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Fr, 15:45 Uhr
03.10.2014

nnz-Doku: Rede zum Rotbuchenfest

In vielen Orten Nordthüringens wird heute der Tag der deutschen Einheit feierlich und unterschiedlich begangen. In Ellrich jährt sich zum 25. Mal das Rotbuchenfest. Innerhalb unserer Doku-Reihe veröffentlichen wir die Rede des Ellricher Bürgermeisters Matthias Ehrhold...


Hier unmittelbar an diesem Ort treffen sich nunmehr schon zum 25. Mal die Bürgerinnen und Bürger aus Walkenried und Ellrich und mittlerweile auch viele Gäste aus Nah und fern, um das Rotbuchenfest zu feiern.

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Denn hier an diesem Ort wurde deutsche Geschichte geschrieben. Am 11.11.1989, 19.34 Uhr wurde nämlich genau hier die erste Grenzöffnung an der innerdeutschen Grenze außerhalb Berlins vollzogen. Damit war der Übergang von Walkenried und Ellrich, zunächst nur für Fußgänger geschaffen und dass hier die erste Grenzöffnung außerhalb Berlins an der innerdeutschen Grenze erfolgte, kann uns keiner nehmen, wird für immer in den Geschichtsbüchern künftiger Generationen verzeichnet sein.

Und ich, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich war mittendrin und zwar fast auf den Tag genau vor 25 Jahren.

1989 im jungen Alter von 20 wurde ich nach Abschluss meines Lehrerstudiums am 01. September 1989 in Eisenach zur Armee, den Grenztruppen der DDR einberufen. Die Einberufung lag in einer Zeit des politischen Umbruchs in der damaligen DDR und sie können mir glauben, keinem der einberufenen jungen Männer war wohl dabei.

Keiner von uns wusste wie sich die politische Lage in der DDR entwickeln wird, was auf einen zukommt. Nach einer für damalige Verhältnisse kurzen Grundausbildung leistete ich meinen Wehrdienst ab dem 05. Oktober 1989 bis zum August 1990 in der Grenzkompanie unweit von hier in Klettenberg.

Und dann kam er, der Tag, der 11.11.1989 gegen 19.00 Uhr Grenzalarm in der Kompanie Klettenberg. Unbeschreibliches ging im Innern nicht nur bei mir vor, Fragen über Fragen: Was kommt jetzt? Ist die politische Lage eskaliert? Dann Erleichterung, die Alarmierung diente wie wir heute wissen der Öffnung der innerdeutschen Grenze.

Der Befehl lautete: „Öffnung der Grenze zwischen Ellrich und Walkenried!“

Und glauben Sie mir, keiner der damaligen Soldaten konnte das auch nur ansatzweise begreifen. Der Befehl der Grenzöffnung wurde ausgeführt, um 19.34 Uhr wurde das erste Zaunfeld entfernt. Nach dem Fall der Grenze spielten sich hier, ja genau hier an diesem Ort unbeschreibliche Szenen ab. Die Menschen lagen sich in den Armen, weinten vor Glück, Familien über Jahrzehnte getrennt fanden wieder zueinander.

Und auch die Zeit danach bis zum 03. Oktober 1990 war für mich eine bewegende Zeit, schließlich bestand meine Aufgabe während meiner gesamten Zeit bei der Armee in der Grenzkompanie Klettenberg ausschließlich darin, die unmenschlichen Grenzan­lagen zwischen Ost und West, zwischen den Landkreisen Osterode und Nordhausen abzu­bauen. Eine Zeit die sicher nicht nur mir ewig in Erinnerung bleiben wird.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Vor 25 Jahren dachte ich bei der Öffnung der Grenze zwischen Walkenried und Ellrich mit keiner Silbe daran, dass ich heute, 25 Jahre danach, als Bürgermeister der Stadt Ellrich hier zu Ihnen sprechen darf, hier mit Ihnen gemeinsam die friedliche Wiedervereinigung feiern kann und das mittlerweile sich hier die Bürgerinnen und Bürger aus Walkenried und Ellrich das 25. Mal treffen.

Ein solches Treffen, welches auch noch am Tag der deutschen Einheit stattfindet, ist einmalig in der heutigen Bundesrepublik, ist mittlerweile eine Tradition geworden, die es zu bewahren gilt.

Bevor wir nun zum gemütlichen Teil unseres Rotbuchenfestes übergehen sei es mir gestattet, sie noch auf 2 Termine hinzuweisen.

Anlässlich des 25. Jahrestages der Grenzöffnung wird am Samstag, den 08.11.2014 ein Bahnhofsfest und Tag der offenen Tür der Stadtfeuerwehr Ellrich stattfinden zu dem unter anderem die Taufe eines Regionalzuges der Deutschen Bahn auf den Namen Stadt Ellrich vorgesehen ist.

Und auch an dem Tag der Tage, am 11.11.2014, 19.00 Uhr werden wir vom Lindenhof wie vor 25 Jahren (und dieses mal auch ich) in Richtung der ehemaligen innerdeutsche Grenze ziehen und um 19.34 Uhr am vor 5 Jahren errichteten Gedenkstein der Rotbuche mit den Walkenriedern zusammen zu treffen, um im Rahmen einer Schweigeminute an die friedliche Grenzöffnung zu gedenken.

Dann soll es wie vor 25 Jahren in das Freizeitzentrum nach Walkenried gehen, wo ein angeregter Austausch hoffentlich unter auch hoher Beteiligung der jüngeren Generation in gemütlicher Atmosphäre erfolgen soll. Dazu lade ich Sie, auch im Namen meines geschätzten Kollegen Samtge­meindebürgermeister Dieter Haberland, schon heute recht herzlich ein.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

Mit der friedlichen Revolution der Ostdeutschen 1989, deren Worte „Wir sind das Volk“ noch heute in meinen Ohren hallen und mit dem 3. Oktober 1990 ist Wesentliches, für viele heute Selbstverständ­liches erreicht worden: Einigkeit und Recht und Freiheit. Aus diesem Bekenntnis unserer Nationalhymne, in einem Land, das mehr als vierzig Jahre lang geteilt war, wo Freiheit, Demokratie und Menschen­rechte Millionen Menschen über Jahrzehnte verweigert worden waren, sind Gestaltungsprinzipien eines wiedervereinigten Deutschlands geworden. Lassen Sie uns nun gemeinsam die Nationalhymne singen und anschließend den Tag der deutschen Einheit und unser 25. Rotbuchenfest feiern.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

(es gilt das gesprochene Wort)

Matthias Ehrhold, Bürgermeister
Autor: red

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