eic kyf msh nnz uhz tv nt
Di, 06:32 Uhr
06.12.2016
Neuer Gedenkort zum Gipswerk und Kohnstein

Wir vergessen Euch nie!

In und um Niedersachswerfen hat die Gewinnung und Verarbeitung von Gips, Anhydrit und Alabastergips eine die Jahrhunderte füllende Tradition. Und eine nachhaltigere Zukunft!? Gedanken dazu von Tim Schäfer aus Niedersachswerfen...


Ab 1917 übernahm das ehemalige Gipswerk Niedersachswerfen als Tochterunternehmen des Ammoniakwerkes Merseburg (BASF) die Rechte am Kohnsteinbetrieb. Zu DDR Zeiten, zunächst unter sowjetischem Eigentum einer SAG (Sowjetski Aktien Gesellschaft), wurde dies fortgeführt.

Anzeige symplr
Dann dem DDR Staat von der sowjetischen Kommandantur in den „volkseigenen“ Betrieb Leuna- Werke „Walter Ulbricht“ eingegliedert. Zugleich wurde auch das damalige, dem VVB Bau zugehörige Anhydritwerk dem Gipswerk zugeschlagen, weil man sich Synergien erhoffte. Der Plan der Sowjets ging gut auf. Der Betrieb wurde erfolgreich, sowohl als Baumateriallieferant (Fußbodenestriche, gelbe Porenanhydrit Dämmsteine oder Zulieferer der Chemie- (besonders Dünger, Reinigungsmittel Leuna-Blank) oder der Zementindustrie.

Vorläufer des Gipswerkes waren Traditionsfirmen am Kohnstein, wie Fa. Süßmilch (Leipzig), Fa. Maisold oder die Monierbau AG, die heute nur noch die Alten aus der Erinnerung kennen. Unter Autarkie- wie Untertagestrategie Nazideutschlands gibt es Bezüge, wie das Reichslager der Wifo, das Schwefelwerk Ni365 und der Komplex Mittel – und Nordwerke mit der Konzentration vor Ort und des KZ Mittelbau mit Lager Dora und rund um Niedersachswerfen mit Außenlagern und Kommandos sowie Zwangsarbeiterlagern.

In der DDR Zeit war das Gipswerk ein gefragter Arbeitgeber und hat viel für die Gesellschaft getan. Wilhelm Stein, damals auch Hauer am Kohnstein, erinnert sich gern und betont das. Das Gipswerk sorge sich um die Dorf- und Festspiele, Sportanlagen, der legendäre Fußballverein hieß „Chemie“, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Bergleute, besonders die Hauer und Steiger, hatten wahrscheinlich eine Jahrhunderte lang währende Tradition auch in der Gewinnung von Gips und Anhydrit und anderem Nutzgestein. Davon hat auch Nordhausen in seinen historischen Bauten, wie der alten Stadtmauer, schon besonders profitiert. Früher wurde sogar am Kupferhammer bei Niedersachswerfen Kupfer verarbeitet, später auch hier Gips. Vor vielen Jahren arbeiteten Hauer als Bergleute im Tagebau an der steilen und langen Wand, um Anhydrit aus dem Fels zu gewinnen. Dies geschah oft nur an Seilen gesichert oder auf Trittbrettern und Vorsprüngen.
Alte Brecherei (Foto: Archiv Schäfer)
Hauer an der Langen Wand (Foto: Archiv Schäfer)
Die Lange Wand am Kohnstein (Foto: Archiv Schäfer)
Mittels Bohrhämmern wurden Sprengpatronen gesetzt und verkabelt, um mittels elektrischer Zündung Nutzgestein zu erzeugen. Die Arbeit an der langen, steilen Wand des Tagebaus war gefahrgeneigt. Viele Arbeitsunfälle gingen tödlich aus. Hauer stürzten ab oder wurden auch von Steinen erschlagen oder zerquetscht.

Wilhelm Stein sagt, mehrere Unglücke waren wirklich traurig und haben seinerzeit die Menschen im ganzen Südharz sehr betroffen gemacht. So kam es zu tragischen Unfällen. Ein Absturz mit einem sich plötzlich lösenden Felsteil erschlug einen Bergmann, ein Baggerfahrer wurde verschüttet. Beim anbohren eines Knäppers (großer im Stück anfallender Gesteinsblock) detonierte eine Sprengladung, Zündeinrichtungen brannten los …

Die Folgen für die Familien aus dem Südharz, wie beispielsweise die Familien Ibe, Kirchner, Jödicke, Schmidt waren fatal. Der Familienvater verunglückt, die Zeiten arm und schwer, schwierig sei es gewesen, die Familien durchzubringen. Im Gipswerk sorgte man sich und hat auch den verunglückten Bergleuten einen Gedenkstein geschaffen, auf dem 18 Namen aufgeführt sind, die am Kohnstein Ihr Leben lassen mussten.

