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Sa, 09:03 Uhr
26.04.2014

Digitale Avantgarde

Ein besonderes Kunstevent fand gestern im Tabakspeicher, den Partnerstädten Ostrow und Bochum sowie dem österreichischem Steyr statt. Was die digitale Avantgarde getan hat, konnte die nnz beobachten...

Die Generalprobe am Nachmittag ist gut verlaufen, die technischen Tücken hat man leidlich im Griff und die Verbindungen stehen. Es wird ein besonderer Abend werden, den der Tabakspeicher so noch nicht erlebt hat. Vier Künstler wollen den Beweis antreten, das Tablet PC's nicht nur nette Spielzeuge sind, sondern auch Medium für Kunstschaffende sein können.

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Der Nordhäuser Grafikdesigner Andreas Hillmann und der Bochumer Künstler Thomas Zehnter, der das Event maßgeblich vorangetrieben hat, halten im Tabakspeicher die Stellung. Piotr Lopatka, der mit Digitalkunst schon internationale Preise gewonnen hat, wartet in Ostrow Wiekopolski darauf das es losgeht und Manfred Schreiber, eigentlich Spezialist für Kaleidoskopfotografik, sitzt im Österreichischem Steyr vor dem Computer.

Der Plan ist, das jeder ein Motiv seiner Heimatstadt fotografiert und am Tablet künstlerisch bearbeitet. Nach 10 bis 15 Minuten wird das Bild via Internet weitergereicht.

In Ostrow und Nordhausen begrüßen sich die von den technischen Möglichkeiten sichtlich begeisterten Stadtoberhäupter und loben das gemeinsame Kunstevent. Dann geht es endlich los. Zehnter macht den Anfang. Aus einer Panoramaaufnahme der Bochumer Skyline wird buchstäblich im Handstreich ein Gemälde. Das sieht an sich schon schick aus, auch wenn der Verfremdungseffekt noch nicht sehr hoch ist. Abspeichern, Wegschicken. Danach macht sich Grafikdesigner Hillmann daran, den Roland einen neuen Anstrich zu verpassen. Ostrow bearbeitet eine Luftbildaufnahme der Stadt, Steyr zeigt seine Altstadt am malerischem Fluss.

Digitale Kunst (Foto: Andreas Hillman, Thomas Zehnter, Piotr Lopatka, Manfred Schreiber) Digitale Kunst (Foto: Andreas Hillman, Thomas Zehnter, Piotr Lopatka, Manfred Schreiber)

Während die Bilder im Laufe des Abends durch die Hände bzw. über die Tablets der Künstler wandeln, werden sie zum Teil krass ummodelliert. Das Luftbild Ostrows explodiert in einem rotgrünem Kaleidoskop, über Bochum tummeln sich Seemonster, der Roland bekommt einen kleinen Bruder und der Himmel über Steyr färbt sich violett.

Zehnter und Hillmann erklären beständig, was sie gerade machen und das Publikum folgt dem Geschehenen auf der Videoleinwand. Mal ist es still, mal kommen Fragen und Anregungen aus der Menge.

Thomas Zehnter ist quer durchs Land gereist, um das ambitionierte Event zu realisieren. Er malt schon digital, seit das erste I-Phone auf den Markt kam, ist inzwischen Dozent für Computermalerei und hat ein Buch zum Thema geschrieben. Auch das ist selbstverständlich digital und interaktiv. "Die Akzeptanz für das was wir hier tun, ist in der Kunstszene eher gering" sagt der Bochumer. "Es ist ein wenig wie damals mit der Fotografie, denke ich. Die Leute denken man würde ja nur auf einen Knopf drücken und den Rest macht die Maschine. Dabei sieht man am Ende einfach nicht, wieviel Handarbeit tatsächlich in den Bildern steckt" erzählt Zehnter.

Thomas Zehnter, Jürgen Rennebach, Andreas Hillmann (Foto: Angelo Glashagel) Thomas Zehnter, Jürgen Rennebach, Andreas Hillmann (Foto: Angelo Glashagel)

250 Mal-, Zeichen-, und Fotoprogramme, "Apps" genannt, hat Zehnter auf seinem Ipad. Am Ende sei das billiger als ein einziges proffessionelles Programm wie Photoshop zu kaufen, das mit weit über 1500 Euro zu Buche schlagen kann. Die Kleinprogramme würden selten mehr als drei Euro kosten. Den Überblick zu behalten und zu wissen, welche App was kann, brauche aber einige Zeit, erzählt Zehnter.

Für Zehnter und seine Kollegen war der gestrige Abend der erste Versuch, eines länderübergreifenden Kunstevents. Einen Abend zu organisieren, den mannigfaltige technische Probleme hätten plagen können, sei eine aufwendige Sache, für die man auch Mut brauche, sagte der Leiter des Museums Jürgen Rennebach. Aber es sei bestimmt nicht das letze Mal, das man so etwas mache.

Tatsächlich kommt auch das gute alte Telefon (natürlich Smart) immer mal zum Einsatz und der Abend war am Ende vielleicht ein bisschen lang. Aber die Endergebnisse können sich sehen lassen. In den nächsten Wochen sollen die Bilder auf der Website der Stadt zu sehen sein und später auch verkauft werden. Für nnz-Leser gibt es allerdings schon heute eine kleine Galerie mit Eindrücken vom Abend.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Mandi
26.04.2014, 21.09 Uhr
iPad over Europe
Sehr geehrte Damen und Herren,

ich war der Teilnehmer aus Österreich. Ich möchte ein großes DANKE an Thomas Zehnter aussprechen. Er ist mein Mentor in Sachen iPadmalerei. Durch seine Begeisterung hat er in mir das Feuer für diese ART v. Kunst geweckt. Was sich hier in BEWEGUNG gesetzt hat, wird für viele MENSCHEN Anstoß für ein KÜNSTLERisches Leben sein. Ich (66) sage Allen danke, die dabei waren.

Herzlichst
Manfred Schreiber
Berührungskomponist
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