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Do, 07:00 Uhr
10.08.2017
Studie der Hans-Böckler-Stiftung

Kontrollverlust des Staates ist krass

Die meisten Menschen in Deutschland nehmen die aktuelle wirtschaftliche Situation positiv wahr – doch viele machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Weitaus mehr Bürger als früher haben das Gefühl, auf sich selbst gestellt zu sein und sich in eigener Verantwortung behaupten zu müssen...


Globalisierung, Freihandel und technischer Wandel sorgen für Verunsicherung, auch starke Zuwanderung und Kriminalität werden als Probleme wahrgenommen, der soziale Zusammenhalt gilt vielen als gefährdet. Soziale Gerechtigkeit ist für mehr als 90 Prozent ein zentraler Wert und Anspruch, ebenso die Durchsetzung von Recht und Ordnung.

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Abstiegsängste und die Sorge, die Kontrolle über persönliche und gesellschaftliche Lebensumstände zu verlieren, sind verbreitet. Daraus könnten Rechtspopulisten Kapital schlagen: Menschen, die befürchten, dass es ihnen und ihren Kindern künftig schlechter gehen wird oder die der Meinung sind, dass auf mehreren Ebenen über sie hinweg entschieden wird, neigen überdurchschnittlich häufig der AfD zu.

Das gilt insbesondere mit Blick auf das Arbeitsleben und für Beschäftigte, die Überwachung und Kontrolle am Arbeitsplatz erleben. Gewerkschaftsmitglieder sind davon im gleichen Maße wie Nichtmitglieder betroffen, zeigt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie auf der Basis neuer repräsentativer Befragungsdaten. Die Untersuchung wurde gestern in Berlin vorgestellt.

„Kontrollsorgen, Abstiegsangst, Angst vor Arbeitslosigkeit und Verunsicherung über die Zukunft fördern laut dieser Studie nachweislich den Zulauf zu Rechtspopulisten“, sagt Reiner Hoffmann, Vorsitzender des DGB und des Vorstands der Hans-Böckler-Stiftung. „Unsere Antwort kann nur lauten: Mehr Sicherheit im Betrieb mit Tarifverträgen und einer starken Mitbestimmung, und eine Ordnung auf dem Arbeitsmarkt, die Gute Arbeit fördert und sichert, also prekäre Beschäftigung wie Leiharbeit eingrenzt und sachgrundlose Befristung abschafft. Wer noch mehr Zeitarbeit will, mehr Befristung oder die Arbeitszeit deregulieren will, wer nicht mal die Begriffe Tarifvertrag und Mitbestimmung im Wahlprogramm verankert hat, hat nicht verstanden, was auf dem Spiel steht.“

