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Do, 20:00 Uhr
16.02.2017
Abgeordnete zu Gast in der Schweinemast

Der Bauer stirbt leise

Die Thüringer Schweinezüchter befinden sich in einer schweren Sinnkrise. Die Interessengemeinschaft der Thüringer Schweinehalter klagte ihre Sorgen im gemeinsamen Treffen bei der Nordhäuser Schweinezuchtanlage der Firma van Asten heute dem Landwirtschaftssausschuss des Landtages...

Ausschuss zu Gast beim Schweinezüchter (Foto: Angelo Glashagel) Ausschuss zu Gast beim Schweinezüchter (Foto: Angelo Glashagel)

Eine "Diskriminerungswelle" sei in der letzten Zeit über die Schweinezüchter hereingefallen, sagte Dr. Dirk Hesse, der für die Interessengemeinschaft der Thüringer Schweinehalter sprach, jüngst sei das während der Grünen Messe in Berlin zu beobachten gewesen. Es gebe "Unterstellungen, die nicht mehr fair sind", sogar bis in den wissenschaftlichen Beirat des Bundes hinein.

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Hesse und Kollegen schilderten dem Ausschuss eine dramatische Situation, in der Schweinehalter ihre Firmen nicht wegen Geld- oder Platzmangels aufgeben würden, sondern auf Grund der nervlichen Belastung. Ein Sorgentelefon gebe es schon, auch würden Selbstmordraten steigen, hieß es am Nachmittag in den Räumen der Firma van Asten. "Bauern sterben leise", sagte Hesse, in den letzten Jahren sei die Zahl der Firmen gesunken, sodass sich die Zahl der Schweine in den Ställen des Freistaats um rund 100.000 Tiere verringert habe. Roland van Asten befürchtet für die kommende Jahre eine Halbierung des Bestands.

Dabei sei den Haltern daran gelegen, nachhaltig zu produzieren, faire Arbeitgeber zu sein, die Tiere so gesund wie möglich zu halten und dem Verbraucher die regionalen Produkte zu bieten, die er verlangt. Man sei offen für alle Diskussionen, solange sie fachlich geführt würden, so der Vertreter der Schweinehalter der sich selber über Jahre wissenschaftlich mit der Schweinehaltung befasst hat.

Ausschuss zu Gast beim Schweinezüchter (Foto: Angelo Glashagel) Ausschuss zu Gast beim Schweinezüchter (Foto: Angelo Glashagel)

Einen etwas weniger dramatischen Appell richtete die Gastgeberin an den Landwirtschaftsausschuss. Monique van de Wolfshaar-van Asten beschrieb nach einem Rundgang über das Nordhäuser Firmengelände die Arbeitsweise ihres Betriebes. Ihre Mitarbeiter würden sich jeden Tag "mit Herzblut und Freude" um ihre Tiere kümmern. Van Asten würde gerne weiter in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, das Tierwohl, den Umweltschutz und grüne Energie investieren, so die Firmenchefin. Es gebe aber Unklarheiten zur gesetzlichen Auslegung, die Unsicherheit mit sich brächten und die alltägliche Arbeit beeinflussen würden. Man brauche Planungssicherheit, Rentabilität und realistische Übergangsfristen. Van Asten warnte vor Wettbewerbsnachteilen für die Thüringer Tierhalter, es müsse Bundeseinheitliche Regeln geben, "bitte keine Thüringer Alleingänge", beschwor van Asten die Abgeordneten.

Ihre Firma ist in den Niederlanden und Deutschland tätig, seit 1997 auch im Landkreis Nordhausen. Insgesamt beschäftigt man 206 Mitarbeiter in beiden Ländern, 104 davon vor Ort. 20.000 Säue und 60.000 Mastschweine nennt van Asten sein Eigen. Allein 400.000 Ferkel verkauft man im Jahr, am Ende steht in der Bilanz der Firmengruppe ein Umsatz von rund 60 Millionen Euro.

Monique van de Wolfshaar-van Asten erklärte die Arbeitsweise ihrer Firma (Foto: Angelo Glashagel) Monique van de Wolfshaar-van Asten erklärte die Arbeitsweise ihrer Firma (Foto: Angelo Glashagel) Den Standort hatte der Ausschuss wohl nicht ohne weiteres gewählt, die Abgeordneten hatten dezidierte Fragen mitgebracht, etwa zur Umsetzung des "Filtererlasses", der die Stickstoff- und Ammoniakemissionen der Mastbetriebe reduzieren soll, was sich positiv auf Umwelt, Gesundheit
und Geruchsbelästigung auswirken soll. Van Asten hat den alten Standort der Tierzucht Nordhausen übernommen und in den letzten 20 Jahren 102 Millionen Euro in seine Betriebe investiert. Eine zentrale Filteranlage würde für den Nordhäuser Standort bedeuten, die gesamte Dachfläche abzureißen, hieß es am Nachmittag. Gefragt wurde aber auch zu Impfungen, Kastration, Betäubung und Tötungsmethoden in der Schweinemast. Als Halter, die jeden Tag mit ihren Tieren arbeiteten würde man wissen, was die Säue wollten und attestierte einigen Veterinärämtern im Freistaat mangelnde Fachkompetenz und praktische Erfahrung.

Die mit Verve geführten Gespräche dauerten bis in den Nachmittag hinein. Ob die Situation so dramatisch ist, wie sie dargestellte wurde, ist von außen nicht zu beurteilen. Sicher scheint, dass sich die Konsumgewohnheiten breiter Bevölkerungsschichten und mit ihnen auch die Ansprüche an die Produzenten weiter verschieben. Inwieweit sich ihre Vertreter und Züchter in ihren Gegenseitigen Anliegen annähern konnte, werden wohl erst die nächsten Entscheidungen aus Erfurt zeigen.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
U. Alukard
16.02.2017, 23.01 Uhr
Darf ich hoffen,
dass die Firma van Asten nun endlich aus Nordhausen verschwindet?
Auf den Gestank der von diesem Betrieb ausgeht würde ich lieber heute als morgen verzichten.
Ich denke, der Bestandsschutz, der alten Anlage aus der DDR, ist das was den Schweinehalter van Asten hier her gezogen hat.
N. Baxter
17.02.2017, 06.50 Uhr
kein Wunder
denn wenn in den Medien Headlines wie Veggie Day oder kein Schweinefleisch mehr an Schulen Schlagzeilen machen und selbst im SHK das beliebte Schnitzel entfällt weil vielleicht unsere Neubürger lieber Kamel essen wollen... Also wen wundert es da!
Kat
17.02.2017, 07.09 Uhr
Problem Massentierhaltung
Ich für meinen Teil möchte kein Fleisch von Schweinen essen, welche sich in ihren Boxen zu Lebzeiten nicht bewegen konnten.
Da kaufe ich doch lieber direkt vom Hof. Was übrigens nicht viel teurer ist. Diese Massentierhaltung unterstütze ich mit meinem Geld nicht. Es kann nicht sein, dass Tiere gequält werden, nur weil der Handel alles besonders billig haben möchte. Ich denke hier liegt das größte Problem. Die Boxen super klein, und von dem Antibiotika im Fleisch mal ganz zu schweigen.
Und ich bin kein Vegetarier!!
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