Am gestrigen Abend luden das Nordhäuser Theater und das Loh-Orchester zur großen Musical Night in den Hof des Sondershäuser Schlosses. Große Melodien, traumhafte Kulissen, starke Stimmen und bekannte Hits versprach das Programm...


Mit Femke Soetenga und Andrea Pagani war man bei den "starken Stimmen" schon einmal auf die sicheren Seite. Soetenga ist Dauergast und Publikumsliebling auf der Nordhäuser Bühne und hat schon viele Große Rollen des Genres gesungen. Mit Jekyll und Hyde, Aida oder zuletzt der Päpstin war sie unter anderem im Südharz zu hören.

Andrea Pagani wollte eigentlich Schauspieler werden, fand aber schnell seinen Weg zum Musical und war ähnlich wie seine Kollegin, schon Landesweit, von Wiesbaden bis Dresden, auf vielen Bühnen zu sehen.

Zusammen sangen sich Soetenga und Pagani einmal quer durch die Musicalgeschichte und präsentierten Stücke aus Klassikern wie Miss Saigon oder West Side Story, Publikumsfavoriten wie etwa "wein nicht um mich Argentinien" aus Evita, moderne Stücke aus der Päpstin oder die Schöne und das Biest und noch vieles, vieles mehr. Das meiste davon hat man auf den hiesigen Bühnen noch nicht hören können.

Bei der Auswahl der Stücke sei man ganz pragmatisch vorgegangen, sagte Theaterintendant Lars Tietje, und habe die Liederauswahl auf das Repertoire der Sänger ausgerichtet und darauf geachtet modernes und altes zu mischen.


Das sie stimmgewaltig sind, das zeigten sich Soetenga und Pagani auch gegenseitig auf der Bühne. Mit "Alles was du kannst...kann ich viel besser als du" versuchten sich die beiden gegenseitig zu übertrumpfen, was den Wechsel der Solostücke ungemein auflockerte. Virtuos wurde dabei nicht nur gesungen, sondern auch musikalisch begleitet. Das Loh-Orchester unter Leitung von Dirigentin Inga Hilsberg trat als Unterstützer der Stimmen auf, spielte aber auch eindrucksvolle instrumentale Medleys verschiedener Musicals.

Star Nummer drei neben Sängern und Orchester ist bei den Schlossfestspielen natürlich die Kulisse des herrschaftlichen Prachtbaus. Der sieht schon im Licht der Abendsonne atemberaubend aus, entfaltet seine volle Wirkung als Bühne aber erst im Dämmerlicht unter fantasievoller Beleuchtung.

Star Nummer drei neben Sängern und Orchester: die Kulisse des Sondershäuser Schlosses (Foto: Angelo Glashagel) Bei der Musical Night handelt es sich um ein Konzert, nicht um eine vollumfassende Inszenierung. Das sollte man im Vorfeld wissen. Denn mit den beiden anderen großen Stärken des Musicals, das ist zum einen die Geschichte, die erzählt wird und zum anderen die große Show mit Choreographie, Gesang und wildem auf und ab, kann die Musical Night nicht dienen und sie will es auch gar nicht.

Aus ganz praktischen Gründen: eine stringente Geschichte verbietet das Format des Streifzugs durch verschiedene Musicaltraditionen, aber gerade das ist die besondere Stärke der Musical Night. Und auch Choreographie, Tanz und Kostüme sind bei der Fülle an verschiedenen Liedern und Musicals in diesem Format praktisch nicht umsetzbar.

Musicalfreunde sollte das trotzdem nicht Schrecken. Soetenga und Pagani sind in jedem Fall sehens- und hörenswert, ganz besonders dann, wenn sie gemeinsam im Duett singend auf der Bühne stehen. Die Reise durch die weite Musicalwelt stellt sicher das Liebhaber und Laien gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Die Atmosphäre des Sondershäuser Schlosses schließlich tut ihr übriges.

Morgen Abend ist die Musical Night noch einmal zu sehen und noch sind Karten erhältlich. Wer es lieber etwas klassischer mag, der hat noch zwei Mal die Chance "Carmen" im Schloss zu erleben und auch für die kleinen Theaterfreunde ist bei den Schlossfestspielen noch eine Aufführung dabei: am Samstag kann zum letzten Mal "Der Raub des Prinzen Hugo" besucht werden.
Angelo Glashagel