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Do, 07:00 Uhr
17.11.2016
Nachgefragt

Wie weiter mit der Kreissparkasse, Herr Asche?

Null Zinsen, Strafzinsen, ist das Filialnetz noch zu halten? Muss sich Sparkasse - wie wir sie kennen - verändern? Diese und andere Fragen beantwortet der Vorstandschef der Kreissparkasse Nordhausen, Wolfgang Asche, im Gespräch mit der nnz...

Kreissparkassen-Chef Wolfgang Asche (Foto: nnz) Kreissparkassen-Chef Wolfgang Asche (Foto: nnz)
"Seien Sie froh, dass Sie nicht die Probleme der Deutschen Bank haben. Kopf hoch!" Das war die Nachricht, die Wolfgang Asche zehn Tage vor dem Tod von Dieter Przybilla, von seinem ehemaligen Vorstandskollegen erhielt. Sie kennzeichnete auf den Punkt gebracht das, was den Kollegen ausmachte. Jedes Problem ist lösbar, erst einmal Abstand gewinnen, dann nachdenken und Vorschläge entwerfen.

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Trotz des Jubiläumsjahres, in dem die Kreissparkasse Nordhausen mehr mit ihren Kunden feierte als mit sich selbst, gibt es Veränderungen. Die beginnen nicht nur bei der Bank selbst, sondern bei den Kunden und sind nicht mehr zu beeinflussen, geschweige denn aufzuhalten. Das Verhältnis Kunde-Bank hat sich in den zurückliegenden Jahren verändert, die Geschwindigkeit, mit der dieser Prozess sich vollzieht, die scheint immer mehr zuzunehmen.

"Wir müssen künftig weniger den klassischen Schalter-Service, dafür mehr und noch individuellere Beratung anbieten", bringt es Wolfgang Asche auf den Punkt und zog zusammen mit seinen Vorstandskollegen sowie dem Verwaltungsrat erste Konsequenzen. Alle Filialen, außer der Hauptstelle, werden ab Mitte Februar mittwochs geschlossen haben. Allerdings wird es auch an diesem Tag die Möglichkeit der Beratung geben, nach vorheriger Terminabsprache.

Es sind nicht nur die Geldautomaten, die Kontoauszugsdrucker oder die Überweisungsterminals, die Mitarbeiter als Ansprechpartner für den normalen Bankservice überflüssig machen, es sind die neuen Möglichkeiten, die automatisierte Abläufe, basierend auf Algorithmen, bieten. Beispiel Wertpapiergeschäft: Ein Kunde, der für 5.000 Euro Wertpapiere (Fondsanteile oder Aktien) kaufen will, der musste bislang seinen Berater aufsuchen. In Zukunft hat sich das erledigt. Der Kunde logt sich in der Internet-Filiale ein, gibt seinen Auftrag bekannt und muss dann zahlreiche Fragen beantworten, muss einfach nur Haken setzen. Am Ende der Dialoge erscheint dann der Button "KAUFEN" und mit einem Klick ist der Kauf Realität. Sollte der Algorithmus zu einer negativen Entscheidung kommen, dann gibt es keinen Kauf.

Einerseits kann der Kunde auch am Samstagnachmittag oder Sonntagvormittag dieses Geschäft tätigen, andererseits entfällt in der Kreissparkasse die "Bewältigung" der Papierberge, die Aufsichtsbehörden vorgeben.

Nach Monaten der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) bemerkt Asche ein Umdenken bei den Kunden, vor allem in Richtung Geldanlage und Vorsorge für den Ruhestand. "Viele unserer Kunden merken, dass ihre Alterspläne vermutlich nicht mehr aufgehen werden. Die einzig verbliebene Möglichkeit, Zinsen für sein Geld zu erwirtschaften, besteht in der Anlage in Investmentfonds. Noch merken unsere Kunden nicht, dass bei Null-Zinsen ihr Vermögen schrumpft, denn die Inflation bewegt sich ebenfalls auf einem Tiefpunkt. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir es in Deutschland und in Europa bald mit einer steigenden Inflationsrate zu tun haben werden", blickt der Chef der Kreissparkasse voraus. Null Zinsen auf die Einlagen, also das Ersparte und Inflation bedeutet nichts anderes als das Verschwinden von Vermögen.

