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Mo, 06:37 Uhr
13.03.2017
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder:

Der Feldhamster muss geschützt werden

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder ist ein ehrenamtlicher und gemeinnütziger Verein, der sich umfassend mit ökologischen Themenstellungen auseinandersetzt. Eine der zahlreichen Arbeitsgruppen ist die der Feldökologie. Und die fordert den Schutz des Feldhamsters...

Feldhamster (Foto: Agnieszka Szeląg) Feldhamster (Foto: Agnieszka Szeląg)

Bekanntlich besitzt der Feldhamster den Status „streng zu schützende Tierart von gemeinschaftlichem Interesse“ gemäß des Anhangs IV der FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG). Ferner ist bekannt, dass ein wesentliches Ziel der FFH-Richtlinie in der die Sicherung des günstigen Erhaltungszustandes der dort gelisteten Arten und Lebensräume besteht. So haben gemäß Artikel 11 der FFH-Richtlinie die Mitgliedstaaten den Erhaltungszustand der in Artikel 2 genannten Arten und Lebensräume zu überwachen. Über die Ergebnisse der Überwachung ist gemäß Artikel 17 durch die Mitgliedstaaten alle sechs Jahre ein Bericht zu erstellen. Der Erhaltungszustand wird in Artikel 1 näher spezifiziert.

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Von daher sieht der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) in dem momentanen gemeinsamen Kesseltreiben von „Investoren“, Landkreis Mansfeld-Südharz, Stadt Sangerhausen und einzelner Medien gegen den Feldhamster nicht nur als unsinnig an, sondern stuft das Vorgehen als unverantwortlich und gefährlich ein. Hier vermengt man berechtigte Arbeitsplatz- und Zukunftssorgen der Menschen in der Stadt Sangerhausen mit einer falschen Zuordnung entsprechender Verantwortlichkeiten. Für den AHA kann doch dieses medial begleitete Bündnis im Ernst nicht daran glauben, dass der Feldhamster die Verantwortung für fehlende Arbeitsplätze trägt. Wenn diese Hassstimmung nicht solche gefährlichen Ausmaße hätte, könnte man das als Treppenwitz in einer angeblichen Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts ansehen.


Derweil lenken derartige Hassaktionen von den eigentlichen Ursachen von vernichteten bzw. nicht entstandenen Arbeitsplätzen ab. Am Beispiel des nunmehr insolventen Fahrradherstellers „Mifa“ haben sich deutliche Managementfehler aufgetan, welche nicht wie blumig versprochen zur Schaffung von weiteren Arbeitsplätzen, sondern zur Vernichtung bestehender Arbeitsplätze führt. Die Versprechungen zur Schaffung von Arbeitsplätzen des niederländischen „Investors“ für zwei Gewächshäuser zur angeblichen Produktion von „Bio“-Gemüse sind aus Sicht des Arbeitskreises Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) sehr vage gehalten und nicht überzeugend. Daran ändert auch das gebetsmühlenartige Wiederholen dieser Versprechungen durch Politiker aller Parteien und Medien nichts.

Der AHA kann da nur der Aussage der Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie Prof. Dr. Claudia Dalbert im Interview in der „Mitteldeutschen Zeitung“ vom 11./12.03.2017 auf Seite 2 zustimmen, dass das Vorkommen der Hamster in Sangerhausen schon lange bekannt ist. Nach Auffassung des AHA spätestens seit der „Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung“ der Anfrage der Abgeordneten Nadine Hampel (SPD) vom 10.12.2012, Drucksache 6/1688. Diesem Dokument ist zudem ein sehr aufschlussreiches, von der ÖKOTOP GbR Büro für angewandte Landschaftsökologie „Monitoring des Feldhamsters im Land Sachsen-Anhalt zur Erfüllung der FFH-Berichtspflichten - - Monitoringdurchgang 2010 – vom 20. Oktober 2010 beigefügt.

