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Mo, 07:10 Uhr
26.06.2017
Harzblick-Wandermarathon

Wandern für unsere Landschaft?

Gratulation an Jochen Lenz und den Harzblick-Wandermarathon. Zwar war Bodo Schwarzberg nicht dabei, aber es ist schon anerkennenswert, gleich bei der ersten, als Massenveranstaltung geplanten Wanderung 800 Leute zusammenzutrommeln...


Ich erinnere mich an die erste 7-Seenwanderung in Markkleeberg südlich von Leipzig (heute ein Riesenkult), wo sich bei der ersten Ausgabe 2004 deutlich weniger Wanderer einfanden, und das am Rande einer damals fast 600.000-Einwohnerstadt. Heute sind es Anfang Mai jeweils viele Tausend Teilnehmer, die zudem aus vielen Ländern anreisen. 800 Wanderer am Rande der Provinzstadt Nordhausen beim ersten Mal, das ist respektabel.

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Schon seit ich selbst mit dem Wandern begann, fiel mir der Südharz als fast wandererfreie Zone auf. Weder in Sachsen, noch in Sachen-Anhalt (Südharz) oder in anderen Bundesländern, und erst recht nicht bei den Tschechen und Bulgaren, stieß ich auf eine wanderseitig derart schlecht erschlossene Region, wie hier im Landkreis und auch nicht auf einen so geringen Anteil wandernder Bürger. Das liegt wohl mit an der Grundeinstellung der regionalen Politik zum sanften Tourismus und zum betonfreien Stiefkind unserer Infrastruktur namens Wanderwege.

Es liegt am etwas altbackenden Image des Wanderns vor allem in der ostdeutschen Provinz, es ist sicher auch ein Überbleibsel des Grenzkreises Nordhausen aus der DDR-Zeit, in der Harzwanderer mit Republikflüchtlingen beinahe gleichgesetzt wurden. Die so erzeugten Diskrepanzen aber wirken fort: Während man beispielsweise in den tschechischen Gebirgen regelmäßig selbst jugendlichen Rucksackwanderern begegnet, ist dies im Harz, maximal mit Ausnahme der Brockenautobahnen, eine Seltenheit.

Auch vor diesen Hintergründen kann der Harzblick-Wandermarathon umso mehr begrüßt werden.
Andererseits halte ich es für problematisch, dass selbst das Wandern heute zunehmend “eventbedürftig“ ist. „Gestützt auf die allgegenwärtige Infrastruktur von Sicherheiten aller Art, trauen sich tatsächlich hunderte Wanderer hinaus in die feindliche Natur", könnte man etwas überspitzt meinen.

Dass ausgerechnet die Kirche die Initiative zu einer gut besuchten Wanderveranstaltung in unserer Region ergriff, ist einerseits zu begrüßen, - zumal im marktwirtschaftlich allseits vermarkteten Lutherjahr. Allerdings zeigt dies auch, dass dies die üblichen, eigentlich zuständigen, oft altgedienten Sportvereine eben nichts auf dem Gebiet größerer Wanderveranstaltungen taten.

Das Wandern religiös zu verwenden, halte ich jedoch für diskussionswürdig, zumindest, falls die kirchlichen Veranstalter dies so mit vorgesehen hatten. - Jedoch mit einer Ausnahme:

Wandern und halbwegs intakte Natur werden seit der Zeit der Aufklärung im 19. Jahrhundert meist in einem Atemzug beworben. Das gilt auch heute noch als selbstverständlich: Der Harzblick-Wandermarathon wäre daher gerade als Massenveranstaltung eine tolle Chance, den sanften Tourismus in unserer Region zu propagieren und als Gegenentwurf zur Zerstörung unserer Landschaft durch marktwirtschaftliche Interessen, wie Gewerbegebiete, noch mehr Straßen und Gipsabbau, und damit durch eine einseitig angeblich zukunftsorientierte Politik, herauszustellen. -

Mehrere Gipsfirmen verteilen ihre billigen, bunten Glasperlen ans Volk, zum Beispiel als Sponsoren bei diversen Volksläufen. Vielleicht wäre hier eine in erster Linie ökologische Gegenkraft seitens der kirchlichen Veranstalter möglich.

Hier würde ich mir eine deutlich klarere Position erwarten, als diese zumindest in der nnz erkennbar war. Während der Wendezeit in der DDR war die Kirche weniger an die gesellschaftliche und wirtschaftliche Realität angepasst, als heute. Schließlich wanderten die 800 Wanderer beim Harzblick-Wandermarathon durch eine Landschaft, die durch Profitinteressen verschiedener Art bedroht ist.

Beim zweiten Harzblick-Wandermarathon ist zudem vielleicht auch eine 100 km-Route möglich? Das zu organisieren, erhöht zwar den Aufwand beträchtlich (Präsenz des Veranstalters über mindestens 24 Stunden, prozentual nur wenige Teilnehmer auf der 100-km-Strecke, evtl. mehr medizinisches Personal), es würde aber die mediale und die überregionale Wahrnehmung deutlich verbessern.

Außerdem wäre es toll, wenn die Organisatoren einen Eintrag des hoffentlich zweiten Harzblick-Wandermarathons in den Sächsischen Wanderkalender vornähmen. Dies ist der umfassendste deutsche Wanderkalender mit großer Außenwirkung, inklusive Internet. Es dürfte fast sicher sein, dass mehr Kurz- und Mittelstrecken-Sportwanderer zu Veranstaltungen in den Südharz kämen, als in diesem Jahr - wenn sie doch nur von den Veranstaltungen wüssten. Im Raum Leipzig, vor allem aber im Dresdner Raum konzentrieren sich die durchaus reisefreudigen, gut konditionierte Wanderer, - die zudem besonders gern in unzerstörten Landschaften unterwegs sind.

Wenn das nicht Argumente für künftig noch mehr Teilnehmer beim Harzblick-Wandermarathon sind?
Bodo Schwarzberg
Autor: red

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
stewo
26.06.2017, 07.56 Uhr
100% gelungene Veranstaltung
Ich kann nur sagen das was Herr Lenz dort auf die Beide gestellt hat war großartig.
Er hat es geschafft viele Leute zu mobilisieren, egal ob Jung oder Alt. Christ oder Nicht Christ.
Danke an alle Helfer ( ohne euch wäre diese Veranstaltung nicht möglich gewesen ).
Und natürlich die Sponsoren - alle wissen ,Ohne Moos nichts los.
Die Route war super

Bei 1,5 Jahren Vorbereitung könnt ihr euch jetzt zurücklehnen und alles sacken lassen.
IHR HABT DAS TOLL GEMACHT ...
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