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Di, 20:43 Uhr
21.10.2014

Wer sind wir? Wo wollen wir hin?

Als Teil des "Integrierten Stadtentwicklungskonzepts" sollen Bürger gemeinsam mit Vertretern verschiedenster Bereiche ein Leitbild für Nordhausen im Jahr 2030 erarbeiten. Heute wurde ein erster Entwurf präsentiert. Im Kern geht es um die Frage, wie Nordhausen sich selber sieht und wer wir in Zukunft sein wollen...

Nordhausen am Harz ist eine weltoffene Bürgerstadt mit führender Rolle im "Dreiländereck Harz". Ihre Stärke beruht auf wirtschaftlicher Prosperität, Lebensqualität, Familienfreundlichkeit und Bildung.

Dies ist der zentrale Satz im Vorentwurf zum Leitbild 2030, der sich nach drei langen Sitzungsabenden im Laufe des Jahres herauskristallisiert hat. Bis zu 70 Personen hatten über Stärken und Schwächen Nordhausens im Jahr 2014 diskutiert, hatten überlegt, wie sie die Stadt im Jahr 2030 sehen möchten und Vorschläge, Wünsche und Kritik angebracht.

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Der Satz steht nicht allein. Aus den Beratungen wurden durch das Architektur- und Stadtplanungsbüros GRAS aus Dresden fünf Handlungsfelder mit entsprechenden Zielstellungen abgeleitet. Am Ende wird das Leitbild ein Teil des Entwicklungskonzeptes sein, welches in Zukunft "allen Verantwortungs- und Entscheidungsträgern als politisch legitimierte Grundlage zur Orientierung" dienen soll, heißt es in der Vorstellung des ISEK auf der Webseite der Stadt.Tilly Sträb vom Büro Gras nutzte eine kulinarische Metapher um den bisherigen Prozess zu erläutern: wie in der Küche habe man sich einen Überblick über die Zutaten verschafft und gemeinsam über mögliche Rezepte geredet. Es geht um eine Richtungsdefinition für die kommenden Jahre. Am Ende des Prozesses könnten dann auch konkrete Ideen zur Umsetzung stehen.

Um im Bild zu bleiben begann man heute mit dem kochen. In etwas kleinere Runde, aber immer noch mit gut 50 Teilnehmern, wurde heute an den Ecken und Kanten des Leitbildes gefeilt. Schon der zentrale Satz sorgte für Gesprächsstoff und semantisches Geplänkel. Der Begriff "Bürger" würde überstrapaziert und sei zudem distanzierend, lieber solle man "Menschen" schreiben oder ihn ganz weglassen, warf zum Beispiel die Gleichstellungsbeauftrage der Stadt, Stefani Müller ein. Anderen fehlte der Bezug zu Kernelementen wie dem Roland oder dem Korn, wieder andere vermissten allgemein den Sport oder die Kultur.

Runde Nummer vier für ISEK (Foto: Angelo Glashagel) Runde Nummer vier für ISEK (Foto: Angelo Glashagel)

Die meisten der anfänglichen Bedenken konnten im Laufe der Diskussion rund um die fünf Handlungsfelder ausgeräumt werden, da sich vieles an verschiedenen Stellen wiederfand. Was nicht heißt das es innerhalb der fünf Punkte keinen Überholungsbedarf gesehen wurde. Die im ISEK vorgeschlagenen Handlungsfelder stellen sich wie folgt dar:
  • Weltoffene Bürgerstadt
  • Führungsrolle in der Region Harz
  • Wirtschaftliche Stärke
  • Lebensqualität und Familienfreundlichkeit
  • ganzheitliche Bildung
Jedes dieser Felder wurde wiederrum in mehrere Unterkategorien aufgeteilt. In Sachen "weltoffene Stadt" waren das zum Beispiel "Bürgerengagement", "Kommunikation" und "Willkommenskultur". In Sachen Bürgerengagement wird zum Beispiel die Bildung eines Jugendparlamentes und eines Bürgerhaushaltes angeregt oder eine bessere Unterstützung bei der Gründung von Gemeinschaften und Vereinen verlangt. In Sachen Kommunikation, der am negativsten Besetzte Punkt der vorherigen Sitzungen, wird eine offensivere Informations- und Beteiligungspolitik des Rathauses und der Verwaltung vorgeschlagen.

Es kam vielfach zu Überschneidungen, was in der Natur der Sache liegt und immer wieder wurden Ergänzungswünsche vorgetragen. Denn jeder der Anwesenden kochte auch ein wenig sein eigenens Süppchen, wollte Sport, Kultur, Geschichte, Parks oder die Wirtschaft stärker vertreten sehen. Das ist nichts schlechtes, im Gegenteil, möglichst viele verschiedene Interessen in einem Raum zusammenzubringen ist Teil des Prozesses und der Konsensfindung, die den Reiz des Formates ausmacht.

Woran es beim vorläufigen Leitbildentwurf noch krankt ist der Umstand das einzelne Punkte zum Teil recht unspezifisch beschrieben sind und sich kaum auf Nordhausen beziehen. In Sachen Wirtschaft etwa könnten Ziele wie die Sicherung von Fachkräften, die Erhaltung von Infrastruktur und der Schaffung von Arbeitsplätzen im Leitbild jeder Kommune auftauchen. Das wurde auch von den Teilnehmern immer wieder moniert. "Das Leitbild soll zeigen "das sind wir, da wollen wir hin" und noch kann ich das nicht empfinden, wenn ich das lese", sagte etwa Frau Müller.

Das schien auch den Mitarbeitern des begleitenden Büros bewusst. Zur nächsten Sitzung wolle man das Leitbild stärker unterfüttert haben, erzählte Tilly Sträb. Zudem müsse man auch bei der Vielzahl an zusammengetragenen Aufgaben noch Prioritäten setzen.

Das letzte Wort ist also noch nicht gesprochen. Das gemeinschaftliche arbeiten an einer Idee der Zukunft ist grundsätzlich ein lobenswertes Unterfangen. Wenn die Ideen umgesetzt werden können, kann am Ende keiner behaupten die Nordhäuser seien nicht gefragt worden.

Genau daran wird sich ISEK messen lassen müssen. Denn Konzepte gibt es viele, für den Sport, die Kultur, die Museen, den Tourismus, den Klimaschutz - sie alle wurden in den heutigen Gesprächen am Rande erwähnt. Es reicht aber nicht, nur immer neue Konzepte zu schreiben, man muss sie auch umsetzen wollen und vor allem können. Angesichts der derzeitigen finanziellen Lage der Stadt wird es tatsächlich ambitionierte Ideen brauchen, um die Wünsche und Anregungen der Nordhäuser auch umzusetzen. Vielleicht kann das ISEK diese ja am Ende auch liefern.
Angelo Glashagel
Autor: red

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