Mi, 10:30 Uhr
25.01.2017
NGG warnt vor Lohn-Tricksereien im Landkreis Nordhausen
Keine Null-Tarif-Überstunden hinnehmen
Ein Cent-Lohn-Plus quer durch alle Jobs und Branchen, das einer Vollzeitkraft unterm Strich aber weit über 50 Euro pro Monat bringt. Egal, ob Küchenhilfe oder Verkäuferin im Backshop: Wer im Landkreis Nordhausen vom Chef nur den gesetzlichen Mindestlohn bekommt, verdient im Januar mehr Geld – und zwar 34 Cent pro Stunde...
Zwei Jahre Mindestlohn (Foto: NGG Thüringen)
Genau zwei Jahre gibt es den gesetzlichen Mindestlohn. Und jetzt ist er zum ersten Mal geklettert – auf 8,84 Euro, sagt Christl Semmisch von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Die NGG Thüringen ruft alle Mindestlohn-Beschäftigten auf, einen Januar-Lohn-Check zu machen. Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, sollte jeder seinen Stundenlohn bis auf den letzten Cent nachrechnen. Die tatsächlich geleisteten Stunden und das Geld müssen dabei am Ende passen, so Semmisch. Die NGG-Geschäftsführerin warnt zudem vor Lohn-Tricksereien durch die Hintertür: Es ist eine beliebte Chef-Masche, die Menschen länger arbeiten zu lassen, die Überstunden dabei aber nicht zu bezahlen. Das ist illegal.
Vom Schreckgespenst Mindestlohn spricht keiner mehr, so die NGG Thüringen. Auch Arbeitgeber, die vor dem gesetzlichen Mindestlohn als ‚Job-Killer‘ und ‚Konjunktur-Bremse‘ gewarnt haben, sind in der Realität angekommen und kleinlaut geworden. Der absolute ‚Pflichtlohn für den Chef‘ ist auch von den Arbeitgebern akzeptiert. Mehr noch: Er hat sich bewährt und dazu beigetragen, die ruinöse Dumpinglohnspirale nach unten zu stoppen, sagt Christl Semmisch.
Als Zwei-Jahres-Bilanz zum Mindestlohn hat die NGG jetzt eine Beschäftigungsanalyse vorgelegt. Dazu hat das Pestel-Institut in Hannover Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der Gewerkschaft untersucht. Im Fokus dabei steht auch die Job-Entwicklung im Kreis Nordhausen. Ein Ergebnis: Seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns sind mehr reguläre Arbeitsplätze entstanden. Mitte vergangenen Jahres waren im Landkreis rund 30.200 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – 2,5 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor, als es den gesetzlichen Mindestlohn noch nicht gab.
Gerade Hotels, Pensionen, Restaurants und Gaststätten im Kreis Nordhausen haben in der Mindestlohn-Phase mehr Personal eingestellt: Hier arbeiteten vor einem halben Jahr rund 570 Menschen mit einem sozialversicherungspflichtigen Job. Im Vergleich zu 2014 macht das ein Plus von gut neun Prozent.
Die NGG Thüringen hatte sich für den gesetzlichen Mindestlohn stark gemacht. Der Gewerkschaft ging es dabei insbesondere auch um die Situation der Frauen. Denn viele von ihnen wurden mit Niedrigstlöhnen abgespeist. Jetzt profitieren gerade sie von einem steigenden Mindestlohn, sagt Christl Semmisch. So seien im Landkreis derzeit rund 420 Frauen weniger arbeitslos gemeldet als bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor zwei Jahren.
Doch für Christl Semmisch ist beim Mindestlohn noch deutlich Luft nach oben. Die NGG-Geschäftsführerin spricht sich für eine rasche Anhebung des untersten Lohnsockels aus: Wir müssen Richtung 10 Euro pro Stunde – und dann weiter. Da werden wir dranbleiben. Denn alles unter einem Stundenlohn von 11,50 Euro ist Niedriglohnbereich. Und der bedeutet später Altersarmut.
Autor: redZwei Jahre Mindestlohn (Foto: NGG Thüringen)
Genau zwei Jahre gibt es den gesetzlichen Mindestlohn. Und jetzt ist er zum ersten Mal geklettert – auf 8,84 Euro, sagt Christl Semmisch von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Die NGG Thüringen ruft alle Mindestlohn-Beschäftigten auf, einen Januar-Lohn-Check zu machen. Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, sollte jeder seinen Stundenlohn bis auf den letzten Cent nachrechnen. Die tatsächlich geleisteten Stunden und das Geld müssen dabei am Ende passen, so Semmisch. Die NGG-Geschäftsführerin warnt zudem vor Lohn-Tricksereien durch die Hintertür: Es ist eine beliebte Chef-Masche, die Menschen länger arbeiten zu lassen, die Überstunden dabei aber nicht zu bezahlen. Das ist illegal.
