So, 20:14 Uhr
26.02.2017
Nachgefragt:
Was machen die 900.000 Euro?
Es ist wieder ruhig geworden um die mehr als 900.000 Euro, die von einem Konto der Energie Versorgung Nordhausen (EVN) auf ein Warschauer Konto "gewandert" sind? Wir haben nachgeforscht...
Das Entsetzen in Nordhausen war groß, als die nnz die erste Information über den Betrug veröffentlichte. Wenige Tage später gab es schon die ersten Verlautbarungen der kommunalen Politik, dass das Geld wieder zurückkomme, schließlich sei es in Warschau eingefroren.
In der zurückliegende Woche fragte die nnz im Nordhäuser Rathaus nach, schließlich ist die Stadt Nordhausen der Hauptgesellschafter des Energieversorgers. Antwort: "Das Geld ist noch nicht zurück. Das Rückführungsprozedere liegt in den Händen der Staatsanwaltschaft Mühlhausen in Kooperation mit der Staatsanwaltschaft Warschau."
Also erkundigten wir uns bei der Staatsanwaltschaft in Mühlhausen. Deren Sprecher Dirk Germerodt sagte, dass seine Behörde für die strafrechtliche Komponente des gesamten Verfahrens zuständig sei. "Unser Ziel liegt in der Ermittlung der Täter", sagte Germerodt und bestätigte, dass das Verfahren noch in Arbeit sei. Richtig ist, dass die Warschauer Staatsanwaltschaft das Geld auf dem Konto geblockt habe. Die Mühlhäuser Behörde habe inzwischen ein Ersuchen auf Rückgewinnungshilfe gestellt. Dabei handelt es sich innerhalb des von der Staatsanwaltschaft geführten Strafverfahren um die Befugnis zur Sicherstellung von beweglichen Sachen, die sich rechtswidrig in einem fremden Gewahrsam (Besitz) befinden. Sie dient der Eigentumssicherung Dritter. Zielsetzung ist hierbei die Rückgabe des Betrages an die EVN.
Parallel und vorsorglich dazu wurden ein Pfändungs- und Überweisungsbeschluss sowie ein dinglicher Arrest für die über 900.000 Euro beantragt. Mit ihm wird der Schuldner, in diesem Fall die Warschauer Bank aufgefordert, das Geld an den Gläubiger (EVN) zurück zu überweisen. Parallel zum Strafrechtsverfahren seien auch alle zivilrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, um das Geld wieder nach Nordhausen zu bekommen.
Recherchen der nnz zufolge, wurde noch in keinem anderen ähnlichen Betrugsverfahren, zum Beispiel im vergangenen Jahr in Nordrhein Westfalen, je ein Täter ermittelt. Hierbei handele es sich um eine international agierende Bande. Ist das Geld von den Unternehmen erst einmal auf die vorgegebene Bank überwiesen worden, wird es in Sekundenbruchteilen in kleinen Tranchen über Dutzende Konten in aller Welt weitergeleitet, um schließlich von diesen vielen Konten wieder gezielt auf das Konto der Betrüger weitergeleitet zu werden. Übrigens: die 900.000 Euro des kommunalen Energieversorgers rangieren bei der Höhe der Beute weit im unteren Bereich. Ein Trost ist das allerdings kaum. Bildquelle: angelolucas/pixabay.com
Peter-Stefan Greiner
Autor: redDas Entsetzen in Nordhausen war groß, als die nnz die erste Information über den Betrug veröffentlichte. Wenige Tage später gab es schon die ersten Verlautbarungen der kommunalen Politik, dass das Geld wieder zurückkomme, schließlich sei es in Warschau eingefroren.
In der zurückliegende Woche fragte die nnz im Nordhäuser Rathaus nach, schließlich ist die Stadt Nordhausen der Hauptgesellschafter des Energieversorgers. Antwort: "Das Geld ist noch nicht zurück. Das Rückführungsprozedere liegt in den Händen der Staatsanwaltschaft Mühlhausen in Kooperation mit der Staatsanwaltschaft Warschau."
