eic kyf msh nnz uhz tv nt
Di, 12:16 Uhr
16.08.2016
Ausstellung im Heringer Schloss

Farbwahrnehmungen des Menschen

Für Samstagnachmittag lädt die Interessengemeinschaft Schloss Heringen in der Ausstellung der Künstlerin Karin Kisker in die zweite Etage des imposanten Bauwerkes zur vierten Folge über die Kunst ein. Dieses Mal stehen die Farben im Mittelpunkt...

Dem Himmel nahe (Foto: K. Kisker) Dem Himmel nahe (Foto: K. Kisker)
Johann Wolfgang Goethe, auf den während der Veranstaltung mehrfach Bezug genommen wird, äußerte: „Farben sind die Taten und Leiden des Lichtes.“ Grundlegende Versuche zum Licht und seinen Farben führte erstmals Isaac Newton (1643-1727) durch. Mit einem Prisma zerlegte er weißes Licht in Spektralfarben, vereinigte diese wieder zu weißem Licht und fand die Komplementärfarben.

Anzeige symplr
Seit dem gab es unterschiedliche Meinungen und Streit darüber, was Licht ist und wie Farberscheinungen zu erklären seien. Der Mensch wird in der Natur auf dieses Phänomen ja eindrücklich mit den Regenbogenfarben hingewiesen: Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Indigo, Viollett. Einer, der sich intensiv mit der Farbenlehre beschäftigte, war der Dichter Goethe, der, wie man in der Zwischenzeit weiß, auch ein begabter Naturforscher war. Er wird Newton widersprechen!

Wie intensiv er Farben in der Natur und in der bildenden Kunst beobachtete, zeigen mehrere Gedichte, Briefe und Prosaschriften. Wir greifen eine heraus, weil sie während des Abstieges vom Brocken in der Winternacht vom 10. auf den 11. Dezember 1777 erfolgte. Goethe war Ende November nicht der Jagdgesellschaft des Weimarer Herzogs gefolgt, sondern gen Harz aufgebrochen. Sein Ritt als Maler! Weber auf dem Pferd Poesie! führte ihn auf seiner ersten Harzreise über Sundhausen, Nordhausen und Ilfeld in das Mittelgebirge.

Mit dem Förster des Torfhauses stieg er über den Eckersprung und den Königsberg zum Brocken auf. Hier hatte er, der von Kindheit an ein genauer Naturbeobachter war, sehr bewegende Farbwahrnehmungen. „Waren den Tag über, bei dem gelblichen Ton des Schnees, schon leise violette Schatten bemerklich gewesen, so mußte man sie nun für hochblau ansprechen...“ Die Sonne ging unter und überzog „die mich umgebende Welt mit der schönsten Purpurfarbe.“ Dann erlebte er, wie sich die Schattenfarbe in ein Grün wandelte, das einem Meergrün bis hin zu einem Smaragdgrün glich. Wohl dem, der solche Beobachtungsgabe und Ausdruckskraft in sich entwickelt hat!

Ein nächstes großes Farberlebnis begegnete Goethe während seines Italienaufenthaltes 1786. Er war oft mit Malern zusammen und bereiste dieses durch das Licht des Südens erstrahlende Land. Sein Auge war natürlich auch durch sein Tätigsein als Künstler geschult. So entdeckte er, wie sich dort der Himmel mit der Erde verbindet und dabei seinen „lebhaften Glanz über sie verbreitet. Er zeigt uns meist ein reines tiefes Blau; die auf- und untergehende Sonne gibt uns einen Begriff vom höchsten Rot bis zum lichtesten Gelb.“ Es wird deutlich, dass es Goethe in seinen weiteren Forschungen zu den Farben, die er 1810 veröffentlichen wird, vor allem um die sinnlich-sittlichen Wirkungen der Farben gehen wird. Seine Entdeckungen besitzen bis heute Gültigkeit. Goethe selbst hat seine sehr umfänglichen Veröffentlichungen darüber höher angesetzt als seine Dichtung.

Von seinem berühmten Farbkreis ausgehend, wird am Samstagnachmittag in Heringen auch auf die Experimente des Künstlers der Romantik, Philipp Otto Runge eingegangen, der mit Goethe im Briefwechsel stand und eine Farbkugel entwickelte. Auch der Bauhauskünstler Johannes Itten wird vorkommen, der im 20. Jahrhundert seine Erkenntnisse zur Farbenlehre kundtat.
Den Gästen des Nachmittages am 20.8. in der Bilderausstellung Karin Kiskers wird sich ab 14.30 Uhr, dem Thema entsprechend, ein farbintensiver Nachmittag mit so manchen Überraschungen bieten. Auch das anschließende Kuchenangebot reiht sich in die Farbnuancen ein.
Heidelore Kneffel
Autor: nnz

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr