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Fr, 06:31 Uhr
08.09.2017
Musikalische Lesung

„Verborgene Wunden“

Der Herausgeber Karl-Heinz Bomberg liest aus seinem Buch „Verborgene Wunden“, ein Kompendium zu Spätfolgen politischer Traumatisierung in der DDR und ihre transgenerationale Weitergabe. Zu erleben in der Nordhäuser Stadtbibliothek...


„Im vorliegenden Buch wird eine umfassende Einordnung der Spätfolgen politischer Traumatisierung in der ehemaligen DDR vorgenommen. Namhafte Expertinnen und Experten äußern sich zu Problemen in der aktuellen Begutachterpraxis psychischer Traumafolgestörungen sowie zu Besonderheiten der Behandlung im Bereich psychoanalytischer Therapie, Verhaltenstherapie und alternativer Traumatherapiemethodik. Erstmals werden auch die Auswirkungen politischer Verfolgung auf die Familie und die Nachkommen der Opfer in den Fokus der Betrachtung gerückt.“(Covertext)

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Karl-Heinz Bomberg ist nicht nur Arzt für psychosomatische Medizin, der psychische Traumafolgestörungen begutachtet und in Berlin in eigener Praxis therapiert, er kann auch aus eigener Erfahrung aus seiner Zeit vor, während und nach der Haft in DDR-Gefängnissen berichten und sich bei seiner Gutachtertätigkeit in die Lage seiner Patienten hinein versetzen. 28 Jahre nach dem Fall der Mauer sieht er mit Abstand und dem ihm eigenen Humor auf die Vergangenheit zurück. Dies kann man nachvollziehen, wenn er seinen Beruf mit dem eines Stasi-Offiziers vergleicht:

Seine Botschaft ist klar: „Mehr als 28 Jahre nach dem Mauerfall streiten ehemals politisch Verfolgte noch immer um einen angemessenen Umgang mit den Folgeschäden der SED-Diktatur. Mit den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen wurde der erste Schritt zur Aufarbeitung vollzogen. Dennoch üben zahlreiche Opferverbände Kritik an zu geringen Rentenzahlungen, Defiziten in den Anerkennungsverfahren von haft- und verfolgungsbedingten Gesundheitsschäden und gesellschaftlicher Verharmlosungstendenzen und fordern Nachbesserung.“(Covertext)

Zwischen Textvorträgen aus seinem Buch trägt Karl-Heinz Bomberg aus seinem Repertoire Lieder zur Gitarre und eigene Texte vor. Bei seinen Liedern begleitet ihn Fred Symann am Klavier.

Veranstalter des Abends ist die Friedrich-Ebert-Stiftung – Landesbüro Thüringen in Zusammenarbeit mit dem Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., der Stadtbibliothek Rudolf Hagelstange und dem Förderverein Nicolai in foro.
Joachim Heise, Gegen Vergessen – Für Demokratie

Mittwoch, den 13.09.2017 um 19 Uhr im Lesesaal der Stadtbibliothek Rudolf Hagelstange
Autor: red

Kommentare
henry12
08.09.2017, 08.39 Uhr
Spätfolgen politischer Traumatisierung
in der DDR sind heute noch sichtbar. Die Ossis können nicht arbeiten, sie wissen nicht, wie Demokratie funktioniert und sie können nicht dankbar sein. Eine Frage hätte ich noch. Wenn es bei der Darbietung auch Musik gibt, darf dann auch getanzt werden ? Dann bringe ich nämlich meine Frau mit.
Leser X
08.09.2017, 10.08 Uhr
Trauma?
Ich muss in den 29 Jahren meines Lebens in der DDR wohl einiges nicht richtig mitgekriegt haben. Es tut mir leid, aber ich kann mich an kein Trauma erinnern, welches mir der "Unrechtsstaat" zugefügt hat.

Viel mehr Spielraum für Traumata bietet da schon die Ära, die uns danach erfasste: Soziale Kälte, Egoismen, Preissteigerungen, Inflation, Militarismus, Hass gegen andere Völker, Lügen ganz neuer Art und Dimension, dummmachende Medien, kultureller Kahlschlag auf dem Lande... ich höre hier einfach mal auf...