Für die Untersuchung haben der Soziologe und Wahlforscher Richard Hilmer, die Soziologieprofessorin Dr. Bettina Kohlrausch, die Soziologin Rita Müller-Hilmer und der Politikwissenschaftler Jérémie Gagné von Mitte Januar bis Anfang Februar 2017 knapp 5.000 Personen ab 18 Jahren zu ihren politischen Einstellungen, Wertorientierungen sowie Sichtweisen auf die Arbeitswelt befragt. Die Stichprobe der Online-Umfrage ist für die Wahlberechtigten in Deutschland repräsentativ. Über multivariate Analysen können die Forscher Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Antworten identifizieren. Die zentralen Ergebnisse:
  • Die Mehrheit der Bundesbürger ist mit ihrer aktuellen Lebenssituation zufrieden. Drei von vier bezeichnen die wirtschaftliche Lage in Deutschland als gut oder sehr gut. 56 Prozent bewerten auch die eigene finanzielle Situation positiv. Aber viele Bürgerinnen und Bürger äußern Sorgen mit Blick auf die Zukunft. Globalisierung, Freihandel und Digitalisierung sorgen für Verunsicherung. Der Aussage „Unsere Gesellschaft treibt immer weiter auseinander“ stimmen 53 Prozent der Befragten zu. „In unserer Gesellschaft gibt es noch viel Zusammenhalt“ sagen nur 23 Prozent. 55 Prozent der Befragten sorgen sich um die Zukunft ihrer Kinder, 49 Prozent um ihre Altersversorgung.
  • Rund die Hälfte der Befragten hat das Gefühl, dass ihre Interessen durch Politik und Institutionen nicht in ausreichendem Maße vertreten werden. 49 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die Politik tue für sie weniger als für andere Gruppen der Bevölkerung, 23 Prozent sehen sich explizit nicht benachteiligt.
  • Unzufriedenheit mit der eigenen Lebenslage ist der wesentliche Treiber, die derzeit stärkste rechtspopulistische Partei – die AfD – zu wählen. Dabei kommt es weniger auf die objektive soziale Lage an, sondern vor allem auf die subjektive Wahrnehmung der eigenen Lebenslage. Menschen, die AfD wählen oder es in Erwägung ziehen, befinden sich überwiegend nicht in einer finanziell prekären Situation, aber sie fühlen sich vor möglichen Krisen in der Zukunft nicht ausreichend geschützt, zeigt die Analyse: 67 Prozent der AfD-Wähler geben an, dass sie sich Sorgen um ihre persönliche Zukunft machen; in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 46 Prozent.
  • Die Wahrnehmung von Menschen, die anfällig für Rechtspopulismus sind, ist geprägt durch das Gefühl persönlicher Zurücksetzung: AfD-Wähler ordnen sich unabhängig von ihrem realen Einkommen in der Gesellschaft niedriger ein. Sie geben überdurchschnittlich häufig an, im Vergleich zu den Eltern einen sozialen Abstieg erlebt zu haben.
Gleichzeitig treibt die Empfindung eines dreifachen Kontrollverlusts zur AfD-Wahl:
  • In persönlicher Hinsicht: mit Blick auf den technologischen Wandel und Zukunftsängste
  • In politischer Hinsicht: Politik und Institutionen werden als abgehoben wahrgenommen.
  • In nationalstaatlicher Hinsicht: Der Staat kommt aus Sicht AfD-affiner Bürger seiner Aufgabe nicht ausreichend nach, die eigene Bevölkerung zu schützen.
  • AfD-Wähler zeichnen sich durch ihre Distanz zur Demokratie aus: Nur 40 Prozent der AfD-Wähler halten Deutschland für durch und durch demokratisch und nur 38 Prozent sehen die Meinungsfreiheit als gegeben an. Ferner misstrauen sie den maßgeblichen Institutionen ausgesprochen stark und befürworten stattdessen Prinzipien, die den „Volkswillen“ direkt zur Geltung bringen.
  • Der Großteil der AfD-Wähler ist laut der Studie zwar in der unteren Mittelschicht zu finden, bei den Berufsgruppen sind Arbeiter überrepräsentiert. Allerdings sind es keinesfalls ausschließlich die „sozial Abgehängten“, die die AfD wählen. Auch Menschen mit besonders hohen Nettoeinkommen weisen – im Vergleich zur oberen Mittelschicht – eine erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, AfD zu wählen oder es zumindest in Betracht zu ziehen. Dass Rechtspopulisten verstärkt von Arbeitslosen gewählt werden, stimmt ebenfalls nicht. Wer keine Arbeit hat, wählt deshalb nicht häufiger AfD als der Rest der Bevölkerung. Aber: Menschen, die um ihren Arbeitsplatz fürchten, und das Gefühl haben, im Falle einer Arbeitslosigkeit keinen neuen Job finden zu können, sind empfänglicher für rechte Parteien. Auch dies zeigt, dass Abstiegsängste ein entscheidender Faktor sind.
  • Die Situation am Arbeitsplatz spielt eine wichtige Rolle dafür ob rechtspopulistische Positionen als attraktiv wahrgenommen werden: Das Gefühl von Kontrollverlust und Ausgeliefertsein erhöht die Wahrscheinlichkeit, rechts zu wählen – und zwar insbesondere dann, wenn in einem Kleinbetrieb gearbeitet wird. Unter AfD-Wählern und Sympathisanten sind Aussagen wie „Durch die Digitalisierung wird die Überwachung und Kontrolle meiner Arbeitsleistung immer größer“, „Ich stecke in unsicheren Billigjobs fest“ und „Dass ich für meinen Arbeitgeber leichter erreichbar bin, bedroht mein Privatleben“ verbreiteter als in der Gesamtbevölkerung. Die Zustimmung zu diesen Aussagen hat einen signifikanten Einfluss auf eine Wahl der AfD.
  • Eine besonders AfD-affine Gruppe, nämlich Personen bis zu einem mittleren Einkommen (unter 2500 Euro) und mittlerer Bildung (maximal mittlere Reife), die der Aussage zustimmen „Was mit mir passiert, wird irgendwo draußen in der Welt entschieden“, zeigt wie unter einem Brennglas, dass die konkrete Erfahrung von Mitbestimmung und Sicherheit am Arbeitsplatz für sie einen Unterschied macht: Unterliegt das Arbeitsverhältnis dieser Beschäftigten keinem Tarifvertrag oder sind sie befristet beschäftigt, so rücken sie deutlich wahrscheinlicher in die Nähe der AfD als Personen in einem festen bzw. tarifvertraglich geregelten Arbeitsverhältnis – ein Zusammenhang, der sich im Durchschnitt aller Befragten nicht ergibt. „Diese Befunde zeigen, dass gerade für diese spezielle Gruppe der unteren Mittelschicht Unsicherheitserfahrungen und mangelnder tarifvertraglicher Schutz treibende Faktoren für die AfD-Wahl sind“, schreiben die Wissenschaftler. Die beschriebene Gruppe umfasst rund 5 Millionen Wahlberechtigte, von denen gut ein Fünftel angibt, AfD wählen zu wollen.
  • Die Forscher weisen erstmals nach, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen der Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft und der Wahrscheinlichkeit, AfD zu wählen. Das bedeutet: Bei gleicher Ausgangslage verschiedener Personen (jeweils gleiches Einkommen, berufliche Position, Bildungsabschluss, Alter, Geschlecht und Wohnsitz in Ost- bzw. Westdeutschland) macht es bei der Wahrscheinlichkeit, AfD zu wählen, keinen Unterschied, ob jemand Gewerkschaftsmitglied ist oder nicht. Wer sich in seiner Gewerkschaft aktiv engagiert, neigt signifikant seltener Rechtspopulisten zu als wer dies nicht tut – so wie andere ehrenamtlich Engagierte auch.
  • Gewerkschaftsmitglieder sind besonders sensibel für Gerechtigkeitsfragen am Arbeitsplatz: Ob sie gemäß ihrer Qualifikation beschäftigt sind oder nicht, ob sie sich den Veränderungen ohnmächtig gegenüber stehen sehen und auch die erlebte Überwachung und Kontrolle am Arbeitsplatz beeinflusst ihre Entscheidung, AfD zu wählen oder es in Erwägung zu ziehen, in stärkerem Maße als bei Nicht-Gewerkschaftsmitgliedern.
Fazit: Die Auswertung liefert konkrete Anhaltspunkte für politisches Handeln. Sie zeigt, welche Einstellungen und soziale Lebenslagen die rechtspopulistische Orientierung verstärken und damit das rechte Lager vergrößern – und dass dabei ein Gefühl des „Ausgeliefertseins“ am Arbeitsplatz eine große Rolle spielt. Genauso lassen sich aber auch Faktoren identifizieren, die vor Rechtspopulismus „schützen“ und damit Demokratie und Zusammenhalt in der Gesellschaft wie auch in der Arbeitswelt stärken. Menschen, die mit ihrem eigenen Leben zufrieden sind, wählen seltener AfD. Deutlich hervorstechende „Haltepunkte“ sind auch eine hohe Zustimmung zu Werten wie Weltoffenheit und Toleranz, Solidarität der Menschen untereinander und sozialer Gerechtigkeit. Nicht zuletzt ist es ehrenamtliches Engagement, das die Wahrscheinlichkeit verringert, in die Nähe von Rechten zu geraten.
Autor: red

