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Di, 10:34 Uhr
19.11.2013

Nachhaltigkeit mit Tradition

Wer da glaubt, der Begriff der Nachhaltigkeit sei ein aktuell-politisches Modewort, der irrt und konnte am Vormittag in den Wäldern bei Rothesütte eines Besseren belehrt werden...

300 Eichen werden hier bis 2015 gepflanzt (Foto: nnz) 300 Eichen werden hier bis 2015 gepflanzt (Foto: nnz)

Im 300. ,,Jahr der Nachhaltigkeit" veranlasste das Forstamt Bleicherode-Südharz die Pflanzung von 300 Eichen im Forstrevier Rothesütte. Entlang des Ehrenbergweges vom ehemaligen Erholungsheim nahe Rothesütte über die Fütterung und das "Interhotel" bis hinunter ins Kalte Tal schlängelt sich die zukünftige Eichenallee.

Im ersten Schritt sollen dieses Jahr 100 Eichen gepflanzt werden, weitere 100 im Nächsten. 2015 wird die ,,Allee der Nachhaltigkeit" vollendet sein. Begeistert von der Idee eine Eichenallee in seinem Revier zu etablieren, begann der Revierförster Jürgen Schmeißer engagiert mit der Suche geeigneter Stellen.

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Hierbei achtete er auf eine ästhetisch ansprechende Verteilung und Ausrichtung der einzelnen Pflanzplätze. Im Anschluss wurde die Entbuschung und Fällung einzelner Fichten veranlasst, um den Eichenschößlingen genügend Licht zu bieten. Währenddessen worden die benötigten 100 Einzelschützer in mühevoller Handarbeit im Netzkater, der forstamtseigenen Ausbildungsstätte, angefertigt.

Unter Anleitung der Forstwirtschaftsmeister pflanzten die auszubildenden Forstwirte nach und nach eine ansprechende Eichenallee. Gegen Verbiss und Schäle des Rotwildes gut geschützt im "Holzkäfig" und weit genug entfernt vom vorbeidonnernden Schneepflug sind die jungen Bäume für eine nachhaltige Zukunft gewappnet.
Wildschützer werden vor Ort aufgebaut (Foto: nnz)
Neuanpflanzung (Foto: nnz)
Eichen pflanzen (Foto: nnz)
Für den Landtagsabgeordneten Egon Primas ist diese Aktion auch Ausdruck, dass der neu gegründete Thüringen-Forst keineswegs nur die Wirtschaftlichkeit des Waldes im Auge habe, sondern sich zunehmend auch der Pflege und dem touristischen Aspekt widme. Das, was hier auf den Weg gebracht wurde, ist Primas zufolge auch Ausdruck der drei Säulen der Nachhaltigkeit - Ökonomie, Ökologie und Soziales.

Eine bedeutende Baumart

Die Eiche gilt wegen ihrer Größe und Langlebigkeit als "die Herrscherin des Waldes". Neben der Bedeutung der Treue sagt man der Eiche nach, dass sie allen ehrlichen und mutigen Menschen Schutz und Gastfreundschaft bietet. Der in der germanischen Kultur als heilig verehrte Baum steht auch für Kraft und Beständigkeit.

Die hier gepflanzten seltenen Traubeneichen kommen auf trockenen bis frischen, mittel- bis tiefgründigen Stein- und Lehmböden vor. Sie tolerieren auch schlecht nährstoffversorgte Standorte. Bei der Nutzung ergaben sich vielfältige Möglichkeiten durch Gewinnung von Gerberlohe aus ihrer Rinde, so war man in der Lage Lederwaren haltbar und strapazierfähig zu machen.

Nebenprodukte aus Gerbstoffen wurden in der frühen Pharmakologie eingesetzt. Durch ihr dauerhaftes Holzes ergeben sich nach wie vor vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Innenausbau für Treppen und Fußböden, der Möbel- und Autoindustrie, Wasserbau, für Masten, Schwellen und Pfähle. Die besten Furniereichen erzielen zurzeit Höchstpreise auf heimischen Wertholzsubmissionen.

Die Eichenallee soll nicht nur den Erholungssuchenden einen ästhetischen Anblick liefern und zum Verweilen einladen, sie dient vorrangig als Mastbaum zur Bereicherung des Äsungsangebotes von Rot-, Muffel-, Reh- und Schwarzwild.

Der Schöpfer der Nachhaltigkeit

Als einer der bedeutendsten Begründer für eine geregelte deutsche Forstwirtschaft gilt Hans Carl von Carlowitz. Als Leiter des sächsischen Oberbergamtes verfasste er 1713 mit der Sylvicultura oeconomica die erste geschlossene Abhandlung zur forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeit.

Seiner Zeit weit voraus, erkannte er früh die Anzeichen einer bevorstehenden Energiekrise. Das bergbaulich stark genutzte Erzgebirge, eines der damals größten Montanreviere Europas mit seinen unzähligen Erzgruben und Schmelzhütten, musste mit riesigen Holzmengen versorgt werden. Hinzu kam das rasante Bevölkerungs- und Städtewachstum, was letztendlich zu einer anhaltenden Holznot führte.

Die bis dato einzigen Energiequellen, Holz und Holzkohle wurden zur Mangelware. In seinem Buch Sylvicultura oeconomica fasste von Carlowitz das durch den Dreißigjährigen Krieg verringerte forstliche Wissen sowie eigene Kenntnisse und Erfahrungen zusammen und schrieb erstmals den Nachhaltigkeitsgedanken nieder. Seine Grundidee war, dass immer nur so viel Holz geschlagen werde soll, wie durch planmäßiges Aufforsten nachwachsen kann. Weiterhin sprach er vom respektvollen und "pfleglichen" mit der Natur und ihren Rohstoffen und kritisierte den auf kurzfristigen Gewinn ausgelegten Raubbau der Wälder.

Im 20. Jahrhundert erweiterte man den rein auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit ausgerichteten Begriff um die Bereiche Ökologie und Soziales. Diese drei Säulen sind heutzutage als Einheit und von gleicher Wertigkeit zu sehen. "Zentrale Schwerpunkte sind die dauerhafte Erhaltung der biologischen Vielfalt und eine ganzheitliche Betrachtung aller Tätigkeiten im Walde", erläutert Forstamtsleiter Brüggemann und verweist zugleich auf die sich daraus ergebende Verantwortung für die Naturgüter zukünftiger Generationen.
Autor: red

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