Do, 16:00 Uhr
25.08.2016
EIN BESUCH AUF DER FORST-FARM
Die legendäre Adele
Die Forst-Farm auf dem Bergrücken zwischen Herreden und Hochstedt ist für das Harzer Rotvieh eines der größten Zuchtzentren Thüringens mit Herdbuchzucht. Seit 1992 erfolgt die Rückzüchtung und Wiedereinbürgerung dieser stark vom Aussterben bedrohten Nutztierrasse im Harz. Kurt Frank hat sie besucht...
Das Foto zeigt Wilfried Forst auf der Alm in Rothesütte. Rechts im Bild Zuchtbulle Barabas (Foto: Kurt Frank)
Herreden. 1998 hatte Diana Forst das 26 Hektar umfassende Gelände einer ehemaligen sowjetischen Garnison gekauft. Die ersten Anträge lagen der Treuhand schon 1990 vor. Es war ein acht Jahre währender Kampf um das Objekt, gespickt mit Komplikationen, erinnert sich Vater Wilfried. Makler und Scharlatane hätten auch ein Auge auf das Areal geworfen und abenteuerliche Pläne präsentiert.
Schließlich trug das Konzept der jungen Nordhäuserin, im grünen Geländegürtel einen Freizeit- und Sportpark mit landwirtschaftlichem Haupterwerbsbetrieb zu schaffen. Es sei der Wunsch der Tochter gewesen, so ein Unternehmen aufzubauen, sich für den Erhalt und die Zucht vom Aussterben bedrohter Haus –und Nutztierrassen einzusetzen.
Jeder hat Träume. Aber nur wenige verwirklichen sie. Diana hatte diese Vision mit den Tieren. Aber nicht als Hirngespinst. Sondern völlig real. Sie und ihr Vater hatten sich ein Ziel gesetzt und es nie aus den Augen verloren. Der Umgang mit Tieren war ihr schon von Kindesbeinen an vertraut. Bereits seit 1967 beschäftigte sich ihr Vater mit der Zucht von Kleinpferden und Reitponys.
Wir gingen ein großes Risiko ein, auf dem Bergrücken was Nachhaltiges hinzustellen, das war uns bewusst, meint der Vater rückblickend. Wo aber hatte man schon Sicherheit. Die Aufgabe reizte. Die Bedenken waren nur kurz. Der Wille dominierte. Furchtlos. Wer die Hände hob, waren die Banken, sollte was schief gehen, erinnert sich Wilfried. Für die Kreissparkasse findet er lobende Worte. Die hat uns nicht im Stich gelassen.
Diana Forst hat sich ihren Traum erfüllt. Anzupacken versteht sie. Die Tiere sind ihr Lebensinhalt. Den Umgang mit ihnen bringt sie auch Kindern nahe. Sie können bei ihr den Reitsport erlernen und ausüben. Die Familie hat das Unternehmen voll im Griff. Arbeit gibt es genug. 50 Mutterkühe, zehn Jungtiere, 30 Kälber und zwei Zuchtbullen wollen betreut sein. Ferdinand, Dianas 14-jähriger Sohn, packt schon tüchtig mit an. Mutter und Opa Wilfried hoffen, dass er später einmal ihr gemeinsames Werk als Juniorchef fortführt.
Die Leichtigkeit des Seins kennt Wilfried Forst nur aus Filmen. Das Leben sei harte Arbeit. Unter zwölf Stunden am Tag läuft bei uns nichts, ist er offen. Wie sonst hätten wir mit unserer Hände Arbeit, unterstützt von einigen Helfern, das hinstellen können, was wir heute hier sehen, fügt er viel sagend an. Und zeigt mit der Hand über das weitläufig bebaute Gelände mit den Wirtschaftsgebäude, den Stallungen, der Reithalle mit Bistro, dem Heuhotel, den Offenstall und dem Parcours. Die Arbeit halte ihn fit, betont der rüstige Rentner. Seine 78 Jahre sieht man ihm nicht an.
Am 6. September des Vorjahres erhielt die Forst-Farm die Anerkennung zum 1. Archepark in Thüringen. Zur Zucht und Haltung vom Aussterben bedrohter Haus -und Nutztierrassen zählen hier: Deutsche Sattelschweine, Thüringer Waldesel und -ziegen, Deutsche Legegänse, Sachsenenten, Thüringer Barthühner, Steinbacher Kampfgänse, Weiße Wirtschaftstauben und Thüringer Kaltblutpferde. Und natürlich das Harzer Rotvieh. Es gehört zum Harz wie der Quirl, meint der Züchter.
1992 holte er aus dem Rothaargebirge die ersten Jungrinder und -bullen. Und die legendäre Adele. Seine erste Zuchtkuh. Viele Jahre betreute er sie. 17 Kälber gebar die fleißige Kuh. Wilfried Forst hatte das Tier besonders in sein Herz geschlossen. Erst im Vorjahr starb Adele im Alter von 20 Jahren im Arche-Hof von Udo Pößel in Schernberg.
