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Mi, 14:50 Uhr
10.05.2017
Migrationsminister zu Gast in Nordhausen

Die schwierigere Aufgabe

Aufnahme und Unterbringung sind eine Sache, die Integration von Geflüchteten und anderen Migranten ist eine ganz andere. Mit dem Stand der Integrationsbemühungen in Nordthüringen setzte man sich heute im Nordhaus auseinander. Zu Gast war auch der Thüringer Minister für Migration, Dieter Lauinger...

Thüringens Minister für Migration Dieter Lauinger zu Gast in Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel) Thüringens Minister für Migration Dieter Lauinger zu Gast in Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)

Vor anderthalb Jahren warf die Flüchtlingsproblematik gerade einmal ihre ersten Schatten voraus. Wenige Wochen später wurde die Situation zum bestimmenden Thema in Behörden, Verwaltungen, Medien und Stammtischen.

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Seitdem ist viel passiert. Die Zahl der Neuankömmlinge ist drastisch zurückgegangen, die praktischen Probleme, denen man sich heute gegenübersieht sind andere geworden. Um der Aufgabe damals Herr zu werden, wurden Strukturen aufgebaut, oftmals in aller Eile, die inzwischen mehr oder minder langsam wieder verschwinden und für neue Kopfschmerzen bei Vereinen und Verwaltungen sorgen. An anderer Stelle tun sich neue Aufgaben auf, die bisher noch niemand im Blick hatte.

Ende Dezember 2015 rief man im Landkreis Nordhausen unter anderem das Projekt "MultiPotential" ins Leben. Die Verein Lift und Horizont sollten sich mit der sozialen und beruflichen Integration von Geflüchteten und Migranten befassen. Konkrete Vorstellungen wie das funktionieren könnte, hatte damals niemand. "Wir haben alle vor einem weißen Blatt gestanden", sagte Sara Müller, Bereichsleiterin in Sachen Migration im Horizont, "die Realität sieht häufig anders aus als unsere Vorstellung und wir befinden uns auch heute noch in einem täglichen Lernprozess."

Wie weit man in diesem Prozess gekommen ist und wo aktuell gehandelt werden muss, darüber wollte man heute beim Fachtag im "Nordhaus" sprechen. Eingeladen hatte man nicht nur die Kollegen aus der Stadt sondern auch Vertreter verschiedener Organisationen aus dem gesamten Nordthüringer Raum und den zuständigen Minister, Dieter Lauinger (Bündnis '90/Die Grünen).

Fachtag zum Thema Integration im "Nordhaus" in Nordhausen-Nord (Foto: Angelo Glashagel) Fachtag zum Thema Integration im "Nordhaus" in Nordhausen-Nord (Foto: Angelo Glashagel)
Auf dem Weg zur Integration stehe man "schon noch am Anfang, das muss man klar sagen", erklärte Minister Lauinger im Gespräch mit der nnz. Die größte Hürde bleibe die Sprachbarriere. Nüchtern betrachtet bräuchten selbst begabte Menschen mindestens anderhalb Jahre um adäquat Deutsch zu lernen, erst danach könne man sich wirklich Gedanken machen, so der Minister weiter, "wir befinden uns noch in der Phase der Vermittlung".

Auf erste Erfolge können die versammelten Sozialarbeiter auch heute schon verweisen. Die "Peter-Klasse", 10 Migranten die ihren Weg in die Ausbildung über die Autohaus Peter Gruppe begonnen haben, ist so eine Geschichte. Möglich wurde das auch dank des Projektes "MultiPotential". "Wir kümmern uns um die beruflich-soziale Integration", erklärt Bereichsleiterin Müller, "das fängt bei ganz einfachen Sachen an, etwa der Suche nach einem Kindergartenplatz, der Vermittlung in einen Sportverein oder bei kulturellen Angeboten. Wir sind auch da, wenn es Probleme im Wohnumfeld gibt." Man wolle eine Brücke schlagen zwischen den Interessen der Institutionen, wie der Arbeitsagentur, der Wirtschaft und dem tatsächlichen Stand ihrer Klienten. Dazu gehöre auch ein realitisches Bild über die Ausbildungsysteme in Deutschland zu vermitteln. "Wir versuchen in unserer Arbeit das alles so aufzubauen, das auf beiden Seiten keine Enttäuschungen entstehen", erklärte Müller, "nur wer sozial integriert ist, kann sich auch auf seine Arbeit oder Ausbildung konzentrieren."

