Di, 11:38 Uhr
17.10.2017
LEITERIN DER MONTESSORI-SCHULE:
Wir waren alle zu Tränen gerührt
Zwischen der Nordhäuser Montessori-Schule und der Degambaschule in Äthiopien besteht seit drei Jahren eine rege Schulpartnerschaft. Schulleiterin Sabine Dreßler weilte kürzlich in Degamba und berichtet jetzt über ihre Erfahrungen in der Fremde...
Hilfe vor Ort (Foto: privat)
Nordhausen/Degamba. Am 30. September begann unsere neunköpfige Gruppe die Reise in dieses ferne Land Äthiopien. Zwei Beweggründe führten uns nach Afrika: Erstens gibt es nur den einen effektiven Weg, Spendengeld und Geschenke aus unserem Hilfsprojekt der Degamba-Schule zukommen zu lassen - man reist selbst dorthin. Zweitens interessierten uns natürlich Land und Leute, welche uns schon von Katrin Cieslak und ihren Mädels vorgestellt wurden.
Mächtig aufgeregt waren wir, als unsere Wanderung durch die tigrinische Landschaft uns in die Community von Degamba führte. Kiros, unser äthiopischer Projektbetreuer, hatte uns berichtet, dass extra für uns ein Schaf geschlachtet und eine Zeremonie vorbereitet wurde. Am Dorfrand angekommen, begrüßten uns schon neugierig und überaus freundlich viele Kinder jeden Alters und Erwachsene.
Ferenji, Ferenji!, der Ausdruck für weiße Ausländer, riefen die Kinder und begleiteten uns bis zur Schule. Wir betraten das Schulgelände und wurden herzlich begrüßt. Der Dorfvorsteher, Schuldirektor, der Englisch-Lehrer und so viele andere Personen schüttelten unsere Hände und empfingen uns mit dem äthiopischen Schultergruß.
Vorm Eingang des neu eingerichteten Schulmuseums standen die Kinder. Auf Englisch sangen sie ihren Willkommensgruß und präsentierten ihr neues Plakat.
Zu Tränen gerührt lasen wir vom dritten Jahrestag der Unterstützung der Montessori-Schule für die Degamba-Schule, dass wir Brüder und Schwestern wären und es sich um eine Partnerschaft von größter Bedeutsamkeit handele.
Freundlich schoben uns die Gastgeber in das Museumsgebäude. Der Raum war für unsere Verhältnisse ziemlich dunkel. Doch konnte man die vielen Bilder und Texte zur Geschichte des Landes gut erkennen. In der Mitte des Raumes waren viele Stühle aufgebaut. Zusammen mit Vertretern der Community, der Schule und Eltern der Schüler verfolgten wir die Reden der Persönlichkeiten der Degamba-Schule. Kiros half durch seine Übersetzungen zu verstehen, wie dankbar die ganze Schule, ja, das ganze Dorf sind für die Förderung der Bildung vor Ort.
Schließlich wurden wir, einer nach dem anderen, nach vorn gebeten und jeder bekam ein Geschenk. Die Frauen und Mädchen jeweils ein handgefertigtes Kleid, die Männer ein Tuch. Schließlich überreichten wir den Spendenbeitrag und die Patenschaftsgelder in Höhe von 2552 Euro plus 600 Euro Spenden vom Martin-Luther-Kirchentag in Nordhausen. Kiros hatte in unserem Auftrag das Geld bereits in die äthiopische Währung wechseln lassen. Und so drückten wir dem Schuldirektor ein riesiges Bündel von Geldscheinen in die Hand. Über 84000 Birr! Tosender Applaus und ungeheure Freude beeindruckten uns sehr.
Nach diesem feierlichen Akt wurden wir im Freien zu Tisch gebeten.
Es gab "Injera", das Nationalgericht, mit dem scharf zubereiteten Schafsfleisch. Viele Fotos wurden geschossen, wir wurden durch die Schule geführt. Stolz präsentierten die Äthiopier den neu gestrichenen Klassenraum der Meles-Klasse und deren neue Tische und Stühle. Ergebnis der Vorjahresspende. Vom diesjährigen Geld soll das Dach teilweise mit durchscheinendem Material ersetzt werden, damit es im Klassenraum heller wird. Außerdem sollen jede Menge Schülertische und-stühle repariert werden. Weitere Klassenräume erhalten einen neuen Anstrich. Kiros wird jedenfalls alle Verbesserungen überwachen und uns davon berichten.