Wilfried Forst war der Gründungsvater der Interessengemeinschaft Rotvieh in Thüringen. Ihr gehören heute 32 Züchter an. Kontinuierlich entwickelte sich im Land der Bestand: 240 Herdbuchkühe und 22 gekürte Zuchtbullen zählt er derzeit. Ein weiterer großer Erfolg, von Züchtern aus der Taufe gehoben: die Bundesarbeitsgemeinschaft. Der unermüdlich wirkende Senior vertritt den Freistaat am ersten Wochenende im Oktober, wenn sie auf der Farm bei Herreden tagt.
Es war eine kluge Entscheidung der Vereinigung der Landsenioren, ihr Sommerfest in diesem Jahr auf die Farm zu verlegen. Hier ist immer was los. Die Gäste erfuhren unter anderem: Veranstaltungen können besucht, Fleisch- und Wurstwaren aus eigener Schlachtung gekauft, Kinder zum Reiten begleitet, Geburtstage und andere Feierlichkeiten gebucht und im Heuhotel übernachtet werden.
Ein großer Gastraum, das Farm-Bistro, mit Blick in die Reithalle, bietet 120 Personen Platz. Hier ließen es sich gestern 81Landsenioren gut gehen. Bei einem Kaffeegedeck und Abendbüfett. Mit musikalischer Umrahmung. Tierarzt
Ein Besuch auf der Forst-Farm (Foto: Kurt Frank)
Dr. Kurt Glatz hatte einen besonderen Auftritt.
Am Vormittag hatte er in einem Wochenblatt vom Schicksal der 17-jährigen Anna Mühlhause aus der Rolandstadt gelesen. Das Mädchen leitet seit ihrer Geburt an einer infantilen Cerebralparese (ICP). Die Motorik der Beine und Arme, der Gleichgewichtssinn und die Koordination sind eingeschränkt.
Mit einem Handbike wäre sie viel selbstständiger, ist sie überzeugt. Sie könnte dann allein zur Schule und Freunden fahren. Es ist ein fahrradähnliches Gerät, das vorn an den Rollstuhl montiert wird und ihn mit Hilfe eines kleinen Elektromotors zieht. Die Krankenkasse zahlt es nicht. Anna startete einen privaten Spendenaufruf.
Diese Idee griff der Doktor auf und bat die Gäste des Sommerfestes um eine kleine Gabe. Ein Sparschwein machte die Runde. Von Tisch zu Tisch. Das Ergebnis: 170 Euro. Kurt Glatz, dem das Schicksal des Mädchens sehr ans Herz geht, freute sich über das Ergebnis seiner Anregung, noch mehr wird sich bestimmt Anna freuen.
Kurt Frank
Autor: redDas Foto zeigt Wilfried Forst auf der Alm in Rothesütte. Rechts im Bild Zuchtbulle Barabas (Foto: Kurt Frank)
Herreden. 1998 hatte Diana Forst das 26 Hektar umfassende Gelände einer ehemaligen sowjetischen Garnison gekauft. Die ersten Anträge lagen der Treuhand schon 1990 vor. Es war ein acht Jahre währender Kampf um das Objekt, gespickt mit Komplikationen, erinnert sich Vater Wilfried. Makler und Scharlatane hätten auch ein Auge auf das Areal geworfen und abenteuerliche Pläne präsentiert.
Schließlich trug das Konzept der jungen Nordhäuserin, im grünen Geländegürtel einen Freizeit- und Sportpark mit landwirtschaftlichem Haupterwerbsbetrieb zu schaffen. Es sei der Wunsch der Tochter gewesen, so ein Unternehmen aufzubauen, sich für den Erhalt und die Zucht vom Aussterben bedrohter Haus –und Nutztierrassen einzusetzen.
Jeder hat Träume. Aber nur wenige verwirklichen sie. Diana hatte diese Vision mit den Tieren. Aber nicht als Hirngespinst. Sondern völlig real. Sie und ihr Vater hatten sich ein Ziel gesetzt und es nie aus den Augen verloren. Der Umgang mit Tieren war ihr schon von Kindesbeinen an vertraut. Bereits seit 1967 beschäftigte sich ihr Vater mit der Zucht von Kleinpferden und Reitponys.
Wir gingen ein großes Risiko ein, auf dem Bergrücken was Nachhaltiges hinzustellen, das war uns bewusst, meint der Vater rückblickend. Wo aber hatte man schon Sicherheit. Die Aufgabe reizte. Die Bedenken waren nur kurz. Der Wille dominierte. Furchtlos. Wer die Hände hob, waren die Banken, sollte was schief gehen, erinnert sich Wilfried. Für die Kreissparkasse findet er lobende Worte. Die hat uns nicht im Stich gelassen.
Diana Forst hat sich ihren Traum erfüllt. Anzupacken versteht sie. Die Tiere sind ihr Lebensinhalt. Den Umgang mit ihnen bringt sie auch Kindern nahe. Sie können bei ihr den Reitsport erlernen und ausüben. Die Familie hat das Unternehmen voll im Griff. Arbeit gibt es genug. 50 Mutterkühe, zehn Jungtiere, 30 Kälber und zwei Zuchtbullen wollen betreut sein. Ferdinand, Dianas 14-jähriger Sohn, packt schon tüchtig mit an. Mutter und Opa Wilfried hoffen, dass er später einmal ihr gemeinsames Werk als Juniorchef fortführt.
