Fr, 07:10 Uhr
26.08.2016
BUND-Kreisverband Nordhausen
Mähen gegen den Artenschwund
Der Rückgang von Wuchsorten bedrohter Pflanzenarten steht in krassem Widerspruch zu der mit dem Ende der DDR geradezu explodierenden Zahl von großen Schutzgebieten, Regelungen, Gesetzen und Institutionen, die sich das Gegenteil auf die Fahnen geschrieben haben...
Gezielte landschaftspflegerische Einsätze können diesen Gegensatz momentan allenfalls lokal etwas dämpfen. Daran, dass sich die Naturschutzprobleme nach der Wiedervereinigung verschärft haben, können sie Thüringen- und bundesweit, grundlegend nichts ändern. Dennoch sind sie eine effektive Reaktion auf die anhaltenden Gefährdungen vieler Wuchsorte, die mitunter die weithin letzten ihrer Art sind.
Die Rote Liste gefährdeter Arten ist für uns Handlungsgrundlage und Fahrplan. Seitens der Behörden wird mit Verständnis reagiert. Manchmal fallen dringend notwendige Entscheidungen im Artenschutz zu spät oder sie brauchen nicht mehr zu fallen, weil sich der Grund der Entscheidung, sprich der Wuchsort einer bedrohten Art, bereits erledigt hat. Hier wie anderswo.
Eine Serie hierzu ist geplant. Sie soll den einstigen und gegenwärtigen Artenbestand zunächst des heutigen Naturschutzgebiets Rüdigsdorfer Schweiz und dessen Veränderung anhand einiger Beispiele unter die Lupe nehmen, Anspruch und Wirklichkeit vergleichen, Probleme benennen und mögliche Lösungen aufzeigen. Nicht nur das Aussterben bzw. Fast-Aussterbens des Janktse-Flußdelphins bzw. des auf drei Exemplare reduzierten Nördlichen Breitmaulnashorns hätte verhindert werden können. Hätte? Ja, hätte, wenn…... -
Wir kennen diese Satzanfänge zur Genüge. Immer wenn ein Fall X eingetreten ist. - Im Sinne des Hätte sind Südostasien und Zentralafrika von Thüringen gar nicht so weit entfernt. Denn auch für den Chinesischen Flußdelphin und das Nördliche Breitmaulnashorn gab es Konventionen, Behörden und Verantwortliche.
Nun aber zurück in den Landkreis:
Am 20. August fanden sich zum 42. Mal seit 2010 Mitstreiter und Freunde des BUND-Kreisverbandes Nordhausen zu einem landschaftspflegerischen Einsatz zusammen. Im neuen Naturschutzgebiet Harzfelder Holz wurde ein größerer Halbtrockenrasen gemäht. Zeitgleich erfolgte die Entfernung des Mähgutes. Grund des Einsatzes, für den ein mehrjähriger Vertrag mit dem Landesverwaltungsamt besteht, sind zum einen die Präsenz bedrohter Halbtrockenrasen-Gesellschaften und zum zweiten die in ihnen siedelnden bedrohten Gefäßpflanzenarten.
Zu denen zählen auf besagter Fläche u.a. Orchideen wie das in Thüringen stark gefährdete Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Bienen-Ragwurz und Fliegen-Ragwurz (Ophrys apifera und Ophrys insectifera), Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Weißes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) sowie die stark gefährdeten Arten Gewöhnliches Katzenpfötchen (Antennaria dioica) und Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium ssp. nummularium). Wie hoch der Stellenwert der Kontinuität im aktiven Artenschutz ist, um eine einmal fast verschwundene Population zu vergrößern, lässt sich am Helm-Knabenkraut gut belegen:
Seit 2003 wurden zunächst privat kontinuierliche, also jährliche Pflegemaßnahmen durchgeführt: Damals kamen drei Exemplare zur Blüte, 2015 waren es 56. Der Atem muss oft lang sein im Naturschutz. -
Die betreffende Fläche ist ein typisches Beispiel für ein weit verbreitetes Artenschutzproblem: Auf engem Raum siedeln mehrere bemerkenswerte, teils bedrohte und geschützte Pflanzenarten. Wirtschaftlich ist die Fläche, da zu klein, zu flachgründig und zu mager, unattraktiv. Um die Schutzgebietsverordnung und das Verschlechterungsverbot der FFH-Richtlinie hier optimal umzusetzen, bleibt daher fast nur Ehrenamt. Gegen einen geringen Obolus der öffentlichen Hand, muss hinzugefügt werden.
Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf. Nur wenn sich die auf die Ansprüche von bestimmten Arten gezielt abgestimmte Pflege lohnt, würde sie nicht nur von einigen wenigen Enthusiasten in ihrer Freizeit praktiziert. Aber bisher ist hier die neue grüne Umweltpolitik in Thüringen auch noch nicht durchgeschlagen.
Umso höher muss der Einsatzwillen der Einsatzteilnehmerinnen und –teilnehmer bewertet werden. In Zeiten von Arbeitsstress, knappen zeitlichen Ressourcen für Familie, Freunde und Hobbys kann das nicht hoch genug bewertet und gewürdigt werden. Erwähnt seien hier nur Uwe Dumjahn aus Neustadt, der zum zweiten Mal dabei war und Fritz Daniel, der allein extra aus Sondershausen angereist kam. Zwei Frauen sorgten mit Kuchen und Kaffee für eine wertvolle Bereicherung des üblichen Bauernimbisses.
Mittlerweile hat sich ein richtig aktiver Kreis von landschaftspflegerisch begeisterten, aktiven Naturschützern zusammengefunden: Fast immer haben einige von uns zu den vorgeschlagenen Terminen Zeit und Lust. Die fast immer gegebene Absicherung der geplanten Einsätze mit Aktiven ist ein Wert für sich.
Auch mit dem Wetter hatten wir wieder Glück. Erst am Nachmittag setzte ein kräftiger Schauer dem Einsatz ein jähes Ende. Da hatten wir aber 90 Prozent der für diesen Tag vorgesehenen Fläche bereits gemäht.
Die nächsten Einsätze des BUND-Kreisverbandes Nordhausen und seiner Freunde wurden für den 1. und 15.10. festgelegt. Ein weiterer Einsatz könnte eventuell kurzfristig im September stattfinden.
Interessenten können sich jederzeit unter bodo_schwarzberg@yahoo.de melden.
Autor: nnzGezielte landschaftspflegerische Einsätze können diesen Gegensatz momentan allenfalls lokal etwas dämpfen. Daran, dass sich die Naturschutzprobleme nach der Wiedervereinigung verschärft haben, können sie Thüringen- und bundesweit, grundlegend nichts ändern. Dennoch sind sie eine effektive Reaktion auf die anhaltenden Gefährdungen vieler Wuchsorte, die mitunter die weithin letzten ihrer Art sind.
Die Rote Liste gefährdeter Arten ist für uns Handlungsgrundlage und Fahrplan. Seitens der Behörden wird mit Verständnis reagiert. Manchmal fallen dringend notwendige Entscheidungen im Artenschutz zu spät oder sie brauchen nicht mehr zu fallen, weil sich der Grund der Entscheidung, sprich der Wuchsort einer bedrohten Art, bereits erledigt hat. Hier wie anderswo.
Eine Serie hierzu ist geplant. Sie soll den einstigen und gegenwärtigen Artenbestand zunächst des heutigen Naturschutzgebiets Rüdigsdorfer Schweiz und dessen Veränderung anhand einiger Beispiele unter die Lupe nehmen, Anspruch und Wirklichkeit vergleichen, Probleme benennen und mögliche Lösungen aufzeigen. Nicht nur das Aussterben bzw. Fast-Aussterbens des Janktse-Flußdelphins bzw. des auf drei Exemplare reduzierten Nördlichen Breitmaulnashorns hätte verhindert werden können. Hätte? Ja, hätte, wenn…... -
Wir kennen diese Satzanfänge zur Genüge. Immer wenn ein Fall X eingetreten ist. - Im Sinne des Hätte sind Südostasien und Zentralafrika von Thüringen gar nicht so weit entfernt. Denn auch für den Chinesischen Flußdelphin und das Nördliche Breitmaulnashorn gab es Konventionen, Behörden und Verantwortliche.