Vom Schreckgespenst Mindestlohn spricht keiner mehr, so die NGG Thüringen. Auch Arbeitgeber, die vor dem gesetzlichen Mindestlohn als ‚Job-Killer‘ und ‚Konjunktur-Bremse‘ gewarnt haben, sind in der Realität angekommen und kleinlaut geworden. Der absolute ‚Pflichtlohn für den Chef‘ ist auch von den Arbeitgebern akzeptiert. Mehr noch: Er hat sich bewährt und dazu beigetragen, die ruinöse Dumpinglohnspirale nach unten zu stoppen, sagt Christl Semmisch.
Als Zwei-Jahres-Bilanz zum Mindestlohn hat die NGG jetzt eine Beschäftigungsanalyse vorgelegt. Dazu hat das Pestel-Institut in Hannover Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der Gewerkschaft untersucht. Im Fokus dabei steht auch die Job-Entwicklung im Kreis Nordhausen. Ein Ergebnis: Seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns sind mehr reguläre Arbeitsplätze entstanden. Mitte vergangenen Jahres waren im Landkreis rund 30.200 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – 2,5 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor, als es den gesetzlichen Mindestlohn noch nicht gab.
Gerade Hotels, Pensionen, Restaurants und Gaststätten im Kreis Nordhausen haben in der Mindestlohn-Phase mehr Personal eingestellt: Hier arbeiteten vor einem halben Jahr rund 570 Menschen mit einem sozialversicherungspflichtigen Job. Im Vergleich zu 2014 macht das ein Plus von gut neun Prozent.
Die NGG Thüringen hatte sich für den gesetzlichen Mindestlohn stark gemacht. Der Gewerkschaft ging es dabei insbesondere auch um die Situation der Frauen. Denn viele von ihnen wurden mit Niedrigstlöhnen abgespeist. Jetzt profitieren gerade sie von einem steigenden Mindestlohn, sagt Christl Semmisch. So seien im Landkreis derzeit rund 420 Frauen weniger arbeitslos gemeldet als bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor zwei Jahren.
Doch für Christl Semmisch ist beim Mindestlohn noch deutlich Luft nach oben. Die NGG-Geschäftsführerin spricht sich für eine rasche Anhebung des untersten Lohnsockels aus: Wir müssen Richtung 10 Euro pro Stunde – und dann weiter. Da werden wir dranbleiben. Denn alles unter einem Stundenlohn von 11,50 Euro ist Niedriglohnbereich. Und der bedeutet später Altersarmut.
Kommentare
Leser X
25.01.2017, 10.42 Uhr
Mindestlohn ist Armutslohn
Schade, dass die Verantwortlichen für den sogenannten "Mindestlohn", der auch nach seiner zaghaften Anpassung weiterhin ein Minilohn ist, nicht selbst in den Genuß dieser staatlich sanktionierten Armut kommen.
Es ist und bleibt eine Schande, dass in einem Land, dass genug Geld für Bomben und Auslandsinterventionen hat, Millionen in ärmlichen Verhältnissen arbeiten und leben müssen.
Aber solange diese Millionen sich in ihr vermeintliches Schicksal ergeben, kann nichts besser werden.
Es ist und bleibt eine Schande, dass in einem Land, dass genug Geld für Bomben und Auslandsinterventionen hat, Millionen in ärmlichen Verhältnissen arbeiten und leben müssen.
Aber solange diese Millionen sich in ihr vermeintliches Schicksal ergeben, kann nichts besser werden.
0
0
Login für Vote
tannhäuser
25.01.2017, 13.02 Uhr
Wie sprach Schröder...
...so unsäglich zynisch, als er seine Armuts-Agenda mit Hilfe der grünen Steigbügelhalter durchsetzte?
"Das wird ein Heulen und Zähneklappern geben"? Da dachten Viele, richtig so! Wenig Geld für arbeitsscheue Sozialschmarotzer.
Unabhängig von dieser fatalen, menschenverachtenden und meist falschen Denkweise hätte kaum jemand erwartet, dass 13 Jahre später auch fleißige Arbeitnehmer, Rentner und Schwerbehinderte wie Almosenempfänger behandelt werden und weinen sowie mit den Zähnen klappern.
Mutti hat es nicht als Erste geschafft. Papa hat vorgemacht, wie es geht!
"Das wird ein Heulen und Zähneklappern geben"? Da dachten Viele, richtig so! Wenig Geld für arbeitsscheue Sozialschmarotzer.
Unabhängig von dieser fatalen, menschenverachtenden und meist falschen Denkweise hätte kaum jemand erwartet, dass 13 Jahre später auch fleißige Arbeitnehmer, Rentner und Schwerbehinderte wie Almosenempfänger behandelt werden und weinen sowie mit den Zähnen klappern.
Mutti hat es nicht als Erste geschafft. Papa hat vorgemacht, wie es geht!