Kommentare
5020EF
10.08.2017, 07.56 Uhr
Dass die AFD
vielleicht einfach aus Protest oder Trotz gewählt wird scheint die Studie völlig auszuschließen...
Es scheint als wolle man dieser Partei mehr Gewicht verleihen als sie tatsächlich auf die Wage bringt.
Wolfi65
10.08.2017, 08.07 Uhr
Sehr schön
Ich kann es gar nicht mehr erwarten, bis endlich dieses Absurdum sein Ende findet. Fast dreizig Jahre Verar......ist lange genug!
tannhäuser
10.08.2017, 08.56 Uhr
Natürlich...
...blablabla...AfD-Wähler haben Demokratie nicht verstanden und sind eigentlich potenzielle Reichsbürger...

Wird Zeit, dass man endlich auch diese ganzen Stiftungen und ihre Finanzierung unter die Lupe nimmt und hinterfragt.
ScampiTom
10.08.2017, 09.03 Uhr
Sehr einseitig
Nun wird der Welt wieder mal der AfD Wähler erklärt, ängstlich und populistisch, Mich würde doch mal interessieren, wer den noch Grüne wählt oder woher die Wähler der Linken kommen, welch Ansprüche haben CDU Wähler an ihre Kanzlerin?
Der Sinn solcher Artikel ist doch offensichtlich. Willst du dazu gehören, du unentschlossener Wähler? Nimm lieber das Altbewährte, da weißt du das sich nichts ändern wird am Kurs. In diesem Sinne Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
murmeltier
10.08.2017, 10.26 Uhr
Uns geht es gut
Uns geht es gut. Je öfter der Satz gesagt wird, um so mehr Menschen glauben es. Dieser Satz ist doch sowas von oberflächlich. Menschen haben mehrere Jobs, um über die Runden zu kommen, eine Millionen Leiharbeiter bei dieser Konjunktur, Zahlung von Mindestlöhnen. Die Schere von arm und reich wird immer größer. Was tun die Parteien dagegen nichts, sie kümmern sich nur um sich selbst, nur vor Wahlen erwecken sie den Eindruck,dass es um die Menschen geht.
Wolfi65
10.08.2017, 11.12 Uhr
Um einer Verwechslung vorzubeugen
Ich bin weder Freund noch zukünftiger Wähler der AfD, da diese mir nicht radikal genug mit der Scheindemokratie umgeht. Man muss ganz andere Maßnahmen durchführen, damit dieser Kuschelkurs mit den Bonn-Berliner Traumtänzern, ein baldiges Ende findet. Aber einige wollen einfach nicht begreifen, dass ihre Zeit gekommen ist, um zu gehen.
Paul
10.08.2017, 11.31 Uhr
Scampi Tom
Sehr gut gesagt Scampi Tom ich kann dir da nur meine volle Zustimmung geben !
Günther Hetzer
10.08.2017, 12.10 Uhr
wer die Musik bestellt, ....
Unsere Regierung interessiert sich nicht für Euch, Eure Familie, Eure Kinder und deren Zukunft, Eure Freunde, Eure Unversehrtheit und Euer Leben. Ihr wollt etwas ändern? Fang mit Eurem Wahlverhalten an!

Solange Menschen in Machtpositionen sind, für die das fehlen "kultursensibler-Kacklöcher" eins der größten Probleme darstellt, wird sich nichts ändern!
geloescht.20221110
10.08.2017, 12.57 Uhr
..na - dann geht doch zur AFD !!
.. jetzt zeigen die (objektiv) "benachteiligten" auch noch Gefühle (Emotionen) !?
Wo kommen wir denn da hin?
Die Gewerkschaften werden es schon richten ?
Herr Bsirske (verdi) hat schon mal (Juli 2017) mit den "Bilderbergern" (alles lupenreine Demokraten) gesprochen.

