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Di, 13:30 Uhr
07.03.2017
Museumslandschaft in Nordhausen

Ein Fass ohne Boden?

Es war vor vielen Jahren, da sagte die damalige Oberbürgermeisterin Barbara Rinke, dass die Doppik es möglich mache, jede Zahl der Stadtverwaltung auf Knopfdruck aufzurufen. Das gilt nicht in allen Fällen...

Ein Tusch zur Eröffnung der Sonderausstellung "Pleiten, Pech und Glücksfälle" im vergangenen Jahr (Foto: nnz) Ein Tusch zur Eröffnung der Sonderausstellung "Pleiten, Pech und Glücksfälle" im vergangenen Jahr (Foto: nnz)

Ein Beispiel: Vor exakt drei Wochen fragte die nnz im Nordhäuser Rathaus an, wie sich denn die Situation bei Einnahmen und Ausgaben der drei Nordhäuser Museen entwickelt hätten? Vor allem für das Prunkstück der musealen Szene, die Flohburg, die offiziell den Beinamen "Das Nordhausen Museum" trägt.

Gestern nun kamen die letzten Zahlen per Mail in der nnz-Redaktion an. Vermutlich hatte man nicht den richtigen Knopf zum Drücken gefunden. Oder...

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Denn die Zahlen belegen das Dilemma in Nordhausen. Trotz Millionen Euro, die investiert wurden, gibt es eine Entwicklung zwischen den Einnahmen und Ausgaben, die faktisch beängstigend ist. Während die Ausgaben für Flohburg, Tabakspeicher und Kunsthaus von 480.000 Euro im Jahr 2015 auf 509.000 Euro im vergangenen Jahr anstiegen, sanken die Einnahmen von 75.000 Euro auf rund 71.000 Euro im vorigen Jahr. Das Delta zwischen Einnahmen und Ausgaben kann sich jeder selbst ausrechnen.

Der Tabakspeicher

Dort konnten von 2015 bis 2016 die Einnahmen vor allem durch mehr Eintrittsgelder oder Sponsoring erhöht werden. Dem steht allerdings eine Erhöhung der Personalkosten von 125.000 auf 164.000 Euro gegenüber. Nach mehrtägiger Beratung dann die Antwort auf unsere Nachfrage nach den Gründen: "Im Jahr 2016 wurde die Zuordnung von Personalkosten zu den entsprechenden Produkten überprüft und nun anteilig direkt den Museen zugeordnet". Also hat man hier schon mal den richtigen Doppik-Knopf gefunden.

Kunsthaus Meyenburg

Auch hier gingen von 2015 zu 2016 die Einnahmen von 44.000 Euro auf 33.000 Euro zurück, allerdings schrumpften auch die Ausgaben um rund 15.000 Euro auf 116.000 Euro im vergangenen Jahr.

Die Flohburg

Das museale Highlight der Rolandstadt schwächelt auf der Einnahmenseite und liegt mit 10.500 Euro abgeschlagen auf Platz 3 der Museums-Hitliste in Nordhausen. Wären im vergangenen Jahr nicht 2.000 Euro an Spenden oder Fördermitteln eingenommen worden, dann hätten die Einnahmen insgesamt stagniert. Zurückgegangen sind jedenfalls die Einnahmen aus Eintritten um rund 1000 Euro und die Mitarbeiter in der Altstadt warteten vermutlich in den zurückliegenden Jahren immer noch verzweifelt auf die zahlreichen Reisebusse, für die bekannterweise ein separater Parkplatz angelegt wurden. Auf die Frage nach den drastisch gestiegenen Personalkosten gab es aus dem Rathaus folgende Antwort: "2015 waren die Personalkosten wegen Krankheit eines Mitarbeiters geringer als 2016, als die dann freigewordene Stelle von einer neuen Mitarbeitenden besetzt wurde."

Fazit:

Kultur ist kein Geschäft, bei dem Gewinne erzielt werden. Kultur muss gewollt sein und muss Geld kosten. Auch Museen gehören dazu. Aber die Frage sei heute wie vor Jahren erlaubt, warum wurden zig Millionen Euro für einen Um-, An- und Neubau der Flohburg ausgegeben und die beiden anderen musealen Stätten weiter am Leben erhalten? Geld scheint zumindest für Kultur und Kunst in Nordhausen genügend vorhanden zu sein, rechnet man die verbleibenden Schmankerls wie diverse Vereine, Theater oder Kunstschule noch hinzu, dann nähert sich die Rolandstadt mal ganz clever der Vier-Millionen-Euro-Marke pro Jahr an. Vielleicht hat das alles seine Berechtigung, das soll hier nicht bestritten werden.

Aber wenn im Vorzeigeobjekt die Einnahmen aus Eintritten zurückgehen, dann sollte das angesichts maroder Straßen oder Brücken hinterfragt werden dürfen. Genauso wie die Berechtigung von drei Standorten. Ein Konzept ist nicht zu erkennen oder es wird verheimlicht. Eines steht fest: Mehr Geld insgesamt wird es im städtischen Haushalt nicht geben. Wenn dann das Delta zwischen den Einnahmen und Ausgaben von 2015 zu 2016 gar noch größer geworden ist, dann muss das Mehr doch irgendwo weggenommen werden. Ob da schon mal jemand von den Stadträten nachgefragt hat?
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
Schultze
07.03.2017, 14.04 Uhr
Dumme Steuerzahler?
Wenn ich mal auf einen Fußweg laufen möchte ohne die Gefahr mir die Beine in den Löchern zu brechen gehe ich zur Flohburg. Zuhause kann ich das nicht. Sind wir nur dumme Steuerzahler?
Bekomme ich in den Museen dann Behindertenrabatt wenn ich mir auf Nordhausens Gehwegen die Knochen gebrochen habe?
murmeltier
07.03.2017, 16.51 Uhr
Wenn
Wenn man sich alles leisten kann, also Geld im Überfluss da ist, ist alles gut. Wenn aber nicht, muss man Prioritäten setzen, was bringt den größten allgemeinen Nutzen. Wenn falsche Prioritäten gesetzt werden, nur für eine Minderheit bringenden Nutzen, gibt es Probleme. Eigene Prioritäten sollten Politiker zurückstellen.
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