Mo, 13:25 Uhr
06.02.2017
Im Gespräch mit Daniel Klajner
Wir platzen aus allen Nähten
100 Jahre Theater Nordhausen - das historische Jubiläum könnte für das Bühnenhaus auch zu einem ein Jahr der Erneuerung werden. Die lang gehegten Sanierungsvorhaben scheinen langsam Gestalt anzunehmen. Warum das alte Haus eine Generalüberholung bitter nötig hätte und wie man den Theatergeburtstag begehen will, darüber haben wir mit Intendant Daniel Klajner gesprochen...
Gäbe es nicht die vielen kleinen Wegweiser am Boden, man könnte sich glatt verlieren in diesem Labyrinth. Der Weg durch die ins Halbdunkel getauchten Eingeweide des Theaters ist eng und verwinkelt. Bühnenaufbauten, Gerätschaften, Requisiten und andere Notwendigkeiten des Theaterbetriebs füllen nahezu jeden Winkel der Katakomben. Nach einigen Drehungen und Wendungen steht man dann doch noch im Büro des Intendanten moderat, aufgeräumt, hell, übersichtlich.
Soviel Ordnung wie hier sähe Daniel Klajner auch gerne hinter der Bühne. Ein Silberstreif am Horizont war da die Ankündigung der Stadtverwaltung die Sanierungspläne für das Theater konkretisieren zu wollen. Mit Kosten bis zu 22 Millionen Euro rechnet man im Rathaus, von denen man selber rund 10% zu tragen hätte, so die Einschätzung der Verwaltung. Im Jubiläumsjahr wolle man die Pläne soweit bringen, das 2018 mit den Bauarbeiten begonnen werden könnte.
Theaterintendant Daniel Klajner (Foto: Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH) In der ersten Bauphase will man ein Parkhaus sowie eine Nebenbühne mitsamt Verwaltungsräumen und Werkstätten errichten. Ersteres sei vor allem ein Anliegen der Kreissparkasse, erläutert Klajner. Ein Wunsch dem man am Theater nur zu gerne nachkommen würde, gehört dem Geldhaus doch ein Grundstücksstreifen, den man für den Anbau am alten Haus benötigen würde. Für die Auslastung des Parkhauses wäre auch gesorgt - am Tag durch die Kunden und Mitarbeiter der Kreissparkasse, am Abend durch die Gäste des Theaters, erklärt der Intendant.
Der Anbau selbst würde vor allem Platz schaffen und den Theatermachern das arbeiten erleichtern. "Wir platzen aus allen Nähten", sagt Klajner beim Blick hinter die Kulissen. Moderne Theater verfügen gewöhnlich über eine Nebenbühne dank der Bühnenbilder je nach Vorstellung rotiert werden können, in Nordhausen behilft man sich mit Handarbeit, Muskelkraft, kreativer Bühnenbildgestaltung und Platznutzung sowie einem Containerlager hinter dem Haus. "Man hat hier schon immer die Misere verwaltet", erklärt Klajner, ein gutes Jahrhundert lang.
Neu geschweige denn modern ist tatsächlich so gut wie nichts in den Katakomben. "Die Bühnentechnik ist Stand 1917", erläutert Klajner, und damit eher etwas für das Museum. Treppen und Türen entstammen teilweise den Aufbaujahren nach dem zweiten Weltkrieg. Problematisch ist das nicht nur aus Sicht der Arbeitseffizienz, sondern vor allem in puncto Brand- und Arbeitssschutz. Das derlei Zustände ein durchaus ernst zunehmendes Problem bedeuten könnten zeigt die vorübergehende Schließung des Augsburger Theaters im vergangenen Sommer - der TüV hatte dem Betrieb den Riegel vorgeschoben.