Für den AHA ist es unverständlich, dass diese Angaben und die weiteren sechs von der Stadt Sangerhausen in Auftrag gegebenen Hamsterkartierungen und Gutachten keine weitere Berücksichtigung für den 260 ha großen, an der BAB 38 großen Industriepark Mitteldeutschland und der darin eingeschlossenen Planungen für die 50 ha Gewächshausfläche fanden bzw. finden. Diesbezüglich sehr aufschlussreich ist ferner die „Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung“ des Abgeordneten Andreas Gehlmann (AfD), Drucksache 7/1061 vom 27.02.2017

Der AHA fordert daher die Planungen auf eine solide Basis zu stellen, dabei soziale Realitäten zu betrachten und die Belange des Schutzes von Umwelt, Natur und Landschaft zu berücksichtigen. Dabei gilt es nicht nur rechtliche Rahmenbedingungen zu beachten, sondern auch wissenschaftlich-fachliche Gesichtspunkte und Tatsachen zu Grunde zu legen.

Für den AHA gehört es nämlich zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe arten- und strukturreiche Natur- und Lebensräume zu erhalten und zu schützen sowie Raum zur sukzessiven Ausdehnung zu geben. Ferner gilt es Biotop- und Grünverbundräume zu sichern, zu erhalten, zu stabilisieren und räumlich auszuweiten. Dazu können die Randstreifen von bestehenden und wiederherzustellenden Wegen sowie nicht zuletzt mindestens 10 m breite Gewässerschonstreifen entlang von Fließgewässern aller Größen und Längen dienen.

Dazu gehört für den AHA den Flächenfrass für Verkehrs-, Wohn- und Gewerbeflächen und –bauten, damit verbundener Zerschneidung und Einschränkung von Landschafts- Überflutungs- und Naturräumen sowie einer Verarmung der Agrarlandschaft durch Verringerung der Ackerkulturen, der Arten- und Strukturvielfalt durch Verlust bzw. Fehlen von Gehölz- und Grüninseln und –streifen und von Feuchtgebieten und Stauden-, Trocken- und Halbtrockenrasengesellschaften zu stoppen.

Dabei weisen das Umweltbundesamt und das Statistische Bundesamt in Deutschland eine tagtäglich Neuversiegelung von Boden im Umfang zwischen 66 ha Boden aus. Das entspricht in etwa einer Fläche von 66 Fußballfeldern und im Jahr in etwa einer Fläche von zwischen 24.090 ha. Im Vergleich dazu die Fläche der Stadt Leipzig, welche 29.760 ha beträgt.

Ferner führte die Art und Weise des Betreibens der Landwirtschaft auch im Gebiet der einstigen DDR nach 1990 zur Verarmung des Anbaus von Feldkulturen. Von einst 25 verschiedenen Kulturen, sind nur 7 übrig geblieben. Diese Bedingungen führen zur Verschlechterung der Lebensbedingungen vieler Tierarten wie Feldhase, Feldhamster und verschiedener Bienen- und Schmetterlingsarten sowie verschiedener Greifvogelarten wie Mäusebussard und Rotmilan. Der Erhalt, der Schutz und Entwicklung einer intakten Umwelt, Natur und Landschaft dient nicht nur der Tier- und Pflanzenwelt, sondern sichert auch das Überleben des Menschen. Letzteres ermöglicht zudem einen darauf angepassten Tourismus, welcher auch im Raum Sangerhausen einer weiteren Entwicklung bedarf. Dies kann auch der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen dienen. Gleiches gilt auch für eine arten- und strukturreichere Landwirtschaft, welche einst neben dem Bergbau in der Region Sangerhausen die hauptsächliche Basis für Lohn und Brot bildete.

Daran mitzuwirken sollte Auftrag an die Bevölkerung sowie politische Gremien und Behörden sein.
Der ehrenamtliche und gemeinnützige AHA bietet dahingehend Interessenten Raum im Rahmen von territorialen Regional- und Ortsgruppen bzw. thematischen Arbeits- und Interessengruppen –wie z.B. die Arbeitsgruppe Feldökologie- mitzuwirken. Bildquelle: Agnieszka Szeląg - http://www.kul.pl/foto/2/1467_25323.jpg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27796341
Autor: red

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