Das wird!
Eckenblitz
10.08.2017, 13.26 Uhr
So einfach ist das
Ich habe hier das Gefühl, dass der AfD Wähler als jemand aus der UNTERSCHICHT dargestellt wird. Er ist arbeitslos wenn nicht gar Hartz 4 Empfänger, also kurz gesagt er gehört der untersten Karste an, um nicht zu sagen ABSCHAUM.

Liebe ach so demokratischen Parteien, sie müssen aufpassen, dass ihre Strategie nicht nach hinten losgeht. Man kann ein Volk nicht ewig verdummen, wie sie es zur Zeit praktizieren. Siehe DDR.

Ich für meine person ziehe es vor nicht zu wählen, da keine Partei wählbar ist, die zwei, drei Personen, die wert sind gewählt zu werden, haben keine Zukunft in dieser DEMOKRATIE, oder?
Günther Hetzer
10.08.2017, 13.43 Uhr
@Overhead
"...Ich für meine person ziehe es vor nicht zu wählen, da keine Partei wählbar ist, die zwei, drei Personen, die wert sind gewählt zu werden, haben keine Zukunft in dieser DEMOKRATIE, oder?..."

Zeigen Sie doch besser Ihren Unmut in dem Sie Ihre Stimme ungültig machen! Nehmen Sie Ihren Stimmzettel und schreiben Sie zum Beispiel "Ihr seid Sch***e" drauf"! Das wäre zumindest ein klares Statement Ihrerseits!
Wolfi65
10.08.2017, 14.34 Uhr
So So!
Also ist es klüger, sich mit Versagern abzufinden und die Wählerstimme ungültig zu machen? Den Kopf in den Sand stecken und behaupten, dass man an der jetzigen Misere nicht Schuld ist, weil man bei der letzten Wahl nicht gewählt, oder seine Stimme ungültig gemacht hat. So ein Verhalten hat zu einer Weimarer Versagerrepublik geführt. Feige Opportunisten, welche dem deutschen Volke noch den letzten Rest an Stolz und Wirtschaftskraft genommen haben. Welche auch schon Geld gedruckt hatten, wenn keines mehr da war. Alles wiederholt sich und am Ende ist Niemand für das verantwortlich, was kommt.
Leser X
10.08.2017, 15.22 Uhr
Highvoltage...
... genau das ist auch mein Vorschlag. Ehe man nicht wählen geht, sollte man als Form des Protestes lieber seine Stimme ungültig machen und diese Scheinwahl damit entwerten.
Günther Hetzer
10.08.2017, 16.07 Uhr
etwas überspannt....
Wolfi, wer hat Ihnen denn heute in Ihre Frühstückscerealien gekackt? ....Nein Sie haben natürlich Recht, lieber sollte man irgendwas wählen, von dem man nicht überzeugt ist....oder besser noch... man sollte wählen was Sie für richtig halten...Es ist ja nicht so, dass jeder nur seinem eigenen Gewissen verpflichtet ist. "Kluge Sätze" von dummen Leuten helfen niemanden!
"...Also ist es klüger, sich mit Versagern abzufinden und die Wählerstimme ungültig zu machen?..." zumindest besser als die Versager zu wählen...oder meinen Sie nicht?
Ich empfehle Ihnen eine Internetpause... im ernst, Sie wirken irgendwie überspannt! :-)

Noch eine Frage in eigener Sache: Was war besser, die 4 Jahre vor oder 12 Jahre nach der Weimarer Republik? :-)
Mueller13
10.08.2017, 16.49 Uhr
Das ist mal schief gegangen, liebe Hans-Böckler-Stiftung
Dann lesen wir mal eigentlich was da steht und nicht das was eigentlich angedacht ist:

HBS: "Gleichzeitig treibt die Empfindung eines dreifachen Kontrollverlusts zur AfD-Wahl:
- In persönlicher Hinsicht: mit Blick auf den technologischen Wandel und Zukunftsängste
- In politischer Hinsicht: Politik und Institutionen werden als abgehoben wahrgenommen.
- In nationalstaatlicher Hinsicht: Der Staat kommt aus Sicht AfD-affiner Bürger seiner Aufgabe nicht ausreichend nach, die eigene Bevölkerung zu schützen."


