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Sa, 14:00 Uhr
02.07.2016
keine Verbesserung in Thüringen

Deutschland einig KITA-Land?

Die Qualität der Bildung und Betreuung in deutschen Krippen und Kindergärten steigt. Auf eine Kita-Fachkraft kommen im Durchschnitt weniger Kinder als vor drei Jahren. Die Unterschiede zwischen den Ländern aber seien nach wie vor enorm, so das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung...

Bundesweit ist zum 1. März 2015 eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft für durch­schnittlich 4,3 ganztags betreute Krippen- oder 9,3 Kindergartenkinder zuständig. Vor drei Jah­ren kamen auf eine Erzieherin noch 4,8 Krippen- beziehungsweise 9,8 Kindergartenkinder. Diese bundesweite Verbesserung der Qualität bei gleichzeitigem Ausbau der Plätze zeigt der aktuelle „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung.

Ein kindgerechtes Betreuungsverhältnis ist Voraussetzung für eine gute Kita-Qualität. Bundes­weit ist der Trend zwar positiv, doch in den meisten Bundesländern sind die Personalschlüssel noch immer weit entfernt von einem pädagogisch sinnvollen Wert.

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Nach den Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung sollte sich eine Erzieherin um höchstens 3 unter Dreijährige oder 7,5 Kindergartenkinder kümmern. Der Ländermonitor zeigt die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern und somit die unterschiedlichen Bildungschancen je nach Wohnort eines Kin­des. Zudem fällt das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag ohnehin ungünstiger aus als der rechnerisch ermittelte Personalschlüssel. Erzieherinnen wenden mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung auf. Auch zuneh­mend längere Betreuungszeiten sowie längere Öffnungszeiten der Kitas verschlechtern die Be­treuungsrelationen, wenn diese nicht durch zusätzliches Personal abgedeckt werden können. „Der Kita-Besuch allein verbessert nicht die Bildungschancen der Kinder. Es kommt auf die Qualität der Angebote an“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern

Zwischen den Bundesländern geht die Schere beim Personalschlüssel im Kindergartenbereich auseinander. Im Jahr 2015 sind die Unterschiede etwas größer als 2012: Aktueller Spitzenreiter ist Baden-Württemberg (1 zu 7,3), wohingegen in Mecklenburg-Vorpommern fast doppelt so viele Kindergartenkinder pro Erzieherin betreut werden (1 zu 14,1). 2012 lag der größte Quali­tätsunterschied zwischen Bremen (1 zu 8,1) und Mecklenburg-Vorpommern (1 zu 14,7). Ver­besserungen in Kindergartengruppen haben insbesondere Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hamburg und Nordrhein-Westfalen im Vergleichszeitraum (2012 zu 2015) geschafft. In Brandenburg und Thüringen gab es keine Qualitätsverbesserungen.

Im Krippenbereich sind derzeit die Unterschiede zwischen den Personalschlüsseln in den Bun­desländern etwas kleiner als 2012. Baden-Württemberg hat auch für die unter Dreijährigen derzeit den bundesweit besten Personalschlüssel (1 zu 3,0). Sachsen ist unter den Bundeslän­dern das Schlusslicht (1 zu 6,4). 2012 war Bremen (1 zu 3,2) Vorreiter und Sachsen-Anhalt hatte den ungünstigsten Personalschlüssel (1 zu 6,9). Sachsen-Anhalt hat neben Hamburg in den Krippengruppen die Personalschlüssel unter den Ländern am stärksten verbessert. Ähnlich groß waren die Anstrengungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. In Thüringen und im Saarland hingegen stagniert das Betreuungsverhältnis für die unter Dreijährigen, in Bremen ver­schlechterte es sich sogar geringfügig.

Bei den Unterschieden zwischen den Ländern sticht wie auch die Jahre zuvor das große Ost-West-Gefälle hervor. Eine ostdeutsche Erzieherin ist für 6,1 Krippenkinder zuständig, eine westdeutsche Erzieherin nur für 3,6 Krippenkinder. Dabei besucht in Ostdeutschland auch ein wesentlich größerer Anteil aller Krippenkinder eine Kita: 47 Prozent der unter Dreijährigen. In den westdeutschen Bundesländern sind es trotz des Ausbaus nur 24 Prozent. Auch in den Kin­dergartengruppen sind in den westdeutschen Bundesländern (1 zu 8,6) die Betreuungsverhält­nisse besser als in den ostdeutschen (1 zu 12,3). Von den älteren Kindern besuchen mittlerweile fast alle Kinder in allen Bundesländern eine Kita, sodass hier kaum noch Unterschiede bei der Inanspruchnahme zwischen den Bundesländern festzustellen sind.

Personalstandards für gleiche Bildungschancen

Um die Personalschlüssel auf das von der Bertelsmann Stiftung empfohlene Niveau zu heben, sind bundesweit zusätzlich 107.000 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte erforderlich. Dieses Perso­nal kostet nach Berechnungen der Stiftung jährlich rund 4,8 Milliarden Euro. Verglichen mit den derzeit im Kita-Bereich anfallenden Personalkosten in Höhe von 16,6 Milliarden wäre das ein Anstieg von rund einem Drittel (29 Prozent). „Bundeseinheitliche Rahmenbedingungen für Kitas sind für mehr Chancengerechtigkeit notwendig. Die Akteure im Kita-System müssen sich dafür auf kindgerechte Standards für die Personalausstattung verständigen. Deren Finanzie­rung erfordert eine gewaltige Kraftanstrengung, die von Bund, Ländern, Kommunen, Trägern und Eltern nur gemeinsam zu stemmen ist“, sagt Dräger.
Autor: red

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