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Do, 07:29 Uhr
02.05.2013

nnz-exklusiv: Küchen-Geschichten

Schulküchen hießen sie irgendwann einmal, jetzt nennt man sie Hauswirtschaftsräume. In Nordhausen wurde in den zurückliegenden Jahren viel Wert gelegt, dass Schulen auch modernste Küchen erhalten. Aber: wird auch überall gekocht...

Pompöse Ausstattung im Regenbodenhaus (Foto: nnz) Pompöse Ausstattung im Regenbodenhaus (Foto: nnz)

Man schreibt das Jahr 2004. Wir alle kennen diesen stadtgeschichtlichen Meilenstein als das Jahr der Landesgartenschau. Zentraler Ort sollte der Petersberg sein. Und die Schule, die seinen Namen trägt, wurde umfangreich saniert, erhielt ein Atrium und im Keller einen Hauswirtschaftsraum mit Küche. Gekostet hatte das Keller-Küchen-Projekt damals 60.000 Euro.

Die scheinen gut angelegt zu sein, denn Schulleiterin Sabine Schröder muss einen Plan der Nutzung machen, so begehrt sind die Räumlichkeiten. Kein Wunder auch, denn Sozial- und Hauswirtschaft ist an der Petersbergschule ein Wahlpflichtfach. Weitere Nutzer sind die Schulklassen, die Fächer übergreifende Projekte angehen. An der Schule gibt es zudem eine Arbeitsgemeinschaft "Kochen" und Sabine Schröder selbst veranstaltet in der "Schulküche" Lehrerfortbildungen zum Basenfasten.

Kommen wir zur Küche in der Lessing-Regelschule. Sie ist nicht nur neuer, sondern mit 200.000 Euro auch mehr als dreimal so preisintensiv wie die auf dem Petersberg. Im Rahmen der Schulsanierung wurde die Küche, die auch hier Hauswirtschaftsraum genannt werden soll, im Jahr 2010 fertiggestellt. Eine erste Vision der damaligen Oberbürgermeisterin, im Keller der Schule Essen zu kochen und auszuliefern, wurde wieder zurückgezogen. Gegen den erbitterten Widerstand einer damaligen Amtsleiterin, die jetzt museale Aufgaben erfüllt.

Willi Prenzel, der Schulleiter, weiß zu berichten, dass das Konzept, so wie es die Schule wollte, von den Schülern sehr angenommen wird. Auch hier ist Hauswirtschaft ein Wahlpflichtfach und da der Hauswirtschaftsraum auch mit Waschmaschine und Trockner ausgestattet ist, werden die Trikots und Dresse der Schulmannschaften auch in der Schule gewaschen - von den Schülerinnen und Schülern, mit Unterstützung einer Bürgerarbeiterin.

Kommen wir zur Krönung des schulischen Küchenwesens: der Küche im Regenbogenhaus in Nordhausen-Ost. Im vergangenen Jahr konnte das Haus noch rechtzeitig vor Ablauf der Amtszeit von Barbara Rinke übergeben werden. Samt einer High-Tec-Küche, die insgesamt 322.000 Euro gekostet hat. Und dieses Prachtstück wollte sich die nnz nun mal genauer ansehen:

In einem Statement der Stadtverwaltung wird vom Hauswirtschaftsunterricht der benachbarten Regelschule gesprochen und von Projekten, die das "Regenbogenhaus" selbst veranstaltet. Bei unserem Besuch in der vergangenen Woche wurde gerade das Schulessen ausgegeben. Das aber kommt nicht aus der 322.000-Euro-Küche, sondern aus einer Großküche in Nordhausen.

Mit einem Lastenaufzug fahren wir dann virtuell in den Keller, dort wo Chrom und Edelstahl zu Hause sind. Und Technik vom Aller-Feinsten. Nur: das sieht irgendwie alles so neu aus, wie vor einem Jahr. Kein Wunder, denn in der Regelschule weiß man nichts von Hauswirtschaft als Unterrichtsfach. Höchstens mal von einem Projekt, das sich mit Kochen beschäftigt - vor Weihnachten zum Beispiel.

Ach ja, da ist ja das Regenbogenhaus, das einst mal Kinderhaus hieß. Da gibt es doch bestimmt jede Menge kochinteressierter Kinder? Gibt es - um genau zu sein: drei bis vier, die innerhalb einer Arbeitsgemeinschaft ab und an mal kochen und das Gekochte verspeisen. Die Kids sollten aber schon etwas größer sein, denn die Geräte dort sind riesig.
Tolle Technik im Regenbogenhaus - nur wird sie nicht genutzt (Foto: nnz)
Zwölf Gläser Apfelmus im Kühlhaus (Foto: nnz)
Schokohäschen im Kühlhause (Foto: nnz)
Den riesigsten Eindruck jedoch hinterlassen die ebenfalls riesigen Kühlräume. Sie würden jeder mittelgroßen Fleischerei gut zu Gesicht stehen, im "Regenbogenhaus" dienen sie als Aufbewahrungsort für zwei Kartons mit Schoko-Osterhasen und zwölf Apfelmusgläsern, wie wir mit der kleinen Bildergalerie festhalten konnten.

