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Mo, 13:02 Uhr
31.08.2015
Nach mehr als 70 Jahren

Wie starb Albert Kuntz?

Starb der Kommunist Albert Kuntz in einem unter Folter durchgeführtem Verhör 1945 im Komplex KZ Mittelbau- Nordhausen an Herzversagen? Hinweise aus einer Recherche am US Holocaust Memorial Museum. Tim Schäfer hat exklusiv für die nnz recherchiert...

Die Akte Kuntz (Foto: privat) Die Akte Kuntz (Foto: privat)
Nordhausen ist besonders mit Albert Kuntz verbunden, der zum KZ Komplex Mittelbau international beachtet und gewürdigt wird.

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Die KZ Gedenkstätte Mittelbau -Dora würdigt Albert Kuntz: Albert Kuntz wurde am 4. Dezember 1896 in Bennewitz bei Wurzen (Sachsen) geboren. Er war Organisationsleiter der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in Berlin-Brandenburg und Frankfurt, ab 1932 Abgeordneter des Preußischen Landtags. Im März 1933 begann seine zwölfjährige Haft- und Leidenszeit in verschiedenen Zuchthäusern und Konzentrationslagern.

1937 verschleppte die Gestapo Albert Kuntz in das KZ Buchenwald, wo er zu den Organisatoren der konspirativen KPD-Gruppe gehörte. Schon bald geriet er in das Visier der Gestapo. Zu seinem Schutz gelang mit Hilfe seiner politischen Mithäftlinge die Verlegung in ein Außenlager in Kassel. Von dort kam Albert Kuntz im September 1943 in das Lager Dora, wo ihn die SS als Lagertechniker einsetzte. Als politischer Funktionshäftling versuchte er, die Lebensbedingungen besonders seiner politischen Mithäftlinge zu verbessern.

Nach Aufdeckung der Widerstandsgruppen wurde Albert Kuntz nach wochenlanger Folter durch Gestapo-Angehörige vermutlich in der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1945 ermordet. Er wurde im „Bunker“ des Lagers Dora erhängt aufgefunden, vergleiche: Totenbuch in der KZ Gedenkstätte Mittelbau-Dora.

Aus einer Recherche am US Holocaust Memorial Museum könnte sich ein neuer Hinweis ergeben, nämlich aus den Registrierungen und Krankenakten. Hier ist der Häftling Albert Kuntz erfasst, der über Jahre wiederholt in ärztlicher Behandlung war. Befund bereits 1942: offenbar ein Herzklappenfehler und Rheuma. In den Jahren 1943 und 1944 finden sich auch derartige Indikationen und Untersuchungsbefunde. 1944 lautet es lapidar, dass Kuntz „ohne Schonung“ aus der Behandlung wieder entlassen wurde.

Die Erkrankung von Albert Kuntz zeigte sich in Symptomen wie „rasselnde Lungengeräusche, Mattigkeit oder Lungen beidseitig pfeifend“. Möglicherweise zum Schaden von Kuntz. Denn gerade eine Kombination aus Herzerkrankung und Rheuma kann das Risiko eines Herzanfalles oder der Gefäßbeeinträchtigung stark erhöhen.

Die Umstände im KZ Komplex Mittelbau trugen ggf. einen erschwerenden Beitrag bei, fiel Albert Kuntz also in einem Folterverhör einem Herzanfall zum Opfer?

(Quellen: ITS Arolsen, insbesondere IST Foto Nr. 1102, Nr. 1104, Nr. 1106)
Autor: red

Kommentare
Gehard Gösebrecht
31.08.2015, 13.34 Uhr
Kuntz ist bedauerlicherweise in Dora ums Leben gekommen
Wie er nun letztendlich ums Leben gekommen ist, dürften wohl nur Wachpersonal und Mithäftlinge erfahren haben.
Fest steht wohl nur, daß er in Dora den Tod gefunden hat.
Wie, diese Frage hat sich wohl nach 70 Jahren erübrigt.
Bodo Schwarzberg
31.08.2015, 15.03 Uhr
Tod von Albert Kuntz: Widersprüche
Im Text steht, Albert Kuntz sei möglicherweise einem Herzleiden oder einer Kombination aus Rheuma und Herzproblemen erlegen. Andererseits sei er erhängt im Bunker aufgefunden worden. Diese Angaben widersprechen sich aber. Dass er erhängt aufgefunden wurde, klingt nach einem Fakt.

Hierzu werden offenbar eindeutige Dokumente aufgeführt, ebenso, wie zu seiner Krankengeschichte. Wenn er aber erhängt aufgefunden wurde, scheiden seine Krankheiten als unmittelbare oder mittelbare Todesursache (z.B. bei einem Verhör) aus. Demzufolge reichen auch die offenbar neu recherchierten Unterlagen noch immer nicht für eine endgültige Klärung der Todesumstände.
Dieter
31.08.2015, 15.41 Uhr
bedauerlicher Todelfall
Hallo Herr Schäfer,
wenn ich Ihren Artikel lese bekomme ich Gänsehaut auf dem Rücken. Im Todesjahr von Albert Kuntz wurde ich geboren. Für mich ist immer noch unbegreiflich, wie man unter diesen Bedingungen noch von einem Todesfall und nicht von Mord sprechen kann. Er ist gestorben, weil er Krankheiten hatte. Ach wie niedlich. Alles nur Vermutungen, warum ?
Die Antwort darauf spare ich mir, sehen Sie sich an was mit den Flüchtlingen heute passiert, denen durch Zerstörung Ihrer Heimat alles genommen wurde.
Tim Schäfer
31.08.2015, 21.39 Uhr
Meine Meinung ist...
@ Gehard Gösebrecht | Kuntz ist bedauerlicherweise in Dora ums Leben gekommen--> das ist eine fast legitime Meinung. Dennoch! Zum KL Mittelbau und der Geschichte der KZ Gedenkstätte bestehen noch viele Anhaltspunkte, also zuminest mir ist es wirklich nicht egal. Albert Kuntz hat eine bedeutende Rolle innegehabt, wird weltweit erwähnt, geachtet und geehrt, auch nach schon mehr als 70 Jahren, auch als Kommunist, also muss er ja auch ein besonderer Mensch gewesen sein. Wir sollten aus Nordhausen heraus Alle immer dafür sorgen: Niemals Wieder!

@ Bodo Schwarzberg,
Sie haben es genau erkannt, ja, das ist der Punkt.

@ Herr Dieter, Gänsehaut ist insofern ok, dass ich gern Spannung vermittlen möchte. Ich will Ihnen aber versichern. Es geht um historischen Details, nicht um Diffamierung, schon gar nicht um die Bedienung von Klischees...auch nicht um Verniedlichung, Es ist so oder so natürlich schon gar nicht niedlich, das habe ich auch nicht so ausgeführt. Meine Frage hat historische Quellenangaben zum Hintergrund, die ich als vor diesem Hintergrund als bemerkenswert empfinde.

Mit der heutigen Frage zu den Flüchtlingen hat das nichts direkt zu tun. Einerseits können Sie ja in NNZ bitte nachlesen, was ich zum 70. Jahrestages der Ermordung von Albert Kuntz in NNZ-online geschrieben habe, andererseists ist meine Meinung: Pro Asyl! Danke für Ihren Kommentar. Es ist gut, dass es Menschen wie Sie gibt, die zu diesen Fragen sensibilisiert sind.
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