Da die Zeit eilte - in Äthiopien geht die Sonne ziemlich schnell gegen 18 Uhr unter- konnten wir das große Auspacken der Geschenke nicht mehr beobachten. Wir hatten noch einen langen Wanderweg zu unserer Unterkunft zu bewältigen. Also verabschiedeten wir uns. Lange begleiteten uns die Kinder noch auf unserem Weg aus dem Dorf. Unterwegs grüßten uns freundlich die Männer und Frauen von den Feldern. Immer wieder wollten die Kinder fotografiert werden und uns die Hand geben. Es fiel uns schwer, diese überaus freundlichen Menschen zurückzulassen. Wir sind uns einig: Das war sicher nicht unser letzter Aufenthalt in Degamba!
Liebe Freunde unseres Projektes Degamba-Schule, eigentlich reichen Worte nicht aus, der Dankbarkeit der Degamba-Communtity für die Unterstützung ihrer Schule Ausdruck zu verleihen. Ich will es dennoch hier stellvertretend für sie tun. Danke für das Über-Den-Tellerrand-Schauen, für das Mitfühlen, für das Verantwortung Übernehmen, für die Großzügigkeit!
Sabine Dreßler
Autor: redHilfe vor Ort (Foto: privat)
Nordhausen/Degamba. Am 30. September begann unsere neunköpfige Gruppe die Reise in dieses ferne Land Äthiopien. Zwei Beweggründe führten uns nach Afrika: Erstens gibt es nur den einen effektiven Weg, Spendengeld und Geschenke aus unserem Hilfsprojekt der Degamba-Schule zukommen zu lassen - man reist selbst dorthin. Zweitens interessierten uns natürlich Land und Leute, welche uns schon von Katrin Cieslak und ihren Mädels vorgestellt wurden.
Mächtig aufgeregt waren wir, als unsere Wanderung durch die tigrinische Landschaft uns in die Community von Degamba führte. Kiros, unser äthiopischer Projektbetreuer, hatte uns berichtet, dass extra für uns ein Schaf geschlachtet und eine Zeremonie vorbereitet wurde. Am Dorfrand angekommen, begrüßten uns schon neugierig und überaus freundlich viele Kinder jeden Alters und Erwachsene.
Ferenji, Ferenji!, der Ausdruck für weiße Ausländer, riefen die Kinder und begleiteten uns bis zur Schule. Wir betraten das Schulgelände und wurden herzlich begrüßt. Der Dorfvorsteher, Schuldirektor, der Englisch-Lehrer und so viele andere Personen schüttelten unsere Hände und empfingen uns mit dem äthiopischen Schultergruß.
Vorm Eingang des neu eingerichteten Schulmuseums standen die Kinder. Auf Englisch sangen sie ihren Willkommensgruß und präsentierten ihr neues Plakat.
Zu Tränen gerührt lasen wir vom dritten Jahrestag der Unterstützung der Montessori-Schule für die Degamba-Schule, dass wir Brüder und Schwestern wären und es sich um eine Partnerschaft von größter Bedeutsamkeit handele.
Freundlich schoben uns die Gastgeber in das Museumsgebäude. Der Raum war für unsere Verhältnisse ziemlich dunkel. Doch konnte man die vielen Bilder und Texte zur Geschichte des Landes gut erkennen. In der Mitte des Raumes waren viele Stühle aufgebaut. Zusammen mit Vertretern der Community, der Schule und Eltern der Schüler verfolgten wir die Reden der Persönlichkeiten der Degamba-Schule. Kiros half durch seine Übersetzungen zu verstehen, wie dankbar die ganze Schule, ja, das ganze Dorf sind für die Förderung der Bildung vor Ort.
Schließlich wurden wir, einer nach dem anderen, nach vorn gebeten und jeder bekam ein Geschenk. Die Frauen und Mädchen jeweils ein handgefertigtes Kleid, die Männer ein Tuch. Schließlich überreichten wir den Spendenbeitrag und die Patenschaftsgelder in Höhe von 2552 Euro plus 600 Euro Spenden vom Martin-Luther-Kirchentag in Nordhausen. Kiros hatte in unserem Auftrag das Geld bereits in die äthiopische Währung wechseln lassen. Und so drückten wir dem Schuldirektor ein riesiges Bündel von Geldscheinen in die Hand. Über 84000 Birr! Tosender Applaus und ungeheure Freude beeindruckten uns sehr.
Nach diesem feierlichen Akt wurden wir im Freien zu Tisch gebeten.
