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Mo, 07:00 Uhr
24.11.2014

Vieles gelungen, wenn auch nicht alles

"Vieles ist gelungen, wenn auch nicht alles" - so fasst Norbert Klodt das zurückliegenden Vierteljahrhundert zusammen. Der 55jährige hat die Nordhäuser Kommunalpolitik mitgeprägt. Jetzt ist er "ausgestiegen"...


Der Katholik begann seine "politische Laufbahn" mit der Wende am Runden Tisch in Nordhausen. Dann, als das Runde durch eine Stadtverordnetenversammlung und Jahre später durch einen Stadtrat abgelöst wurde, war Klodt Mitglied der CDU-Fraktion, seit 2005 deren Vorsitzender.

Es sind 24 Jahre in dieser Fraktion. Gefühlte Tausende Beschlüsse wurde vorbereitet, diskutiert und gefasst. Das, was immer zuerst auf dem Papier steht, kann Norbert Klodt heutzutage sehen, fühlen: Die Umgestaltung der Innenstadt, maßgeblich befördert durch die Ausrichtung der zweiten Thüringer Landesgartenschau.

"Ich war anfangs sehr skeptisch gegenüber der Ausrichtung. Glücklicherweise war das eine persönliche Fehleinschätzung, denn wie sich Nordhausen um die Jahrtausendwende herum verändert hat, das wäre ohne die LGS nicht möglich gewesen", gibt Klodt zu.

Als gelungen bezeichnet der Sozialarbeiter aber auch die fast ausgebaute Infrastruktur im Bereich der Schulen und Kindertagesstätten. Und stolz ist er, dass sich Nordhausen auch immer Ausgaben für die Jugendarbeit leisten konnte, obwohl dies nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kommune, sondern des Landkreises gehöre. In den zurückliegenden Jahren wurde durch freie Träger und private Investoren auch der Bereich der Altenpflege den Erfordernissen des demografischen Wandels angepasst.

Was nun aber sei nicht oder noch nicht gelungen? Zu spät habe man sich auf die weitere Entwicklung der Nordhäuser Altstadt konzentriert, bis 2012 sei dort vieles liegen geblieben. Vernachlässigt wurden ebenfalls der Albert-Kuntz-Sportpark und das Theater - mit den Folgen müssen Stadträte und Verwalter jetzt zurechtkommen.

Norbert Klodt bedauert, dass er in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu blauäugig der Verwaltung vertraut und Projekte mit deren Langzeitwirkungen zu wenig hinterfragt habe. Beispiele dafür seien die Flohburg und das Bürgerhaus.

Und die Arbeit im Stadtrat? Auch hier konstatiert Norbert Klodt Licht und Schatten. Positiv will er in seine persönliche Bilanz packen, dass es der CDU-Fraktion immer gelungen sei, einen Haushalt aufzustellen und zu beschließen, wenn auch mit wechselnden Partnern. Allerdings blickt der ehemalige Fraktionsvorsitzende auch auf Jahre zurück, die durch eine unangenehme Atmosphäre im Stadtrat gekennzeichnet waren. Gab es bis zum Jahr 2009 eine ehrliche Zusammenarbeit über Fraktionsgrenzen hinaus, so war die danach nicht mehr möglich.

Das ist für Klodt nun Geschichte, aus der es zu lernen gilt. Auch aus der Wahl von Matthias Jendricke zum Bürgermeister Anfang 2011. "Wäre Herr Jendricke damals nicht mit vermutlich mindestens einer Stimme aus meiner Fraktion heraus gewählt worden, wäre der Stadt Nordhausen und dem Stadtrat vieles erspart geblieben."

Der Glücksmoment? Den gab es für Klodt im Jahr 2012, als eine 18 Jahre lange SPD-Ära im Nordhäuser Rathaus zu Ende ging und Klaus Zeh zum Oberbürgermeister gewählt wurde.

Nun hat sich Norbert Klodt aus der aktiven kommunalen Politik verabschiedet. Wie die Zukunft aussehen wird, "das weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall will ich nicht hinter irgendwelchen Kulissen irgendwelche Fäden ziehen. Wenn ich um Rat oder Hilfe gefragt werde, dann werde ich mich dem nicht verschließen, egal aus welcher politischen Richtung das an mich herangetragen wird."

Norbert Klodt hat jetzt zwei Wochen hinter sich, an denen er keine Abendtermine hatte. Keine Ausschusssitzung, keine Fraktionssitzung. Ein völlig anderes, ein neues Gefühl. Er hat sich in erster Linie für die Familie entschieden. Vor dreieinhalb Jahren haben er und seine Frau ein Pflegekind aufgenommen. Für wenige Wochen sollte das sein, jetzt ist das Kind sechs Jahre alt und wurde eingeschult. "Das wird die Herausforderung der kommenden Jahre für meine Frau und mich sein. Eine schöne übrigens", sagt der Mann, der auch jede Menge Gesundheit in den vergangenen Jahren lassen musste.

Und wenn er einen Wunsch hätte? Die kommenden Aufgaben soll der Stadtrat gut lösen. Sie werden verdammt schwer, es müssen unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Die aber verlangen mehr denn je einen Zusammenhalt im Stadtrat. Norbert Klodt wird das alles interessiert beobachten. Von außen, nach 25 Jahren. Leicht wird das nicht, aber es ist - "egoistisch" betrachtet - vernünftig.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
Georg
24.11.2014, 13.36 Uhr
Den Ehrentitel...
"Wadenbeisser" hat er sich aber verdient. Selbst nach seinem "Ausstieg" wird noch schnell Öl ins Feuer gegossen und nachgetreten. Herr Klodt hat einen großen Anteil an dem schlechten Verhältnis der CDU zur SPD. Er hat keine Gelegenheit versäumt, die SPD Fraktion und besonders Herrn Jendrike zu diffamieren. Dessen gutes Wahlergebnis hat wohl den CDU Größen besonders geschmerzt.
Hoffentlich kehrt nun im Stadtrat etwas Ruhe ein und es wird wieder Sacharbeit geleistet.
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