Nun aber zurück in den Landkreis:
Am 20. August fanden sich zum 42. Mal seit 2010 Mitstreiter und Freunde des BUND-Kreisverbandes Nordhausen zu einem landschaftspflegerischen Einsatz zusammen. Im neuen Naturschutzgebiet Harzfelder Holz wurde ein größerer Halbtrockenrasen gemäht. Zeitgleich erfolgte die Entfernung des Mähgutes. Grund des Einsatzes, für den ein mehrjähriger Vertrag mit dem Landesverwaltungsamt besteht, sind zum einen die Präsenz bedrohter Halbtrockenrasen-Gesellschaften und zum zweiten die in ihnen siedelnden bedrohten Gefäßpflanzenarten.
Zu denen zählen auf besagter Fläche u.a. Orchideen wie das in Thüringen stark gefährdete Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Bienen-Ragwurz und Fliegen-Ragwurz (Ophrys apifera und Ophrys insectifera), Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Weißes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium) sowie die stark gefährdeten Arten Gewöhnliches Katzenpfötchen (Antennaria dioica) und Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthemum nummularium ssp. nummularium). Wie hoch der Stellenwert der Kontinuität im aktiven Artenschutz ist, um eine einmal fast verschwundene Population zu vergrößern, lässt sich am Helm-Knabenkraut gut belegen:
Seit 2003 wurden zunächst privat kontinuierliche, also jährliche Pflegemaßnahmen durchgeführt: Damals kamen drei Exemplare zur Blüte, 2015 waren es 56. Der Atem muss oft lang sein im Naturschutz. -
Die betreffende Fläche ist ein typisches Beispiel für ein weit verbreitetes Artenschutzproblem: Auf engem Raum siedeln mehrere bemerkenswerte, teils bedrohte und geschützte Pflanzenarten. Wirtschaftlich ist die Fläche, da zu klein, zu flachgründig und zu mager, unattraktiv. Um die Schutzgebietsverordnung und das Verschlechterungsverbot der FFH-Richtlinie hier optimal umzusetzen, bleibt daher fast nur Ehrenamt. Gegen einen geringen Obolus der öffentlichen Hand, muss hinzugefügt werden.
Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf. Nur wenn sich die auf die Ansprüche von bestimmten Arten gezielt abgestimmte Pflege lohnt, würde sie nicht nur von einigen wenigen Enthusiasten in ihrer Freizeit praktiziert. Aber bisher ist hier die neue grüne Umweltpolitik in Thüringen auch noch nicht durchgeschlagen.
Umso höher muss der Einsatzwillen der Einsatzteilnehmerinnen und –teilnehmer bewertet werden. In Zeiten von Arbeitsstress, knappen zeitlichen Ressourcen für Familie, Freunde und Hobbys kann das nicht hoch genug bewertet und gewürdigt werden. Erwähnt seien hier nur Uwe Dumjahn aus Neustadt, der zum zweiten Mal dabei war und Fritz Daniel, der allein extra aus Sondershausen angereist kam. Zwei Frauen sorgten mit Kuchen und Kaffee für eine wertvolle Bereicherung des üblichen Bauernimbisses.
Mittlerweile hat sich ein richtig aktiver Kreis von landschaftspflegerisch begeisterten, aktiven Naturschützern zusammengefunden: Fast immer haben einige von uns zu den vorgeschlagenen Terminen Zeit und Lust. Die fast immer gegebene Absicherung der geplanten Einsätze mit Aktiven ist ein Wert für sich.
Auch mit dem Wetter hatten wir wieder Glück. Erst am Nachmittag setzte ein kräftiger Schauer dem Einsatz ein jähes Ende. Da hatten wir aber 90 Prozent der für diesen Tag vorgesehenen Fläche bereits gemäht.
Die nächsten Einsätze des BUND-Kreisverbandes Nordhausen und seiner Freunde wurden für den 1. und 15.10. festgelegt. Ein weiterer Einsatz könnte eventuell kurzfristig im September stattfinden.
Interessenten können sich jederzeit unter bodo_schwarzberg@yahoo.de melden.
Kommentare
HausH
26.08.2016, 08.03 Uhr
Starke Truppe!?
Naturschutz ist wichtig - das ist auch meine Meinung.
Wie viele Mitglieder hat der BUND Kreisverband Nordhausen?
Engagiert sich der Verband auch politisch?
Darüber konnte ich leider auf der Homepage nichts finden. MfG
Wie viele Mitglieder hat der BUND Kreisverband Nordhausen?
Engagiert sich der Verband auch politisch?
Darüber konnte ich leider auf der Homepage nichts finden. MfG
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