Es wurde viel und lange über sie diskutiert und ihr Weg zurück zum Ursprungsort wurde auch in der nnz bestens dokumentiert und begleitet. Heute war es endlich soweit: pünktlich zur Mittagszeit kehrte die Himmelgartenbibliothek nach Nordhausen zurück...


Der umfangreiche Neuzugang erreichte die Flohburg im Spezialwagen pünktlich um zwölf Uhr. Die Bücher wurden in einem auf 18,5 Grad heruntergekühlten Kleintransporter angeliefert. Die "optimale Temperatur" für alte Drucke, wie die Mitarbeiter des Leipziger Zentrums für Bucherhaltung mitteilten. Im Sonderausstellungsraum des Museums waren derweil Stadtarchivar Dr. Theilemann und Frau Barbara Losche von der Blasii-Gemeinde damit beschäftigt, den Bestand zu erfassen und in den für die Bibliothek aufgestellten Schränken zu verstauen.

Es ist eine lange Reise über mehrere Jahrhunderte, die die Bücher hinter sich haben. Einst Teil des Bestandes des Klosters Himmelgarten wurde der Bücherschatz während der Wirren des Bauernkrieges von 1525 durch Prior Huter an die Blasii-Gemeinde abgegeben. Die Mönche kamen nie wieder, doch zumindest ein Teil der Schätze der Nordhäuser Klöster, darunter auch die Bücher, überdauerten die Jahrhunderte. Die kläglichen Reste der einstigen Reichtümer sind heute ebenfalls in der Flohburg zu sehen und gehören zu den schönsten Objekten, die das Museum zu bieten hat.

Das Leipziger Zentrum für Bucherhaltung lieferte den bibliophilen Schatz an (Foto: Angelo Glashagel) Im 17. Jahrhundert nahm Pfarrer Johann Heinrich Kindervater, einer der bekannteren Nordhäuser Persönlichkeiten, eine erste Bestandsaufnahme vor. Bei einer erneuten Sichtung im Jahr 1880 zeigte sich schon, dass die Lagerung in der Sakristei und dem Pfarrhaus der Blasii-Gemeinde den nun schon jahrhunderte alten Büchern nicht gerade gut getan hatte. Doch die Situation der Bibliothek blieb unverändert bis in die 1970er Jahre hinein. Der literarische Schatz wanderte erst nach Naumburg, dann nach Wittemberg, verblieb aber immer im Besitz der Gemeinde.

Nun kehren sie also zurück, aufgearbeitet und wohl behütet. Die Stadt wird sich in Gestalt des Archives und der Flohburg in Zukunft um die Bücher kümmern. Die offizielle Heimkehr wird erst am Freitag gefeiert werden. Doch schon heute zogen die Bücher erste bewundernde Blicke auf sich. Eine Schülergruppe des Humboldt Gymnasiums, die im Rahmen ihres Wahlpflichtfaches jeden Montag zwei Stunden im Museum verbringen, wohnten der Ankunft bei.


Sie würden gerne mit den Büchern arbeiten. Ein Großteil des Bestandes liegt in gedruckter Form vor und ist somit exzellent lesbar. Allerdings sind 90% der Texte in Latein verfasst, was die Arbeit mit den Büchern für den Laien erschweren dürfte.

Interesse von Seiten der Fachwelt bestehe allerdings schon jetzt, berichtete Frau Losche, die stellvertretend für ihren Mann die Ankunft der Bücher mit organisierte. Familie Losche hatte sich in besonderem Maße für die Rückkehr der Bücher stark gemacht. Wissenschaftler der Humboldt Universität zu Berlin und aus Heidelberg haben sich bereits angekündigt, erklärte Frau Losche. Prof. Dr. phil. Thomas Gerhard Wilhelmi von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften wird zur Eröffnung am Freitag auch über die Himmelgartenbibliothek sprechen.

Wer Interesse daran hat, mit den Büchern zu arbeiten, der kann das in Absprache mit dem Stadtarchiv immer Freitags zwischen 9 und 12 Uhr tun oder nach Vereinbarung. In der kommenden Woche werden die Flohburg und die Gemeinde St. Blasii außerdem verschiedene Veranstaltungen, wie etwa den zweiten KILA Bücherflohmarkt, Wanderungen und Führungen, rund um die Himmelgartenbibliothek organisieren.

Der offizielle Eröffnung findet am Freitag nach einem Reformationsgottesdienst im Bürgerhaus um 11:30 Uhr in der Flohburg statt.
Angelo Glashagel