Die Leichtigkeit des Seins kennt Wilfried Forst nur aus Filmen. Das Leben sei harte Arbeit. Unter zwölf Stunden am Tag läuft bei uns nichts, ist er offen. Wie sonst hätten wir mit unserer Hände Arbeit, unterstützt von einigen Helfern, das hinstellen können, was wir heute hier sehen, fügt er viel sagend an. Und zeigt mit der Hand über das weitläufig bebaute Gelände mit den Wirtschaftsgebäude, den Stallungen, der Reithalle mit Bistro, dem Heuhotel, den Offenstall und dem Parcours. Die Arbeit halte ihn fit, betont der rüstige Rentner. Seine 78 Jahre sieht man ihm nicht an.
Am 6. September des Vorjahres erhielt die Forst-Farm die Anerkennung zum 1. Archepark in Thüringen. Zur Zucht und Haltung vom Aussterben bedrohter Haus -und Nutztierrassen zählen hier: Deutsche Sattelschweine, Thüringer Waldesel und -ziegen, Deutsche Legegänse, Sachsenenten, Thüringer Barthühner, Steinbacher Kampfgänse, Weiße Wirtschaftstauben und Thüringer Kaltblutpferde. Und natürlich das Harzer Rotvieh. Es gehört zum Harz wie der Quirl, meint der Züchter.
1992 holte er aus dem Rothaargebirge die ersten Jungrinder und -bullen. Und die legendäre Adele. Seine erste Zuchtkuh. Viele Jahre betreute er sie. 17 Kälber gebar die fleißige Kuh. Wilfried Forst hatte das Tier besonders in sein Herz geschlossen. Erst im Vorjahr starb Adele im Alter von 20 Jahren im Arche-Hof von Udo Pößel in Schernberg.
Wilfried Forst war der Gründungsvater der Interessengemeinschaft Rotvieh in Thüringen. Ihr gehören heute 32 Züchter an. Kontinuierlich entwickelte sich im Land der Bestand: 240 Herdbuchkühe und 22 gekürte Zuchtbullen zählt er derzeit. Ein weiterer großer Erfolg, von Züchtern aus der Taufe gehoben: die Bundesarbeitsgemeinschaft. Der unermüdlich wirkende Senior vertritt den Freistaat am ersten Wochenende im Oktober, wenn sie auf der Farm bei Herreden tagt.
Es war eine kluge Entscheidung der Vereinigung der Landsenioren, ihr Sommerfest in diesem Jahr auf die Farm zu verlegen. Hier ist immer was los. Die Gäste erfuhren unter anderem: Veranstaltungen können besucht, Fleisch- und Wurstwaren aus eigener Schlachtung gekauft, Kinder zum Reiten begleitet, Geburtstage und andere Feierlichkeiten gebucht und im Heuhotel übernachtet werden.
Ein großer Gastraum, das Farm-Bistro, mit Blick in die Reithalle, bietet 120 Personen Platz. Hier ließen es sich gestern 81Landsenioren gut gehen. Bei einem Kaffeegedeck und Abendbüfett. Mit musikalischer Umrahmung. Tierarzt
Ein Besuch auf der Forst-Farm (Foto: Kurt Frank)
Dr. Kurt Glatz hatte einen besonderen Auftritt.
Am Vormittag hatte er in einem Wochenblatt vom Schicksal der 17-jährigen Anna Mühlhause aus der Rolandstadt gelesen. Das Mädchen leitet seit ihrer Geburt an einer infantilen Cerebralparese (ICP). Die Motorik der Beine und Arme, der Gleichgewichtssinn und die Koordination sind eingeschränkt.
Mit einem Handbike wäre sie viel selbstständiger, ist sie überzeugt. Sie könnte dann allein zur Schule und Freunden fahren. Es ist ein fahrradähnliches Gerät, das vorn an den Rollstuhl montiert wird und ihn mit Hilfe eines kleinen Elektromotors zieht. Die Krankenkasse zahlt es nicht. Anna startete einen privaten Spendenaufruf.
Diese Idee griff der Doktor auf und bat die Gäste des Sommerfestes um eine kleine Gabe. Ein Sparschwein machte die Runde. Von Tisch zu Tisch. Das Ergebnis: 170 Euro. Kurt Glatz, dem das Schicksal des Mädchens sehr ans Herz geht, freute sich über das Ergebnis seiner Anregung, noch mehr wird sich bestimmt Anna freuen.
Kurt Frank
Kommentare
Anna Lüst
25.08.2016, 16.08 Uhr
Harzer Rotvieh???
Es gehört dazu wie der Quirl zum Harz. Aha. Aber scheinbar nicht zu diesem Artikel. Oder warum ist es auf den Bildern nicht zu sehen???
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