Man ist weitergekommen auf dem Weg zur Integration. Soviel lässt sich festhalten. Die Straße der man dabei folgt, ist aber nicht frisch geteert sondern wird nach wie vor von Baustellen und einigen ziemlich großen Löchern dominiert. Das Chaos der ersten Monate mag gewichen sein, Unsicherheit gibt es an der Basis dieser Großaufgabe aber dennoch. Zum einen werden inzwischen etablierte Strukturen zurückgefahren. Das spüren nicht nur Vereine sondern auch Kreise und Kommunen, die in der Anfangsphase viel Ressourcen investiert haben und sich nun geänderten Bedingungen gegenüber sehen. Zum anderen herrschen zwischen Berlin und Erfurt unterschiedliche Betrachtungsweisen, wie weiter mit der Thematik umgegangen werden soll. Das CDU geführte Innenministerium setze eher auf Abschiebung als Integration, erklärte Minister Lauinger, man müsse sich dem Thema aber von beiden Seiten nähern.

Der Rückbau von Strukturen im sozialen Bereich verteidigte Lauinger, es mache einen Unterschied ob man im Monat 200 oder 6000 Erstaufnahmen verzeichne. Das es auf kommunaler Ebene Leerstand gebe wisse man auch in Erfurt und man sei dabei gemeinsam darüber nachzudenken, wie diese Plätze anderweitig genutzt werden könnten. "Wir werden aber auch immer ein gewissen Potential vorhalten für den Fall das sich etwas ändert. Niemand kann sagen wie zum Beispiel die Situation in der Türkei in einem halben Jahr aussieht und wir werden nicht noch einmal vor den gleichen Problemen stehen, sollte es noch einmal zu einem Anstieg kommen", erklärte der Minister.

An anderer Stelle fehlen Integrationsbemühungen bisher noch nahezu vollständig. Die soziale Integration fand, abseits des ehrenamtlichen Engagements, auf professioneller Ebene lange nur für Asylbewerber statt. Mit der Beschleunigung der Anerkennungsverfahren konnten vielen Menschen deren Antrag beschieden wurde, nicht mehr professionell, also durch ausgebildete Sozialarbeiter, unterstützt werden.

Zu spüren bekam das bis vor kurzem unter anderem die städtische Wohnungsbaugesellschaft. Im beruflichen Bereich konnte SWG Chefin Inge Klaan heute auch auf erste Erfolge hinweisen, bei der sozialen Integration sieht sie hingegen Probleme. "Wir brauchen Strukturen der sozialen Arbeit nicht nur als Begleitung in der Erstunterbringung", schrieb die SWG Chefin dem Minister ins Stammbuch. Nachdem es Probleme in den Hausgemeinschaften der SWG gegeben hatte, leistete sich das Unternehmen ein eigenes Sozialmanagement Projekt, das man mit Hilfe von Partnern wie den Vereinen Lift und Horizont auf die Beine stellen konnte. In der Wohnungswirtschaft habe man damit aber fast schon Exotenstatus, erklärte Klaan, "wir müssen an den Hausgemeinschaften dran bleiben." Alleine könnten Unternehmen wie die SWG das nicht stemmen, weder personell noch fachlich.

Man habe das erkannt, antwortete Minister Lauinger in seinem Grußwort. Im nächsten Haushalt sei die Integrationsfrage mit "relevanten" Summen bedacht worden und er sei zuversichtlich, das man dass auch umsetzen werde. Ob man die Integration in Thüringen als Erfolg betrachten könne, müsse sich daran messen lassen, ob und wie viele Menschen in Arbeit gebracht wurden. Das ist die Messlatte der nächsten Jahre. In der Flüchtlingsfrage sei die Integration die schwierigere Aufgabe und eine die langfristig die Frage einer ganzen Generation sein könnte, sagte Lauinger.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Sonntagsradler 2
10.05.2017, 15.59 Uhr
Die schwierigere Aufgabe
Was in den alten Bundesländern über 50 Jahre fehlgeschlagen ist den größten Teil (Ausländer) zu integrieren. Wollen Sie hier in Thüringen wenn ich das richtig verstehe in den nächsten Jahren in den Griff kriegen.
Lachhaft der größte Teil denkt nicht einmal daran sich zu integrieren. Nehmt mal die rosaroten Brillen ab.Aber mit Flüchtlingen lässt gut Kohle machen.

