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Fr, 14:42 Uhr
17.11.2017
Angemerkt

Ödes Geschwafel im Fernseh-Fußball

Wacker-Anhänger oder nicht, man braucht kein Oberlehrer oder verhinderter Bundestrainer zu sein, um sich oft über die Fußball-Berichte im Fernsehen aufzuregen, meint der kritische Fan Manfred Neuber...


Loriot kam leider nur in die Badewanne (Gestatten, Müller-Lüdenscheid) und auf die Rennbahn (Wo laufen sie denn?) Nicht auszudenken, was dem Meister des hintergründigen Humors beim Fußball auffiele. Ein Sketch aus dem Stadion könnte unsere Lachmuskeln tüchtig strapazieren.

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Vor allem das Geschwafel mancher Reporter im Bezahl-Fernsehen würde an seinen Spitzen wie Seifen-blasen platzen. Stellen wir uns mal naiv und fragen, warum der Kommentator so häufig von „Struktur“ redet. Ist er verhinderter Architekt? Weiß er „nicht wirklich“ – auch so eine nervende Floskel – welche Mannschaften auf dem Platz stehen, weil ihm nichts Besseres einfällt als „man wird offensiver“ oder „man zieht sich zurück“ oder „man steht hinten tief drin“.

Unsägliche Füller sind „hier und heute“ (nicht woanders und morgen?) sowie immer wieder „in dieser Partie“ (in welcher denn sonst?) Wenn schon spezieller Jargon angesagt ist, dann doch bitte keine schiefen Bilder wie „Stockfehler“ aus dem Eishockey für technische Mängel, „in den Griff bekommen“ (im Fußball untersagt) wie im Mattensport oder „die Schlagzahl er-höhen“ beim Rudern. Gern gerieren sich Fußball-Reporter als Banker und erklären, das Team X habe „noch nicht genug ins Spiel investiert“, was sich am Ende „vielleicht rächen könnte“. Oder sie bedauern, dass die Elf Y „sich sehr enga-giert“ (meine Güte, es sind Profis!), dafür aber „nicht belohnt wird“.

Eigentlich sollte ein Wörterbuch des Synomyme zur Erstausstattung eines jeden gehören, der mit einem Mikrofon in der Hand auf die Tribüne geschickt wird. Wie wäre es mal zur Abwechslung mit unverbrauchten Verben anstatt dieser einfallslosen Redewendungen wie „Spieler Z orientiert sich (austauschbar) nach vorn, hinten, in die Mitte, zur Seitenlinie“? Warum wird bei einem kläglichen Fehlschuss aufs Dach mit staunend angehobener Stimme das Wort „Risiko“ wie ein dickes Lob hervorgehoben? „Sehr übersichtlich“ ist bei manchen die Wortwahl, recht schlimm oft „mit viel Luft nach oben“.

Jedem Verständnis von sportlicher Fairness spricht es Hohn, wenn dubiose Aktionen gut geheißen werden: „Er hat den Freistoß/Strafstoß herausgeholt.“ Ist es Zynismus oder Feigheit vor einer deutlichen Aussage, wenn nach einem groben Foul des Gegenspielers – man sieht das ausgesteckte Bein und das schmerzverzerrte Gesicht des Opfers – dem auf der Bahre Herausgetragenen nachgesagt wird: „Er hat sich schwer verletzt“ (also selber?!)

Besonders witzig wollen wohl jene sein, die ständig vom „Unterhaltungswert“ faseln und nach miserabler erster Halbzeit einfach so eine spannende zweite prophezeien, wenn sie solche Weisheiten absondern: „Noch ist es kein Fußballspiel“, „es wird noch nicht richtig Fußball gespielt“ oder „allmählich wird es ein Fußballspiel“. Jo mei, in was für einem Film sind wir Zuschauer da? Statt solcher Phrasen würde eine klare Wertung wie „gut“ oder „schlecht“ sehr erfrischend sein.

In Ziffern verliebte Reporter können sich nicht genug tun mit Zahlenreihen bei den Mannschaftsaufstellungen. In jüngster Zeit nehmen solche Kombinationen überhand wie „falsche Neun“, „doppelte Sechs“ und „flache Vier“. Überhöht wird das Ganze von der „echten Raute“ oder anderem Kauderwelsch, das Fußballfreunde vor dem Bildschirm dazu nötigt, immer öfter den Ton abzustellen.
Manfred Neuber
Autor: red

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Kommentare
Paulinchen
17.11.2017, 17.22 Uhr
Das waren Reporter:
„Liebe junge Väter oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie Ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar! Waldemar ist da!“

Der Mann hat das, was er sah und kommentierte gelebt. Für mich der beste Kommentar, den ich jemals gehört habe.

Auch nicht schlecht:
WM Finale 1954 - Rahn schießt,TOOOOOR! TOR! TOR! Das Spiel ist aus, auus, auuus !!!
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