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Di, 09:04 Uhr
30.08.2016
THOMAS-MANN-VEREINSHAUS STEHT ZUR DEBATTE

Erfolgt morgen schon der Trauermarsch?

Hans-Jost Rünger befürchtet, das morgen der Weg für den Verkauf des Hauses in der Wilhelm-Nebelung-Straße geebnet werden könnte (Foto: Kurt Frank) Hans-Jost Rünger befürchtet, das morgen der Weg für den Verkauf des Hauses in der Wilhelm-Nebelung-Straße geebnet werden könnte (Foto: Kurt Frank)
Morgen befinden die Stadträte unter anderem über das Thomas-Mann-Vereinshaus in Nordhausen. Könnte schon der Trauermarsch erfolgen? Wir sprachen mit Hans-Jost Rünger, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Kulturbundes für Europa e.V., Bereich Nordthüringen...

nnz: 1995 ging das Vereinshaus „Thomas Mann“ an die Stadt. Für einen Apfel und ein Ei?

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Hans-Jost Rünger: Nicht einmal das. Das Kulturbundpräsidium hat zugunsten der Stadt auf sein Eigentum verzichtet.

nnz: Warum hat es der Kulturbund nicht behalten?

Hans-Jost Rünger: Das Vermögen des Kulturbundes wurde nach dem Beitritt dem vereinigungsbedingten Sondervermögen zugeordnet und von der Treuhand verwaltet. Die für die Erhaltung des Gebäudes dringend erforderlichen Mittel stellte die Treuhand nicht zur Verfügung. Um die Bausubstanz zu erhalten, hat der Kulturbund auf sein Eigentum verzichtet.

nnz: Seitdem vergingen 21 Jahre. Was tat die Stadt, die es bekanntlich für die Ewigkeit als Vereinshaus genutzt sehen wollte, getan, um es dauerhaft zu erhalten?

Hans-Jost Rünger: 1995 fand eine Teilsanierung statt. Es wurden teilweise die Fenster erneuert, die Elektronik im ersten Stock und im Parterre modernisiert, Malerarbeiten durchgeführt und die Fliesen im Hausflur verlegt. Zu einem Abschluss der Sanierung kam es leider nie.

nnz: Die Stadt zahlt aber monatlich 300 Euro für organisatorische Aus -und Aufgaben. Das ist doch was. Oder?

Aus für das Thomas-Mann-Vereinshaus? (Foto: Archiv) Aus für das Thomas-Mann-Vereinshaus? (Foto: Archiv)

Hans-Jost Rünger befürchtet, das morgen der Weg für den Verkauf des Hauses in der Wilhelm-Nebelung-Straße geebnet werden könnte.

Hans-Jost Rünger: Es ist etwas. Diese Summe beinhaltet: Raumbelegungspläne erstellen, was mit der Raumnutzung im Zusammenhang steht. Außerdem alles Organisatorische klären, wie Familien –und sonstige Feiern vorbereiten. Hinzu kommen alle Reinigungsarbeiten und die Absicherung der Schließdienste, was 20 bis 25 im Monat sind. Ich glaube, die Summe relativiert sich, wenn man bedenkt, dass der Wach –und Schließdienst pro Dienst 24 Euro berechnet.

nnz: Die Debatte um das Vereinshaus währt schon Jahre. Aus der Stadtverwaltung war auch zu hören, es werde nicht verkauft. Auch Kämmerin Karin Spieß war mal dieser Ansicht. Wie erklären Sie sich den Sinneswandel?

Hans-Jost Rünger: 2005 waren wir schon mal soweit wie heute. Auch da sollte schon verkauft werden. Aber die damalige Oberbürgermeisterin Barbara Rinke entschied, dass das Objekt Vereinshaus bleiben soll.

nnz: 650000 Euro würde eine gründliche Sanierung kosten, verlautet aus der Stadtverwaltung. Eine reale Zahl?

Hans-Jost Rünger: Ob die Zahl realistisch ist oder nicht, kann ich nicht einschätzen. Aber man könnte das Vereinshaus, das übrigens unter Denkmalschutz steht, auch in Etappen sanieren. Es ist ja nicht in einem Zustand der akuten Gefährdung.

nnz: Heute stehen 15650 Euro Ausgaben im Jahr nur 9595 Euro Einnahmen gegenüber. Der Verkaufswert belaufe sich auf 240000 Euro. Wie real sind diese Zahlen?

