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Do, 15:36 Uhr
25.02.2016
Neue Ausstellung im Tabakspeicher

Ideal und Wirklichkeit in der Belle Époque

Am kommenden Mittwoch wird eine neue Sonderausstellung im Museum Tabakspeicher eröffnet, die sich der Eleganz und dem Charme der Frauen vor einhundert Jahren widmet....


An der Schwelle zum 20. Jahrhundert setzten sich Philosophen, Literaten, Künstler, Anthropologen und Mediziner mit der Definition von Schönheit auseinander. Gesundheit ist gleichbedeutend mit Ebenmaß.

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Auch Reformbewegungen verändern das Schönheitsempfinden in einer Weise, die uns bis heute prägt. Das aktuelle Ideal ist also keine Erfindung der Kosmetik-, Pharma- oder Fitnessindustrie der letzten Jahrzehnte.

Schönheit richtete sich nun nicht mehr – wie im körperfeindlichen 19. Jahrhundert – nach der bekleideten Silhouette der Frau, sondern nach dem nackten Körper, den es zu formen und zu verbessern gilt. Demgemäß waren alle Fehler auf krankhafte Störungen zurückzuführen und hatten in ungesunder, unnatürlicher Körperentwicklung, Ernährung und Körperpflege ihre Ursache.

Die klassische Vollkommenheit der antiken Venus steht in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als Normalfigur im Gegensatz zu einer durch das Korsett entstellten Frau. Anstelle des üppigen Frauenkörpers tritt um die Jahrhundertwende im Zuge des sich wandelnden Gesundheitsinteresses, der Einführung der schlanken Linie in der Mode und der Sportbewegung die wohlgeformte, zierliche Gestalt. Warenverkehr und Dienstleistungsgewerbe blühen auf. Bekleidungshandel, Juweliere und Friseure werben gezielt um die weibliche Käuferschaft. Gesundheit und Hygiene werden zur Voraussetzung für gutes Aussehen. Davon zeugen zahlreiche neue Geschäfte, Kur- und Badeanstalten. Das moderne Körper- und Schönheitsbewusstsein fällt auch kulturell auf fruchtbaren Boden.

Junges Mädchen, Heliogravüre von J. B. Obernetter, vor 1899 (Foto: privat) Junges Mädchen, Heliogravüre von J. B. Obernetter, vor 1899 (Foto: privat) Mit gesellschaftsreformerischem Anspruch gehen heranwachsende Mädchen und Jungen zunehmend offener mit dem eigenen Körper um. Bei Wanderungen, aber auch bei Tanz und Theater in der freien Natur gewinnen Natürlichkeit und Wohlbefinden an Bedeutung. Vor den gesundheitlichen Folgen von Dickleibigkeit, aber auch Magersucht, wird gewarnt – jede Frau soll möglichst vital sein. Im Streben nach Schlankheit, getreu dem Motto: Der Speck muss weg, werden strenge Diäten, Fasten und gezieltes Körpertraining zum sozialen Muss. Sind die Schönheitsideale von damals und heute weit voneinander entfernt?

Die Ausstellung beleuchtet die geistes-, kunst- und kulturgeschichtlichen Hintergründe. Neben eindrucksvollen textilen Sammlungsstücken verdeutlichen Alltagsobjekte der Körperppflege, Hygiene und Leibesertüchtigung die neuen Methoden, den Einfallsreichtum, aber auch die Schwierigkeiten des Versuchs, Schönheit in einer Zeit zu erlangen, die wegweisend für unser heutiges Körperideal ist.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Museums
Tabakspeicher und des Stadtmuseums Jena.

Eröffnung am 2. März, um 18 Uhr im Tabakspeicher
Autor: red

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