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Fr, 19:17 Uhr
01.01.2016
nnz-Forum

Die drei Siebe des Sokrates - eine Replik

„Die drei Siebe des Sokrates“ gelten offensichtlich nicht für die Geistlichkeit. Das meint nnz-Leser Jörg Birkefeld und versucht sich im nnz-Forum an grundsätzlicher Religionskritik...

Wir – in Wahrheit nur sehr Wenige – kennen es aus George Orwell's (eigentlich: Eric Arthur Blair) Parabel „Animal Farm: A Fairy Story“. Am Anfang stehen noch die „sieben Gebote des Animalismus“ an der Scheune. So lautet das 7. Gebot:
„Alle Tiere sind gleich“. Doch als die Schweine ihre Macht fest etabliert hatten, lesen die anderen Tiere plötzlich: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.“

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Nach dem gleichen Motto wird auf unserem Planeten in allen offenen oder verkappten Theokratien verfahren. Ich behaupte mal, Deutschland gehört zu den letzteren. Und ich hoffe, dass mir das jemand widerlegt!

Es kommt aber noch viel schlimmer, denn in weiten Teilen der Welt sind religiöse Führer die heimlichen Herrscher. Wenn dies auch nur teilweise stimmt, werden wir fast überall von Lügnern regiert. Und „wer unbedarft ‚Ungesiebtes‘ nachplappert, der macht sich mitschuldig“, etwa an religiös motivierten Kriegen und auch an dem sorgsam verborgenen Elend in den allermeisten Altenheimen!

Auch im letzten Lichtblick erkennt man wiedermal genau das, denn die Lehrgebäude aller abrahamitischen Religionen sind auf dem vorwissenschaftlichen Treibsand des „Heiligen Landes“ bzw. des immer wieder neues Unglück gebärenden Nahen Ostens errichtet. Oder gab es einen unabhängigen Zeugen, als Moses die Zehn Gebote angeblich von „Gott“ empfing? Nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben ist das Ganze schon mehr als fragwürdig. Kann man auf offensichtlichen Märchen und Legenden eine zukunftsfähige Welt begründen?

Gerade nach den Maßstäben des legendären(!) Philosophen Sokrates bleiben alle Religionen schon im ersten Sieb hängen, denn sie beruhen alle auf ungeprüften Behauptungen und Überlieferungen von Überlieferungen. Das Schlimme daran ist, dass so immer wieder machtbesessene Primaten auch ihre übelsten Verbrechen mit dem angeblichen „Willen Gottes“ gerechtfertigt haben und rechtfertigen werden.

Auch im zweiten Sieb hängen die meisten Religionen – zumindest die abrahamitischen – fest, denn sie definieren den Menschen nicht als das, was er im Grunde genommen wirklich ist, nämlich das Tier mit der am weitesten entwickelten Prognosemaschine unter seinen Schädelknochen. Von allen Tieren sind wir am perfektesten darin, ein internes Modell der Außenwelt zu entwickeln. Das scheint der eigentliche Grund dafür zu sein, dass durch natürliche Auslese eine Spezies entstanden ist, die sich ein so aufwändiges Organ wie das Gehirn „geleistet“ hat. Die Menschen haben sich nach wissenschaftlich begründeten Vorstellungen (Modellen) auf der Basis von Versuch und Irrtum entwickelt und nicht auf Grund einer plötzlichen Laune eines Höheren Wesens! Die Aussagen der Religionen entbehren also mehr oder weniger jeglicher wissenschaftlichen Güte.

Anders sieht es bei der Frage aus, ob der Glaube an ein Höheres Wesen für menschliche Gesellschaften von Vor- oder Nachteil ist. Wenn alle Menschen nur an sich glauben und ihr ganzes Leben lang nur damit beschäftigt sind, aus fast allen ihren Handlungen direkt oder indirekt ihre persönlichen Vorteile zu ziehen, kann dies für die Gesellschaft insgesamt sehr negativ ausgehen – unter Umständen auch für die Individualisten/Egoisten selbst. (PEGIDA erscheint mir dafür als interessantes Beispiel!) Es wäre aber meiner Meinung nach ein voreiliger Schluss, zu meinen, nur der Glauben an so eine Art „Superadministrator“ würde Moral in eine von Natur aus amoralische Welt bringen. Dies, zumal sich erwiesen hat, dass ein wirklicher oder nur vorgetäuschter Gottesglaube durchaus nicht vor Verbrechen und Elend geschützt hat. Ein schlimmes Beispiel dafür waren die Kreuzzüge.

War es gemäß dem dritten Sieb notwendig dies zu schreiben? Ich denke, dass gerade der aktuelle Zustrom von in Not geratenen Menschen anderen Glaubens und einer anderen Weltanschauung einen weltanschaulichen Dialog sehr notwendig macht. Dialoge sind aber keine Monologe in denen sich nicht nur Kirchenvertreter immer wieder ergehen. Selbstverständlich kann es geschehen, dass man in möglichen Kommentaren mit einem kleinen „Shitstorm“ rechnen muss. Ein Kirchenmensch sollte so etwas aber aushalten können, falls er sich auf Jesus gründet.

Falls es auch nach mir gehen sollte, sind Kommentare hierzu nicht nur möglich, sondern sogar ausdrücklich erwünscht. Ich wünsche mir aber solche mit Realnamen unterschriebenen! Allen ein gesundes, erfolg- und Dialogreiches neues Jahr!
Jörg Birkefeld
Anm. d. Red.: Kommentare bitte nur mit Klarnamen
Autor: red

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