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Do, 14:48 Uhr
30.10.2014

Zum 80. Todestag von Oskar Cohn

Die Nordhäuser kennen alle die Oskar-Cohn-Straße. Doch an den Mann, dessen Namen sie trägt, ist die Erinnerung verblasst...


Sein unbeirrbarer Widerstand gegen die Bewilligung der Kredite für den 1. Weltkrieg lenken gerade in diesem Jahr des Gedenkens die Aufmerksamkeit auf seine aufrechte Haltung, auf seinen Mut, gegen den Strom zu schwimmen und die Konsequenzen dafür zu tragen.

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Als gewählter Nordhäuser Vertreter im Reichstag und später der verfassungsgebenden Nationalversammlung widerlegte er die These deutscher konservativer Politiker und Militärs, dass der 1. Weltkrieg den Deutschen aufgezwungen wurde.

Oskar Cohn wurde am 15.10.1869 in Guttentag, Oberschlesien, als 11. Kind einer jüdischen Familie geboren. Nach der Schulzeit studierte er Rechtswissenschaften in Berlin, Greifswald und München, promovierte und ließ sich als Rechtsanwalt in Berlin nieder. Ab 1899 arbeitete er in einer Kanzlei mit Karl und Theodor Liebknecht zusammen. Er schloss sich der SPD an und wird 1907 Stadtverordneter in Berlin.

Für den Wahlkreis Nordhausen/Grafschaft Hohnstein ist er von 1912 bis 1918 Mitglied des Reichstages des Kaiserreichs und ab 1919 Mitglied der verfassungsgebenden Nationalversammlung.
Bemerkenswert ist sein politisches Wirken in mehrfacher Hinsicht, als Dozent der Arbeiterbildungsschule, als Sozialdemokrat (SPD, USPD, SPD), als Pazifist auf der Stockholmer Friedenskonferenz, als Beigeordneter im Reichsjustizamt der Regierung der Volksbeauftragten.
Darüber hinaus setzte er sich auf vielen Ebenen für die Rechte der jüdischen Mitbürger ein.

Eine herausgehobene Rolle spielte er als Mitglied des Untersuchungsausschusses über die Ursachen und Folgen des 1. Weltkrieges, der ein Jahr nach Kriegsende zusammentrat und 10 Jahre tagte. Cohn saß damals für die USPD im Ausschuss. Er hatte bereits in zahlreichen Reichstagsdebatten Stellung gegen den Krieg bezogen und lieferte sich heftige Auseinandersetzungen mit den Kriegsbefürwortern.

Als Generalfeldmarschall a. D. von Hindenburg behauptete, das deutsche Heer sei im Krieg unbesiegt geblieben und nur aus der Heimat durch Provokateure hinterrücks „erdolcht“ worden, widersprach Cohn energisch, was ihm wütende Attacken seiner politischen Gegner einbrachte. Er gab der Regierungspolitik die Mitschuld am Krieg, die deutschen Truppen hätten nicht für das Vaterland gekämpft, sondern seien Opfer der Regierungspolitik geworden.

Seine eindeutige Haltung gegenüber dem Generalfeldmarschall von Hindenburg, der Ehrenbürger der Stadt Nordhausen war, löste in Nordhausen Entrüstung aus.

1911 hatte er zum ersten Mal in Nordhausen gesprochen, setzte sich für mehr Rechte der Arbeiter ein. Danach wurde er einstimmig als Kandidat für den Wahlkreis nominiert. Er sprach auf über 50 Versammlungen und setzte sich schon damals für das Frauenwahlrecht ein. Im Rahmen der Weimarer Verfassungsdiskussion sprach er sich frühzeitig für Volksentscheide, Volksbegehren und Referenden aus.

Als Rechtsanwalt hat er 1923 Bürger vor Gericht vertreten und das fast unbekannte Kapitel der Pressegeschichte - Hitler gegen „Volkszeitung“ - mitgeschrieben.

Zu seiner politisch aktiven Zeit war er in Deutschland eine geachtete und bekannte Persönlichkeit
als Leiter des deutsch-russischen Handelsbüros und durch seine Friedensaktivitäten im und nach dem 1. Weltkrieg. Als Rechtsbeistand der russisch/sowjetischen Botschaft besaß er auch international einen Namen.

Oskar Cohn spielte in der Zeit des Übergangs vom Kaiserreich zur Weimarer Republik eine wichtige politische Rolle für die Ziele des demokratischen Sozialismus und die Belange der Juden. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste er fliehen und wollte nach Palästina auswandern.

Bevor er das Visum erhielt, starb er am 31. Oktober 1934 in Genf, wo er an der Tagung des jüdischen Weltkongresses teilnahm. Er wurde in Degania am See Genezareth im ältesten Kibbuz Israels beigesetzt. Auf seinem Grabstein steht: „Oskar Cohn, Sohn des Bernhard Cohn. Er tat Gutes für die Menschheit“
Barbara Rinke, Vorsitzende SPD-OV Nordhausen
Autor: red

Kommentare
Icke82ndh
30.10.2014, 16.13 Uhr
Schon Vergessen?
Der Dolchstoß
Seit Februar 1917 ist in Rußland die Macht zwischen Volksvertretung und sozialistischen Räten geteilt. Die Regierung führt den Krieg weiter.

Am 9. April sind Lenin und sein Gefolge mit deutscher Hilfe aus der Schweiz über die russische Grenze gereist, um den totalen Umsturz zum Sozialismus und damit das Ausscheiden der Russen aus dem Krieg zu erzwingen. Das Werk gelingt.
Zur Errichtung des Heilsreiches der Werktätigen werden die russischen Oberschichten so gut wie ausgelöscht. Es sterben im Verlauf der kommunistischen Machtkämpfe weit mehr Menschen als in den Weltkriegen zusammen, im Ganzen ca. 80 bis 100 Millionen.
Die Deutschen, Regierung und OHL, handelten aus Not, als sie Lenin und seinen Genossen die Reise nach Rußland ermöglichten. Hätte man damals, 1917, das Ausmaß des Mordens voraussehen können, das durch Lenin entfesselt wurde?
Der Fluch der Tat schlägt umgehend auf das Reich zurück. Das neu entstandene russische Arbeiter- und Bauernparadies wird in Berlin durch den jüdischen Botschafter Adolf Joffe vertreten.
Dieser sucht und findet Kontakt zur USPD, um sie zentnerweise mit Propagandamaterial und mit Finanzen zu versorgen. Mittelsmann ist der jüdische USPD-Abgeordnete "--Oskar Cohn--".
Das Reich hat sich der Ostfront entledigt. Die Front im Inneren hat zugelegt.
360grad
30.10.2014, 19.22 Uhr
Was will uns der Kommentator
vermitteln?
Ich würde es gern verstehen.Um welche Zusammenhänge geht es Ihnen?
Icke82ndh
30.10.2014, 21.28 Uhr
@360grad
Ich habe hier lediglich einen Denkanstoß gegeben.
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