Obwohl die Kreissparkasse für die Einlage von Kundengeld bei der Landesbank oder der EZB Strafzinsen in Höhe von 0,4 Prozent zu zahlen hat, wird es die harmlos klingende Verwahrgebühr für Privatkunden, vor allem nicht für den Otto-Normal-Kunden geben. "Wir werden alles tun, um das zu verhindern, wobei ich eine Gebühr bei großen Vermögen nicht gänzlich ausschließen will. Gleiches gilt für Firmenkunden."

Doch nur Schwarzmalen, also die komplexe Realität darstellen, das will Asche nun auch nicht. Vielmehr könnte das Jahr 2016 wieder ein gutes Jahr für die Kreissparkasse werden. Sowohl die Menge des den Bankern vom Kornmarkt anvertrauten Geldes als auch das Kreditgeschäft zeigen nach oben. Der Kreditbestand wird vermutlich um rund fünf Prozent wachsen. Das ist nicht so üppig wie im vorigen Jahr, aber immer noch guter Thüringer Durchschnitt. Die genauen Zahlen wird der Vorstand der Kreissparkasse traditionell Anfang des Folgejahres vorstellen.

Sorgen bereitet Wolfgang Asche und all den Mitarbeitern der Kreissparkasse die immer noch zunehmende Regulierungswut der EZB. Künftig muss jeder Kredit über 30.000 Euro gemeldet und müssen dabei 60 Kriterien beachtet und entsprechend gewertet werden. "Hier ist es vielleicht einmal notwendig, die Reset-Taste zu drücken", mahnt Wolfgang Asche und blickt dabei vor allem auf die neuen Vorschriften bei der Vergabe von Immobilienkrediten, die ganze Altersgruppen diskriminieren.

Zusammenfassend sagt der Vorstandsvorsitzende: "Auf der einen Seite ist uns durch die Null-Zins-Politik ein komplettes Ertragsfeld weggebrochen, auf der anderen Seite zwingt uns die Zentralbank beständig zur Erhöhung der Eigenkapitalquote. Aber: Eigenkapital kann nur aus den Erträgen gebildet werden".

Die Kreissparkasse Nordhausen wird auch weiterhin für ihre Kunden und für die Menschen im Landkreis Nordhausen ein verlässlicher Partner sein. Nur werden sich deren Kunden in den nächsten Monaten und Jahren daran gewöhnen müssen, dass erbrachte Leistungen eben auch Geld kosten, die bislang kostenlos waren.

Es gibt in den nächsten Jahren, in denen Wolfgang Asche die Kreissparkasse noch leiten wird, viel zu tun. Ob es eine "Revolution" wird, kann nicht abgeschätzt werden. Veränderungen auf jeden Fall, die auch an den Mitarbeitern nicht spurlos vorübergehen werden. Die Schließung von Filialen, das hat sich Asche in seine persönliche Agenda für die kommenden viereinhalb Jahre "geschrieben", die soll es mit ihm nicht geben. Hofft er.

Mitunter ist es angeraten, Dinge, Erscheinungen oder Prozesse mit ein klein wenig Abstand, von oben zu betrachten. Dieter Przybilla, der Hobbyflieger, hatte diese Fähigkeit, erinnert sich Wolfgang Asche. Sie gab ihm die Ruhe in einem hektischen Geschäft. Doch das ist Jahre her, aber die Suche nach dem Reset-Knopf, die hat Asche nicht aufgegeben.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
Treuhänder
17.11.2016, 08.17 Uhr
Euro
Die Globalisierung und die Einheitswährung Euro sind gescheitert. Sie haben zur Verarmung weiter Teile der Menschen geführt. Jetzt spüren auch wir es. Wir haben gespart und sorgen fürs Alter vor. Das geht alles nicht mehr auf und die Politik sieht tatenlos zu.