In Nordhausen könnte und müsste der Spielbetrieb auch während einer Sanierung weiter gehen. "Unser Theater lebt auch von den Eigeneinnahmen und die müssen gewährleistet sein", sagt Klajner. Einem Umbaubedingten Ausfall will man mit externen Spielstätten und Inszenierungen auf der dann zur Verfügung stehenden neuen Nebenbühne im Anbau begegnen. Für das Publikum stünden am Ende vor allem aufwendigere Inszenierungen. Die technischen Möglichkeiten des Theaters ließen sich "extrem erhöhen", erklärt der Intendant.
Die Sorgen, welche die hiesige Theaterlandschaft plagen, kennt der gebürtige Schweizer auch aus seiner Heimat. Mit der Sanierung wolle man sich selber "keine Geschenke" machen, meint er, als Kulturschaffende arbeite man nicht für den Applaus allein, sondern auch dafür Kulturaffinität zu erhalten. Man kämpfe, "damit es selbstverständlich ist das den Menschen Namen wie Goethe, Schiller und Beethoven etwas sagen, auch in einhundert Jahren noch. Diejenigen, die diesen Lebensweg wählen tun das nicht weil man in der Kultur so gut verdienen kann, sondern weil sie für die Sache brennen".
Zu seinem 100. Geburtstag will man diese Leidenschaft mit einer "Festspielsaison" zeigen. Zuviel wollte Daniel Klajner noch nicht verraten, neben klassischem Festakt und Opernpremiere soll es auch ein "Theaterfest für die Nordhäuser" geben. Die Feierlichkeiten sollen sich durch die gesamte kommende Spielzeit ziehen, inhaltlich aber weniger auf die Geschichte des Hauses Bezug nehmen. "Wir wollen zeigen was wir können", so der Intendant, dabei soll es nicht zu theoretisch abgehoben zugehen, vielmehr will man mit ein paar "Krachern" aufwarten, darunter zwei Uraufführungen. "Wir haben ein paar nette Überraschungen", verspricht Klajner.
Sollten die Pläne der Stadtverwaltung tatsächlich Gestalt annehmen, stünde das Haus nach seiner Geburtstags-Spielzeit vielleicht vor einer Renaissance. Man müsse das Theater nicht ins 21. Jahrhundert befördern, sagt Klajner, "es würde schon reichen wenn wir es auf den Stand zum Ende des 20. Jahrhunderts bringen könnten."
Angelo Glashagel
Autor: redGäbe es nicht die vielen kleinen Wegweiser am Boden, man könnte sich glatt verlieren in diesem Labyrinth. Der Weg durch die ins Halbdunkel getauchten Eingeweide des Theaters ist eng und verwinkelt. Bühnenaufbauten, Gerätschaften, Requisiten und andere Notwendigkeiten des Theaterbetriebs füllen nahezu jeden Winkel der Katakomben. Nach einigen Drehungen und Wendungen steht man dann doch noch im Büro des Intendanten moderat, aufgeräumt, hell, übersichtlich.
Soviel Ordnung wie hier sähe Daniel Klajner auch gerne hinter der Bühne. Ein Silberstreif am Horizont war da die Ankündigung der Stadtverwaltung die Sanierungspläne für das Theater konkretisieren zu wollen. Mit Kosten bis zu 22 Millionen Euro rechnet man im Rathaus, von denen man selber rund 10% zu tragen hätte, so die Einschätzung der Verwaltung. Im Jubiläumsjahr wolle man die Pläne soweit bringen, das 2018 mit den Bauarbeiten begonnen werden könnte.
Theaterintendant Daniel Klajner (Foto: Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH) In der ersten Bauphase will man ein Parkhaus sowie eine Nebenbühne mitsamt Verwaltungsräumen und Werkstätten errichten. Ersteres sei vor allem ein Anliegen der Kreissparkasse, erläutert Klajner. Ein Wunsch dem man am Theater nur zu gerne nachkommen würde, gehört dem Geldhaus doch ein Grundstücksstreifen, den man für den Anbau am alten Haus benötigen würde. Für die Auslastung des Parkhauses wäre auch gesorgt - am Tag durch die Kunden und Mitarbeiter der Kreissparkasse, am Abend durch die Gäste des Theaters, erklärt der Intendant.
