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Fr, 10:08 Uhr
30.01.2015

Die Staatssicherheit in Nordhausen

Seit den 1950er Jahren war die Staatssicherheit auch in Nordhausen aktiv. Die Region war wichtig für die DDR und das spiegelte sich auch im Personalbestand der Stasi vor Ort wider. Die Geschichte der Kreisdienststelle Nordhausen wurde unlängst wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse sollen bald in der Flohburg vorgestellt werden...

Im Auftrag der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU-Bund Berlin) hat Dr. Hanna Labrenz-Weiß, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Bildung und Forschung, die Kreisdienststelle der Staatssicherheit Nordhausen untersucht und ein Manuskript für ein 220-seitiges Buch mit 40 Seiten Anhang erstellt.

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Über die Erkenntnisse ihrer Forschungsarbeit informierte sie unlängst Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh bei einem Gespräch im Nordhäuser Rathaus.

„Wir sind es den Opfern schuldig, für eine lückenlose Aufklärung zu sorgen“, sagte Oberbürgermeister Klaus Zeh. Auch der kommenden Generation müsse das Herrschaftssystem der DDR erklärt werden. Er begrüßte es deshalb sehr, dass diese Forschungsarbeit weiter über die konkreten Macht- bzw. Abhängigkeitsverhältnisse regionaler Herrschaftsformen des MfS aufklärt.

„Da der Kreis Nordhausen eine enorme wirtschaftliche und auch strategische Bedeutung innerhalb der DDR hatte - das Produktionsaufkommen der Nordhäuser Betriebe IFA, NOBAS, Schachtbau, Hochbau, Hydrogeologie, oder Fernmeldewerk nahm beispielsweise den zweiten Platz im Bezirk hinter dem Kreis Erfurt ein - spiegelte sich dies auch in der organisatorischen und personellen Ausstattung der Kreisdienstelle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) wider“, erklärt Dr. Hanna Labrenz-Weiß. Deren Daten genau zu erfassen, habe zunächst am Anfang aller Analysevorhaben gestanden.

Dr. Hanna Labrenz-Weiß untersuchte die Geschichte der Staatssicherheit in Nordhausen (Foto: privat) Dr. Hanna Labrenz-Weiß untersuchte die Geschichte der Staatssicherheit in Nordhausen (Foto: privat)

Die Stasi-Kreisdienststelle Nordhausen habe sich besonders angesichts des guten Aktenbestandes, ebenso aber auch wegen der volkswirtschaftlich herausgehobenen Stellung des untersuchten Feldes, für eine derartige Studie in besonderem Maße geeignet. Erforscht wurde sie in ihrer Organisationsstruktur, nach der Struktur ihrer jeweiligen Arbeitsweisen, erweitert durch ein Analyseverfahren mit der Untersuchung ihres offiziellen Personalbestandes sowie des inoffiziellen Netzes

„Das aus meiner Sicht wichtigste Kapitel, das sich auf ein Studium der Akten von 1950 bis 1989 stützt, trägt den Arbeitstitel: Herrschaft und Gesellschaft im Kreis Nordhausen“, erklärte sie weiter. Hierzu wurden alle IM-Akten aus den 50er Jahren und jeweils 100 bis 150 aus den 60er, 70er und 80er Jahren ausgewertet. Darüber hinaus wurden alle aktiven GMS-Vorgänge (GMS= Gesellschaftliche Mitarbeiter für Sicherheit, die in leitenden Funktionen in den Betrieben arbeiteten und keine Verpflichtung unterschrieben) untersucht.

Dieses breite Aktenstudium zeige, wie die SED-Herrschaft im Alltag funktionierte, welche Mechanismen der Disziplinierung griffen oder scheiterten, auf welche Formen von Zustimmung, Anpassung oder Widersetzen sie trafen und welche Rolle die lokale Staatssicherheit als ein zentrales Element des DDR-Herrschaftssystems dabei spielte, so die Buchautorin. Dieses Kapitel ihrer Studien belege aber auch, dass Spitzeldienste nicht die Regel, sondern eher die Ausnahmen (hauptsächlich in den 50er Jahren) waren, und dass die Zahl der geführten informellen Mitarbeiter oder der gesellschaftlichen Mitarbeiter für Sicherheit nicht der tatsächlichen Zahl der inoffiziellen Mitarbeiter entspricht. So wurden im Jahre 1988 zum Beispiel im Auftrag der Auswertungs- und Kontrollgruppe der Bezirksverwaltung Erfurt fast 50% der IM-Vorgänge sofort archiviert, da sie nur als „Karteileichen“ geführt wurden.