Dieser Gedenkstein ist wiederaufgefunden worden und wird jetzt von der Baufirma Mütze und Rätzel geborgen. Die Ortschaft Niedersachwerfen hat beschlossen, einen Gedenkort neu zu schaffen. Die Planungen laufen bereits. Der Standort soll werden, Ecke Schulstraße / Am Bahnhof, also nur wenige hundert Meter entfernt vom ehemals Gipswerk.

Es wurde auch die volkstümliche Sage von den Hauern am Gipswerk Niedersachswerfen (Kohnstein bei Nordhausen) neu aufgefunden:

Die Sage der Hauer vom Kohnstein b. Nordhusen- Gipswerk Niedersachswerfen
Von Alters her
der Kohnsteinfels gab karges Brot;
die Zeiten so schwer, wir warn in Not,

Bey Wind und Wetter und von Hand
brachen wir stolz den Anhydrit der langen Wand.

Viele Seelen fraß der Berg,
aus großem Leid
ein ewger Schwur entstand:

Wir vergessen Euch nie!
Ihr Hauer vom Südharzrand.


Die Vorbereitungen für einen Gedenkort mit Aufstellung des wieder aufgefundenen, alten Gedenksteins für verunglückte Bergleute in Niedersachswerfen kommen gut voran. Der Stein ist mit einem Aufruf beschriftet: „Wir vergessen Euch nie!“. Der Bürgermeister Wilke macht diese Aufgabe mit seinem Rat zur Chefsache. In Abstimmung mit dem Bürgermeister der Landgemeinde Harztor, Herrn Klante. Kürzlich wurde ein Vororttermin durchgeführt, Herr Wilke und der Ilfelder Bauingenieur Kurzius begutachten die Optionen mit dem Bauausschuss, wie der alte Gedenkstein aufgestellt werden kann.

Aber auch die heutigen Gipsunternehmen im Südharz haben bereits Unterstützung zugesagt. Die Arbeitsgemeinschaft Harzer Gipsunternehmen, die zur Zeit eine Renaturierungsstudie für den Kohnstein erstellt, ist offenbar bereit, dieses Anliegen auch inhaltlich und mit einer Spende zu unterstützen. Mitwirkende gibt es auch schon. Wie der ehemalige Bergmann Wilhelm Stein, die Familien Kirchner, Winkler (Fa. Trocha), die Mitarbeiter von Bauhof und Gemeinde sowie anderer Vereine, Herrn Noack... Es gibt schon auch bereits kleine Spenden oder es wird konkret mitgewirkt.

Die Organisatoren bitten für dieses Stück Heimattradition um eine kleine Spende für den neuen Gedenkort, auf dem auch eine historische Ansicht des ehem. Gipswerkes mit der alten Brecherei abgebildet werden soll: (Spendenquittung folgt). Diese können direkt an die Ortschaft gerichtet werden oder per Überweisung auf (IBAN) DE43 8205 4052 0033 1930 77, Kost.-Stelle 0000.7181 - Stele Leuna.

Das alte Gelöbnis der Bergleute des Gipswerkes Niedersachswerfen am Kohnstein bei Nordhausen soll wirklich erfüllt werden, denn: „Wir vergessen Euch nie“.
Tim Schäfer
Autor: red

Kommentare
Steiger19_54
09.12.2016, 07.12 Uhr
Wir vergessen Euch nie!
Als wir erfahren haben, dass der Gedenkstein für die 18 tödlich verunglückten Bergleute vom Kohnstein wieder gefunden wurde und in Niedersachswerfen aufgestellt werden soll, haben wir uns als Nordhäuser Bergmannsverein "Sankt Barbara" e.V. spontan dazu entschlossen 150,00 € auf das genannte Spendenkonto zu überweisen.
Für uns Bergleute ist es eine Selbstverständlichkeit, das Andenken an unsere im Berg verunglückten Kameraden
zu bewahren.
Wir hoffen, dass viele Spendenmittel zusammen kommen und der Gedenkstein an würdiger Stelle wieder aufgebaut wird.

Glückauf!
Nordhäuser Bergmannsverein
"Sankt Barbara" e.V.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr