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Sa, 10:00 Uhr
25.03.2017
Nachhaltigkeitsrat zu Besuch in Hohenrode

Jedes Land ist ein Entwicklungsland

Jedes Land ist ein Entwicklungsland, zumindest wenn es um Nachhaltigkeit geht. So sieht man es beim Thüringer Nachhaltigkeitsrat. Das ehrenamtliche Gremium war heute im Park Hohenrode zu Gast und stellte seine Arbeit vor...

Nachhaltigkeitsbeirat traf sich im Park Hohenrode (Foto: Angelo Glashagel) Nachhaltigkeitsbeirat traf sich im Park Hohenrode (Foto: Angelo Glashagel)

Insgesamt 17 sogenannte "substantial development goals", substantielle Entwicklungsziele, haben die Vereinte Nationen als globale Ziele in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt, jedes einzelne mit mehrere Unterzielen. Es geht um Armutsbekämpfung, Klimaschutz, Bildungspolitik, Ungleichheit und Zukunftsfähigkeit, kurzum: um die ganz großen, äußerst komplexen Themen.

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Den weiten, globalen Blick auf die regionale und kommunale Sichtweise herunterzubrechen, diese Aufgabe hat sich der Thüringer Nachhaltigkeitsbeirat gestellt. Das 14-köpfige Gremium besteht aus vom jeweiligen Ministerpräsidenten berufenen Bürgern aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen, von der Künstlerin über den Unternehmer bis zum Hochschulprofessor. Für fünf Jahre wird ein Beirat berufen, das aktuelle Gremium kam heute im Kutscherhaus des Parks Hohenrode zusammen, um sich mit der Stadtverwaltung über die hiesigen Nachhaltigkeitspläne auszutauschen.

Globale Fragen auf ein regionales Niveau herunterzubrechen ist keine leichte Aufgabe, zumal die zivilgesellschaftliche Organisation lediglich Vorschläge unterbreiten kann. Etwa zur Flächennutzung im Freistaat. Trotz sinkender Einwohnerzahlen steigt die vom Menschen genutzte Fläche in Thüringen stetig an, erläuterte Ron Hoffmann, Sprecher des Beirats. Straßen, Gewerbeflächen und Wohngebiete greifen weiter um sich, gegengesteuert wird bisher kaum. Bis zum Jahr 2020 wollte man an einen Punkt kommen, an dem für jede neu erschlossene Fläche an anderer Stelle ein Stück Land an die Natur zurückgegeben wird. Unmöglich ist das nicht, ungenutzte, von Bauruinen vergangener Jahre dominierte, Flächen gibt es genug.

Erfolg war dem Beirat zumindest mit diesem Vorhaben nicht beschieden, im Gegenteil. Anno 2011 wurden in Thüringen 1,2 ha Land neu erschlossen, statt sich einem Ausgleich anzunähern musste man eine Steigerung auf 4 ha beobachten, erklärte Hoffmann. "Es gibt Gestaltungsspielräume für die Gesellschaft, etwa über das Steuersystem. Wir sollten uns in dem Rahmen bewegen, den uns die Natur vorgibt. Wenn der Planet die Lasten einmal nicht mehr tragen kann, dann werden Fragen zur Wirtschaftlichkeit solcher Maßnahmen obsolet".

Ein aktuelles Beispiel für die Pole, zwischen denen man sich bewegt, ist dieser Tage am Possen zu erleben. Hier wird darum gestritten, ob die Wildnis im Wald erhalten werden sollte, oder man sie nicht doch lieber "verwirtschaftet". Der Beirat muss kleine Schritte machen, das weiß man. Umweltschutz mag in Deutschland nichts neues mehr sein, Nachhaltigkeit ist in vielen Bereichen aber noch keine Selbstverständlichkeit.

"Wenn es um Nachhaltigkeit geht ist jedes Land Entwicklungsland", meint auch Thomas Koch, Leiter der Geschäftsstelle des Beirats. In Deutschland mag es bei Nachhaltigkeit um Schutzstandards und kreative Lösungen zur Ressourcenschonung gehen, anderswo auf der Welt bedeutet Nachhaltigkeit vor allem erst einmal Zugang zu Strom, Wasser, Nahrung und gesundheitlicher Versorgung.

v.l.: Ron Hoffmann und Thomas Koch vom Thüringer Beirat für Nachhaltige Entwicklung (Foto: Angelo Glashagel) v.l.: Ron Hoffmann und Thomas Koch vom Thüringer Beirat für Nachhaltige Entwicklung (Foto: Angelo Glashagel) Den einen oder anderen Erfolg hat man sich schon auf die Fahnen schreiben können. Rund 5% des Freistaates sollen sogenannte "Wildnisflächen" sein, darauf hat man sich in Erfurt inzwischen geeinigt. Anderswo herrscht in der Regierung Dissenz, etwa wenn es um Korridore für Wildtiere geht.

Der Nachhaltigkeitsbeirat arbeitet ehrenamtlich und verfügt lediglich über ein kleines Budget. Dennoch will man nicht im stillen Kämmerlein arbeiten. Hoffmann und Kollegen wollen in Zukunft einen breiter angelegten Dialog führen und mehr Bürger an ihrer Arbeit teilhaben lassen. Einen Teil der Pläne wurde heute auch im Kutscherhaus des Parks Hohenrode geschmiedet. Workshops und Lesungen könnte man sich vorstellen, oder auch die Auslobung von kleine Preisen und niedrigschwellige Projektföderungen. Einen ersten festen Termin gibt es auch schon, am 15, Juni wird man sich im Erfurter "collegium maius" in Erfurt zum ersten Thüringer Nachhaltigkeitsforum treffen.

Das Thema wird in jedem Fall nicht von der Agenda verschwinden, erst recht nicht in Nordhausen, wo ein eigener Plan für Nachhaltigkeit erarbeitet wird. Gut möglich also, das man den Beirat nicht zum letzten mal im Südharz begrüßen konnte.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Demokrit
25.03.2017, 13.36 Uhr
Mir ist schleierhaft,
wie die Menschheit ohne einen "Nachhaltigkeitsrat" viele Jahrhunderte überleben konnte. Ich habe da eigentlich nur den Eindruck, es geht um die Durchsetzung "grüner" Ideologien .
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