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Do, 18:31 Uhr
02.07.2015

Aribert Kupsch: "Griechenland ist seit 2010 völlig tot!"

Immer noch haben die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Rußland Bestand. Für die Politik eine Spielwiese, für die Wirtschaft geradezu ein Debakel. Nur offen aussprechen wird und will das kaum jemand. Die nnz hat dennoch einen Geschäftsführer gefunden, der ein wenig Klartext redet...

Qualitätsarbeit - made in Nordhausen (Foto: HBM-NObas) Qualitätsarbeit - made in Nordhausen (Foto: HBM-NObas) Qualitätsarbeit made in Nordhausen. Bis zu 160 Maschinen sollen in diesem Jahr Nordhausen verlassen.

Es gab Zeiten, da verkaufte HBM Nobas nach Rußland bis zu 60 Motorgrader im Jahr. In diesem Jahr steht hinter dem Land eine Null. Selbst das Liefern von Ersatzteilen für bereits verkaufte Maschinen wird zum Problem. Ein Problem, das dem Nordhäuser Traditionsunternehmen zwar keine existenziellen Sorgen bereitet, doch das Gesamtgeschäft schmälert.

“Wir hatten 2014 ein sehr ordentliches Jahr und wollen versuchen, in diesem Jahr an das Vorjahresergebnis anzuknüpfen”, sagt Geschäftsführer Aribert Kupsch. “Natürlich bemühen wir uns, die Kontakte zu unseren russischen Partnern nicht gänzlich abbrechen zu lassen, schließlich hatten wir vor zwei Jahren einen umfangreichen Auftrag abgeschlossen, der auf Anschlussverträge hoffen ließ”, sagt Kupsch und zeigt sich ein wenig optimistisch, bis Ende dieses Jahres wieder nach Rußland liefern zu können.

Also hieß es für HBM Nobas und den Vertriebspartner Papenburg International neue Märkte zu erschließen. Algerien und Ägypten sind solche Länder, in denen die Nordhäuser Potential für ihre Baumaschinen sehen. Nach Jahren der Stagnation sieht Kupsch vor allem im Land am Nil eine positive wirtschaftliche Bewegung, hier gilt die Armee als starker Auftraggeber. Nach Algerien konnte das Unternehmen in diesem Jahr zwölf große Grader vom Typ BG 240 liefern, Anschlussaufträge nicht ausgeschlossen.

Bei seinen geschäftlichen Stippvisiten in der arabischen Welt stößt Aribert Kupsch immer wieder auf Widersprüche. Iran zum Beispiel. Dorthin hat die Nobas in diesem Jahr zwei Maschinen liefern können. Offiziell haben vor allem die USA und andere Staaten ein Wirtschafts-Embargo über das Erdölreiche Land verhängt, “doch als wir im Iran ankamen, waren Mitwettbewerber aus diesen Ländern bereits dort und machten Ihre Geschäfte.”

Die Rußlandkrise und das mit ihr verhängte Embargo hatte seine Auswirkungen bis in einzelne Bereiche der Nordhäuser Nobas. So mussten die Mitarbeiter der Montage temporär kurzarbeiten. Allerdings ist diese Zeit wieder vorbei. Die Bereiche Stahlbau und mechanische Fertigung standen das ganze bisherige Jahr unter “Volldampf”, auch wegen Aufträgen einer Zahnradfabrik aus Passau, für die in Nordhausen Achsen hergestellt werden. Derzeit arbeiten an der Rothenburgstraße 120 Frauen und Männer, werden sechs junge Leute zu Facharbeitern, zum Beispiel zu gefragten Mechatronikern ausgebildet.

Der Blick von Aribert Kupsch geht selbstverständlich immer wieder in die Zukunft. Und in die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Hier beschäftigen sich die Mitarbeiter mit der Entwicklung neuer Grader mit Motoren der nächsten Abgasstufe IV-Final. Weniger Abgase gleich mehr Technik gleich mehr Platz in den Baumaschinen, der am Computer geschaffen werden muss. Geschäftsführer Kupsch kündigt die Prototypen der neuen Baumaschinen pünktlich zur “Bauma” im April kommenden Jahres an.

Mehr zu schaffen macht der Geschäftsleitung derzeit und vermutlich auch in Zukunft der Mangel an ingenieurtechnischem Personal. Hier werden genauso neue Kollegen gesucht, wie im Service, dessen Mitarbeiter in den Vertragsländern im Einsatz sind. Waren “Auslandseinsätze” zu DDR-Zeiten das ultimative Arbeitserlebnis, so verspürt Aribert Kupsch vor allem bei jüngeren Mitarbeitern eine gewisse Aversion gegen solch einen Job, “die Begeisterung hält sich in Grenzen”, sagt er im Gespräch mit der nnz.

150 bis 160 Baumaschinen sollen in diesem Jahr das Werk in Nordhausen verlassen. Bis zu 45 Prozent gehen in Länder der Europäischen Union. Bleibt die Frage nach Griechenland, das bis 2010 zu einem der stärksten Partner der Nobas zählte? Die knappe Antwort von Aribert Kupsch beschreibt die dortige Situation sehr treffend: “Griechenland ist seit 2010 völlig tot!” Dafür nehmen die Nordhäuser nun andere Ziele ins“Absatzvisier”: Auf dem afrikanischen Kontinent oder in der Türkei und - vielleicht am Jahresende auch wieder Rußland...
Peter-Stefan Greiner
Fertig zum Versand (Foto: HBM-Nobas)
Blick in die Montage der Nobas (Foto: HBM-Nobas)
Blick in die Montage der Nobas (Foto: HBM-Nobas)
Blick in die Montage der Nobas (Foto: HBM-Nobas)
Autor: red

Kommentare
Zukunft
02.07.2015, 19.24 Uhr
Endlich
Endlich nennt einer Mal die Dinge beim Namen. Einer der es Wissen muss, da er die Praxis erlebt. Sehr guter Beitrag und nicht realitätsfern.
henry12
02.07.2015, 21.44 Uhr
Die Essenz ist eine andere.
Während die europäischen und vor allem deutschen politischen Vollpfosten nach Obamas
Pfeife tanzen, springen die Amis in die europäische Lieferbresche und machen dicke Geschäfte. In all den Staaten, wo sie für vorher für europäische Wirtschaftssanktionen gesorgt haben.
gosalianer
03.07.2015, 09.34 Uhr
@henry12
Das ist ziemlich aus der Luft gegriffen. Das US-Embargo ist 'etwas' umfangreicher als das der EU. Ihre Theorie kann also nicht stimmen.
Leser X
03.07.2015, 10.22 Uhr
Sanktionen auf Ami-Befehl
Selbst die DDR war nicht so besetzt, wie es die Neu-BRD unter den Amis scheint. Bis zur völligen Aufgabe jeglicher Souveränität katzbuckelt die Kanzlerin vor den Amis und lässt sich alles - aber wirklich alles befehligen. Und beschnüffeln natürlich.

Eine Wirtschaft, die unter einer solchen Kanzlerin leidet, braucht nun wirklich keine Feinde mehr...
henry12
03.07.2015, 11.41 Uhr
@gosalianer
Was ist da aus der Luft gegriffen ? Ein Beispiel stand doch schon im Text, andere gab es sogar im Staatsfernsehen. Da
ging es um Maschinenbaubetriebe aus den "neuen" Ländern,
die auf Grund des Rußland-Boykotts am Abgrund stehen und wo die USA in die Bresche gesprungen sind.
gosalianer
03.07.2015, 12.06 Uhr
US-Bashing
Hauptsache Sie glauben alles was im Staatsfernsehen propagiert wird...

Zitat Andreas Metz (Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft): "Richtig ist, dass der Öl-Multi Exxon in der Arktis noch Geschäfte getätigt hat, als das für EU-Firmen nicht mehr möglich war... Die USA seien aber die Ersten gewesen, die überhaupt Sanktionen eingeführt haben. Es gibt auch Branchen, die die Amerikaner stärker beschränkt haben als die EU. Der Schaden ist für die US- mindestens so groß wie der für die EU-Wirtschaft."

Laut United States Census Bureau stieg das Export-Volumen mit Russland im 1. HJ 2014 von 5,264 auf 5,931 Milliarden US-Dollar an. Danach brachen die Ausfuhren aufgrund der Sanktionen ein.