Es gab "Injera", das Nationalgericht, mit dem scharf zubereiteten Schafsfleisch. Viele Fotos wurden geschossen, wir wurden durch die Schule geführt. Stolz präsentierten die Äthiopier den neu gestrichenen Klassenraum der Meles-Klasse und deren neue Tische und Stühle. Ergebnis der Vorjahresspende. Vom diesjährigen Geld soll das Dach teilweise mit durchscheinendem Material ersetzt werden, damit es im Klassenraum heller wird. Außerdem sollen jede Menge Schülertische und-stühle repariert werden. Weitere Klassenräume erhalten einen neuen Anstrich. Kiros wird jedenfalls alle Verbesserungen überwachen und uns davon berichten.
Da die Zeit eilte - in Äthiopien geht die Sonne ziemlich schnell gegen 18 Uhr unter- konnten wir das große Auspacken der Geschenke nicht mehr beobachten. Wir hatten noch einen langen Wanderweg zu unserer Unterkunft zu bewältigen. Also verabschiedeten wir uns. Lange begleiteten uns die Kinder noch auf unserem Weg aus dem Dorf. Unterwegs grüßten uns freundlich die Männer und Frauen von den Feldern. Immer wieder wollten die Kinder fotografiert werden und uns die Hand geben. Es fiel uns schwer, diese überaus freundlichen Menschen zurückzulassen. Wir sind uns einig: Das war sicher nicht unser letzter Aufenthalt in Degamba!
Liebe Freunde unseres Projektes Degamba-Schule, eigentlich reichen Worte nicht aus, der Dankbarkeit der Degamba-Communtity für die Unterstützung ihrer Schule Ausdruck zu verleihen. Ich will es dennoch hier stellvertretend für sie tun. Danke für das Über-Den-Tellerrand-Schauen, für das Mitfühlen, für das Verantwortung Übernehmen, für die Großzügigkeit!
Sabine Dreßler
Kommentare
Iffland
17.10.2017, 21.48 Uhr
Montessori - Hilfe vor Ort in Äthiopien
Das ist wirklich eine tolle Partnerschaft die hier in 3 Jahren gewachsen ist. Um überhaupt die hier dargestellten Eindrücke
als Europäer besser zu versehen, möchte ich diesem Beitrag nur ergänzen. Äthiopien ist ein armes Land. Die Landwirtschaft brach oft durch die lange Dürre zusammen. Die Folge ist dabei auch, dass die Familien die Kühe und Schafen welche der Ernährung dienen, aus Futtermangel auch eingehen und nur wenige bleiben.
Das Jahresdurchschnittseinkommen einer Person in Äthiopien liegt bei 400 Euro. Angelernte Näherinnen in den Textilfabriken können sogar bis zu 50 Euro im Monat verdienen und werden dabei immer noch ausgebeutet.
Ein Schaf kostet je nach wirtschaftlicher Lage ca. 10 Euro, ein viertel eines Monatseinkommens.
Da versteht sich die Aufgeregtheit der Einheimischen, wenn die "hohen" helfenden Gäste diese Gemeinde besuchen. Man sich in die besten Sachen hüllt und Ihnen herzlich und fast selbstverständlich Gastgeschenke übergibt. Man mag sich auch vorstellen wie groß das Geschenk für diese Schule ist, wenn man Geldhilfe bekommt, wofür manche in der Region einige Jahre arbeiten müssen.
Ein tolles Projekt, das hoffentlich viele Jahre weiter läuft!
als Europäer besser zu versehen, möchte ich diesem Beitrag nur ergänzen. Äthiopien ist ein armes Land. Die Landwirtschaft brach oft durch die lange Dürre zusammen. Die Folge ist dabei auch, dass die Familien die Kühe und Schafen welche der Ernährung dienen, aus Futtermangel auch eingehen und nur wenige bleiben.
Das Jahresdurchschnittseinkommen einer Person in Äthiopien liegt bei 400 Euro. Angelernte Näherinnen in den Textilfabriken können sogar bis zu 50 Euro im Monat verdienen und werden dabei immer noch ausgebeutet.
Ein Schaf kostet je nach wirtschaftlicher Lage ca. 10 Euro, ein viertel eines Monatseinkommens.
Da versteht sich die Aufgeregtheit der Einheimischen, wenn die "hohen" helfenden Gäste diese Gemeinde besuchen. Man sich in die besten Sachen hüllt und Ihnen herzlich und fast selbstverständlich Gastgeschenke übergibt. Man mag sich auch vorstellen wie groß das Geschenk für diese Schule ist, wenn man Geldhilfe bekommt, wofür manche in der Region einige Jahre arbeiten müssen.
Ein tolles Projekt, das hoffentlich viele Jahre weiter läuft!
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