0
0
Login für Vote
D. D.
26.01.2017, 15.59 Uhr
.... Hoffentlich bald
Mit meinen 40 Stunden sind das was bei 1000€ ...
0
0
Login für Vote
Mueller13
29.01.2017, 12.02 Uhr
Mindestlohn höherr als 1000 Euro
@ D.D. Ich habe Abrechnungen für diesen Monat gesehen, von Empfängern von Mindestlohn. Es müssen diesen Monat selbst mit Steuerklasse 1 um die 1140Euro sein (in Abhängigkeit von der Krankenkasse). Damit haben Sie Ihren Lohn um 14% zu niedrig angesetzt.
Davon abgesehen, wissen Sie, was auf diesen Lohnzetteln noch stand? Dass Sie z.B. rund 100Euro Lohnsteuer/Soli zahlen müssen. Ist es nicht schön von unserem Staat, dass er sagt, soviel Lohn muss es sein, damit Sie leben können, gleichzeitig Ihnen aber 9% von Ihrem Lohn abzieht, damit er was auch immer finanzieren kann. Neben Ihren Einkommen von 1140Euro führt der Arbeitgeber zusätzlich circa 725Euro an diverse Kassen ab (RV, KV, AV usw.) und da sind noch keine Umlagen und Beiträge für die Berufsgenossenschaft dabei.
Ich habe mir mal erlaubt, den Spass für einen besseren Durchschnittsverdiener durchzurechnen. Die Abgabenlast liegt über 75% der Gesamtlohnkosten!!! Ich habe da einen Verdacht, woran es liegen könnte, dass viele ein Problem haben, mit ihrem monatlichen Gehalt zurechtzukommen (kleiner Hinweis, am Arbeitgeber liegt es vermutlich weniger).
Und was die NGG betrifft - eine wirkliche dumme Gewerkschaft. Die Bäcker stehen nicht nur untereinander in Konkurrenz, sondern neuerdings auch mit den Backshops der Discounter. Wodurch zeichnen sich die Discounter aus? Richtig, geringe Preise, geringer Personaleinsatz. Wenn die NGG höhere Löhne bei den Bäckern durchsetzt, werden die im Verhältnis zu den Discountern immer unattraktiver, Der Bäcker muss den höheren Lohn auf die Brötchen umlegen (er kann das Geld ja nicht drucken), daraus folgt, dass das Angebot in den Discountern relativ noch attraktiver wird, der Bäcker weniger Brötchen verkauft und er die Bäckereifachangestellte später entlassen muss. Jetzt hat die Bäckereifachangestellte zwar theoretisch einen höheren Lohn, unglücklicherweise aber keine Arbeit mehr.
Insofern liebe Gewerkschaft: arbeiten sie kräftig weiter an ihrem Untergang.
Davon abgesehen, wissen Sie, was auf diesen Lohnzetteln noch stand? Dass Sie z.B. rund 100Euro Lohnsteuer/Soli zahlen müssen. Ist es nicht schön von unserem Staat, dass er sagt, soviel Lohn muss es sein, damit Sie leben können, gleichzeitig Ihnen aber 9% von Ihrem Lohn abzieht, damit er was auch immer finanzieren kann. Neben Ihren Einkommen von 1140Euro führt der Arbeitgeber zusätzlich circa 725Euro an diverse Kassen ab (RV, KV, AV usw.) und da sind noch keine Umlagen und Beiträge für die Berufsgenossenschaft dabei.
Ich habe mir mal erlaubt, den Spass für einen besseren Durchschnittsverdiener durchzurechnen. Die Abgabenlast liegt über 75% der Gesamtlohnkosten!!! Ich habe da einen Verdacht, woran es liegen könnte, dass viele ein Problem haben, mit ihrem monatlichen Gehalt zurechtzukommen (kleiner Hinweis, am Arbeitgeber liegt es vermutlich weniger).
Und was die NGG betrifft - eine wirkliche dumme Gewerkschaft. Die Bäcker stehen nicht nur untereinander in Konkurrenz, sondern neuerdings auch mit den Backshops der Discounter. Wodurch zeichnen sich die Discounter aus? Richtig, geringe Preise, geringer Personaleinsatz. Wenn die NGG höhere Löhne bei den Bäckern durchsetzt, werden die im Verhältnis zu den Discountern immer unattraktiver, Der Bäcker muss den höheren Lohn auf die Brötchen umlegen (er kann das Geld ja nicht drucken), daraus folgt, dass das Angebot in den Discountern relativ noch attraktiver wird, der Bäcker weniger Brötchen verkauft und er die Bäckereifachangestellte später entlassen muss. Jetzt hat die Bäckereifachangestellte zwar theoretisch einen höheren Lohn, unglücklicherweise aber keine Arbeit mehr.
Insofern liebe Gewerkschaft: arbeiten sie kräftig weiter an ihrem Untergang.
0
0
Login für Vote
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.