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Mo, 12:24 Uhr
18.01.2016
Führung durch die Flohburgausstellung

Ein letztes Mal Cranach

Am Sonntag findet die letzte Führung durch die Sonderausstellung „Lucas Cranach d. J. wird 500 Jahre“, statt, die nur noch bis Ende des Monats zu sehen ist. Kunst- und Kulturkoryphäe Heidelore Kneffel wird noch einmal viel zu berichten haben zu Cranach, Meyenburg und einen verlorenen Nordhäuser Kunstschatz...

Das Resümee kann sich sehen lassen, denn die Besucher, die sich einer der bisher neun Führungen anvertrauten oder allein durch die Ausstellung gingen, erhielten anhand der Ausstellungsstücke, ausgehend von dem großformatigen Epitaph-Gemälde, das in der Blasiikirche hängt, zahlreiche Anregungen.

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Renommierte Kunstkenner und Kunstwissenschaftler haben immer wieder auf die außerordentliche Qualität des Kunstwerkes in Bezug auf die Malweise, die Bildkomposition, den sich daraus ergebenden Ideenreichtum hingewiesen, was allerdings in Nordhausen eher zaghaft publiziert wurde. In der großen Cranachausstellung 1937 in Berlin, die den Vater und den Sohn gemeinsam präsentierte, wurde das Epitaphgemälde über den Bürgermeister Meyenburg aus Nordhausen ausdrücklich als beispielgebend für die neue Kunstauffassung der Reformation gezeigt.

Seit Ende des 2. Weltkrieges gilt das Original-Gemälde als verschollen. Da sich der Dresdner Künstler Robert Häusler, 1927 von einem Zweig der Meyenburgfamilie beauftragt, eine Kopie des Gemäldes zu schaffen, dem Renaissancemaler kongenial angenähert hat, entstand eine meisterhafte Kopie des Gemäldes, die seit dem 20. Dezember 1953 in St. Blasii als Leihgabe gezeigt werden kann.

Nordhausens Bürgermeister Michael Meyenburg im Cranachgemälde (Foto: Heidelore Kneffel) Nordhausens Bürgermeister Michael Meyenburg im Cranachgemälde (Foto: Heidelore Kneffel)

In den letzten Jahren ist viel zur Geschichte der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts geforscht worden und so mancher neue Gesichtspunkt auf diese umwälzende Zeit kam zum Vorschein, auch über den Maler aus Wittenberg. So konnte die Nordhäuser Ausstellung Tatsachen beleuchten und Hintergründe benennen, die bis jetzt so noch nicht gesehen wurden.

In der letzten Führung am 24.1. werden drei Persönlichkeiten, die diese Epoche in Nordhausen mit prägten, besonders erwähnt. Eine ist Lorenz Süße (1469-1549). In Pirna geboren, studierte er in Erfurt und war dann in das Augustinerkloster eingetreten. Dort machte er die Bekanntschaft Luthers. Als Süße 1515 nach Wittenberg ging, vertiefte sich diese. 1519 wurde er als Prior in das Augustinerkloster nach Nordhausen berufen. Hier waren Luthers Schriften bereits bekannt, denn Blasius Michel, Ratsapotheker und späterer Bürgermeister, hatte sich durch seine Geschäftsverbindungen die neuesten reformatorischen Schriften aus Wittenberg und Leipzig verschafft, die er in der Hinterstube vorstellte. 1522 wurde Süße zum Prediger von St. Petri erwählt. Seine Antrittspredigt, die erste evangelische Predigt in der Stadt, hielt er bereits am 16. Februar. Fußend auf einer Empfehlung des Städtetages in Speyer Mitte 1924, auf der Michael Meyenburg als Gesandter Nordhausens teilnahm, wurde per Ratsbeschluss vom 26. September 1524 dann die evangelische Predigt im lutherischen Sinne in Nordhausen eingeführt.

Gesangbuch des Cyriakus Spangenberg (Foto: Heidelore Kneffel) Gesangbuch des Cyriakus Spangenberg (Foto: Heidelore Kneffel) Was mit Süße begonnen hatte, wurde überzeugend durch Johannes Spangenberg, 1484 in Hardegsen geboren, fortgeführt. Nach dem Besuch einer höheren Lehranstalt wurde er Rektor in Gandersheim. Von dort zog er 1509 an die Universität nach Erfurt, lernte Martin Luther und Justus Jonas kennen, mit denen er befreundet blieb, erhielt die Magisterwürde. In Stolberg wurde er zum Rektor der Schule gewählt und predigte in der Kirche. 1524 wurde er an die St. Blasiikirche in Nordhausen als Oberprediger berufen, um die Reformation der Nordhäuser Kirche durchzuführen. Er wird hier 22 Jahre wirken. Weil er großes Geschick als Lehrer und Schulvorsteher gezeigt hatte, beauftragte man ihn, in Nordhausen eine höhere Lehranstalt zu gründen. Er verfasste mehrere reformatorische Werke. Die Jugend zum Singen und Musizieren zu veranlassen, war ihm Bedürfnis und so ließ er z. B. 1545 in Magdeburg deutsche Kirchengesänge drucken. So ein Buch ist in der Ausstellung zu sehen, es stammt aus der „St. Blasii- /Himmelgarten-Bibliothek“. Durch Martin Luthers Auftrag geht er 1546 nach Eisleben, wo er 1550 stirbt.

Die Führung endet mit einer Lesung aus dem Roman „Michael Meyenburg. Ein Lebensroman aus der Reformationszeit“ von Paul Schreckenbach. Die Ersterscheinung erfolgte 1917, es gab mehrere Nachauflagen.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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