Also erkundigten wir uns bei der Staatsanwaltschaft in Mühlhausen. Deren Sprecher Dirk Germerodt sagte, dass seine Behörde für die strafrechtliche Komponente des gesamten Verfahrens zuständig sei. "Unser Ziel liegt in der Ermittlung der Täter", sagte Germerodt und bestätigte, dass das Verfahren noch in Arbeit sei. Richtig ist, dass die Warschauer Staatsanwaltschaft das Geld auf dem Konto geblockt habe. Die Mühlhäuser Behörde habe inzwischen ein Ersuchen auf Rückgewinnungshilfe gestellt. Dabei handelt es sich innerhalb des von der Staatsanwaltschaft geführten Strafverfahren um die Befugnis zur Sicherstellung von beweglichen Sachen, die sich rechtswidrig in einem fremden Gewahrsam (Besitz) befinden. Sie dient der Eigentumssicherung Dritter. Zielsetzung ist hierbei die Rückgabe des Betrages an die EVN.
Parallel und vorsorglich dazu wurden ein Pfändungs- und Überweisungsbeschluss sowie ein dinglicher Arrest für die über 900.000 Euro beantragt. Mit ihm wird der Schuldner, in diesem Fall die Warschauer Bank aufgefordert, das Geld an den Gläubiger (EVN) zurück zu überweisen. Parallel zum Strafrechtsverfahren seien auch alle zivilrechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft, um das Geld wieder nach Nordhausen zu bekommen.
Recherchen der nnz zufolge, wurde noch in keinem anderen ähnlichen Betrugsverfahren, zum Beispiel im vergangenen Jahr in Nordrhein Westfalen, je ein Täter ermittelt. Hierbei handele es sich um eine international agierende Bande. Ist das Geld von den Unternehmen erst einmal auf die vorgegebene Bank überwiesen worden, wird es in Sekundenbruchteilen in kleinen Tranchen über Dutzende Konten in aller Welt weitergeleitet, um schließlich von diesen vielen Konten wieder gezielt auf das Konto der Betrüger weitergeleitet zu werden. Übrigens: die 900.000 Euro des kommunalen Energieversorgers rangieren bei der Höhe der Beute weit im unteren Bereich. Ein Trost ist das allerdings kaum. Bildquelle: angelolucas/pixabay.com
Peter-Stefan Greiner
Kommentare
Wolfi65
27.02.2017, 10.06 Uhr
Der Warschauer Bank...
Kann hier überhaupt kein Vorwurf gemacht werden.
Das Geld ist ganz legal von der EVN auf ein ausländisches Konto überwiesen worden.
Ob nun die betreffende Bank im polnischen Ausland sich von einem deutschen Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses beeindrucken lässt, bleibt wohl dahingestellt.
Das Verfahren wird sich noch eine Weile hinziehen und die polnische Bank wird Zinsen einkassieren.
Am Ende wird die EVN froh sein müssen, wenn man sich auf einen Vergleich in Polen einlässt.
Das Geld ist ganz legal von der EVN auf ein ausländisches Konto überwiesen worden.
Ob nun die betreffende Bank im polnischen Ausland sich von einem deutschen Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses beeindrucken lässt, bleibt wohl dahingestellt.
Das Verfahren wird sich noch eine Weile hinziehen und die polnische Bank wird Zinsen einkassieren.
Am Ende wird die EVN froh sein müssen, wenn man sich auf einen Vergleich in Polen einlässt.
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Andreas Dittmar
27.02.2017, 20.01 Uhr
Da sind mit Sicherheit noch Fragen offen
War da nicht noch eine Beraterfirma tätig, welche die näheren Umstände beleuchten sollte wie es überhaupt dazu kommen konnte, das so eine Transaktion erfolgreich bis nach Warschau durchläuft ?
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