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Sa, 09:30 Uhr
23.07.2016
Ein Besuch auf der Pfalz Tilleda

In den Fußstapfen der alten Könige

Wie Könige und Ritter, Bauern und Handwerker im Mittelalter lebten, dass kann man sich heute eigentlich kaum mehr vorstellen und auch Artefakte in Vitrinen vermitteln meist nur ein trübes Bild, von dem was war. Am Fuße des Kyffhäuser kann man der alten Zeit noch ein wenig näher kommen. Wo einst Könige und Kaiser Hof hielten, ist heute wieder leben eingekehrt...

Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel) Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)

Graf Eberhard von Catzenellenbogen sitzt in seinem Zelt sucht, umgeben vom holden Weibe und dem Leibarzt, Schutz vor der sengenden Sonne. Im Topf brodelt es schon lustig, bisher allerdings nur Wasser, die Magd Griseldis hält noch Mittagsruhe.

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Vor rund 800 Jahren wäre das so wohl kaum denkbar gewesen, die Rollenverteilung zwischen Herr und Gesinde ist bei der "Ascania" dann doch nicht so rigoros wie dereinst im Hochmittelalter. Die Truppe rund um Graf Eberhard, alias Peter Grams, kommt eigentlich aus der Pfalz, diese Woche aber hat man die Zelte im Schatten des Kyffhäusergebirges aufgeschlagen, auf historischem Boden.

Denn hier, oberhalb des kleinen Örtchens Tilleda, lagerten einst tatsächlich Könige und Ritter. Die alte Königspfalz war bis ins 13. Jahrhundert hinein eine Art gut befestigter Rastplatz für die Herrscher der deutschen Lande. Bevor die Reichsstädte und -burgen entstanden, waren die hohen Herren gezwungen, ihre Macht und ihren Herrschaftsanspruch vor Ort zu demonstrieren, sie mussten über das Land ziehen, Hof halten und Recht sprechen. Pfalzen gab es deswegen jede Menge, meist waren sie nur eine Tagesreise voneinander entfernt.

Graf Eberhard von Catzenellenbogen reicht sein Schwert auch gerne einmal weiter (Foto: Angelo Glashagel) Graf Eberhard von Catzenellenbogen reicht sein Schwert auch gerne einmal weiter (Foto: Angelo Glashagel)

Zwischen Harz, Kyffhäuser und Unstrut standen sie noch etwas dichter, neben Tilleda auch in Wallhausen, Memleben oder Quedlinburg. Vor allem unter den Ottonen, dem ersten deutschen Königsgeschlecht, etabliert sich das Pfalzwesen und das auf und ab der Reichspolitik spielt sich vor allem im Zentrum des heutigen Landes ab. Die Kinder des ersten Königs der Ostfranken, Heinrich I., erblicken hier das Licht der Welt, unter anderem in Nordhausen und Wallhausen.

In der Vielzahl der Pfalzen aber sticht das heutige Freilichtmuseum Tilleda deutlich heraus. Die meisten der alten Rastplätze gingen in Städten oder Klöstern auf und sind heute, so sie überhaupt noch nachweisbar sind, meist nur an einzelnen Gebäuden wie Kapellen oder Kirchen zu erkennen. Die Pfalz Tilleda aber lag unter der Erde verborgen und wurde im vergangenen Jahrhundert als einzige Anlage ihrer Art vollständig ausgegraben, archäologisch dokumentiert und zum Teil rekonstruiert.

In den Zelten der "Ascania" geht es martialisch und detailreich zu (Foto: Angelo Glashagel) In den Zelten der "Ascania" geht es martialisch und detailreich zu (Foto: Angelo Glashagel) Der Wachturm der Außenmauer erhebt sich wieder über dem Gelände, hinter drei Erdwällen, Pallisaden und einem weiteren Tor finden sich, deutlich hervorgehoben, die Umrisse des "Palas", dem repräsentativen Langhaus der Pfalz, in dem die Ottonen einst zu wohnen pflegten.

"Der historische Boden strahlt schon etwas aus", sagt Graf Eberhard, "das ist etwas ganz anderes als seine Zelte auf einem Volks- oder Mittelalterfest auf der flachen Wiese aufzuschlagen". Seit einigen Jahren kommen er und sein "Gefolge" schon nach Tilleda. Und sie sind nicht allein. Nur wenige Meter weiter stehen noch mehr Zelte, nicht so bunt und nicht so martialisch und detailreich bestückt wie die der "Ascania", aber dennoch wohnlich genug, um in milden Sommernächten nicht zu frieren. Vier Kinder und zehn Erwachsene haben hier Unterschlupf gefunden, sieben davon aus einem Mühlhäuser Kinderheim. Der Ferienausflug ins Mittelalter wird vom Verein "Corvos - die Raben" organisiert.

Eine Außenmauer, drei Wälle, noch ein Tor und dahinter das Palas - im Schatten des Kyffhäuser kann man dem Leben auf der Pfalz nachspüren (Foto: Angelo Glashagel) Eine Außenmauer, drei Wälle, noch ein Tor und dahinter das Palas - im Schatten des Kyffhäuser kann man dem Leben auf der Pfalz nachspüren (Foto: Angelo Glashagel)

Auch hier trifft man historische Persönlichkeiten: Adelheid von Burgund etwa. "Auch Theophanu wäre gerne mit dabei gewesen, aber die muss leider arbeiten", sagt Mario Falk, der auch neugierigen Besuchern gerne dabei hilft, Kettenhemd und Brillenhelm anzulegen. Dabei gehe es den "Raben" eigentlich nicht vordergründig um das martialische, erklärt Falk, sondern mehr darum, wie die Menschen damals gelebt haben, wie sie gebaut, gebacken und gekocht haben. Dazu kommen Exkursionen in die Region, Fährtensuchen auf der Streuobstwiese, Saftpressen, Höhlenerkundung in der Heimkehle und Reitausflüge.

Die Pfalz ist dafür der ideale Ausgangsort und auch in den alten Mauern gibt es genug zu entdecken, vom Nachbau eines alten Rammbocks, über die Schmiede, mittelalterliche Baumaschinen, Handwerkszeug zum anfassen bishin zu archäologischen Funden und alten Gebeinen. Rund um die einzelnen Ausstellungsbereiche organisiert das Museum immer wieder Thementage, mal geht es darum wie man einen Bogen baut, mal darum wie man kleine Kunstwerke aus Bronze gießen kann oder um das, was im Mittelalter in den Kochtopf kam. Highlights des Jahres sind das Mitsommerfest, zu dem sich dieses Jahr rund 300 Gäste auf der Pfalz tummelten und der Tag der experimentellen Archäologie, der am 22. Oktober stattfinden wird.

Kettenhemd und Helm der "Raben" dürfen auch neugierige Besucher einmal anlegen (Foto: Angelo Glashagel) Kettenhemd und Helm der "Raben" dürfen auch neugierige Besucher einmal anlegen (Foto: Angelo Glashagel)

Die "Ascania" und die "Raben" kann man noch bis zum Wochenende mit Fragen löchern, ab dem 30. Juli werden sie durch die Mittelaltergruppe "Tiliamona" abgelöst. Für den 19. und 20. August hat sich der Verband der deutschen Schwarzpulverkanoniere angekündigt und Anfang September findet das Schmiedetreffen statt. Reichlich Gelegenheit also für Mittelalterfreunde selber einmal auf jenem Boden zu wandeln über den schon Könige und Kaiser schritten.
Angelo Glashagel
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Geschichte erleben auf der Pfalz Tilleda (Foto: Angelo Glashagel)
Autor: red

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