Die Vorstellung der Forschungsergebnisse durch Frau Dr. Hanna Labrenz – Weiß, BStU, ist in Kooperation mit dem Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“ und der FLOHBURG |Das Nordhausen Museum, am 21. April 2015, um 19 Uhr, in der Flohburg geplant.
Autor: red

Kommentare
aladin
30.01.2015, 10.34 Uhr
Alles Stasi oder was...............?
Interessiert mich nicht die Bohne.
Leser X
30.01.2015, 11.06 Uhr
Und was ist mit der heutigen Überwachung?
Warum in die Vergangenheit schweifen, wenn das schlechte liegt so nahe - in Abwandlung eines Sprichwortes.

Ist wiedermal typisch: Allumfassende Beschnüffelung gab es natürlich nur in der DDR. Und heute? Es wird in ganz anderen Ausmaßen beschnüffelt, egal ob von BND, NSA oder wie sie alle heißen. Digital und damit weitaus effizienter - und natürlich ohne Akten, mit denen man später mal Polit-Folklore betreiben kann.
Peppone
30.01.2015, 11.31 Uhr
Wau, Wau, Wau,...
Kann man das Buch schon irgendwo kaufen? Scheint ein Volltreffer zu sein.
Wolfi65
30.01.2015, 11.32 Uhr
Es ist doch immer wieder schön..
wie man von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken will.
Da kommt doch das Thema Stasi und DDR Unrecht gerade richtig.
So hat wenigstens Einer oder Eine einen Posten in der Freiheitlichen Demokratischen Republik erhaschen können.
Alte Akten wälzen und sich über Leute ärgern, die sich nicht mehr wehren können, weil sie gar nicht mehr am Leben sind.

Jede Gesellschaftsordnung ist immer ein klein wenig besser, wie die Vorhergehende.
Vermeintlich besser!
Nörgler
30.01.2015, 11.37 Uhr
Probleme
Es ist 25 Jahre her, da die Stasi entmachtet wurde. Und immer noch kümmert sich ein von unseren Steuergeldern bezahlter gigantischer Apparat um eine angebliche Aufarbeitung. Und immer noch werden vornehmlich Aufarbeitungswissenschaftler aus den älteren Bundesländern mit Aufträgen versorgt.

Außer einer Berufspolitikerkaste kümmert die Stasi kaum noch jenmand, das ist Geschichte. Und das Gieren nach Klarnamen sollte endlich ein Ende haben. Es nervt.

Wenn die alte Republik damals die Verbrechen der Nazi nur halb so penibel aufgearbeitet hätte, dann wäre uns vielleicht die 68er Revolte erspart geblieben.

Haben wir nichts besseres zu tun. Das Geld, das die Jahn-Behörde jährlich verschlingt, wäre in Schulen in diesem Land baulich besser angelegt. Und vielleicht hätte die Brücke zwischen Sundhausen und Bielen nicht gesperrt werden müssen.

Aber auch hier scheint unser OB wieder Prioritäten zu setzen. Bitte abwählen.
Altstadtfan
30.01.2015, 12.46 Uhr
Wie schön ist Deutschland ?
Wenn alles so schlecht ist bei uns im vereinigten Deutschland , da würde ich doch an Stelle meiner Vorschreiber nach Rußland oder Nordkorea auswandern .
Da gefällt es Ihnen bestimmt besser.
Flitzpiepe
30.01.2015, 14.06 Uhr
Warum in die Vergangenheit schauen?
Die Gegenwart ist viel interessanter!
heise.de Meldung von heute Mittag:
'Der Bundesnachrichtendienst sammelt offenbar noch viel mehr Telefondaten als bislang angenommen. Wie Zeit Online berichtet, greift der BND jeden Tag 220 Millionen Verbindungsdaten ab und reicht sie an US-Dienste wie die NSA weiter.'

Jeder noch lebende Stasi-Mitarbeiter wird jetzt anfangen zu heulen: Wenn sie doch damals schon solche Möglichkeiten gehabt hätten...
Vogelfänger
30.01.2015, 16.03 Uhr
Weil das eine nicht aufgeklärt ist,
darf das andere nicht aufgeklärt werden? Was ist denn das für eine Logik? Historiker beschäftigen sich naturgemäß mit Vergangenheit und der weitaus größte Teil wird, wie in diesem Fall auch, aus öffentlichen Töpfen bezahlt. Das kostet doch nicht das Geld der Stadt.

Nur weil einigen Personen das Thema nicht gefällt, ist Aufarbeitung von Geschichte doch nichts Schlechtes. Und wer anderen Menschen nicht geschadet hat, sie nicht ins Gefängnis gebracht hat muss doch auch nichts befürchten. Weshalb also immer die Aufregung beim Thema "Stasi"?

