eic kyf msh nnz uhz tv nt
Di, 07:11 Uhr
22.07.2014

Schätze in Görsbachs „Grünem Gewölbe“

Dresden hat sein weltbekanntes „Grüne Gewölbe“. Auch das Aue-Dorf Görsbach kann damit aufwarten. Nur regional bekannt, birgt das Museum von Dietmar und Edith Junker, das sie ihr „Grünes Gewölbe“der Farbe wegen nennen, Gegenstände,die jüngere Generationen nur noch vom Hörensagen können. Kurt Frank hat es besucht...


Görsbach. Man sollte auf dem Lande aufgewachsen und von der älteren Generation sein, um nur einige der Fundstücke, die sich dem Betrachter darbieten, erkennen und deuten zu können. „567 sind es insgesamt“, sagt der Hausherr. Es könnten auch ein paar mehr sein, fügt er zugleich an.

Anzeige symplr
Wohin man im ehemaligen und museumsgerecht umgebauten Schweinestall auch blickt – was sich da an der Decke befindet, an den Wänden hängt, auf dem Fußboden liegt oder sonst wie zu sehen ist, verkörpert einen hohen ideellen, aber auch materiellen Wert. Vor allem aber eine Sammlerleidenschaft, von der man besessen sein muss.

Vielleicht fing alles mit einer Lampe an, die verstaubt im Kohlenkeller der Eltern hing. Ihrer Form wegen rettete sie Edith als zehnjähriges Mädchen vor der Vernichtung. Sorgfältig geputzt, kamen Blümchen und rote Rosen zum Vorschein. Den alten Fernseher der Eltern und den Kinderwagen, in dem sie schon als Baby lag, hatten es ihr ebenfalls angetan. Alles bekam einen Ehrenplatz im „Grünen Gewölbe“.

Gleichermaßen ist Ehemann Dietmar infiziert. Einen alten eisernen Ofen holte er aus dem Gebüsch, einen weiblichen Torso mit Slip aus der Helme. Eine uralte Trockenhaube fischte er aus dem Sperrmüll des Nachbarn, mächtige uralte Holzwalzen zog er irgendwo aus dem Gelände an Land. Eine Musikanlage mit Plattenspieler, heute wieder funktionstüchtig, holte er aus dem Keller eines Bekannten.

Das Bügeleisen von Ediths Großvater Otto Schneider ist ein Unikat. Der Schneidermeister muss ein kräftiger Mann gewesen sein. Das Hantieren mit dem wuchtigen Stück erforderte Muskeln. Das eiserne Schwergewicht beschickte man mit Glut. Am hinteren Ende befindet sich eine Art Auspuff, aus dem der Rauch entwich.

Das Gebetbuch von Oma Anna Föllmer datiert aus dem Jahre 1886. Das älteste Stück, ein Zinnteller, trägt eingraviert die Jahreszahl 1806. Hutschachteln, Arztkoffer, eine Schreibmaschine „Olivetti“, eine mächtige Eichenbank, die zunächst als Abstelle für Mehl- und Zuckersäcke gedient haben soll und später dem Schlachter; Spinnrad, Wäschemangel „Miele“, ein Schweinetrog aus Sandstein, ein Zuckersack aus Kuba, ein weiterer aus Yokohama, ein Waggon-Puffer und ein ausgedienter Hydrant sind nur eine kleine Auswahl der Sammelleidenschaft des Ehepaares Dietmar und Edith Junker.

Dietmar Junker, der als Lagerist arbeitete, ist erfinderisch, bastelt, experimentiert und werkelt gern. Hinterm Biertresen befindet sich ein Telefon, funktionstüchtig, aus dem Jahre 1919. Dann ist da auch eine Kuh-Tränke zur Selbstbedienung. Stößt die Kuh mit dem Maul gegen einen flachen Hebel, erhält sie das kostbare Nass. Jetzt erschallt das Brüllen des Tieres, wenn man gegen den Hebel drückt.

Dietmar und Edith, die studierte Lehrerin, wollen weiter sammeln, der interessierten Nachwelt erhalten, wie sich in alten Zeiten das Leben, vorwiegend auf dem Lande, so abspielte. Was für den einen oder anderen wertloses Zeug sein mag, sind für das Ehepaar Zeugnisse der Geschichte.

Ihren 60. Geburtstag 2015 wollen die Junkers in ihrem „Grünen Gewölbe“ gehörig feiern. 2001 weihten sie es feierlich ein. Nach zweijährigem Um-und Ausbau war aus dem ehemaligen Schweinestall ihr Museum geworden. Man muss es gesehen haben. Nicht zuletzt die Wandbilder von Dietmars Opa Richard Junker, die er 1922 malte. „Brockenblick“ nennt sich das eine, das andere zeigt das Obertor im Ort.
Wäscherolle, Spinnrad, Trockenhaube,Hydrant, Amboss, Waage und Zinkwanne aus dem vorigen Jahrhundert gehören zum Fundus des „Grünen Gewölbes“. (Foto: Kurt Frank)
In diesem Kinderwagen hat Edith Junker schon als Baby gelegen. Er bekam einen Ehrenplatz  im Museum des Ehepaares. Sie hält ihn in Ehren.  (Foto: Kurt Frank)
Dietmar Junker hintern Biertresen am Telefon. Ein uraltes Stück aus dem 1919. Noch heute ist es dank des 59-Jährigen noch voll funktionstüchtig.  (Foto: Kurt Frank)
Dieses Bügeleisen ist ein Unikat. Einst handhabte es Ediths Großvater, der Schneidermeister Otto Schneider. Mit Glut beheizt hatte es einen „Auspuff“, aus dem der Rauch entwich. (Foto: Kurt Frank)
Diesen eisernen Ofen holte Dietmar Junker aus dem Gebüsch. Leider ist sein Alter nicht genau bekannt. Er gehört nicht zum alten Eisen, ist gebrauchsfähig. (Foto: Kurt Frank)
Wie vieles andere auch ist diese Schreibmaschine „Olivetti“ auch heute noch zu gebrauchen. Vor vielen Jahrzehnten tat sie einmal Tag für Tag ihre guten Dienste (Foto: Kurt Frank)
Diese Wandbilder malte 1922 Richard Junker, der Großvater des heutigen Hausherren Dietmar Junker. „Brockenblick“ das eine, das andere zeigt das Obertor im Ort. (Foto: Kurt Frank)
Ein Blick in das Museum lässt die Vielzahl der Gegenstände erahnen, die Dietmar und Edith Junker im Lauf vieler Jahre zusammengetragen haben. (Foto: Kurt Frank)
Uralt ist diese Ziehharmonika, im Volksmund auch Zerwanst oder Quetschkommode genannt. Wer sie einst zu feierlichen Anlässen bediente, ist nicht bekannt.  (Foto: Kurt Frank)
Autor: red

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr