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Sa, 11:04 Uhr
21.10.2017
OPA STRÖBELE WILL DEN WUNSCH DES ENKELS ERFÜLLEN

Ja, ich will 100 Jahre alt werden

Es war in der 1. Klasse. Eines Tages fragte die Lehrerin die Kinder, was sie sich so wünschten. Der kleine Maximilian Ströbele überlegte nicht lange: „Ich wünsche mir, dass mein Opa Rupert 100 Jahre alt wird“, war die Antwort...

Der Großvater gibt sich große Mühe, den Wunsch zu erfüllen. Am 5. Januar des kommenden Jahres wird er 96. Die restlichen vier will er auch noch schaffen. Locker.

Neustadt. Rupert Ströbele hat es sich im Sessel gemütlich gemacht. In den Händen hält er einen Bildband. Hochzeit im Wandel der Zeit nennt er ihn - von Grün bis Eisern. Liebevoll nimmt er seine Ruth in den Arm. „Wir zwei begehen am 24.des Monats unseren 67. Hochzeitstag“, verrät er. Einen Tag später werde in Familie gefeiert. Mit den zwei Söhnen, Schwiegertöchtern, drei Enkeln und vier Urenkeln.

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Rupert Ströbele entstammt einer bürgerlichen Familie. Sein Vater, studierter Landwirt, war Inspektor auf der Domäne in Neustadt. Rupert erinnert sich: Werde alles, nur kein Landwirt, hatte er ihm geraten. Ein Beruf ohne Feierabend, sei es. Der Sohn aber trat in die Fußstapfen des Vaters. Der Zeit geschuldet, bemerkt er rückblickend.

1940 zog ihn die Wehrmacht ein. 1945 Gefangenschaft. Vier lange Jahre. Als man ihn entließ, war er 27. Ohne Beruf. Verschwommene Vorstellungen über die Zukunft. Der junge Mann begann, notgedrungen, eine Lehre in der Landwirtschaft. In Baden Württemberg. Auf dem Hof, wo einst der Vater arbeitete. Der Lehrling hielt es dort nur ein Jahr aus.

Stärker war der Ruf der Heimat. Nicht unbeteiligt daran war ein junges Mädchen, das er zwischenzeitlich kennen gelernt hatte. In der Dorfgemeinschaft des Ortes leitend tätig, hatte er ein Auge auf die hübsche Maid geworfen. Er suchte ihre Nähe, wurde dort tätig. Als Mädchen für alles, sagt er. Liebe auf den ersten Blick? Ruth und Rupert lächeln: Vielleicht auf den zweiten oder dritten. „Aber wir mochten uns“, bekräftigen beide. Sie heirateten.

Rupert Ströbele präsentiert einen Hochzeits-Bildband – von der Grünen bis zur Eisernen (Foto: Kurt Frank) Rupert Ströbele präsentiert einen Hochzeits-Bildband – von der Grünen bis zur Eisernen (Foto: Kurt Frank)
Rupert Ströbele präsentiert einen Hochzeits-Bildband – von der Grünen bis zur Eisernen. Foto: Kurt Frank

Wer im Leben bestehen will, müsse hart an sich selbst arbeiten, war der Standpunkt des Vaters. Der Sohn wollte es, aus sich was machen. In Halle besuchte er die Fachschule für Landwirtschaft. Als staatlich geprüfter Landwirt verließ er sie. Er konnte sich Agraringenieur nennen. Die Landwirtschaft prägte ihn. Als Instrukteur im Landwirtschaftsrat beim damaligen Rat des Kreises. In leitender Stellung im Molkereikombinat. Als Leiter der Außenstelle Nordhausen des VEB Tierzucht Erfurt. Zuständig für die Sicherung eines gesunden Zucht -und Nutztierbestandes. Hier erwarb er sich besondere Verdienste.

Mit 65 war Schluss. Noch vor 1989. Rupert Ströbele war froh, die Turbulenzen der Wendezeit nicht unmittelbar erlebt zu haben. Mit ihr seien viele Gemeinsamkeiten der Landbevölkerung verloren gegangen – berufliche wie private. Man habe sich aus den Augen verloren. Ein großes Glück sei es daher gewesen, die Vereinigung der Landsenioren gegründet zu haben. Deren Anliegen war und ist es, den Wünschen und Interessen älterer Menschen im ländlichen Raum unbürokratisch Heimat zu geben und ein freundschaftliches Miteinander und Füreinander zu fördern.

Rupert Ströbele brachte sich in die Gemeinschaft ein, ist heute das älteste Mitglied. Herbert Weschcke, den Vorsitzenden, kenne er aus gemeinsamer Arbeit. Der mache seine Sache gut, lobt er ihn. Und Marina Dörings Organisationstalent in Sachen Reisen. Zur Mitgliederversammlung am Mittwoch könne er wegen der Familienfeier nicht kommen, aber zur Weihnachtsfeier.

Am 24. Oktober begeht das Ehepaar Rupert und Ruth Ströbele ihren 67. Hochzeitstag (Foto: Kurt Frank) Am 24. Oktober begeht das Ehepaar Rupert und Ruth Ströbele ihren 67. Hochzeitstag (Foto: Kurt Frank)
Am 24. Oktober begeht das Ehepaar Rupert und Ruth Ströbele ihren 67. Hochzeitstag. Foto: Kurt Frank

100 Jahre will Rupert Ströbele werden. Unbedingt. Auch seine Frau setzt sich diese Zahl als Ziel. Alt, ist das Ehepaar überzeugt, sei, wer den Mut verliere und sich für nichts mehr interessiere. So gesehen, seien manche schon mit 50 alt. Sie aber, die 96 bzw. 90 vor Augen, hätten nicht die Zeit, über das Alter lange zu philosophieren. Beide gehören neben den Landsenioren dem Harzklub-Zweigverein und dem Hermann-Löns-Verein an. Außerdem dem Förderein Neues Schloss und dem für das Waldbad. „Bei Veranstaltungen sind wir mittenmang“, bekräftigt Rupert.

Ruth Ströbele ist eine geschichtsinteressierte Frau. Sie begann, akribisch die Geschichte Neustadts zu erforschen. Was sie zu Papier brachte, setzte Fleißarbeit voraus. Es ist eine Kombination aus Heimat -und Familienchronik. Ihr großer Wunsch ist es, dass ihre Söhne ihr Werk weiter führen und die Ortschronik vervollständigen. Für Neustadt ein erstrebenswertes Anliegen.

Wenn er aus dem Haus trete, sehe er den Wald und die Burgruine vor sich. Der Fischteich nur wenige Meter entfernt. Ein erhabener Anblick jedes Mal, sagt Rupert. Kraft tanke er mit der Frau in der Natur. Der Harz sei schön. Mit dem Auto, am Steuer sitze er, suchten sie sich erholsame Gebiete, verweilten dort, machten kleine Spaziergänge.

Alles Gute, Rupert und Ruth Ströbele.
Kurt Frank
Autor: red

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