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So, 15:09 Uhr
25.12.2016
Thüringer Wirtschaft 2017

Skeptischer Blick auf das neue Jahr

2016 war für die Thüringer Wirtschaft ein insgesamt erfolgreiches Jahr. Der Blick auf 2017 ist allerdings noch von einigen Unsicherheiten geprägt. Außenpolitische Herausforderungen wie die wirtschaftliche Stabilisierung des Euro-Raums, die Folgen des Brexit oder die Eindämmung internationaler Krisenherde müssen gemeistert werden...

Wichtige politische Entscheidungen zur Förderung von Unternehmensinvestitionen und steuerlichen Vereinfachungen sind bis dahin nicht mehr zu erwarten. Insgesamt muss sich die Wirtschaft trotz konjunktureller Sonderfaktoren künftig wohl nur mit einem moderaten Wachstum zufrieden geben. Für 2017 rechnet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt daher mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,3 bis 1,5 Prozent in Thüringen.

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„Die Wirtschaft im Freistaat präsentierte sich 2016 in einer hervorragenden Verfassung. Nahezu alle Branchen verzeichneten eine positive Auftragslage und berichteten von gut gehenden Geschäften“, zieht IHK-Hauptgeschäftsführer Professor Gerald Grusser ein positives Fazit. Gestützt werde das aktuelle Wachstum hauptsächlich durch die niedrigen Zinsen, den günstigen Ölpreis sowie einen vorteilhaften Euro-Dollar-Wechselkurs. So hätte trotz schwieriger außenwirtschaftlicher Bedingungen der Export wertvolle Konjunkturimpulse geliefert. Nach vorläufigen Berechnungen der IHK Erfurt könnten die Thüringer Industriebetriebe mit über 10 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert im Auslandsgeschäft erzielen. Insgesamt dürfte das Verarbeitende Gewerbe einen Umsatz von etwa 30 Milliarden Euro erwirtschaften.

„Positiv fällt die Bilanz für 2016 auch bei den konsumorientierten Branchen aus. Schließlich war die Inlandsnachfrage im ablaufenden Jahr der wichtigste Wachstumspfeiler“, berichtet Grusser. Vor allem das Baugewerbe habe von den guten konjunkturellen Rahmenbedingungen profitiert. Aber auch der Dienstleistungssektor blicke auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Die geringe Inflation und die niedrigen Zinsen hätten die Sparneigung der Verbraucher gebremst und den Konsum gefördert. Und auch die günstige Situation am Arbeitsmarkt wirke sich positiv auf das Kaufverhalten aus.

„Der erfreuliche Trend zu mehr Beschäftigung und weniger Arbeitslosigkeit war prägend für 2016. Nach Prognosen der IHK Erfurt könne bei einem Jahresmittel von 7,0 Prozent die tiefste Arbeitslosenquote seit der Wiedervereinigung erwartet werden. Somit setzt Thüringen erneut Maßstäbe auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt“, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Dabei habe sich der Wert im Freistaat konstant unter dem Durchschnitt der neuen Bundesländer bewegt und sich im Jahresverlauf immer mehr der gesamtdeutschen Quote angenähert.

„Welchen Weg die Thüringer Wirtschaft 2017 geht, hängt aber noch von vielen Unbekannten ab. Zwar setzt sich die konjunkturelle Expansion wohl auch im kommenden Jahr fort. Das Tempo wird wegen der weiter wachsenden globalen Verunsicherung, ausbleibender Impulse durch steigende Rohstoffpreise und weniger Arbeitstagen im Jahr 2017 aber nachlassen. So ist mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in Thüringen von etwa 1,3 bis 1,5 Prozent zu rechnen“, prognostiziert der IHK-Chef.
Neben den noch nicht gelösten Schulden- und Strukturproblemen in Europa hätten der angekündigte Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union und der Wahlausgang in den USA die Planungssicherheit in den Unternehmen gestört. Auch wenn die direkten Auswirkungen der Brexit-Entscheidung für die meisten EU-Mitglieder kurzfristig überschaubar bleiben dürften, schafften die Instabilität der EU und der Vertrauensverlust in die Zukunft Europas ein Klima verschlechterter Wachstums- und Investitionsaussichten.

„Darüber hinaus war die deutsche Wirtschaftspolitik zuletzt nicht durch Reformeifer geprägt: Strukturelle Aufgaben- und Ausgabenkritik der öffentlichen Haushalte fand trotz steigender Steuereinnahmen und nach wie vor niedriger Zinslasten nicht statt. Wichtige politische Entscheidungen zur Förderung von Unternehmensinvestitionen sind nicht getroffen worden“, merkt Grusser kritisch an und fordert die Politik auf, die aktuellen Spielräume zu nutzen und Bremsen für private Investitionen zu lösen. Neben öffentlichen Ausgaben in Infrastruktur, Breitband und Bildung müsse das komplexe deutsche Steuersystem einfacher und damit praxistauglicher gemacht werden.
Autor: red

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