Selbst ehemaligen Bundeskanzlers und Geschichtswissenschaftler die sich mit dieser Thematik beschäftigen halten dies für eine Utopie! Man kann diesen Menschen nur helfen wenn man in Ihrer Länder für Stabilität sorgt. Hier appellieren Sie immer an einen offenen Dialog mit den Flüchtlingen aber gleichzeitig unternehmen Sie nichts um Waffenexporte auch aus Deutscher Produktion in solch Länder zu verhindern. Mit Krieg lässt sich nun mal in jeder Hinsicht gute Geschäfte machen. Es war so und wird leider Gottes auch immer so bleiben. Wer das alles nicht begreift ist an den Machenschaften solcher Kriegstreiber mit schult. Einfach nur lachhaft.
city
10.05.2017, 17.04 Uhr
Vorwärts immer ....rückwärts nimmer?
Ihr seid die Besten! Das schafft ihr! Da können bald die nächsten kommen.
Mueller13
10.05.2017, 20.49 Uhr
Die Frage kann ich Euch schon beantworten!
"Ob man die Integration in Thüringen als Erfolg betrachten könne, müsse sich daran messen lassen, ob und wie viele Menschen in Arbeit gebracht wurden. Das ist die Messlatte der nächsten Jahre. "

Es gibt da ein Langzeitexperiment mit Türken. Ich denke, die unbedeutende Stadt heißt Berlin:
"75 Prozent der Migranten türkischer Herkunft haben keinen Schulabschluss, fast jeder zweite ist arbeitslos... Vor allem die zweite und dritte Generation der Migranten ist laut Brenke auf die Hilfe des Staates angewiesen."

Quelle: http://www.taz.de/!5176721/

Amen!
tannhäuser
10.05.2017, 22.09 Uhr
Integrationsminister in Hochform!
Gottseidank gibt es in Thüringen keine signifikante Kriminalität! So wird nur der Integrationsminister Lauinger gebraucht. Der Justizminister Lauinger wird nicht benötigt!

Gibt's eigentlich irgendetwas Neues von Abiturient Lauinger Jr.? Da war noch mal etwas mit Schule und Auslandsaufenthalt...

Vergessen und verdrängt? Die R2G-Karawane zog weiter und hat den Vorwurf des Amtsmissbrauchs geräuschlos und karriereverträglich entsorgt?
Andreas Dittmar
10.05.2017, 22.34 Uhr
Werdet endlich wach
Ich sehe hier einen gigantischen Wirtschaftszweig mit einem nie dagewesenen WinWin Effekt. Auf der einen Seite die Rüstungsindustrie und das Militär, das überall intervenieren muß. Die wollen keine Fluchtursachen bekämpfen. Mit der Ausbildung und der Finanzierung von "Rebellen" und Terroristen werden höchstens welche geschaffen. Der Transport der zwangsläufig nach Europa flüchtenden wird von Soros, seinen NGO's und den Schlepperbanden gemanagt. Den Anreiz, nach Deutschland zu flüchten liefern nette Selfies und vom Steuerzahler gepamperte Sozialsysteme. Die Flucht(Reise) da ist dann alles dabei, die Leute ausgestattet mit nagelneuen Schwimmwesten, welche man bestimmt nicht auf jedem orientalischen Basar bekommt und ab der 12 Meilenzone Transfer durch Fähren nach Italien und Griechenland. Diese Fährunternehmen lassen sich diese Raftingtouren über das Mittelmeer fürstlich bezahlen. In Europa übernehmen caritative Einrichtungen. Mit freiwilligen Helfern werden die Kosten ordentlich gedrückt. Die Aufnahmelager am Limit, Investitionen drücken die Gewinnspanne. Jetzt kommt das Wohnungsproblem. Auch hier kann man dem Staat ordentlich in die Tasche langen. Hier werden bald die Immobilienspekulanten übernehmen. Die Miete zahlt das Amt und die Einnahmen sind gesichert. Damit das alles von der Bevölkerung akzeptiert wird, kommen die Fähnchenschwenker und Teddybärenwerfer zum Einsatz. Kritik wird gnadenlos aus linker und grüner Richtung bekämpft und in den braunen Bereich verschoben. Man kann diesen Teufelskreis an vielen Stellen unterbrechen aber warum sollte man sowas tun ?
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