Also wer heute kein Trauma für sich findet, ist selber schuld.
Herr Taft
08.09.2017, 12.59 Uhr
Leser X... bitte
... Es geht um die Traumata von politisch verfolgten in der DDR. Wenn Sie nicht politisch verfolgt wurden, sind Sie also gar nicht gemeint.

Preissteigerungen könnte es in der DDR nicht geben, weil die Preise staatlich fixiert wurden, weswegen die DDR am Ende in den Ruin geschlittert ist. Preisveränderungen sind Marktregularien, die es in der DDR nun mal nicht gab.

Inflation konnte es wegen der festgezurrten Löhne und der ebenfalls festgezurrten Preise auch nicht geben. Auch ein wichtiges Regulativ, das weg fiel.

Die NVA war weit militärischer als die heutige Bundeswehr, meines Wissens nach größer und weit besser ausgerüstet. Wann haben Sie die letzte Militärparade der Bundeswehr gesehen? In der DDR gab es das mindestens einmal, manchmal mehrmals im Jahr.

Hass gegen andere Völker wurde in der DDR staatlich verordnet...oder warum wurde der antifaschistische Schutzwall errichtet?

Lügen gab es in der DDR in wesentlich größerem Umfang als heute. Das ganze Land, die ganze Propaganda, die übererfüllten 5jahres Pläne, das stetig berichtete Wirtschaftswachstum, gedopte Sportler...

Die Medien der DDR transportierten genau diese Lügen... Und was nicht im ND, dem Volk oder der aktuellen Kamera propagandatriefend ins Schöne Licht gedrückt werden konnte, wurde in sinnfreien Slogans auf großformatigen meistens roten Plakaten an die verfallenen Häuser gehangen.
Dazu kam Sudel-Ede, der uns erklärte wie schlecht und verfallen der Rest der Welt ist, dass Freiheit furchtbar ist....

Kultur beschränkte sich doch auf dem Land auf die Pioniernachmittage und politisch motivierte Treffen. Daneben gab es gelegentlich privat organisierte Sauforgien.. Heute haben Sie auf dem Land, Dorffeste, Kirmis , Vereinsfeste..

