kann, wird das Modell schon interressant.

Als Privatperson ein Elektrofahrzeug zu kaufen und im Alltag zu nutzen, lohnt sich kaum. Durch ÖPVN und Carsharing das eine oder andere Auto einzusparen, sehe ich da eher realistisch.
Paulinchen
25.11.2017, 10.45 Uhr
@ Spätzlevernichter
Bitte entschuldigen Sie diese Ergänzung: Es wird ja seit etwa einem jahr gerade der Dieselmotor demontiert. Wenngleich er wirtschaftlicher ist, als ein Benziner. Sie haben Recht mit ihrer Feststellung, dass die Seeschifffahrt das schmutzigste Gewerbe der Welt ist. Man staune - selbst die Schweiz, mit ihren wunderschönen Bergen, Almen und glasklaren Bergseen, gehört an dieser Stelle mit erwähnt. In ihrem Namen, fahren mehr als 50 Containerriesen auf den Weltmeeren hin und her. Nun gibt es erste Statistiken über den Schwefeloxidausstoss der vielen Dampfer. Man sollte daher mal ins Kalkül ziehen, die Kreuzfahrtschiffe nehmen jährlich zu und erfreuen sich einer sehr, sehr großen Beliebtheit unter den Menschen. Kommen doch die Schiffe dort hin, wo das Auto die Segel streichen muss. Hier wäre dazu meine Fundsache: www.n-tv.de/wirtschaft/Der-Skandal-beim-Klimaschutz-article18932511.html

>>Die 15 größten Seeschiffe der Welt stoßen jährlich mehr schädliche Schwefeloxide aus als die ganze Pkw-Flotte der Welt. Und: Laut Naturschutzbund (Nabu) schafft kein einziges der luxuriösen Kreuzfahrtschiffe die Abgasnormen, die für Autos oder Lastwagen schon lange gelten. Ein einziger Ozeanriese auf einer Kreuzfahrt stößt so viele Schadstoffe aus wie fünf Millionen Pkw auf gleicher Strecke, 200 Kreuzfahrtschiffe nehmen es also mit der gesamten Pkw-Flotte der Welt auf. Laut Weltenergiekonferenz emittieren die 400 größten Containerschiffe der Welt so viel C02 wie alle Pkw der Welt zusammengenommen.
Es gibt also viel zu tun, aber eben nicht nur für die Autoindustrie.<<

Die wenigsten Kreuzfahrtschiffe fahren unter der dstch. Flagge. Warum? Weil sie dann schadstoffärmere Antriebsmotoren bekämen, die aber um ein paar Cent teurer wären. Ist der Auftragsgeber aber außerhalb der BRD ansässig, klappt es mit den Co 2 Schleudern wieder. Nun sollte man das geliebte Flugzeug mal noch hinzu rechnen, dann wird einem bestimmt gänzlich übel.
Es sind wohl 3 %, die wir Menschen anteilig am Co 2 Aufkommen zu verantworten haben.
Dass aber die Lärmbelästigung steigt, davon hat bislang kaum jemand berichtet. Und liebe Leser - ratet mal, welche Verursacher da jetzt ausgemacht wurden? Ups, da haben wir sie, die Flugzeuge und die Krieger über und auf unserem Erdball. Lärm macht bekanntlich krank!
Also Herr Jürgen Resch, von der Dtsch. Umwelthilfe, Sie fliegen doch so gern vom Bodensee nach Berlin. (angebl. tägl.) Fliegen Sie doch gemeinsam mit den GRÜNEN, mal in die Kriegsgebiete und klären dort die Kampfeslustigen über die Gefahren, dessen was sie tun, auf.
Ob Sie, Herr Resch, dort mit gerichtlichen Klagen (wie in Deutschland) etwas erreichen- na, da habe ich so meine Bedenken. Auch verdienen Sie mit Abmahnungen vielleicht eher nicht so viel, wie hier in Deutschland vermutet wird.

Aus diesen Gründen, sollten wir in unserer Heimat doch den Ball mal etwas flacher halten. Wir allein, retten die Welt nicht. Somit ist es fast ein Verbrechen, dass wir unsere Autos nach sechs Lebensjahren einstampfen sollen. Ich möchte nicht wissen, wo die stillgelegten VW-PKW, aus den USA eines Tages wieder betankt werden.
Andreas Dittmar
25.11.2017, 15.45 Uhr
Da habe ich auch noch was zum Feinstaub gefunden
Laut Zeit Online werden auch nach Einführung der Umweltzonen die Feinstaubmesswerte permanent überschritten. 80 Mikrogramm sind die Regel. Der Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm . Das haben Messungen in Stuttgart ergeben. Den Hauptanteil des verkehrsbedingten Feinstaub macht die Partikelgröße PM10 aus. Forscher haben festgestellt, dass lediglich 15 % der Partikelgröße PM 10 durch Abgase und 85 % durch Aufwirbelung von Reifen und Bremsabrieb entstehen. Umwelt"Experten" raten nun zu verschleißarmen Reifen und speziellen Bremsen. Das gießt vielleicht sogar wieder Wasser auf die Mühlen der Plakettenindustrie und ermöglicht es vielleicht sogar Elektroautos dementsprechend zu bekleben. Bei der nächstkleineren Partikelgröße PM2,5 die ausschließlich den Abgasen zuzuordnen sind, wurde seit Jahren keine Überschreitung der Grenzwerte festgestellt.
Die Einordnung in die Klassen scharz, rot, gelb, grün beruhen laut Bundes-Immissionsschutzgesetz auf emissionsbezogenen Schlüsselnummern im Fahrzeugschein. Diese sagen jedoch eher etwas über die CO2 und Stickoxidbelastung aus, welche jedoch keinerlei Einfluss auf die jahrelang gemessenen zu hohen Feinstaubwerte haben. Dieses Manko versucht man jetzt mit der blauen Plakette aus dem Weg zu schaffen. Das wird natürlich wirklich eine Mammutaufgabe, weil gerade hier Flugzeuge, Schiffe, stationäre Verbrennungsmotoren, Vulkane und Lebewesen neu bewertet werden müssen. Die haben nämlich weder Reifen noch Bremsen bis auf die Flugzeuge. Beim Elektroauto bleiben jedoch Pluspunkte. Man kann sich nicht mehr durch Abgase vergiften, beim tanken vielleicht sogar rauchen. Auch die Hände bleiben sauber. Ich gebe aber auch die Hoffnung nicht auf, das man irgendwann Strom günstig, umweldfreundlich, in ausreichenden Mengen erzeugen und vielleicht verlustarm in die Akkus transportieren kann. Das Frau Göhring-Eckard dabei eine tragende Rolle spielt, daran glaube ich jedoch nicht.
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