Hans-Jost Rünger: Die Zahlen zweifle ich nicht an. Aber mich würden auch die realen Zahlen von Bürgerhaus und Anbau Flohburg interessieren. Im Vergleich dazu brauchten wir heute nicht länger über das Vereinshaus diskutieren.

nnz: Angeblich nutzen 30 Vereine und Interessengemeinschaften das Haus. Jetzt aber ist zu hören: 23 Vereine sind hier noch heimisch. Für 2016 wird eine Auslastung des Objektes von nur noch 20 Prozent vorausgesagt. Macht Sie das nicht traurig?

Hans-Jost Rünger: Natürlich haben sich einige Vereine wegen der nun schon sehr lange währenden Unsicherheit andere Domizile gesucht. Das ist ein Weg in die falsche Richtung. Durch das räumliche Auseinandergehen der Vereine werden die bisherigen belebenden Effekte verschwinden.

nnz: Die Bürgerinitiative meint, der Stadt sei an einem wirklichen Dialog mit den Bürgern und Vereinen nicht wirklich gelegen. Hier werde alles platt gemacht, womit kein Profit erwirtschaftet werden könne. Sehen Sie das auch so?

Hans-Jost Rünger: Zumindest habe ich momentan den Eindruck.

nnz: Die Bürgerinitiative blieb dem Dialog, den die Stadt angeregt hatte, fern. War das sinnvoll?

Hans-Jost Rünger: Aus meiner Sicht war das in Ordnung. Wir meinen, dass dieser Bürgerdialog nach der Stadtratssitzung angebracht gewesen wäre. Der Dialog hatte nach meiner Meinung das Ziel, die Stadträte auf den Verkauf „einzustimmen“, in dem man ihnen zeigte, wie schlimm es um das Haus steht und das alles viel zu viel kosten würde.

nnz: Bürgermeisterin Jutta Krauth betonte, die Stadt habe kein Geld für die Sanierung, das Haus aber der Stadt erhalten werden müsse. Ein Widerspruch?

Hans-Jost Rünger: Frau Krauth betont immer wieder, dass kein Geld für die Sanierung da sei, sie das Haus aber für die Stadt erhalten möchte. Selbst wenn man es verkauft und ein Investor saniert das Gebäude, bleibt es ja für das Stadtbild erhalten. Ist das vielleicht die Denkweise der Bürgermeisterin?

nnz: Welche Entscheidung wünschen Sie sich morgen von den Stadtverordneten?

Hans-Jost Rünger: Wenn das Geld knapp wird, wird fast automatisch die Schublade „Freiwillige Leistungen“ aufgemacht. Ich möchte deutlich sagen, dass die Freiwilligkeit einzig und allein darin besteht, festzulegen, welchen Stellenwert die Kultur und das Vereinsleben einnehmen sollen. Ich hoffe, dass die Stadträte, unbeeinflusst von politischen Zwängen und privaten Interessen, eine zukunftsweisende Entscheidung treffen.

Mit Hans-Jost Rünger sprach Kurt Frank
Autor: red

Kommentare
Pe_rle
30.08.2016, 22.47 Uhr
Vereinshaus Thomas Mann
die Damen und Herren Stadträte,werden ohne jeden Gedanken daran zu verschwenden ,schön die Pfötchen heben ,wenn es um den Verkauf des Thomas Mann Clubs geht.
Von den Herrschaften war eh keiner in einem Verein tätig.
Hauptsache man fühlt sich im Schuldentempel hinterm Rathaus wohl
altmeister
31.08.2016, 07.41 Uhr
Wenn die Messen gesungen sind
Eine Diskussion nach dem Stadtrat? Da ist es vielleicht beschlossene Sache und alles zu spät, dann wird nur noch Krach gemacht! Sinnvoll wäre jede sich bietende Möglichkeit der Diskussion und Situationsdarstellung genutzt zu haben, was aber nicht gemacht wurde. Das ist kontraproduktiv gewesen, wenn nicht sogar arrogant.

Wo bleiben denn die Vorschläge der Vereine, wie diese die Situation meistern, verbessern wollen? Das fängt bei Eigeninitiativen an und geht auch an finanzielle Anteile. Das muss aber klar dargestellt werden und sicher sein!
Aber, so wie an die Sache herangegangen wird, indem die Kosten anderer Gebäude gegengerechnet werden, welche sich nicht vermeiden lassen (Übrigens, wer hat die verursacht, wer hat während der Zeit als OB oder Bürgermeister die Sanierung "vergessen"?), wenn dies der einzige Lösungsansatz der Vereine vom Haus ist, dann sind wirklich alle Messen gesungen!
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