-> in Hinblick auf den technologischen Wandel:
das treibt ja hier auch viele an - ich erinnere nur an die große BGE-Fraktion

-> in politischer Hinsicht: Politik und Institutionen werden als abgehoben und weltfremd wahrgenommen!? Wer will sich diesem Eindruck ernsthaft entziehen?

-> in nationalstaatlicher Hinsicht: der Staat verhält sich weder rechtsstaatlich, noch kommt er der Schutzaufgabe seiner Bürger nach - ganz objektiv besteht an dieser Aussage kein Zweifel.

HBS: "AfD-Wähler zeichnen sich durch ihre Distanz zur Demokratie aus: Nur 40 Prozent der AfD-Wähler halten Deutschland für durch und durch demokratisch und nur 38 Prozent sehen die Meinungsfreiheit als gegeben an. Ferner misstrauen sie den maßgeblichen Institutionen ausgesprochen stark und befürworten stattdessen Prinzipien, die den „Volkswillen“ direkt zur Geltung bringen."

-> Diese merkwürdigen AfD-Wähler scheinen mir durchaus Menschen zu sein, die eine Lage korrekt einschätzen können!


Interessant auch, wer es in Erwägung zieht, die AfD zu wählen:
- untere Mittelschicht (zu deutsch: Arbeiter)
- Meschen mit einem hohen Nettoeinkommen (zu deutsch: deren Chefs)

Daraus folgt, wer sie nicht wählt:
- Arbeitslose, klar die wählen lieber Die Linke, weil die Ihnen mehr H4 oder gar das BGE verspricht
- die obere Mittelschicht, weil dort sich vor allem die Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst tummeln. Diese Klientel schimpft zwar, hat aber kein Interesse an einer Änderung der Zustände, weil sie zu stark abhängig sind von der fütternden Hand.
Mueller13
10.08.2017, 17.22 Uhr
@ Nichtwähler + Ungültigkreuzer
Ungültig machen - ist auch ein Statement, aber ein komplett sinnloses. Ungültige Stimmen werden erfasst und verschwinden dann im Nirwana. Es ist völlig irrelevant, ob Ihr doof seid und zwei Kreuze macht, ob Ihr einen langen Text auf den Zettel schreibt oder ihn einfach nur durchstreicht. Der Einzige, der das sieht, ist der Wahlhelfer, der es dann auf einen Stapel legt und damit hat es sich. Die Wahlbeteiligung ist hoch (setzt sich aus gültigen + ungültigen Stimmen zusammen) und ob Euer Statement dem Wahlhelfer wirklich imponiert? Ich habe da so meine Zweifel! Letztendlich wird eure Stimme anteilig auf CDUSPDFDPGRÜNELINKEAfD verteilt. Wer das wollte...bitte, ungültig machen ist Eurer Chance!
PS: Ich habe es auch schon gemacht, wie einige andere in meinem Umfeld auch. Es gab einen ungültigen Anteil von >5%. Und? Nichts, die 5%-Hürde wurde gerissen und es fand nicht mal Erwähnung in der Zeitung... (der für die Wahl zuständige Redakteur hat mir dies in einem Gespräch hinterher erzählt).

Nichtwählen - das ist doch letztendlich was von der der Blockpartei CDUSPDFDPGRÜNE gewollt wird.
Was erreicht man damit?
Rechtlich: völlig irrelevant... wenn irgendwann nur noch 20 Personen zur Wahl gehen und die alle GRÜN wählen, werden die "restlichen 82 Millionen" eben von Grünen regiert.
Statistisch: hilft man damit nur den etablierten Parteien, weil deren abhängige Parteisoldaten werden auf jeden Fall gehen...

Deshalb kann die eindeutige Antwort nur heißen: Hingehen und ein korrektes Kreuz machen.
Wenn man keinen Favoriten hat, dann sucht man sich entweder einen von den kleinen aus, der halbwegs passen könnte (Stimme statistisch auch versenkt) oder man wählt die Partei, den größtmöglichen Druck auf das etablierte System ausüben kann (objektiv kann das nur die AfD oder die Linke sein).
Es gibt nur eine Konsequenz, wenn man dies nicht macht: es geht weiter wie bisher und die Karre fährt völlig vor den Baum. Ich halte diese Wahl für unsere letzte Chance eine blutige Auseinandersetzung abzuwenden.
Mueller13
10.08.2017, 17.52 Uhr
@ Highvoltage
Nach mehreren Zeitzeugenaussagen die ersten 4 Jahre nach der Weimarer Republik. Aber die kann man bestimmt nicht losgelöst von den folgenden 8 Jahren betrachten...
Wolfi65
10.08.2017, 18.30 Uhr
Keine Frage!!!
Die 1000 Jahre danach.
tannhäuser
10.08.2017, 18.49 Uhr
Die Linke...
...ist bei denen, die sie vor Jahren wählten, bevor die andere Alternative kam, erledigt.

In Sondershausen sind sie sozusagen ausser mit einen Wahlbüro gar nicht präsent. Frau Steinke und Herr Blümel interessieren sich hauptsächlich für Artern.
Leser X
10.08.2017, 18.55 Uhr
Es kommt auf den Umfang an
Klar sind 5% ungültige Stimmen Peanuts. Aber wenn nur jeder zweite wahlmüde den Zettel entwerten würde, wären das schon mindestens 15%. Das wäre doch wenigstens mal ein deutliches Signal. Das einzige dieser Art, das man aus solchen Anlass senden kann. Sozusagen die Negation der Negation.
Eckenblitz
10.08.2017, 21.36 Uhr
Highvoltage …..
Sie haben natürlich Recht, genauso werde ich vorgehen.
N. Baxter
11.08.2017, 06.54 Uhr
Wahlvieh?
(mir geht grad noch der Artikel mit den Schlachteabfällen durch den Kopf, Verzeihung für den Betreff)
Ich stimme ehr Müller13 in seiner Taktik zu, da es am Ende egal sein wird, ob 5Mio Stimmen in den Rundordner laden und die etablierten Parteien durch ihre paar Anhänger zum Sieg getragen werden.
Druck erzeugt Gegendruck, dem können sich auch die großen Parteien nicht entziehen und um an ihren Posten kleben zubleiben, wird halt VOR der Wahl eben auch mal an der eigentlichen Parteiphilosophie etwas nachjustiert.
Mueller13
11.08.2017, 10.58 Uhr
@ Wahlignoranten (@ Leser X)
Nochmal... in einfachen deutsch

1. Nicht wählen gehen
Wahlbeteiligung: niedrig
Auswirkung auf die Sitzverteilung: keine
Protestwirkung: gering
Presseecho: geringe Wahlbeteiligung
Änderung der Politik: nein

2. Ungültig machen
Wahlbeteiligung: höher
Auswirkung auf die Sitzverteilung: keine
Protestwirkung: nicht vorhanden
Presseecho: Freude über hohe Wahlbeteiligung
Änderung der Politik: nein

3. Kleinpartei wählen
Wahlbeteiligung: höher
Auswirkung auf die Sitzverteilung: unwahrscheinlich
Protestwirkung: gering
Presseecho: nicht vorhanden
Änderung der Politik: nein

4. AfD/Linke wählen
Wahlbeteiligung: höher
Auswirkung auf die Sitzverteilung: ja
Protestwirkung: ja
Presseecho: vorhanden
Änderung der Politik: zumindest möglich

5. CDUSPDFDPGRÜNE wählen
-> Merkel: "Ihr kennt mich"

Die Stimme "ungültig machen" ist aus rationaler Sicht also die dümmste Variante (zumindest wenn man ein Problem mit den derzeitigen Zuständen hat).

