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Fr, 21:03 Uhr
27.11.2015
CASEA stellte Abbauvorhaben vor

Arbeitsplätze versus Naturschutz

Seit vielen Jahren beschäftigt die Bürger in der Region der Gipsabbau. Das Ellricher Unternehmen CASEA will nun am Winkelberg ein neues Abbaufeld eröffnen. Widerstand regte sich auch heute Abend auf der Informationsveranstaltung, zu der das Unternehmen in den „Sachswerfer Handwagen“ eingeladen hatte…


Die Antragsstellung für das Abbaufeld „Winkelberg“ ist noch nicht erfolgt, jedoch will und muss CASEA die breite Öffentlichkeit anhören, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Rund 150 Bürger folgten der Einladung und sie kamen aus Petersdorf, Rüdigsdorf, Nordhausen, Neustadt und Niedersachswerfen.

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Empfangen wurden die Besucher von den Arbeitnehmern aus Ellrich, die für ihre Arbeitsplätze demonstrierten. Hier steht der soziale Friede auf dem Spiel, mahnte Gisela Gärtner (Bündnis 90/ Die Grünen). Man kann nicht Arbeitsplätze gegen Arbeitsplätze ausspielen, sagte sie hinsichtlich der touristischen Entwicklung in Neustadt. Das Ellricher Unternehmen beschäftigt derzeit 65 Mitarbeiter in sechs verschiedenen Produktionslinien, insgesamt 200 Arbeitsplätze sind vom CASEA-Standort abhängig, berichtet Dr. Alfred Schiffer von der Geschäftsleitung. Am Stammsitz werden rund 10 Millionen Umsatz erwirtschaftet und es wurden seit der Gründung 60 Millionen Euro investiert.

Die Gipsvorräte am Rüsselsee sind in 7 Jahren erschöpft, deshalb will sich das Unternehmen nach einem neuen Abbaufeld umsehen. Der Winkelberg ist quasi der Ersatz für den Rüsselsee, erläuterte Dr. Schiffer. Hier sind Rohstoffe für die nächsten 50 bis 70 Jahren zu finden. Am Winkelberg sollen laut der Planungen 80.000 bis 100.000 Tonnen gewonnen werden, zuvor müssen die Umweltauswirkungen geprüft werden. Sieben Schutzgüter sind für die Prüfung relevant: der Mensch, die Tiere und Pflanzen, der Boden, das Wasser, das Klima, die Landschaft und die Kulturgüter.

Wir sind bemüht das Vorhaben ungeschminkt und ehrlich darzustellen, sagte Dr. Schiffer, jedoch schlug Misstrauen entgegen. Ich möchte nicht in den nächsten 100 Jahren in Petersdorf leben wollen, erklärte Geologe Dr. Knolle und sieht in der Vorstellung des Vorhabens die Lage beschönigt. Rolf Richter aus Neustadt kennt die Verfahrensweise aus mehreren Stellungnahmen. Er wünschte sich, dass nicht das Bergamt sondern die Umweltbehörde in die Entscheidung einbezogen werden würde.

Das Unternehmen ist volkswirtschaftlich schädlich, eröffnete Dr. Christian Marx sein Statement und erhielt dafür viel Beifall. Die Grafiken waren beeindruckend und die einzuhaltenden Normen sind gut und schön, aber wer überprüft das in ein paar Jahren, fragte Dr. Marx von der Bürgerinitiative gegen den Gipsabbau. Das Misstrauen war im „Sachwerfer Handwagen“ spürbar. Wie für den CASEA-Standort in Neckarzimmern könnten auch in Ellrich Rohstoffe zugekauft werden, das wäre zwar weniger gewinnbringend und würde den Gips verteuern, würde aber die 65 Arbeitsplätze retten. Diese Variante lohnt sich jedoch betriebswirtschaftlich nicht, der Transport wäre zu teuer, hieß es aus dem Podium von der Geschäftsleitung.

Ich als Bürgermeister habe eine Verantwortung für das Schutzgut „Mensch“, erklärte Dirk Erfurt (CDU) aus Neustadt. In der Gemeinde werden Arbeitsplätze durch den Tourismus gebunden, sind die weniger wert, fragte er. Durch Neustadt könnten laut der Planungen zwischen 40 und 50 LKWs für den Abtransport fahren – den erreichten Titel „Heilklimatischer Luftkurort“ und die damit verbundenen Planungen hinsichtlich des Gesundheitstourismus sieht er in Gefahr. Laut meiner Berechnungen werden alle 10 Minuten LKW durch die Gemeinde fahren, sagte die Niedersachswerferin Gabriela Sennecke. So oder so wäre Niedersachswerfen hinsichtlich der Abfuhr der Rohstoffe betroffen, denn nach Ellrich kommt man nur über Niedersachswerfen.

Wir würden eine Trassenführung wählen, die am wenigsten schadet, versprach Dr. Alfred Schiffer von der CASEA-Geschäftsleitung, außerdem arbeiten wir nicht in der Nacht und nicht am Wochenende.

Alles spricht gegen das Vorhaben, sagte Dagmar Becker (SPD), doch das stört sie nicht im Geringsten. Sie verstoßen gegen europäisches Recht im Rahmen des Verschlechterungsverbotes von FFH-Gebieten, sie verkaufen ihre eigenen Vorräte an eine Zweigstelle und sie beklagen sich über die immer weniger werdenden Vorkommen am Rüsselsee, das kann ich nicht verstehen, so Becker.

Nach der Eröffnung des Verfahrens wird es für die betroffenen Bürger noch einmal die Möglichkeit geben, Hinweise und Einwände zu äußern aber auch der von CASEA beauftragte Umweltplaner aus Erfurt, Malte Gemeinhardt, sieht, dass dieses Abbauvorhaben keine Kleinigkeit ist.
Sandra Witzel
Infoveranstaltung CASEA (Foto: Sandra Witzel)
Infoveranstaltung CASEA (Foto: Sandra Witzel)
Infoveranstaltung CASEA (Foto: Sandra Witzel)
Infoveranstaltung CASEA (Foto: Sandra Witzel)
Infoveranstaltung CASEA (Foto: Sandra Witzel)
Infoveranstaltung CASEA (Foto: Sandra Witzel)
Infoveranstaltung CASEA (Foto: Sandra Witzel)
Infoveranstaltung CASEA (Foto: Sandra Witzel)
Autor: swi

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