Wenn die USA ein tatsächliches Interesse daran hätte, EU-Unternehmen zu benachteiligen um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen, warum erlassen sie dann Sanktionen, die ihre Exporte einbrechen lassen?!? Nur um den deutschen was wegzunehmen? Lächerlich!

Typisches US-Bashing. Ohne Sinn und Verstand. Gut, dass wir der USA nichts zu verdanken haben.
Vogelfänger
03.07.2015, 12.17 Uhr
Was steht wo im Text? Welche Firmen sind das?
Um welche ostdeutschen Unternehmen handelt es sich, die kurz vorm Abgrund stehen weil US Firmen ihre Lieferungen übernommen haben? Haben diese ganzen Firmen Namen @hHenry12? Stramm was behaupten kann jeder. Gibt's irgendwelche Fakten?
murmeltier
03.07.2015, 12.51 Uhr
An den gosalianer
Umfassend informieren wäre angebracht:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/russland-sanktionen-helfen-us-firmen-europa-verliert-a-1036204.html
gosalianer
03.07.2015, 13.04 Uhr
Leider keine Fakten, nur Meinungen.
Fakten sind hier leider eine Seltenheit, Dampfprüfer. Die selbsterfundene Wahrheit, die von vielen auch mit einer fundierten Meinung verwechselt wird, regiert hier.

Der Deutsche, besonders der Ostdeutsche, glaubt ganz fest daran, dass dieses Land der Nabel der Welt sei und alle auf uns schauen, weil wir ja so viele tolle Sachen exportieren, die mit Hilfe von sagenhaften 8,50 EUR Stundenlohn reißenden Absatz im Ausland finden. Nicht zu vergessen, dass wir bis zum 6. Monat des Jahres für Steuern und Versicherungen arbeiten gehen müssen, bevor überhaupt was beim Volk des Exportweltmeisters ankommt. Dieses System funktioniert so gut, weil der Feind nicht im eigenen Land sitzt sondern irgendwo in Amerika... oder wo auch immer. Also lenken wir weiterhin die Aufmerksamkeit dort hin, damit Leute wie "henry12" nichts mitbekommen und brav so weitermachen wie bisher.

Ganz ehrlich: Keine Sau interessiert sich für irgendeine Mittelstandsklitsche in Sachsen, erst recht nicht die Amerikaner. Wir glauben diesen Blödsinn nur, der uns in zahlreichen Talkshows und Nachrichtenformaten des Staatsfernsehens aufgetischt wird. Wahrscheinlich ist das auch deren Absicht, damit die eigentlichen Themen, die uns in Deutschland interessieren sollten, in Vergessenheit geraten.
gosalianer
03.07.2015, 13.53 Uhr
Spiegel-Leser wissen natürlich mehr...
Ich hoffe Sie haben den Spiegel-Artikel auch gelesen...

1. Bsp. Firma Bell: Wo ist hier der deutsche Mittelstand betroffen?

2. Bsp. Boing: Wo ist hier der deutsche Mittelstand betroffen?

3. Bsp. Siemens: Der Auftrag ist nicht an ein amerikanisches Unternehmen verloren gegangen sondern an ein chinesisches.

Ich kann beim besten Willen keinen Beweis in diesem Artikel finden, dass ein US-Unternehmen einem deutschen Unternehmen etwas weggenommen hat. Abgesehen davon wird man immer ein Haar in der Suppe finden, das nur unter Berücksichtigung der beiderseitigen Sanktionen (USA und EU) Beachtung findet.

Außerdem sollte man aufhören die Überschriften im Spiegel zu lesen. Ich würde es nichtmal einen Artikel nennen. Den Spiegel überhaupt als ein neutrales Nachrichtenmagazin anzusehen ist ein Witz.

Der US-Export nach Russland ist nachweislich eingebrochen. Der USA zu unterstellen, man habe die Sanktionen nur eingeführt um einen eigenen Vorteil zu bekommen, ist mehr als schwachsinnig. Erst recht wenn die USA durch die Sanktionen - nachweislich - ebenfalls einen wirtschaftlichen Nachteil erfährt.
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