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Do, 15:36 Uhr
29.09.2016
Büste enthüllt

Neuer Meyenburg für das Kunsthaus

Es war ein lang gehegter Traum der Förderer des Nordhäuser Kunsthauses. Das habe zwar einen Namen, der über die Region hinaus bekannt sei, aber kein Gesicht. Nach vier Jahren Vorbereitungszeit konnte man hier heute Nachmittag Abhilfe schaffen...

Dem Haus ein Gesicht geben - Meyenburg Büste im Nordhäuser Kunsthaus enthüllt (Foto: Angelo Glashagel) Dem Haus ein Gesicht geben - Meyenburg Büste im Nordhäuser Kunsthaus enthüllt (Foto: Angelo Glashagel)

"Bereits mit und seit Gründung des Fördervereins war es ein zentrales Anliegen und Ziel des Vereins, eine Büste dieses verdienten Bürgers unserer Stadt schaffen zu lassen und dem Kunsthaus und der Stadt zu schenken", sagte Dr. Wolfgang Pientka am Nachmittag.

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Als man erstmals über die Realisierung nachdachte, war man vom Preis erschrocken, 11.000 Euro sollte die Büste Kosten, Kunst ist nicht billig. Von den Plänen ließ man sich trotzdem nicht abringen, vier Jahre lang "kämpfte" man um den Traum wahr werden zu lassen, erinnerte sich der Vorsitzende des Fördervereins Pientka. Die neue Meyenburgbüste sei quasi "auf Wein gebaut", erklärte Pientka, rund die Hälfte der Einnahmen des Fördervereins aus dem Weinverkauf zu diversen Veranstaltunge flossen in das Projekt "Meyenburg-Büste".

Am Ende brauchte man "nur" 8000 Euro, wofür man heute unter anderem dem Künstler Peter Genßler aus Bleicherode danken durfte. Er hatte die Büste des verdienstvollen Nordhäuser Bürgermeisters nach der einzig vorhandenen Vorlage, dem Cranach-Gemälde in der Blasiikirche, angefertigt.

Dem Haus ein Gesicht geben - Meyenburg Büste im Nordhäuser Kunsthaus enthüllt (Foto: Angelo Glashagel) Dem Haus ein Gesicht geben - Meyenburg Büste im Nordhäuser Kunsthaus enthüllt (Foto: Angelo Glashagel)

Als Martin Luther in Wittenberg seine Thesen anschlug, war Michael Meyenburg gerade einmal 26 Jahre alt. Der aufgeweckte junge Mann machte bald Karriere, wurde Oberstadtschreiber und schließlich Bürgermeister der freien Reichsstadt Nordhausen. Die Position dürfte damals noch etwas mehr Verantwortung mit sich gebracht haben als heute, als reichsunmittelbare Stadt hatten die Nordhäuser Stadtväter weitgehende Freiheiten, die anderen Städten verwehrt blieben.

Meyenburgs großer Verdienst ist denn auch der Umstand das er als Freund Martin Luthers die Reformation in Nordhausen unterstütze und die Stadt sicher durch äußerst turbulente und kriegerische Zeiten führte, auch wenn das nicht immer im Sinne des großen Reformators geschah. Meyenburg war Reformationsfreund und Realpolitiker.

Künstler Peter Genßler mit "seinem" Meyenburg (Foto: Angelo Glashagel) Künstler Peter Genßler mit "seinem" Meyenburg (Foto: Angelo Glashagel) Ähnlich wie auch bei Martin Luther ist der schwarze Fleck auf der Reputation des Bürgermeisters Meyenburg, aus heutiger Sicht, sein unbestreitbarer Antisemitismus. Gegen Ende seines Wirkens wurden in der Stadt weitreichende Verordnung gegen die jüdische Bevölkerung Nordhausens erlassen, was letztlich zum weitestgehenden Exil der alteingessenen Gemeinde führte. Es mussten erst Napoleon und der Codé Civil kommen, bevor es wieder eine jüdische Gemeinde in der Rolandsstadt geben sollte.

In das Haus, das nach ihm benannt ist, hat Meyenburg übrigens nie einen Fuß gesetzt. Das heutige Kunsthaus wurde Jahrhunderte nach Meyenburgs Tod erbaut und bekam seinen Namen erst 1934. Die Villa mit dem charakteristischem Turm war 1926 in den Besitz der Stadt übergegangen und als "Neues Museum" bekannt genutzt worden.
Angelo Glashagel
Dem Haus ein Gesicht geben - Meyenburg Büste im Nordhäuser Kunsthaus enthüllt (Foto: Angelo Glashagel)
Dem Haus ein Gesicht geben - Meyenburg Büste im Nordhäuser Kunsthaus enthüllt (Foto: Angelo Glashagel)
Dem Haus ein Gesicht geben - Meyenburg Büste im Nordhäuser Kunsthaus enthüllt (Foto: Angelo Glashagel)
Dem Haus ein Gesicht geben - Meyenburg Büste im Nordhäuser Kunsthaus enthüllt (Foto: Angelo Glashagel)
Autor: red

Kommentare
Boris Weißtal
29.09.2016, 16.46 Uhr
1934 tolle Tradition
Ich glaube nicht, dass die Nazis 1934 Meyenburg wegen seines Einsatzes für die Reformation mit der Namensnennung ehren wollten, wohl aber für die "Entjudung" Nordhausens. Das hat man dann die nächsten zehn Jahre gleich nochmal gemacht. Ohne die Nazis wäre Meyenburg in der Geschichte versenkt geblieben.

Und den Mann ehren wir mit einer 8000€-Büste...

Unglaublich, was hier abgeht!
Hans Dittmar
30.09.2016, 08.57 Uhr
Michael Meyenburg
Lieber Boris Weißtal,
Meyenburg war schon immer eine Berühmtheit in Nordhausen, dazu bedurfte es nicht der Nazis. Vielmehr haben sich die Nazis Meyenburg zu nutzen gemacht, um in dieser alten Stadt der Reformation diese eine negative Thema heraus zustellen.
Doch es waren die Ansichten Luthers, die Meyenburg mit der Ausweisung der Juden umsetzen wollte und auch hat. Und Luther wird im kommenden Jahr Weltweit geehrt.
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