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Mo, 19:28 Uhr
01.09.2014

nnz-doku: Erinnerung aus Kriegsausbruch

An der Stele vor dem Nordhäuser Rathaus ist heute an den Ausbruch des zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren erinnert worden. Die Rede von Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh in unserer doku-Reihe...


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Nordhäuserinnen und Nordhäuser,

es begann mit einer großen Lüge, an deren Ende der Tod von 50 Millionen Menschen stand. „Polen will den Krieg. Insurgentenüberfall auf den Sender Gleiwitz. Feuer auf Deutsche Feldwache. Der deutsche Gegenschlag.“, so titeln die Nordhäuser Ausgabe der Thüringer Gauzeitung am Freitag, dem 1. September 1939 und in den Folgetagen. Deutschland hatte mit einem feigen Überfall auf Polen einen der schlimmsten Kriege der Menschheitsgeschichte vom Zaun gebrochen.

Am Ende seiner Herrschaft hauste Adolf Hitler im Schutz meterdicker Stahlbetonwände in seinem Bunker tief unter der Berliner Reichskanzlei. Hier klagte er, das deutsche Volk habe sich seiner "als nicht würdig erwiesen". Hier gestand er unter Tränen: "Der Krieg ist verloren." Handlanger feierten dort Orgien, der Führer heiratete Eva Braun und beging dann mit ihr feigen Selbstmord, das Ehepaar Goebbels brachte seine Kinder um und tötete sich danach selbst. Was bleib: Das einst herrliche Deutschland in Trümmern, Tränen der Mütter, die ihre Söhne als Soldaten verloren hatten, Tausende von Kindern, deren Eltern tot in den Trümmern lagen.

Wir müssen klar aussprechen: Deutschland hatte das Schwert gezogen, damals vor 75 Jahren. Noch am 1. September 1939 hatte die deutsche Luftwaffe die polnische Stadt Wielun dem Erdboden gleich gemacht. Warschau und Belgrad; Coventry und Rotterdam, London und Stalingrad – und das spanische Guernica - sind Städte, denen wir uns heute besonders nah fühlen müssen, weil sie ein tragisches Schicksal mit uns teilen: Auch sie wurden mit Bomben zu großen Teilen – oder ganz – ausradiert. Denn lange bevor am Himmel über Deutschland und damit auch in Nordhausen die alliierten Flugzeuge auftauchten, hatten deutsche Bomber in diesen Städten in ganz Europa 100.000 Menschen das Leben genommen.

Wir müssen uns eingestehen: Es war der Sportpalast in Deutschlands Hauptstadt Berlin, in dem Goebbels die Menschen aufpeitsche mit seiner Frage: „Wollt Ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?“ Diese Frage und vor allem das tausendfache „Ja!“ der Antwort, das den Sportpalast erbeben ließ, wurde in Washington, London, Paris Moskau wohl gehört. Jene, die damals im Februar 1943 jubelten, wussten nicht, was ihre Antwort einst bedeuten würde – Nordhausen hatte es 24 Monate, in den Tagen des 3. und 4. April 1945 schmerzhaft zu spüren bekommen, als die Menschen verbrannten.

Gerade heute – 75 Jahre nach dem Ausbruch des 2. Weltkriegs und 100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkriegs - sollten wir dankbar sein, dankbar sein für dass, was uns wie eine Selbstverständlichkeit erscheint: Frieden. Wir sollten um so mehr dankbar dafür sein, als in diesen Tagen wieder die Welle des Krieges ganze Regionen und Menschen unter sich begräbt, im Nahen Osten, in der Ukraine, und bei den furchtbarsten aller Kriegen: den Bürgerkriegen unter anderem in Syrien und dem Irak.

Hunderttausende von Menschen sind in diesen Tagen auf der Flucht, müssen Todesangst erleiden, haben Familienmitglieder verloren. Lassen sie uns in dieser Stunde ihrer gedenken – in Dankbarkeit und Wachsamkeit.
Autor: red

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