Ja, es ist wirklich besser, wenn Sie aufhören
Leser X
08.09.2017, 16.27 Uhr
Spätzlevernichter...
Ihre einseitige, tendenziöse Einschätzung der DDR deckt sich so ziemlich mit dem verlogenen Mainstream heutiger Berichterstattung. Kann es sein, dass sie in dem Land, über das Sie schreiben, gar nicht gelebt haben?
Herr Taft
08.09.2017, 19.10 Uhr
Leser X... Falsch
Ich bin ein Kind der DDR.. sehe die Dinge nur realistisch und nicht emotional verklärt. Allerdings hatte ich auch kein Parteibuch...
Andreas Dittmar
09.09.2017, 09.26 Uhr
Zwei Seiten einer Medallie
@Späzlevernichter und Leser X man kann euch beiden Recht geben . Ich selbst habe 18 Jahre DDR-Erfahrung, die einen großen Anteil haben viele Dinge kritisch zu sehen und zu hinterfragen. Späzlevernichter beschreibt sehr treffend das Kartenhaus, welches einfach irgendwann zusammenkrachen musste, Industrie auf Verschleiß und am Limit, letztendlich um ausschließlich den deviesenbringenden Export zu bedienen. Möbel, Klamotten, Kinderwagen hier Mangelware wurden bei Quelle und Co. verramscht. Noch nicht mal die Labels waren am Schluß erwünscht. Chemieanlagen wurden auf Vollast gefahren bis es knallte, und das tat es auch, nur um die Kunststoffproduktion zu maximieren. Mangelnder Arbeitsschutz und Planschlachten in den Bergwerken führte zu einigen schweren Unglücken. Brücken stürzten während der Bauphase ein weil minderwertiges Material verwendet wurde. Allerdings wurde über so etwas nicht nur geschwiegen, sondern noch ordentlich Propaganda gemacht. Wer sich an bestimmte Spielregeln hielt, hatte nichts zu befürchten. Wer sogar mitmachte der konnte groß rauskommen. Was Mitmachen bedeutete muß man bestimmt nicht näher beleuchten. Auf jeden Fall hatte es dann auch mal moralisch verwerfliche Züge. Was ich auch heute noch für falsch halte, sind halsbrecherische Fluchtversuche über die schwer bewachte Grenze mit Kindern. Das waren keine Heldentaten, sondern eher verantwortungslos. Nicht jeder war verfolgt aber jeder sollte mitbekommen haben, das da was nicht stimmte. Etwas aktiv dagegen zu tun war gefährlich, da auch in der DDR die Todesstrafe verhängt wurde. Das System "reinigte" sich auch manchmal selbst, die letzte Todesstrafe wurde 1983 an W. Teske, einem Agenten des MfS vollstreckt. Das Erschießen von Grenzsoldaten, von denen einige nur ihren Grundwehrdienst ableisteten und eben manchmal nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren verurteile ich genau so wie den Schießbefehl selbst.
h3631
09.09.2017, 10.43 Uhr
@Spätzlevernichter
Wenn Sie ein DDR Kind sind müssten Sie aber wissen das es auch zu DDR Zeiten auf dem Lande Dorffeste,Kirmes,Blasmusikfeste,Sängertreffen und andere
Vereinsfeste gab.
Vielleicht sind Sie kein DDR Kind,denn das wußte jeder.
Herr Taft
09.09.2017, 13.27 Uhr
Sry, H3631.. Ich bin
.. In 5500 groß geworden und nicht auf dem Land... Gebe ihnen recht... Diese Aussage beruht auf Hörensagen
Paulinchen
09.09.2017, 14.20 Uhr
Also auf die "Liste der Experten für Sicherheit" im Lande DDR ...
...kam man schneller als einem lieb war. bei unserem 1. Besuch in Ungarn, habe ich an der Donaubrücke von Bratislava den Wegweiser "WIEN 38 km" gelesen. Wie es damals so brauch und Sitte war, hat man ja stets eine Postkarte an die Kollegen daheim geschickt. Schon der Name WIEN, der war ja für unsereins damals etwas Besonderes. Also - ich "intelligent" wie ich war, schrieb ich auf besagte Karte nicht nur den üblichen Text, dazu kam die Anmerkung: "Heimwärts kommen wir über Wien."
Es dauerte genau ein Jahr. Wie sicher einigen noch in Erinnerung, man musste rechtzeitig den "einmaligen Grenzübertritt" in Richtung "Ausland" stellen, um wieder nach Ungarn zu reisen. Was passierte? Unser Sohn wurde abgelehnt. Eine Nachforschung über einen sehr guten Bekannten bei der VOLKSPOLIZEI ergab: "Schreibst du wieder auf eine Karte an deinen Betrieb, dass du heimwärts über Wien kommen willst, dann war es das aber auch mit dem Reisen ins Ausland, für dich und deine Familie. hast du mich verstanden? Hier sind deine kompletten Unterlagen und reiß dich zusammen." ich habe auch mal eine Ansichtskarte aus unserer französischen Partnerstadt erhalten. Darauf stand nur mein Name und die Buchstaben DDR! Die Karte trug Poststempel von Berlin, Weimar und Nordhausen. 10 Tage später lag sie in meinem Postkasten. Ja - das nannte man damals SICHERHEIT und Sorge um unsere Staatsbürger ;-))
Leser X
09.09.2017, 15.00 Uhr
Apropos Kultur
Wie h3631 richtig bemerkte, gab es all diese dörflichen Events wie Kirmes und ähnliches auch in der DDR.

Was ich meinte: Trotz aller "Armut" hatten kleinere Städte und größere Orte eigene Kulturhäuser in denen der ländlichen Bevölkerung neben Kirmes und Fasching echte Hochkultur geboten wurde.

Fragen Sie mal die Leute z.B. in Bleicherode oder Bischofferode, was damals dort den Bewohnern geboten wurde. Aber die Kultur war eines der ersten Güter, die geopfert wurden. Weil sie eben keinen Profit abwarf und der Massenverblödung im Wege stand.

Heute darf man die "Hochkultur" vom Sofa aus in dummmachenden Medien genießen.
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