Wer NSA aufklären will kann das doch tun. Es gibt doch genügend Parteien oder Vereine, die NSA aufklären wollen. Die eine Sache totschweigen wollen, nur weil man die andere stattfindende Sache schlecht findet ist doch kompletter Unsinn.
Wolfi65
30.01.2015, 17.26 Uhr
Wie langweilig diese Äußerung? @Torhaus
Die Vorschreiber leben wahrscheinlich schon länger hier in Thüringen, als Sie auf der Welt sind.
Wieso sollte sich ein geborener Nordhäuser ins Ausland absetzen, weil hier die "Einheitsdeutschen" der Meinung sind, sich mit Geld aus Westdeutschland breitmachen und den Fahrplan für die Zukunft bestimmen zu können?
Wer die sogenannte Freie Meinungsäußerung nur erträgt, wenn andere kritisiert werden, hat irgendwie etwas 1989 bei den Demos falsch verstanden.
Aber das war bestimmt vor Ihrer Zeit @Torhaus
henry12
30.01.2015, 21.21 Uhr
Die Lisel und der Torhaus
Lisel ist ein schöner Name und Lisel ist bestimmt eine Musterschülerin des Landes- oder Bundesamtes für Politische Bildung.
Torhaus geht noch einen Schritt weiter und möchte Menschen mit einer anderen Meinung nicht mehr in diesem Land haben. Hatten wir auch schon mal. Nein , zweimal.
Vogelfänger
31.01.2015, 12.09 Uhr
Interessant @Henry12
Das mein Kommentar zu solchen Emotionen und gar zu falschen Denunziationen führt, war nicht meine Absicht. Ich bin überhaupt erstaunt, welche Reaktionen dieses Stasi Thema auslöst. Offenbar sind doch noch nicht alle Beteiligten tot, wie hier jemand behauptet hat. Damit sie nicht weiter im Dunkeln tappen und etwas Falsches behaupten müssen lieber Henry12, ich bin Freiberuflerin im med Bereich.

Ich weiß, mein Kommentar hat nur wenig mit dem Artikel zu tun, aber das haben die meisten anderen Kommentare zu NSA oder unterstellten Denunziationen auch nicht. Ein schönes Wochenende.
Paulinchen
31.01.2015, 12.46 Uhr
Tatsache ist doch...
...dass die Unterlagen wertlos und für mich uninteressant gemacht worden sind. Wer hat sich das Recht herausgenommen, in den Unterlagen Namen und Adressen zu schwärzen. Diese Personen, sollten wegen Urkundenfälschung zur Verantwortung gezogen werden.

Daher ist es aus meiner Sicht an der Zeit, dass diese wertlosen Unterlagen endlich durch die Esse geschoben werden. Das Geld, welches sich damit einige Faulpelze verdienen, sollte man den derzeitigen Flüchtlingen, welche ihr Hab und Gut in ihrer Heimat zurücklassen mussten, zukommen lassen.

Wer an diesen Unterlagen hängt, der soll sich in Griechenland eine Insel kaufen und samt seinen Unterlagen dort hin auswandern! Die tatsächlich von dem Stasi Betroffenen, erhalten doch wohl inzwischen auch von der Bundesrepublik Deutschland für ihre Leiden eine Entschädigung/Rente.
Wolfi65
31.01.2015, 15.14 Uhr
Ach Paulinchen
Urkunden und Passagen in deren, wurden nicht nur durch die DDR Behörden geschwärzt.
Diesen zweifelhaften Umstand hatte ich auch schon Life in der BRD erleben dürfen.
So wurden Passagen aus einer Lebensbescheinigung meines Sohnes, welcher seit der Wende im Raum Koblenz lebt, durchweg geschwärzt, so dass selbst die Ämter vor Ort mit dieser Urkunde nicht mehr viel anfangen konnten.
So wurden der Aufenthaltsort bzw. die Wohnadresse geschwärzt. Eigentlich ist das auch eine Art von Urkundenfälschung, um gewisse Ziele durchzusetzen oder zu verfolgen.
Was ich damit schreiben möchte ist, dass die BRD Ämter nicht die Unbeflecktheit haben, welche sie gerne ausstrahlen möchten.
Selbstverständlich möchte ich nicht die Verbrechen einzelner Geheimdienstler in der ehemaligen DDR verniedlichen.
Man sollte aber mehr nach vorne schauen und nicht allzu sehr in der Vergangenheit schwelgen.
Es gibt genug Unzulänglichkeiten im Rechtsstaate BRD.
Und das ist nur vorsichtig ausgedrückt.
henry12
31.01.2015, 19.18 Uhr
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