Sehen wir noch Bilder aus Griechenland? Wird über die tatsächlichen Verhältnisse in Italien, Portugal oder Spanien berichtet? Nein. Sehen wir Bilder von Flüchtlingen in der Türkei? Nein.
Sparer
17.11.2016, 08.36 Uhr
Tagesgeldkonto
Ein Tagesgeldkonto bei der KSK NDH bringt selbst bei einem Kontostand von über 100 000 EURO noch 0% Zinsen.
( Zum Glück belaufen sich meine zinslosen Rücklagen im 2 stelligen Bereich!)
Sie haben, von der KSK ausgebildete Mitarbeiter entlassen, sie haben Öffnungszeiten gekürzt. Jede auch noch so kleine "Service-Leistung" ist eine Bezahl-Leistung.
Also dieser Artikel ist eine einzige Schönfärberei. Legen Sie doch mal die Gehälter des KSK-Vorstandes offen, vielleicht kann man dann die Zins-und Bezahl-Kalkulation der KSK besser gegen rechnen.
Zukunft
17.11.2016, 08.43 Uhr
Und da sind sie wieder...
... die Neider. Wer soll nicht alles seine Gehälter offenlegen. Die Geschäftsführer von Kliniken, jetzt die Bankvorstände. Begreift es doch endlich - für eine Leistung muss bezahlt werden. Die Zeit der Billigheimer ist vorbei. Das ist gut so. Und wer im Netz etwas kostenlos bekommt, der gibt seine Daten her. Nur, das merkt keiner.

Und nun, liebe Fellnase, legen sie mal ihre Einkünfte offen. Ich bin gespannt.

Ich weiß, das das nicht dazugehört, aber es musste mal raus.
Wolfi65
17.11.2016, 11.00 Uhr
Überall das Gleiche
Die Aufsichtsräte und Vorstände in Deutschland sind wie die Schwämme.
Die saugen sich voll bis es nicht mehr geht.
Hohe Abfindungen sind keine Seltenheit.
Was soll man da noch schreiben?
Es ist eben der reale Kapitalismus.
Das bisschen eigene Geld unter das Kopfkissen und gut ist es.
Dann können die Schlipsträger sich selbst abkassieren.
Die Arbeitgeber sollten wieder zur Lohntüte zurückkehren, dann würde so manche Bank schließen müssen.
Man will doch ständig marktwirtschaftliche Bereinigungen haben, dann sollte man doch gleich bei den Banken anfangen.
Herr Taft
17.11.2016, 11.51 Uhr
wovon die banken leben...
...kleine Banken (Volksbanken, Sparkassen) Haben als wichtigste Ertragsquelle den Zinsüberschuss. Dieser wird verdient, da Kredite Wegen des höheren Risikos der Bank, das Geld nicht zurück zu bekommen höher verzinst werden als die Einlagen. Besicherte Kredite (Häuslebauer) sind aus genau diesem Grund niedriger verzinst als ein Allzweckdarlehen. Daneben gibt es noch ein Provisionen als Ertragsquelle. Diese fallen z.B. bei der Vermittlung von Immobilien, Versicherungen und anderen Verträgen an.

Nun ist es aber so, dass die Sparkasse mehr Einlagen hat als Kredite ausgegeben wurden. Das überschüssige Geld muss irgendwohin. Bei Landesbank und EZB werden dafür Negativzinsen berechnet, die die Sparkasse zahlen muss. Der Kunde zahlt hingegen nichts dafür, dass er sein Geld bei der Sparkasse lässt. Von diesem Zinsergebnis müssen Mitarbeiter, Filialen, Versicherungen, Betriebskosten u.s.w. bezahlt werden, die in aller Regel eher teurer als billiger werden.

Außerdem belastet die Regulierungswut der Bankenaufsicht gerade die kleinen Banken und Sparkassen immens, obwohl gerade die weder Auslöser noch sonst in irgendeiner Form an der Finanzkrise beteiligt oder gar schuldig Waren.

Im Ergebnis bedeutet das, dass die Bank erheblich weniger einnimmt, als in den Jahren zuvor, die Kosten jedoch festgenagelt sind, Ja sogar steigen. Um Leben zu können müssen also Kosten reduziert werden . Reduzierung der Öffnungszeiten und soweit im ÖD möglich eben auch Stellenabbau.

Und ganz Nebenbei: Der Auftrag einer Sparkasse lautet nicht "Gewinne um jeden Preis", wie bei privatwirtschaftlichen Banken. Der Auftrag ist, jedem Finanzdienstleistungen zur Verfügung zu stellen, die regionale Wirtschaft und die Verbraucher ggf. Mit Geld zu versorgen.