Spätestens hier stellt sich die Frage nach dem "behutsamen" Umgang mit unser aller Geld. Nicht nur hinsichtlich der Anschaffung, sondern auch der Betriebskosten, denn alle Kühlräume werden weiter gekühlt, obwohl deren Inhalte bequem in ein Fach eines normalen Haushaltskühlschrankes gepasst hätten.

Ach ja: Alle Schulen erhalten das Mittagessen nicht etwa aus den jeweiligen Schulküchen, sondern von unterschiedlichen Großversorgern.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
Snoopy2001
02.05.2013, 08.30 Uhr
Ohne Worte..
..es würde bestimmt einige arbeitslose Köche und Köchinnen im Landkreis zu finden sein die für unsere Kinder in diesen schönen Küchen gern kochen würden. Stattdessen wird Massenfraß den Kindern jeden Tag vorgesetzt mit schön vielen E´s und bloß keinen frischen Gemüse vom heimischen Markt, damit es auch schön günstig bleibt, da dies der Landkreis ebenfalls nicht subventionieren kann. Das Geld wird ja auch viel dringender für die vielen Menschen benötigt, die keine Lust haben jeden Tag auf Arbeit zu gehen.

Wo soll das alles noch hin führen? Überall wo es sinnlos ist, wird das Geld zum Fenster raus geschmissen, und wo es wichtig wäre fehlt es plötzlich. Leider ist die Ansicht der Prioritätensetzung sehr subjektiv. Man kann natürlich froh sein, das erstmal überhaupt Geld in diese Schulen gesteckt wurde.

Auf anderen Schulen werden verschimmelte Leihbücher ausgegeben (wenn überhaupt noch genug Geld für Bücher zur Verfügung steht) und auf die Sanitärräume traut man sich kaum zu gehen. Da kann einen schon mal schlecht werden, angesichts dieser Fehlinvestitionen. Manche Schüler würden sich schon über neue Toilettenbrillen freuen...traurig..
Nörgler
02.05.2013, 19.01 Uhr
Erhöhungen
Da werden die Eintrittspreise fürs Badehaus, die Fahrpreise bei der Straßenbahn , die Hundesteuer ...erhöht und andersweitig wird großspurig Geld für Großküchen ausgegeben, die anscheint keiner wirklich braucht. Mit dem Geld anderer lässt sich gut wirtschaften. Aber was solls, es trägt ja sowieso keiner die Verantwortung. Also Augen zu und durch. Es werden ja schon die nächsten Großprojekte angesteuert...
Thomas Fichtner
02.05.2013, 19.38 Uhr
Sehr schön!
An diesem Nachhaken sollte sich die Print-Presse mal ein Beispiel nehmen! Und das Allerschlimmste: Die Aggregate laufen, obwohl sie nicht gebraucht werden!

IRRE!

Das der ganze Wärmehaushalt dieses Gebäudes eigentlich auf den Betrieb mit der Küche angepasst wurde und dafür Wärmerückgewinnungssysteme etc. auf dem Dach installiert wurden, um deutlich Heizkosten zu sparen wäre auch noch zu erwähnen...
H.Buntfuß
02.05.2013, 20.06 Uhr
Wirtschaftlichkeit
Wozu haben wir eigentlich so hochkarätige Politiker, wie sie sich ja gerne sehen, wenn alles was angehen zu einem Skandal wird.

Hier hilft doch nur eins, wir schaffen die ganzen Politiker ab und ersetzen sie durch anständige Fachkräfte, aber an denen haben wir ja enormen Mangel, wie gut für unsere Politiker, so dürfen sie weiter pfuschen.
Schnell
06.05.2013, 08.41 Uhr
Rinke & Co .ließen noch mal die Korken knallen ...
... und die Nachfolger müssen aufräumen und die Zeche zahlen, sowie natürlich wir Steuerzahler. Das ist bei den Küchen so, das ist bei der Kulturbibliothek so. Hunderttausende für das Abschiedsrolandsfest von Frau Rinke ...Und das ist absurd.

So werden wir Denkmäler haben für deren Unterhalt und Benutzung kein Geld mehr da sein wird weil alles im Gebäude steckt. Das Nachsehen haben die Nutzer. Und das ist das genaue Gegenteil von der von Rinke und Co so oft gepriesenen Nachhaltigkeit. Und der Gipfel ist die Gründung eines Fördervereins für die Kultur in der Stadt! Das ist zynisch.

Stoppt wenigstens den Feuerwehrneubau, die Folgekosten werden immens sein.

Und legt die parteipolitischen Verflechtungen und über die letzten Jahre geschaffenen personallen Abhängigkeiten offen! Nordhausen braucht den Neuanfang.
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