Der Anbau selbst würde vor allem Platz schaffen und den Theatermachern das arbeiten erleichtern. "Wir platzen aus allen Nähten", sagt Klajner beim Blick hinter die Kulissen. Moderne Theater verfügen gewöhnlich über eine Nebenbühne dank der Bühnenbilder je nach Vorstellung rotiert werden können, in Nordhausen behilft man sich mit Handarbeit, Muskelkraft, kreativer Bühnenbildgestaltung und Platznutzung sowie einem Containerlager hinter dem Haus. "Man hat hier schon immer die Misere verwaltet", erklärt Klajner, ein gutes Jahrhundert lang.
Neu geschweige denn modern ist tatsächlich so gut wie nichts in den Katakomben. "Die Bühnentechnik ist Stand 1917", erläutert Klajner, und damit eher etwas für das Museum. Treppen und Türen entstammen teilweise den Aufbaujahren nach dem zweiten Weltkrieg. Problematisch ist das nicht nur aus Sicht der Arbeitseffizienz, sondern vor allem in puncto Brand- und Arbeitssschutz. Das derlei Zustände ein durchaus ernst zunehmendes Problem bedeuten könnten zeigt die vorübergehende Schließung des Augsburger Theaters im vergangenen Sommer - der TüV hatte dem Betrieb den Riegel vorgeschoben.
In Nordhausen könnte und müsste der Spielbetrieb auch während einer Sanierung weiter gehen. "Unser Theater lebt auch von den Eigeneinnahmen und die müssen gewährleistet sein", sagt Klajner. Einem Umbaubedingten Ausfall will man mit externen Spielstätten und Inszenierungen auf der dann zur Verfügung stehenden neuen Nebenbühne im Anbau begegnen. Für das Publikum stünden am Ende vor allem aufwendigere Inszenierungen. Die technischen Möglichkeiten des Theaters ließen sich "extrem erhöhen", erklärt der Intendant.
Die Sorgen, welche die hiesige Theaterlandschaft plagen, kennt der gebürtige Schweizer auch aus seiner Heimat. Mit der Sanierung wolle man sich selber "keine Geschenke" machen, meint er, als Kulturschaffende arbeite man nicht für den Applaus allein, sondern auch dafür Kulturaffinität zu erhalten. Man kämpfe, "damit es selbstverständlich ist das den Menschen Namen wie Goethe, Schiller und Beethoven etwas sagen, auch in einhundert Jahren noch. Diejenigen, die diesen Lebensweg wählen tun das nicht weil man in der Kultur so gut verdienen kann, sondern weil sie für die Sache brennen".
Zu seinem 100. Geburtstag will man diese Leidenschaft mit einer "Festspielsaison" zeigen. Zuviel wollte Daniel Klajner noch nicht verraten, neben klassischem Festakt und Opernpremiere soll es auch ein "Theaterfest für die Nordhäuser" geben. Die Feierlichkeiten sollen sich durch die gesamte kommende Spielzeit ziehen, inhaltlich aber weniger auf die Geschichte des Hauses Bezug nehmen. "Wir wollen zeigen was wir können", so der Intendant, dabei soll es nicht zu theoretisch abgehoben zugehen, vielmehr will man mit ein paar "Krachern" aufwarten, darunter zwei Uraufführungen. "Wir haben ein paar nette Überraschungen", verspricht Klajner.
Sollten die Pläne der Stadtverwaltung tatsächlich Gestalt annehmen, stünde das Haus nach seiner Geburtstags-Spielzeit vielleicht vor einer Renaissance. Man müsse das Theater nicht ins 21. Jahrhundert befördern, sagt Klajner, "es würde schon reichen wenn wir es auf den Stand zum Ende des 20. Jahrhunderts bringen könnten."
Angelo Glashagel
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