Und ja, ich arbeite bei einer Sparkasse...wenn auch nicht bei dieser...Aber die sorgen und Nöte der kleinen Banken sind bundesweit die gleichen.

Also schimpft nicht auf die Sparkasse, die in guten Zeiten nahezu alles kostenfrei angeboten hat, die vereine fördert und deren Stiftung im ganzen Landkreis gutes tut. Es ist nicht immer alles rosig, auch nicht für die Mitarbeiter... Aber mit ein bisschen Verstand versteht man den Zusammenhang...
Peter59
17.11.2016, 14.49 Uhr
Seid fair....
Das ist allerdings nur meine persönliche Erfahrung:
1. "Die Jungen und Mädchen", die dort arbeiten sind freundlich und hilfsbereit. Oma "Mienchen" hat Probleme mit ihrer Karte, ihr wird geholfen....
2.Die Kundenberater an den Terminals sind auch , wenn Dauerstress herrscht, Auszahlung von Hartz kommt scheinbar vor dem "normalen" Gehalt, immer freundlich und "taff".....
3. Allerdings gibt es auch noch andere Konten, die Privatbanken verweigern, was dort an Geld fließt ist auch interessant. Nichts eingezahlt, aber der Saldo stimmt.......
Scheine nur noch in Gold anlegen, zur Zeit ist das bessere Gold allerdings Silber......
Unser Geld ist sicher, der "Hosenanzug" hat das mal garantiert.......
Mal sehen was in Italien abgeht.....
Leser X
17.11.2016, 15.47 Uhr
Systemkrise
Es ist eine unlösbare Systemkrise, unter der neben den Menschen natürlich auch die Geldhäuser leiden. Daraus gibt es kein Entrinnen. Der Kapitalismus frißt sich gerade selbst auf. Guten Appetit!

Spannend dürfte die Frage sein, wann der große Crash kommt, wie genau er aussehen wird und vor allem, was danach kommt. Da lassen dann sicher die 20ger Jahre grüßen. Und das heißt nichts anderes, als dass das Lebenswerk von Millionen Menschen vernichtet wird.

Der Euro jedenfalls, diese gescheiterte Währung, wird über kurz oder etwas länger Geschichte sein und wieder geordneten nationalen Währungen Platz machen.
RWE
18.11.2016, 07.27 Uhr
Also ich zahle keiner Bank Gebühren damit sie mit MEINEM Geld arbeiten kann
Die desaströse Zinspolitik ist eine Sache. Wobei, was war denn bei der Sparkasse je umsonst? Eine andere Sache ist die, daß man im Zeitalter des Onlinebankings für die normalen Girogeschälte weder einen Kontoauzugsdrucker oder gar einen Schalter braucht. Die junge Generation braucht dafür gar nur noch ein Smartphone. Bei Geldanlagen ziehe ich persönliche Gespräche vor, wobei es meistens Verkaufsgespräche statt um eine Beratung handelt.
Die Idee mit der Lohntüte mit Bargeld finde ich gar nicht so schlecht.
Herr Taft
18.11.2016, 08.12 Uhr
@RWE....genau...
...Dieses "Arbeiten mit Ihrem Geld" - was immer Sie sich darunter vorstellen - ist den Sparkassen, die eben kein Investmentbanking betreiben, nicht mehr möglich. Das, was Sie als "Arbeiten mit meinem Geld" bezeichnen, ist nichts anderes, als die Anlage freier Liquidität in risikoarme Wertpapiere, wie Bundesanleihen oder Pfandbriefe. Wenn Sie heute eine 10jährige Bundesanleihe kaufen, erhalten Sie eine Rendite von 0,30%. Das reicht definitiv nicht um die Kosten für Ihr Onlinebanking zu decken. Was glauben Sie, was Rechenzentrum, Datenleitung, Softwareentwicklung und vor Allem die Gewährleistung der Sicherheit kosten ? Auch für eine Bank/Sparkasse ist nichts umsonst.
RWE
18.11.2016, 09.18 Uhr
Das mag ja alles stimmen, @Spätzlevernichter
dennoch bezahle ich nicht Gebühren dafür, daß eine Bank mit meinem Geld oder es auch nur verwahrt. "Mein" Onlinebanking, so wie Sie es nennen, ist jedenfalls kostenfrei und die die dazugehörigen Plastikkarten sind es auch.
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