Tja, bitte hinterher nicht beschweren. Wer Ignoranz (Wahlverweigerung) wählt, wird auch Ignoranz bekommen.

Es geht auch nicht darum, das AfD oder Linke die Wahl gewinnen. Ziel muss es sein, wieder eine anständige Opposition in den Reichstag zu bekommen, die dann die Regierungspartei vor sich herschiebt. Der jetzige Zustand ist jedenfalls unerträglich.
Paul
11.08.2017, 11.14 Uhr
Murmeltier
Da muß ich Ihnen uneingeschränkt Recht geben. Denn so lange keine Wahlen vor der Tür stehen, ist der "werte" Bundesbürger von Null Interesse. Aber zur Wahl fällt dann den "Oberen" auf einmal wieder ein wozu man dann auf einmal die lieben Bürger ja doch noch irgendwie brauchen kann - als "Wähler" um dann letztendlich nur wieder an seinen eigenen Interessen zu feilen und die großen "Wahlversprechen" geraten sehr schnell in den Hintergrund oder auf einmal weiß keiner mehr von Irgendwas!
Leser X
11.08.2017, 11.16 Uhr
Mueller13
Der Vorschlag zur Ungültigmachung des Wahlzettels sollte auch nur für alle diejenigen gelten, die für sich aus den vorgeschlagenen Parteien der NF (Nationalen Front) zzgl. den als Alternative auftretenden für sich dennoch nichts wählbares finden.

Unsere Wahlen sind doch dermaßen frei, dass auch Platz für die Freiheit bestehen sollte, nicht nur nicht zu wählen, sondern den ganzen Wahlvorgang als solchen auf diese Weise kritisch zu begleiten. Was spricht dagegen? Kann doch jeder machen, wie er will. Sieht doch keiner..))
Günther Hetzer
11.08.2017, 12.42 Uhr
???
Jeder Wahlberechtigte ist zu aller erst seinem eigenen Gewissen verpflichtet. D.h. es entscheidet jeder für sich, ob es wählbare Optionen gibt oder eben nicht. Der Protest den man damit zum Ausdruck bringt, dass man seine Stimme einer Partei schenkt, welche einen nicht überzeugt hat, ist wohl mehr als bedenklich. Schließlich wählt man Parteien und das wofür diese stehen und keinen Protest. Inwiefern die Entscheidung rational ist, eine Partei zu wählen in der die eigenen Interessen und Ansichten nicht zuhause sind, erschließt sich mir absolut nicht. Ebenso muss die AfD bestenfalls erst einmal beweisen, dass sie eine echte Opposition stellt. Bisher konnte die AfD als Opposition nicht überzeugen (in Sachsen-Anhalt z.B.). Die Linke als anständige Oppositionspartei zu bezeichnen ist sowieso lächerlich.

Wo also liegt der Mehrwert für jemanden, der keine der Parteien als wählbar erachtet, AfD oder Die Linke zu wählen? Welchen Sinn hat eine "Protesthandlung" Parteien zu wählen, welche nach jetzigem Stand keine starke Opposition garantieren? Welcher rational denkende Mensch, wählt eine Partei welche ihn nicht überzeugt? Es ist schön das Sie davon überzeugt sind, dass die AfD eine anständige Opposition bilden wird, jedoch gibt es rational betrachtet keine Anhaltspunkte dafür.
Wolfi65
11.08.2017, 14.13 Uhr
Ach nee
Sie, Herr Highvoltage, könnten mich noch nicht einmal mit Ihrer Weltanschauung dazu bewegen, ein Gebrauchtwagen zu kaufen.
"Die Partei gefällt mir nicht und die ist es nicht.
Und überhaupt werde ich den Wahlzettel ungültig machen."
Nur zu!
Die Welt wird sich weiter drehen...
MFG
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Anm. d. Red.: Die Diskussion ist beendet
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